Ehemaliges Prestige-Projekt: Globalfoundries' Fab 11 vor Verkauf an Tsinghua Unigroup

Volker Rißka
23 Kommentare
Ehemaliges Prestige-Projekt: Globalfoundries' Fab 11 vor Verkauf an Tsinghua Unigroup
Bild: Globalfoundries

Im Jahr 2016/2017 wollte Globalfoundries groß in China expandieren. Das ging letztlich schief, doch eine fast fertige Rohbau-Fab steht dort noch und könnte mit der Tsinghua Unigroup nun einen namhaften Käufer finden. Wie sie jedoch die Fabrik ausrüsten und hochfahren wollen, steht auf einem ganz anderen Papier.

Ehemaliges Prestige-Projekt von Globalfoundries

Ursprünglich im Jahr 2016 in der Provinz Chongqing geplant, wechselte das Vorhaben im Jahr 2017 schnell nach Chengdu. Für 10 Milliarden US-Dollar wollte Globalfoundries hier eines der modernsten Halbleiterwerke der Welt bauen, Gigafab-Status sollte sie haben. Anfangs wurde die Fab 11 im hohen Tempo hochgezogen, doch Globalfoundries rutschte in eine tiefe Krise und das Projekt kam zum Erliegen.

Fab 11 in China
Fab 11 in China (Bild: Globalfoundries)

Bereits im Mai 2018 fasste ein ComputerBase-Bericht die bis dahin schon schwierige Lage beim Auftragsfertiger Globalfoundries zusammen. Doch danach kamen weitere gravierende Entwicklungen hinzu, allen voran die Einstellung der Entwicklung eines 7-nm-Prozesses, wodurch mit AMD der seinerzeit größte Kunde an TSMC abgegeben werden musste. Zwar fertigte Globalfoundries auch dann noch Chips für AMD, aber nur noch ein Bruchteil dessen, was mit vielen Millionen CPUs und GPUs zu erwarten war. Doch nicht nur AMD sprang ab, auch IBM wechselte zu TSMC, der Bonus, dass die Globalfoundries-Fabriken vormals IBM gehörten, war aufgezehrt.

Es wurde Personal entlassen, dann eine Fabrik zum Verkauf ausgeschrieben – Vanguard International Semiconductor (VIS) hat Ende 2018 das Halbleiterwerk Fab 3E von Globalfoundries übernommen. Eine zweite Fabrik folgte, doch erst am 31. Dezember 2022 übernahm OnSemi final für 406 Millionen US-Dollar die 300-mm-Fab in East Fishskill – das ehemalige IBM-Werk. Weniger Standorte sollen Globalfoundries auch heute noch weiter helfen, die Kosten zu senken und Abläufe zu vereinfachen. Und das funktionierte zuletzt sehr gut, wie auch aktuelle Quartalszahlen belegen.

Ohne Technik nur ein leerer Rohbau

Insofern ist der Gedanke, eines der letzten Altlasten loszuwerden, nicht abwegig. Doch inwiefern die zuletzt sogar insolvente Tsinghua Unigroup nun zum Zuge kommt, bleibt fraglich. Bei diesem Unternehmen ziehen in der Regel weitere Geldgeber vornehmlich aus staatlichen Stellen die Strippen, am Ende ist das Unternehmen aber auch das einzige, welches halbwegs Erfahrungen in dieser Branche hat.

Die größte Frage ist, was mit dem Bau letztlich passieren wird. Ehemalige Arbeiter vom Standort werden damit zitiert, dass die Fabrik unfertig ist und leergeräumt sei – und das schon seit Mai 2020. Aufgrund der Handelsrestriktionen der USA ist modernstes Equipment für China nicht verfügbar, es bleiben also nur lokale Anbieter und ältere Technologien.