Inzone H9 Gaming-Headset im Test: Sonys Gaming-Headset mit Premium-Anspruch bietet ANC
Mit dem „Premium-Gaming-Headset“ Inzone H9 will Sony Spieler nicht nur mit den üblichen Versprechungen bezüglich Klang und Mikrofonqualität, sondern auch über eine integrierte ANC-Funktion für sich gewinnen. Der Test lässt am Premium-Anspruch des 299-Euro-Headsets allerdings erhebliche Zweifel aufkommen.
Sony Inzone H9: Überblick und Preis
Das Design des Inzone H9 mutet ein wenig wie aus der Zeit gefallen an und erweckt den Eindruck, als stamme es geradezu aus einem Science-Fiction-Film aus den 1960er-Jahren – eine Zeit, in der alles Futuristische mit vielen Rundungen dargestellt wurde. Dieser Eindruck ist nicht zuletzt auf die großen, fast halbrunden Ohrmuscheln zurückzuführen, die das Gesamtbild des H9 prägen. Kurzum: Das Inzone H9 sticht aus der Masse hervor, ist aber unverkennbar ein Sony-Produkt. Der UVP, den Sony aufruft, liegt bei 299 Euro.
Design und Verarbeitung
Komplett in Weiß mit schwarzen Akzenten und einem kleinen LED-Ring an den Aufhängungen der Ohrmuscheln gehalten, nimmt das Inzone H9 die Designsprache der aktuellen PlayStation-Generation auf, lässt aber ebenso Einflüsse des WH-1000XM5 (Test) zu und reiht sich somit nahtlos in das aktuelle Lineup des Herstellers ein.
Dennoch wirkt das H9 nicht wie ein Premium-Modell für 300 Euro, was nicht zuletzt an der Materialwahl liegt. So ist das neue Headset des japanischen Unternehmens fast komplett aus Kunststoff gefertig. Andere Hersteller bieten da in ihrem Portfolio einiges mehr, nicht selten sogar fast komplett aus Metall gefertigte Exemplare. Das ist
Auch wenn die Verarbeitung generell keinen Grund zur Kritik aufkommen lässt, sitzt das H9 alleine aufgrund der verwendeten Materialien eher labbrig auf dem Kopf und wirkt in sich klapprig. Ruckartige Bewegungen bringen es gefährlich nahe an ein Herunterrutschen. Die Polsterung des Kopfbügels wirkt auf den ersten Blick zwar üppiger als bei anderen Vertretern in dem Bereich, könnte aber dennoch etwas fester sein. Gleiches gilt für die Ohrpolster. Beide Segmente sind mit Kunstleder überzogen, sodass es unter ihnen schnell warm werden kann.
Die Aufhängungen der Ohrmuscheln sind ebenfalls aus Kunststoff gefertigt, was zumindest bei hoher Nutzung ein wenig Zweifel an der Langlebigkeit des Headsets aufkommen lässt. Diese sorgen auf der anderen Seite mit einer Drehung von fast 100 ° dafür, dass sich der Kopfhörer jeder Kopfform anpassen kann.
Bedienelemente und Anschlüsse
Das Inzone H9 führt fast alle wichtigen Bedienelemente direkt am Gerät selbst. So findet sich an der linken Seite neben dem Lautstärkeregler und dem USB-C-Anschluss für das beiliegende Ladekabel der Wahlschalter für die Rauschunterdrückung, auf die später noch genauer eingegangen wird. Rechter Hand sind dagegen der Einschaltknopf, der Taster für die Bluetooth-Verbindung sowie der Balance-Regler zwischen Spiel und Chat angebracht. Die Mikrofone für die aktive Rauschunterdrückung verstecken sich hinter kleinen Schlitzen, die auf der Oberseite der Ohrmuscheln untergebracht sind.
Sony Inzone H9 | Asus ROG Fusion II 500 | JBL Quantum 800 | |
---|---|---|---|
Bauform: | Over Ear, geschlossen | ||
Treiber: | Neodymium, 40 mm | Neodymium, 50 mm | |
Anschlüsse: | Kabel am Headset abnehmbar | 3,5 mm Klinke, USB, Per USB C an Mobilgeräten nutzbar, Kabel am Headset abnehmbar | 3,5 mm Klinke, Kabel am Headset abnehmbar |
Drahtlose Verbindungen: | Funk, Bluetooth | – | Funk, Bluetooth |
Frequenzbereich Kopfhörer: | Funk: 5 Hz – 20.000 Hz Bluetooth: 5 Hz – 20.000 Hz |
Klinke: 20 Hz – 40.000 Hz USB: 20 Hz – 40.000 Hz |
Klinke: 20 Hz – 40.000 Hz Funk: 20 Hz – 20.000 Hz Bluetooth: 20 Hz – 20.000 Hz |
Laufzeit bei drahtloser Verbindung: | 32 Std | – | 14 Std |
Entfernung bei drahtloser Verbindung: | 8 m | – | ? |
Drahtloses Laden: | Nein | ||
Bedienelemente am Headset: | Ja | ||
Kabelfernbedienung: | Nein | Ja | |
Integrierte Soundkarte: | Ja | ||
Raumklang: | Ja | ||
Frequenzbereich Mikrofon: | Funk: 100 Hz – 7.500 Hz Bluetooth: 100 Hz – 7.500 Hz |
Klinke: 100 Hz – 10.000 Hz USB :100 Hz – 10.000 Hz |
Klinke: 100 Hz – 10.000 Hz Funk: 100 Hz – 10.000 Hz Bluetooth: 100 Hz – 10.000 Hz |
Mikrofon Eigenschaften: | hochklappbar, stummschaltbar | stummschaltbar | hochklappbar, stummschaltbar, justierbar, Popschutz |
RGB-Beleuchtung: | Ja | ||
Kühlung: | – | ||
Vibrationsfunktion: | Nein | ||
Gewicht: | 330 g | 310 g | 410 g |
Preis: | ab 199 € | 219 € | 199 € |
Das Mikrofon des H9 lässt sich bei Nichtbenutzung einfach hochklappen und ist damit auch direkt deaktiviert. Ein kurzzeitiges manuelles Deaktivieren per Taster ist nicht möglich. Ebenso wenig kann das Mikrofon abgenommen werden, womit eine Nutzung des H9 als reiner ANC-Kopfhörer ebenfalls ausgeschlossen ist.
Anschlussmöglichkeiten: Funk und Bluetooth
Das Inzone H9 lässt zweierlei Nutzungsszenarien zu: Einmal per Funk im 2,4-GHz-Band mittels des USB-Dongles an einen PC oder einer PlayStation angeschlossen oder per Bluetooth-Verbindung im Standard 5.0. Generell ist auch eine gleichzeitige Verbindung über beide Schnittstellen möglich, womit auf der einen Seite das Spiel ausgegeben, aber gleichzeitig Telefonate oder Chats über ein Mobilgerät geführt werden können. Das Verhältnis der Lautstärke der beiden Quellen zueinander kann direkt am Headset eingestellt werden.
Die Distanz zwischen dem Funk-Dongle und dem Headset fiel im Test mit 8 m und der oft zitierten Trockenbauwand dazwischen eher durchschnittlich aus – da schaffen bereits deutlich günstigere Exemplare mehr Bewegungsfreiheit. Für ein ungezwungenes Spielen vor dem PC oder TV-Gerät reicht die Distanz zwar mehr als aus, in die Küche sollte der Nutzer damit aber nicht gehen.
Akkulaufzeit in der Praxis
Die Laufzeit des Headsets gibt Sony mit bis zu 32 Stunden bei deaktivierter Rauschunterdrückung an. Diese Werte lassen sich in der Realität nur schwer überprüfen, da bei der Länge viele Faktoren das Messergebnis massiv beeinflussen können. So reicht bereits eine leicht unterschiedliche Lautstärke, eine andere Entfernung zum Sender oder sogar andere Inhalte aus, um die Werte in die eine oder andere Richtung zu ändern – und das sogar mit mehreren Stunden. Für einen ausgedehnten Spieleabend sollte der Energiespeicher jedoch selbst bei aktivierter ANC-Funktion mehr als ausreichend sein.
Sony gibt zudem an, dass bereits eine Ladezeit von zehn Minuten für rund eine Stunde Nutzung ausreichend sein soll. Ein kompletter Ladevorgang wird dagegen mit drei Stunden angegeben. Negativ zu bewerten ist, dass das Headset selbst keine Informationen über den Füllzustand des fest verbauten Akkus preisgibt – weder über eine visuelle Anzeige in Form einer LED noch über eine akustische Ausgabe. Hierfür muss die als „Inzone Hub“ bezeichnete Software bemüht werden. Auch hier hat Sony somit am falschen Ende gespart.
Software: Funktionen und Oberfläche
Die bereits erwähnte Software bietet neben den bereits am Headset vorhandenen Einstellungen weitere Einflussmöglichkeiten. So gibt es einen rudimentären Equalizer, mit dem die Klangausgabe den eigenen Wünschen angepasst werden kann, und die Aktivierung der Raumklangsimulation. In Bezug auf die ANC-Funktion kann zusätzlich gewählt werden, ob der Fokus auf die kompletten Umgebungsgeräusche oder die Stimme gelegt werden soll. Für das Mikrofon bietet die Software aber keinerlei Zusatzfunktionen wie eine Rauschunterdrückung oder Verstärkung des Eingangssignals. Darüber hinaus kann gewählt werden, ab wann sich das Headset bei Nichtnutzung abschalten und somit Strom sparen soll.
Klangqualität der Ohrhörer
Laut Sony bieten die 40 mm großen Treiber des Inzone H9 einen Frequenzgang von 5 Hz bis 20 kHz. Ansonsten reiht sich das Headset nahtlos in das vom Hersteller bekannte Klangkonzept ein, das zahlreichen HiFi-Komponenten der Vergangenheit eigen ist. Das bedeutet einen eher klaren und direkten, aber manchmal auch recht steril anmutenden Klang und einen wenig ausgeprägten Bass, der vor allem die tiefen Frequenzen vermissen lässt. Wer auf der Suche nach einem eher warmen Klang ist, dürfte folglich mit dem Headset weniger glücklich werden. Die Aussage des Herstellers von „satten Bassfrequenzen“ kann somit nicht geteilt werden.
Die Ausgabe der mittleren und hohen Frequenzanteile sorgt dagegen für eine hohe Räumlichkeit, die vor allem in die Breite geht. Das Zusammenspiel wirkt sich dabei je nach den jeweiligen Inhalten unterschiedlich aus: Bei leisen Spielen, bei denen es auf die Erkennung jedes noch so leisen Geräusches ankommt, kann das H9 auftrumpfen. Wenn es aber um die opulente Darstellung epischer Schlachten mit großer Kulisse geht, gerät das H9 schnell ins Hintertreffen und muss sich manchem Konkurrenten geschlagen geben. Daran kann am Ende auch der in der Software integrierte Equalizer nichts ändern, weil das Headset sich den wirklich tiefen Frequenzen weitestgehend verweigert. Spaß kommt dabei nur bedingt auf.
Der genannte Klangcharakter wirkt sich auch auf andere Bereiche aus: So machen Filme wegen der genannten Schwäche ebenfalls nur wenig Spaß, zumindest wenn es um die Geräuschkulisse geht. Dialoge werden dagegen sehr gut wiedergegeben. Auch bei der Musikwiedergabe kommt es auf die jeweiligen Inhalte an. Für die Musikrichtungen Electro, Pop oder Rock könnte das H9 für manchen Nutzer nicht wirklich die beste Wahl darstellen – wenn etwa ein knackiger Bass ausgegeben werden soll. Bei Klassik, Jazz oder generell akustischer Musik kann es wieder anders aussehen.
Sony bietet zudem die Möglichkeit, das Lautstärkeverhältnis der Ausgabe am PC beziehungsweise an der PlayStation und der Bluetooth-Verbindung den eigenen Wünschen anzupassen. Die Umsetzung ist dabei jedoch weniger optimal erfolgt. So kann lediglich die Balance zwischen beiden Quellen eingestellt werden – womit im Grunde nicht eine Quelle lauter, sondern die andere lediglich leiser gestellt wird. Das hat zur Folge, dass die Maximallautstärke bei ausgeglichener Balance hörbar einbricht. Eine unabhängige Lautstärkeeinstellung für beide Quellen wäre die sicherlich deutlich bessere Wahl gewesen.
Bei der Verbindung per Bluetooth spielen dagegen die klanglichen Qualitäten des Quellgerätes eine deutlich höhere Rolle, womit hier der Klang hörbar satter ausfallen kann. Auch die maximale Lautstärke fiel bei dieser Verbindung im Test höher aus.
Eindruck zum Raumklang (360° Spatial Sound)
Sony bietet für das H9 zusätzlich einen „360° Spatial Sound “. Um diesen nutzen zu können, setzt der Hersteller ein Konto voraus, angemeldet werden kann sich unter anderem per Facebook- oder Google-Account. Damit der Raumklang seine komplette Wirkung entfalten kann, muss er zunächst, ähnlich wie bei Creatives hauseigener SXFI-Technologie, an die jeweilige Ohrform des Nutzers angepasst werden. Dies erfolgt über die App „360 Spatial Sound Personalizer“, die für Android und iOS zur Verfügung steht. Deren einzige Aufgabe besteht darin, Bilder zur weiteren Verarbeitung der beiden Ohren des Nutzers aufzunehmen und anschließend die optimale Ausgabe zu berechnen.
Das Ablichten geht dabei dank Sprachansage und Automatisierung relativ einfach von der Hand: Der Nutzer muss lediglich schauen, dass sein über die Frontkamera aufgenommener Kopf ungefähr in die auf dem Display angezeigte Schablone passt. Anschließend erfolgen ein Vibrationssignal und eine Sprachansage, den Kopf jetzt nach rechts zu drehen. Hat das System das Ohr erkannt und reicht die Größe aus, erfolgt automatisch eine Aufnahme. Anschließend muss der Kopf für das andere Ohr nach links gedreht werden und das System berechnet nach erfolgreicher Aufnahme den optimalen Klang, was rund 30 Sekunden dauern kann. Nach diesem Vorgang kann die App theoretisch wieder gelöscht werden.
Wie bereits bei Creative, wird auch hier die Raumtechnologie mit großen Worten angepriesen, der Effekt bleibt aber weitestgehend aus – wer meint, eine Räumlichkeit wie bei Surround-Systemen mit mehreren Lautsprechern zu erleben, wird schnell enttäuscht. Die meisten Spieler dürften daher bei der normalen Stereo-Ausgabe bleiben.
Geräuschunterdrückung: ANC-Modi und Qualität
Das H9 verfügt über eine ANC-Funktion. Es stehen dem Nutzer mit „ANC“ und „Ambient-Modus“ (in der Software „Geräuschminimierung“ und „Umgebungsgeräusche“ genannt) zwei verschiedene Modi mit unterschiedlicher Ausrichtung und damit ebenfalls sich unterscheidenden Ergebnissen zur Verfügung. Das Resultat konnte im Test überzeugen, auch wenn die Funktion nicht den Effekt eines WH-1000XM5 bietet, der aber als reiner Kopfhörer beim UVP bereits die 400 Euro überschreitet.
Die geschlossene Bauart des Inzone H9 schottet die Außenwelt und damit auch Störgeräusche bereits gut ab, gleichbleibende Geräusche wie die von Lüftern oder Ventilatoren werden vom System dann noch einmal um rund die Hälfte reduziert. Es scheint jedoch, als würde sich die Funktion hauptsächlich auf die tieferen Frequenzen fokussieren, da sie gut unterdrückt werden, die hohen Anteile aber weiterhin hörbar sind. Die Filterung wirkt sich zudem auf Stimmen aus, die ebenfalls in den tieferen Frequenzen beschnitten werden und sich damit dünner anhören sowie schwieriger zu verstehen sein können.
Der Ambient-Modus lässt dagegen mehr Geräusche aus der Umgebung mit einfließen, womit die Reduktion der Störungen deutlich geringer ausfällt, aber die Umwelt ebenso besser wahrgenommen werden kann. Die Intensität der Filterung kann in der Software zudem eingestellt werden. Mit „Fokus auf Stimme“ werden darüber hinaus tiefe und hohe Frequenzen zurückgefahren sowie die mittleren Anteile verstärkt, was die Stimme etwas verständlicher macht.
Klangqualität Mikrofon
Über die Frequenzqualitäten des verbauten Mikrofons des Inzone H9 schweigt sich Sony aus. Bereits erste Testaufnahmen bestätigen jedoch die mit der Funktechnik einhergehende Vermutung nach einer Limitierung der Bandbreite. So reicht der Frequenzumfang gerade einmal bis rund 7.500 Hz hinauf. Nur kommt es beim Sony-Headset noch schlimmer als bei anderen Herstellern: Während sie schon selten eine vernünftige Stimmabbildung erreichen können und das Ergebnis eher nach Telefon als nach vernünftigem Headset klingt, geht der japanische Hersteller sogar noch einen Schritt weiter zurück und führt das Grammophon als Qualitätsmerkmal wieder ein. Der Stimme fehlen im Vergleich zu anderen Headsets deutlich die tieferen Frequenzen, die bei anderen Testkandidaten zumindest ansatzweise vorhanden waren. Die Stimme bleibt zwar verständlich, doch ist die vorhandene Klangqualität damit immer noch weit von dem entfernt, was Käufer beim ausgewiesenen Preis des H9 erwarten können.
Wer meint, schlimmer könne es nicht mehr kommen, wird schnell eines Besseren belehrt, denn so muss das H9 bei Störgeräuschen komplett die Segel streichen. Die Rauschunterdrückung versucht zwar noch zu retten, was im Grunde nicht mehr zu retten ist, nur greift sie sich meist die falschen Anteile der Eingabe heraus, womit von der Stimme kaum etwas übrig bleibt. Die unten angebrachte Auswahl an Testaufnahmen zeigt deutlich, dass andere Hersteller mit dieser Problematik viel besser umgehen können. Es ist schon fraglich, in diesem Zusammenhang die Unempfindlichkeit gegenüber Plosivlaute als Pluspunkt zu sehen.
Ebenso könnte der Eingangspegel des Mikrofons höher sein. Die automatische Stimmverstärkung der Software kann dies zwar etwas kompensieren, nur geht es zum einen auf Kosten der Dynamik und andererseits sollte ein Headset schon von sich aus genügend Eingangsleistung liefern, sodass der Nutzer erst gar nicht auf eine zusätzliche Software angewiesen ist.
Beispielaufnahmen Sony Inzone H9
Beispielaufnahmen der Konkurrenten
Asus ROG Fusion II 500
beyerdynamic MMX 150
beyerdynamic MMX 100
Masters & Dynamic MG20
Austrian Audio PG 16
JBL Quantum 800
Microsoft Xbox Wireless Headset
Fazit
Sony versucht mit dem Inzone H9, in das Premium-Segment der Headsets vorzudringen, was jedoch in den meisten Bereichen scheitert. Das fängt bei der Gestaltung des Headsets an, denn alleine vom Erscheinungsbild kann kaum festgestellt werden, ob es sich um ein Modell im unteren oder gehobeneren Preisbereich handelt. Das liegt nicht zuletzt an den verwendeten Materialien, denn für einen UVP von 300 Euro erwartet der Käufer mehr als fast nur Kunststoff, der sicherlich auch seine Vorteile besitzt, aber in Sachen Beständigkeit deutlich hinter Metall liegt. Die Materialwahl wirkt sich auch auf die Stabilität des H9 aus, das dadurch ein wenig klapprig daherkommt – nicht unbedingt eine vertrauensfördernde Maßnahme. Darüber hinaus wirkt das Headset in Sachen Gestaltung eher klobrig, da haben andere Hersteller hübschere Töchter.
Klanglich wird das H9 seinem Preis ebenso wenig gerecht. Die Ausgabe ist zwar gut, spart aber wie von Sony gewohnt hörbar mit den tiefen Frequenzen. Das mag noch eine Frage der persönlichen Präferenzen sein, aber bei einem Gaming-Headset kann der Käufer schon erwarten, dass es kräftig „rummst“ - besonders wenn Sony in der Anpreisung von „satten Bässen“ spricht. Gleiches gilt für die Wiedergabe von Filmen. Bei Musik kann das H9 zumindest bei manchen Musikrichtungen überzeugen.
Beim Raumklang betreibt Sony zwar mit dem Vermessen der Ohren des Nutzers einen großen Aufwand, das Ergebnis kann aber, wie bei anderen Headset-Vertretern, nicht überzeugen.
Die Qualität des Mikrofons – am Preis gemessen – als etwas anderes als einen Totalausfall zu bezeichnen, würde die journalistische Sorgfaltspflicht verletzen. Es stellt sich hier wirklich die Frage, was sich die Entwickler dabei gedacht haben. Zwar haben Hersteller bei Funkverbindungen mit der Limitierung der Bandbreite zu kämpfen, dennoch schaffen es einige, immerhin noch eine akzeptable Sprachqualität zu realisieren – auch wenn sie meist nicht über das Niveau eines Telefons hinauskommt. Beim H9 muss aber eher der Begriff „Grammophon“ bemüht werden, was für den geforderten Preis absolut inakzeptabel ist. Bei auftretenden Störgeräuschen bleibt darüber hinaus vom gesprochenen Wort in der Übertragung dann kaum noch etwas übrig. Es mag sein, dass das Testszenario hier sehr extrem ausfällt, andere Hersteller kommen damit aber bei weit günstigeren Preisen deutlich besser zurecht.
Die bisherigen Negativpunkte kann am Ende auch die gute ANC-Funktion des Inzone H9 nicht herausreißen, die weitestgehend überzeugt – auch wenn sie nicht an die Qualität von speziell dafür ausgelegten Kopfhörern herankommt. Dennoch vermag sie es, Störgeräusche zu minimieren, wofür dem Nutzer zwei verschiedene Modi zur Verfügung stehen. Trotzdem sollte die Rauschunterdrückung eher als „Dreingabe“ gesehen werden. Aufgrund des nicht abnehmbaren Mikrofons kann das H9 zudem nicht einfach als ANC-Kopfhörer für unterwegs genutzt werden, was den Nutzungsumfang zusätzlich einschränkt.
Die Möglichkeit, eine Bluetooth-Verbindung zusätzlich zum Funkstandard nutzen zu können, kann sich in manchen Fällen als Vorteil erweisen, vor allem wenn über ein Mobilgerät Gespräche geführt werden. Als mobiler Kopfhörer für unterwegs eignet sich das H9 aber eben wegen des bereits genannten nicht abnehmbaren Mikrofons nicht. Die Reichweite im Funkbetrieb fällt dagegen mager aus.
Die Laufzeiten fallen hoch aus, auch wenn sie im Test nicht genau auf ihre Richtigkeit hin überprüft werden konnten. Während des gesamten Testzeitraums, bei dem einige Stunden zusammenkamen, musste das H9 jedoch trotz reichlicher Nutzung kein einziges Mal aufgeladen werden. Beide Punkte sind aber kein Alleinstellungsmerkmal des neuen Headsets von Sony, sondern werden von der Konkurrenz bereits in deutlich niedrigeren Preissegmenten angeboten.
Somit kann am Ende von einem Kauf des Inzone H9 zumindest zum geforderten Preis nur abgeraten werden. Um ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten, müsste er deutlich sinken. Wer keine ANC-Funktion benötigt, bekommt sowohl eine bessere Klang- wie auch Mikrofonqualität mit Funk-Übertragung bereits für knapp über 100 Euro bei teilweise sogar höherwertigerer Materialwahl. Soll darüber hinaus ebenso eine Bluetooth-Funktion zum Paket gehören, so ist sie bereits deutlich unter 200 Euro zu haben.
- gute ANC-Funktion
- gute Laufzeit
- Bluetooth-Funktion
- hauptsächlich Kunststoff als Material
- nicht dem Preis entsprechende Mikrofonqualität
- erhebliche Probleme des Mikrofons bei Störgeräuschen
- geringe Reichweite bei Funkverbindung
ComputerBase wurde das Inzone H9 leihweise von Sony für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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