AMD Ryzen 7 5800X3D im Test: Leistungsaufnahme, Temperatur und (kein) Overclocking
3/4ComputerBase ermittelt die Leistungsaufnahme stets in verschiedenen Szenarien. Dabei werden leichte und hohe Lasten sowohl für das gesamte Testsystem als auch zum Teil nur für den Prozessor (Package-Power) selbst dargestellt. Alle Stromspar-Modi sind wie üblich immer aktiviert, daran hängt heutzutage zu einem großen Teil auch der Turbo-Modus.
Die Leistungsaufnahme in Spielen
Bei einer für Spiele prädestinierten CPU interessiert natürlich auch die Leistung, die dafür aufgewendet werden muss. Hier staunte die Redaktion ebenfalls nicht schlecht, erwartete sie doch nach dem Desaster mit dem Intel Core i9-12900KS (Test) keine Verbesserung, sondern eher einen Aufschlag durch den größeren L3-Cache. Doch weit gefehlt, denn auf zwei unterschiedlichen Mainboards (einmal für diesen Test, einmal für den parallel erschienenen Artikel Gaming-Benchmarks: Ryzen 7 5800X3D vs. 5800X, Core i9-12900K und 12900KS) ergab sich dasselbe Bild: Sowohl auf einem Mainboard von Asus als auch auf einem von MSI mit jeweils identischem BIOS verbraucht der Ryzen 7 5800X3D in Spielen signifikant weniger als der Ryzen 7 5800X.
Spiel | Intel Core i9-12900K (Durchschnitt/Maximal) |
Intel Core i9-12900KS (Durchschnitt/Maximal) |
AMD Ryzen 7 5800X (Durchschnitt/Maximal) |
AMD Ryzen 7 5800X3D (Durchschnitt/Maximal) |
---|---|---|---|---|
mit Nvidia GeForce RTX 3080 FE | ||||
Battlefield V | 87 W / 95 W | 152 W / 171 W | 91 W / 103 W | 66 W / 67 W |
Borderlands 3 | 89 W / 101 W | 121 W / 133 W | 82 W / 92 W | 74 W / 75 W |
F1 2020 | 92 W / 109 W | 119 W / 129 W | 86 W / 94 W | 53 W / 56 W |
Gears Tactics | 94 W / 96 W | 132 W / 136 W | 82 W / 88 W | 57 W / 59 W |
Kingdom Come | 103 W / 122 W | 140 W / 198 W | 90 W / 99 W | 57 W / 60 W |
Metro Exodus | 98 W / 100 W | 134 W / 137 W | 80 W / 84 W | 69 W / 70 W |
Red Dead Redemption 2 | 114 W / 124 W | 165 W / 175 W | 93 W / 97 W | 52 W / 56 W |
Star Wars | 101 W / 113 W | 126 W / 152 W | 91 W / 96 W | 56 W / 58 W |
Valorant | 106 W / 116 W | 150 W / 156 W | 92 W / 100 W | 63 W / 65 W |
Ø | 98/108 Watt | 138/154 Watt | 87/95 Watt | 61/63 Watt |
mit Nvidia GeForce RTX 3090 Ti OC | ||||
Age of Empires IV | 62 W / 64 Watt | 94 W / 97 Watt | 66 W / 70 Watt | 42 W / 61 Watt |
Battlefield 2042 | 108 W / 120 Watt | 153 W / 162 Watt | 86 W / 95 Watt | 57 W / 64 Watt |
CoD: Vanguard | 110 W / 124 Watt | 154 W / 169 Watt | 92 W / 96 Watt | 66 W / 72 Watt |
Cyberpunk 2077 | 133 W / 141 Watt | 191 W / 203 Watt | 84 W / 88 Watt | 59 W / 63 Watt |
Death Stranding | 135 W / 145 Watt | 199 W / 205 Watt | 84 W / 94 Watt | 58 W / 69 Watt |
Dying Light 2 | 114 W / 118 Watt | 166 W / 172 Watt | 91 W / 95 Watt | 69 W / 73 Watt |
Far Cry 6 | 98 W / 102 Watt | 141 W / 148 Watt | 77 W / 81 Watt | 52 W / 56 Watt |
Ghostwire: Tokyo | 114 W / 120 Watt | 165 W / 179 Watt | 86 W / 91 Watt | 67 W / 70 Watt |
God of War | 91 W / 110 Watt | 126 W / 160 Watt | 76 W / 86 Watt | 49 W / 65 Watt |
Guardians of the Galaxy | 103 W / 109 Watt | 146 W / 160 Watt | 84 W / 88 Watt | 59 W / 63 Watt |
Resident Evil Village | 106 W / 112 Watt | 152 W / 161 Watt | 84 W / 92 Watt | 62 W / 66 Watt |
Tiny Tina's Wonderlands | 84 W / 100 Watt | 123 W / 138 Watt | 77 W / 82 Watt | 56 W / 57 Watt |
Ø | 105/114 Watt | 151/163 Watt | 82/88 Watt | 58/65 Watt |
720p, CPU Package Power, 5800X/5800X3D sowie 12900K/12900KS auf identischem Mainboard und BIOS |
Schlichtweg beeindruckend sind die Verbrauchswerte der reinen CPU. Die angepasste Spannung und der abgesenkte Takt spielen hierbei eine Rolle. In Anbetracht der Entwicklung der Leistung ist das Resultat aber noch beachtlicher. Denn bei allen Spielen steigt zugleich die Performance deutlich an. Extrembeispiel ist zum einen Ghostwire: Tokyo, wo der Ryzen 7 5800X3D gegenüber dem Ryzen 7 5800X um 39 Prozent voraus ist – bei zusätzlich noch mehr als einem Viertel geringerem Leistungsbedarf. Kingdom Come untermauert die Erkenntnisse mit 40 Prozent Leistungszuwachs im eigenen Haus bei sogar mehr als einem Drittel geringerem Energiebedarf.
Unterm Strich gewinnt AMDs neuester Prozessor 15 Prozent an Leistung im eigenen Hause und spart dazu noch 25 bis 30 Prozent Energie ein. Die CPU ist damit das komplette Gegenteil zum Intel Core i9-12900KS, der in bestimmten Spielen mehr als das Doppelte aufnimmt, um 3 Prozent schneller zu sein.
Ursache ist die gesenkte Versorgungsspannung der CPU, damit der 3D V-Cache nicht gefährdet wird. Darüber hinaus ist denkbar, dass die CPU Energie spart, weil sie seltener mit dem RAM kommuniziert. Und beide Effekte werden durch den Stromverbrauch des 3D V-Cache nicht überkompensiert.
Leistungsaufnahme Leerlauf und Single-Core
Auf dem Windows-Desktop verhält sich der AMD Ryzen 7 5800X3D wie jeder andere Ryzen 5000. Die Leistungsaufnahme ändert sich nicht. Bei Teillast ist sie geringer, was in jedem Fall auch dem niedrigeren Takt geschuldet ist.
Leistungsaufnahme Multi-Core
Dass die TDP-Einstufung von 142 Watt inklusive des Overheads für den Turbo-Modus nicht eine beliebig ausgewählte Ziffer ist, zeigen Multi-Core-Anwendungen. Denn wird der AMD Ryzen 7 5800 X3D mit AVX maximal gefordert, will er unter voller Last auch diese Leistung haben. Als Spitzenverbrauch konnten 133 Watt ermittelt werden, wobei auch hier stets TDC oder EDC bremst, bevor die 142 Watt erreicht werden.
Doch ohne AVX in Prime95 ist die CPU auch in Anwendungen sparsamer als der Ryzen 7 5800X unterwegs. Deutlich sichtbar wird es in Cinebench R20 wie auch in Blender. Rund 20 Watt weniger nimmt der Ryzen 7 5800X3D bei geringerer Spannung auf niedrigerem Takt trotz mehr L3-Cache auf. In CB R20 erkauft sich der AMD Ryzen 7 5800X am Ende mit 15 Prozent mehr Energie ein nur vier Prozent besseres Ergebnis gegenüber dem neuen AMD Ryzen 7 5800X3D. Hier zeigt der Neuling eine deutlich verbesserte Effizienz.
Temperaturen unter Last
Ein einziger CPU-Die, der 105 Watt TDP abführen darf (oder im Alltag sogar rund 140 Watt), sorgt auch beim X3D wie bisher beim Ryzen 7 5800X für die höchsten Temperaturen im Ryzen-5000-Portfolio. 90 °C als Maximum mit gutem Noctua-NHD15-Kühler bleiben viel, sind aber keinesfalls besorgniserregend.
Overclocking und Undervolting
Der AMD Ryzen 7 5800X3D ist seit Jahren wieder einmal eine CPU des Herstellers, die nicht übertaktet werden kann. An der Stelle ist dem Produkt der „Betastatus“ anzumerken. Der Hersteller gibt die Stellschrauben einfach nicht aus der Hand, da sie dem Produkt zu schnell Schaden zufügen könnten. Allen voran ist das die Spannung, die nicht verändert werden sollte, in vielen Auto-OC-Szenarien aber oft schnell ebenfalls höher ans Werk gehen kann.
Auch vom seit zwei Tagen von einigen Medien aufgegriffenen BCLK-Overclocking kann an der Stelle nur abgeraten werden. Erstens klappt das aktuell ohnehin auf nur sehr wenigen Boards, darüber hinaus riskiert man schnell Fehler, die weit über die CPU hinausgehen. Im Testsystem klappte nicht einmal die Erhöhung über 102 MHz, die das System bereits beim Bootvorgang hängen ließ. Aber es ist mit Absicht kein Overclocking-Board gewählt worden, sondern eins aus der goldenen Mainstream-Mitte.
Was bleibt, sind zwei Dinge, die dennoch vom Kunden angefasst werden dürfen. Der Takt des Infinity Fabric, der sogenannte IF Clock, kann nach oben gesetzt werden und natürlich wird auch schnellerer Speicher als DDR4-3200 unterstützt. Mit beiden lassen sich schnell und relativ problemlos noch einige Prozent an Leistung in gewissen Szenarien gewinnen. Die Probe im ComputerBase-Testsystem ergab: DDR4-3800 mit scharfen Timings im begehrten 1:1:1-Modus lief problemlos. Und hier dürfte noch nicht ganz das Ende der Fahnenstange erreicht sein.
Undervolting geht (noch) nicht
Noch einmal zurück zur Spannung: Sie lässt sich derzeit auch nicht nach unten regulieren, Undervolting ist nicht möglich. Hier sieht sich AMD die Thematik aber noch einmal genauer an, wie der Hersteller auf Nachfrage erklärte. Mittels Curve Optimizer – hier der Verweis auf den sehr guten Artikel der ComputerBase-Community – könnte das in Zukunft also noch möglich werden.