Anker Solix RS40P im Test: Steckerfertige Mini-PV-Anlage mit Balkonhalterung

Update Frank Hüber
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Anker Solix RS40P im Test: Steckerfertige Mini-PV-Anlage mit Balkonhalterung

Mit dem Anker Solix RS40P testet ComputerBase eine steckerfertige PV-Anlage und vergleicht sie mit einem selbstkonfigurierten Balkonkraftwerk mit Growatt-Wechselrichter und JA-Solar-PV-Modulen. Beide Systeme bieten Vor- und Nachteile, Anker jedoch insbesondere das unproblematische Komplett-Set mit allem, was man braucht.

Update

Anker tauscht den MI60-Wechselrichter des Solix-Balkonkraftwerks bei allen Kunden aus, da ein Bauteil nicht den deutschen Sicherheitsvorschriften entspricht. Details zum Austausch finden sich in einer separaten Meldung.

ComputerBase hat in den vergangenen Wochen das Balkonkraftwerk Anker Solix RS40P getestet, Vor- und Nachteile dokumentiert und mit einem günstigeren Selbstbau-Set verglichen. Was spricht für und was gegen den Kauf der Mini-PV-Anlage von Anker, die mit Solarpanels, Wechselrichter, Kabeln und Aufhängung alles mitbringt, was man für den Betrieb benötigt?

Nicht zuletzt aufgrund der stark gestiegenen Stromkosten und regionaler Förderungen von steckerfertigen Mini-PV-Anlagen sind Balkonkraftwerke derzeit gefragt und in aller Munde. Der bevorstehende Sommer könnte die teilweise Selbstversorgung noch stärker in den Fokus der Allgemeinheit rücken, was auch erste Komplettangebote bei Discountern bereits vorangetrieben haben. Bei vielen Käufern steht dabei nicht nur die Kosteneinsparung im Fokus, die sich je nach Standort und Eigenverbrauch erst nach einigen Jahren Betrieb einstellt, sondern auch der Beitrag zur Energiewende und zum Einsatz erneuerbarer Energien.

Anker liefert Komplett-Sets mit allem Zubehör

Diesen Trend möchte auch Anker nutzen und hat mit Solix eine neue Marke samt Geschäftszweig geschaffen, die den Markt der steckerfertigen Mini-PV-Anlagen, der Balkonkraftwerke, bedient. Das Unternehmen verspricht dabei mit den beiden Sets Solix RS40 und Solix RS40P jeweils Rundum-sorglos-Pakete, bei denen sich der Käufer keine Gedanken um zueinander passende Komponenten oder eine passende Halterung bzw. Aufständerung machen und nicht um passendes Montagematerial kümmern muss. Anker liefert neben den Solarmodulen, dem Wechselrichter, allen nötigen Kabeln und den Halterungen alle passenden Schrauben, Sicherungen und auch das Werkzeug mit.

Der Preis des Premiummodells Anker Solix RS40P mit 880 Wp beträgt mit Wechselrichter, zwei 440-Watt-Solarmodulen, Balkonhalterung und Zubehör 1.389 Euro inklusive Speditionsversand bis zur Bordsteinkante*. Für das Standardmodell Anker Solix RS40 mit 830 Wp werden hingegen bei identischem Zubehör und Wechselrichter 989 Euro aufgerufen*.

Anker bietet neben einem Stromkostenrechner* auch einen Test an, ob die Anker-Solix-Balkonkraftwerke zuhause montiert werden können*.

Mini-PV-Anlagen: Die Ausgangslage in Deutschland

Ein Stecker-Solargerät ist derzeit die einfachste Methode, um seinen eigenen erneuerbaren Strom zu erzeugen. Auch Mieter können so Solarenergie nutzen und sich zumindest ein wenig von den Energiepreisen unabhängig machen – und gleichzeitig etwas für den Klimaschutz tun.

Der Wechselrichter muss auf 600 Watt begrenzen

Die sogenannten Balkonkraftwerke oder Stecker-Solargeräte dürfen in Deutschland derzeit eine maximale Ausgangsleistung von 600 Watt aufweisen, was durch den Wechselrichter begrenzt sein muss. Die angeschlossenen Solarmodule können hingegen mehr als 600 Watt Spitzenleistung aufweisen, was insbesondere sinnvoll ist, um den Ertrag am Morgen und Abend zu erhöhen. Der Mikro-Wechselrichter steuert die Anlage, die meist mit zwei Solarmodulen ausgestattet ist, und wandelt den von den Solarmodulen produzierten Gleichstrom in haushaltsüblichen Wechselstrom um. Ein typisches Solarmodul ist etwa 1,00 x 1,70 m groß und sollte möglichst unverschattet zur Sonne angebracht oder aufgestellt werden. Gelingt es, den eigenen Verbrauch dann noch in die sonnenreichen Stunden zu verlagern, wird der selbsterzeugte Strom größtenteils direkt im eigenen Haushalt verbraucht und senkt dadurch die jährlichen Stromkosten.

Amortisierung nach wenigen Jahren

Die Anschaffungskosten eines Stecker-Solargeräts richten sich nach der Größe und fangen mit kleinen Sets und im Angebot schon bei 400 Euro an. Gut ausgestattete, selbst zusammengestellte Systeme kosten meist rund 700 bis 800 Euro. Die jährliche Stromerzeugung hängt von der Leistung und der Ausrichtung der Module ab und variiert deshalb mit 200 bis 600 kWh stark. Pro Jahr können so aber bis zu 240 Euro Stromkosten eingespart werden, so dass sich die Anschaffung schon nach wenigen Jahren rechnen kann – bei Förderung mitunter schon nach einem Jahr.

Zustimmung des Vermieters notwendig

Der Aufbau, die Verkabelung und das Anschließen eines Stecker-Solargerätes sind grundsätzlich sehr einfach. Wer das Gerät am Balkongeländer, an der Hauswand oder auf dem Dach anbringt, braucht bei Miet- und Eigentumswohnungen aber die Zustimmung der Vermieter oder der Eigentümergemeinschaft. Im Garten oder direkt auf dem Balkon können die Module hingegen ohne Zustimmung aufgestellt werden.

Vereinfachte Anmeldung beim Stromnetzbetreiber und im Marktstammdatenregister

Stecker-Solargeräte sind nach § 19 NAV zudem beim örtlichen Stromnetzbetreiber und innerhalb eines Monats nach Inbetriebnahme im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur (MaStR) anzumelden. Die vereinfachte Anmeldung bedeutet dabei auch den Verzicht auf eine Einspeisevergütung für nicht selbst genutzten Strom, der dann ins Netz eingespeist wird. Die Netzbetreiber bestehen dabei formal häufig auf den Einbau einer speziellen Wieland-Einspeisesteckdose mit geschützten Kontakten. Dies beruht auf einer Norm (VDE-AR-N 4105) des Verbandes der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE). Oftmals wird der Betrieb über einen herkömmlichen Schuko-Stecker lediglich geduldet – einer der Punkte, der neben der Anhebung auf 800 Watt Ausgangsleistung künftig geändert werden könnte, aber noch nicht geändert wurde. Neben dem Bundeswirtschaftsministerium und der Bundesnetzagentur hat sich auch der VDE selbst für eine Änderung ausgesprochen.

Zweirichtungsstromzähler vom Netzbetreiber

Nach der Anmeldung wird der Stromnetzbetreiber falls nötig noch den Stromzähler austauschen, um einen Zweirichtungs- bzw. Zwei-Wege-Zähler zu installieren – häufig selbst dann, wenn schon ein Zähler mit Rücklaufsperre installiert ist. Mit einem Zähler, der bei Einspeisung rückwärts läuft, dürfen Mini-PV-Anlagen nicht betrieben werden – und selbst wenn diese Hürde in Zukunft formal fallen sollte, wird der Netzbetreiber den Stromzähler dann austauschen, um nicht durch die Hintertür für die Einspeisung zu zahlen.

Die Balkonkraftwerke von Anker im Überblick

Anker bietet zwei unterschiedliche vollständige Mini-PV-Sets mit Halterung an: das Solix RS40 und das RS40P, wobei das P für Premium steht.

830 Wp oder 880 Wp je nach Set

Das Balkonkraftwerk Anker Solix RS40 verfügt über zwei Module mit zusammen 830 Wp, das Anker Solix RS40P hingegen über zwei Solarmodule mit 880 Wp. Beide Sets beinhalten zwei Solarmodule, einen Mikro-Wechselrichter mit 600 Watt Ausgangsleistung, ein 5 m langes Verbindungskabel vom Wechselrichter auf Schuko-Stecker, zwei je 1,5 m lange Solarpanel-Verlängerungskabel und auch passende Balkonhalterungen mitsamt Sicherheitsleine für die Balkonbefestigung, die sich im Neigungswinkel anpassen lassen. Die mitgelieferte Aufständerung muss aber nicht zwingend am Balkon befestigt werden, sondern eignet sich auch zum Aufstellen der Module auf einem Flachdach, auf dem Balkon oder im Garten.

Anker Solix RS40P
Anker Solix RS40P

Im Test kommt das Anker Solix RS40P mit 880 Wp zum Einsatz. Bei ihm werden zwei Solarmodule mit je 440 Wp DC-Leistung genutzt, während beim RS40 zwei Solarmodule mit je 415 Wp genutzt werden.

Schwarze N-Type mit 440 Wp im Premium-Set

Für viele Käufer relevant dürfte abseits von 880 oder 830 Wp aber auch der optische Unterschied der Module sein. Denn beim Solarpanel mit 440 Wp des RS40P setz Anker auf N-Type-Zellen und ein schwarzes, nicht sichtbares Gitter (IBC: „Integrated Back Contact“), so dass die Module optisch fast vollständig schwarz sind, da die Kontakte an der Rückseite liegen. Optisch ein merklicher Unterschied, denn die Solarpanel mit 415 Wp mit Halbzellen nutzen das bekannte Silberstreifen-Design mit sichtbaren Verbindern, machen optisch also weniger her. Bei ihnen handelt es sich um P-Type-PERC-Zellen. Das IBC-Modul des RS40P kommt auf 227 W/m², liefert also bei gleicher Fläche mehr Leistung als herkömmliche Module, die bei rund 210 W/m² liegen.

Die Solarmodule des Anker Solix RS40P
Die Solarmodule des Anker Solix RS40P

Die Moduleffizienz des RS40P ist mit 22,7 Prozent zudem höher als die 21,3 Prozent des RS40. Ein Modul misst jeweils 1.722 × 1.134 × 35 mm und wiegt 20,5 kg. Als Anschlüsse kommen die üblichen MC4-Verbinder zum Einsatz. Die Oberfläche der Module ist aus Glas. Beide Solarmodule von Anker und auch die zum Vergleich herangezogenen Module von JA Solar haben drei Bypass-Dioden verbaut, um verschattete Bereiche des Moduls überbrücken zu können.

Bei den RS40P gewährt Anker eine Leistungsgarantie von 30 Jahren und eine Produktgarantie von 15 Jahren. Bei den 415-Wp-Modulen RS40 beträgt die Leistungsgarantie 25 Jahre und die Produktgarantie 12 Jahre – das ist somit jeweils identisch zu Modulen von JA Solar wie den JAM54S30-410 und JAM54S30-415 mit 410 und 415 Wp.

Anker Solar Panel 415W (RS40) Anker Premium Solar Panel 440W (RS40P) JA Solar JAM54S30-410/MR JA Solar JAM54S30-415/MR
Watt peak (Wp) 415 440 410 415
Zelltyp Monokristalline Halbzellen
Zelltechnologie P-Type PERC N-Type P-Type PERC
Anzahl Zellen 108 (2 × 54) 108 (6 × 18)
Maximale Spannung (Vmp) 31,61 V 34,56 V 31,45 V 31,61 V
Leerlaufspannung (Voc) 37,45 V 40,0 V 37,32 V 37,45 V
Maximaler Strom (Imp) 13,13 A 12,77 A 13,04 A 13,13 A
Kurzschlussstrom (ISC) 14,02 A 13,8 A 13,95 A 14,02 A
Wirkungsgrad 21,3 % 22,7 % 21,0 % 21,3 %
Temperatur-Koeffizient von Pmax -0,35 %/°C -0,29 %/°C -0,35 %/°C
Temperaturbereich -40 bis +85 °C
Anschluss MC4
Moduloberfläche Glas
Gewicht 20,5 kg 22,0 kg 19,5 kg
Maße 1.722 × 1.134 × 35 mm 1.706 × 1.134 × 35 mm 1.722 × 1.134 × 30 mm
Schutzklasse IP68
Leistungsgarantie 25 Jahre (80 %) 30 Jahre (88 %) 25 Jahre (80 %)
Produktgarantie 12 Jahre 15 Jahre 12 Jahre
Anker Solix RS40P
Anker Solix RS40P

Unterschied P-Type und N-Type

Generell sind P-Type-Zellen günstiger und dabei handelt es sich um die klassischen Solarzellen, die seit Jahrzehnten fast jeder kennt. Bei P-Type wird die Solarzelle auf einer positiv geladenen Siliziumbasis (vier Valenzelektronen) aufgebaut, wobei der Wafer mit Bor (drei Valenzelektronen) dotiert ist. Bor hat ein Valenzelektron weniger als Silizium. Die Oberseite des Wafers ist hingegen mit Phosphor (fünf Valenzelektronen) dotiert, also negativ geladen. Eine solche p-n-Verbindung ermöglicht überhaupt erst den Stromfluss in der Solarzelle.

Bei N-Type erfolgt der Aufbau hingegen genau andersherum und die negativ dotierte Seite dient als Basis der Solarzelle. N-Type-Solarzellen weisen eine höhere Effizienz auf, da sie eine längere Trägerlebensdauer haben, weil sie nicht für den sogenannten Bor-Sauerstoff-Defekt anfällig sind, der bei P-Type die Effizienz reduziert. Daraus ergibt sich auch, dass N-Type-Solarzellen nicht an einem lichtinduzierten Degradationseffekt (LID) leiden, die Leistungsminderung über die Zeit also geringer ausfällt.

Die vorherrschende PERC-Technologie bedeutet hingegen, dass Solarmodule das Licht, das durch die gesamte Zelle gelangt ist, ohne dabei Strom zu erzeugen, über eine spezielle Schicht an der Rückseite wieder in die Zelle reflektieren, wodurch sich die Effizienz um circa 1 Prozent erhöhen lässt. PERC steht für „Passivated Emitter and Rear Cell“. Vor allem rotes Sonnenlicht am Morgen und Abend, das häufiger durch die Module dringt, wird so besser genutzt.

Der Mikro-Wechselrichter Anker MI60

Der Mikro-Wechselrichter Anker MI60 ist hingegen bei beiden Sets identisch und limitiert die Leistung auf 600 Watt, wie es in Deutschland derzeit erforderlich ist. Die höhere Leistung der Solarmodule ist aber dennoch sinnvoll, um die gelieferte Leistung am Morgen und Abend zu erhöhen, wenn noch nicht die maximal nutzbaren 600 Watt erzeugt werden können. Solarmodule mit einer Gesamtleistung von 600 Wp würden zwar bei praller Sonne am Mittag dieselbe Leistung liefern, morgens und abends aber weniger. Eine Überdimensionierung der Module ist deshalb nahezu immer sinnvoll.

Anker Solix MI60: der Wechselrichter für das Balkonkraftwerk

Beim MI60 handelt es sich um einen netzgekoppelten Wechselrichter, der zum Betrieb mit dem Hausnetz verbunden sein muss. Ein Inselbetrieb ist mit dem Solix-Set nicht möglich.

Nicht baugleich zum NEP BDM 600

Der Anker MI60 ist übrigens nicht baugleich zum Wechselrichter Northern Electric Power BDM 600*, wie häufig vermutet wird. Auch wenn sie äußerlich fast identisch sind, trifft das auf die Komponenten im Inneren nicht zu.

Zwei MPPT-Eingänge für Parallelschaltung

Der Wechselrichter Anker MI60 bietet zwei MPPT-Eingänge, so dass die im Set mitgelieferten Solarmodule jeweils an einen Eingang angeschlossen werden und nicht in einer Reihenschaltung an einen Eingang. Bei einer Parallelschaltung addiert sich die Stromstärke der Module bei unveränderter Spannung, bei einer Reihenschaltung addieren sich hingegen die Spannungen bei unveränderter Stromstärke.

Anker Solix MI60: die MC4-Anschlüsse am Wechselrichter
Anker Solix MI60: die MC4-Anschlüsse am Wechselrichter
Anker Solix RS40P: MI60 und MC4-Verlängerungskabel
Anker Solix RS40P: MI60 und MC4-Verlängerungskabel
Anker Solix MI60: MC4 für sicheren Anschluss der Solarmodule
Anker Solix MI60: MC4 für sicheren Anschluss der Solarmodule

Zwei DC-Eingänge haben den Vorteil, dass die Leistung jedes Moduls unabhängig vom anderen über einen eigenen MPP-Tracker optimiert wird, während in einer Reihenschaltung das Modul mit der schwächsten Leistung die anderen Module ausbremst. Mehrere MPP-Tracker sind im Alltag vor allem dann von Vorteil, wenn die Module nicht gleich ausgerichtet sind, beispielsweise bei einer Ost-West-Orientierung.

Anker gibt den MPPT-Bereich mit 22 bis 55 Volt und die maximale Eingangsstromstärke mit 2 × 12 A an. Die notwendige Einschaltspannung, die durch die Solarmodule erzielt werden muss, beträgt 24 Volt. Eine Reihenschaltung mehrerer Solarmodule an einem Eingang ist somit schon aufgrund des Spannungsbereichs ausgeschlossen.

Anker MI60 Growatt MIC 600 Deye SUN600G3-EU-230 Hoymiles HM-600
Max. Ausgangsleistung 600 Watt
Max. Eingangsleistung ? 1.050 Watt 2 × 410 Watt 2 × 380 Watt
MPP-Tracker / Strings 2 1 2 2
MPPT-Spannungsbereich 22–55 V 50–500 V 25–55 V 29–48 V
DC-Anschluss MC4
Max. Eingangsstrom 2 × 12 A 13 A 2 × 13 A 2 × 11,5 A
Max. Ausgangsstrom ? 2,9 A 2,6 A 2,61 A
AC-Anschluss Exceedconn Betteri
WLAN integriert Ja Nein, optional erhältlich Ja Nein

Schuko-Anschlusskabel statt Wieland-Stecker

Anker legt den eigenen Balkonkraftwerken ein 5 m langes Anschlusskabel für den Wechselrichter mit Schuko-Stecker bei. Der Betrieb von Balkonkraftwerken mit einfachem Schutzkontaktstecker ist in Deutschland nicht normkonform nach DIN VDE V 0628-1 VDE V 0628-1:2018-02. Viele Netzbetreiber setzen einen normkonformen Betrieb wie erwähnt jedoch für die Anmeldung der Mini-PV-Anlage voraus, so dass ein Balkonkraftwerk zur Erfüllung dieses Aspekts entweder fest verdrahtet oder über einen Wieland-Stecker mit passender Wieland-Dose angeschlossen werden muss, die extra zur Stromeinspeisung entwickelt wurden. Hintergrund sind die frei liegenden Kontakte des Schuko-Steckers, die noch für wenige Millisekunden unter Strom stehen, wenn das Balkonkraftwerk aus der Steckdose gezogen wird und bevor sich der netzgekoppelte Wechselrichter automatisch abschaltet. Bei einem Wieland-Stecker sind alle Kontakte innenliegend, was die Gefahr eines Lichtbogens und Brandes reduziert und einen Berührungsschutz bietet. Wie erwähnt soll dieses Erfordernis jedoch abgeschafft werden.

Anker Solix MI60: die Schuko-Anschlussleitung ist Teil des Lieferumfangs
Anker Solix MI60: die Schuko-Anschlussleitung ist Teil des Lieferumfangs
Anker Solix MI60: Exceedconn statt Betteri
Anker Solix MI60: Exceedconn statt Betteri
Anker Solix MI60: Die Anschlussleitung hat die passende Buchse
Anker Solix MI60: Die Anschlussleitung hat die passende Buchse

Viele Komplett-Sets werden wie die Balkonkraftwerke von Anker schon jetzt mit Schuko-Steckern verkauft und von Käufern auch so betrieben, da meist keine zusätzlichen Elektroarbeiten nötig sind, die Kosten und Aufwand der Anlage erhöhen. Mehr als 65 Prozent der Nutzer einer Mini-PV-Anlage greifen Umfragen zufolge auf einen Schuko-Stecker statt eine Wieland-Verbindung zurück. Aufgrund der einfacheren Handhabung und des einfacheren Anschlusses ohne Elektrofachkraft sowie der Kostenersparnis für den Kunden dürfte sich Anker schlussendlich für einen Schuko-Stecker am Adapterkabel entschieden haben, um dem eigenen Anspruch an ein „Rundum-sorglos-Balkonkraftwerk“ auch gerecht zu werden.

Wasserdicht nach IP67

Der Wechselrichter ist nach IP67 wasser- und staubdicht. Modelle etwa von Growatt sind nach IP65 zertifiziert und der Hersteller weist darauf hin, dass der Wechselrichter nicht ungeschützt dem direkten Regen oder Schnee ausgesetzt sein soll, sondern etwa unter einem Vordach betrieben werden soll. Der Wechselrichter von Anker kann hingegen auch direkt an der Halterung der Module oder am Geländer des Balkons befestigt werden, wo er deutlich ungeschützter gegen Regen ist. Anker gewährt auf den MI60 zehn Jahre Garantie.

Direkte Sonneneinstrahlung auf Wechselrichter verhindern

Beim Anbringen des Wechselrichters sollte, sofern möglich, darauf geachtet werden, dass dieser etwas verdeckt montiert wird und nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Nicht zwingend, um Schäden zu vermeiden, sondern um ein Herunterregeln zu verhindern, das der MI60 bietet, um sich selbst zu schützen. Wird der Wechselrichter sehr heiß, reduziert er die Leistung stückweise, um nicht zu überhitzen. Statt der maximal möglichen 600 Watt kommen im Hausnetz somit gegebenenfalls nur noch 300 Watt an, obwohl alles einwandfrei funktioniert und die Solarmodule sogar 800 Watt liefern. Bestenfalls wird der Wechselrichter wie vorgesehen von den Solarmodulen verschattet.

WLAN für die App-Anbindung

Der Anker MI60 bietet integriertes WLAN, um sich mit dem Netzwerk und der Anker-Cloud zu verbinden, so dass der Nutzer über die Anker-App jederzeit und von überall Zugriff auf die Leistungsdaten des Balkonkraftwerks hat. WLAN muss bei anderen Wechselrichtern wie beispielsweise von Growatt bei Bedarf erst über WLAN-Module nachgerüstet werden. Deye-Wechselrichter verfügen hingegen ebenfalls über ein integriertes WLAN-Modul.

Anker Solix MI60: der Wechselrichter für das Balkonkraftwerk
Anker Solix MI60: der Wechselrichter für das Balkonkraftwerk

Aufbau und Anschluss des Balkonkraftwerks

Der Aufbau und die Inbetriebnahme der Mini-PV-Anlage von Anker unterscheidet sich nicht von anderen Sets, bietet aber wie erwähnt den Vorteil, dass sämtliches Zubehör und alle benötigten Teile bereits mitgeliefert werden. Um passende Schrauben für die Halterung oder überhaupt eine passende Halterung muss man sich als Käufer der Anker-Sets somit keinerlei Gedanken mehr machen.

Um die Solarmodule mit Glasoberfläche nicht zu beschädigen und insbesondere bei einer Montage am Balkongeländer sollte der Aufbau von zwei bis drei Personen durchgeführt werden.

Am Balkongeländer oder auf dem Boden

Bevor mit der Montage begonnen wird, muss entschieden werden, wo die Module angebracht oder aufgestellt werden sollen. Man hat dabei die Wahl, die Module auf dem Boden aufzustellen oder am Balkongeländer anzubringen, wobei noch einmal zwischen einer Montage mit oder ohne Neigungswinkel gewählt werden kann. Eine Befestigung an Balkonen mit Betonfassade ist hingegen nicht möglich. Zudem sieht die Halterung immer eine waagerechte Montage der Solarpaneele vor – hochkant können sie weder auf dem Boden aufgestellt noch am Balkon angebracht werden.

Die bebilderte Anleitung der Solix-Sets bietet für alle Varianten eine passende Beschreibung, die auch noch einmal nach der Höhe des Balkongeländers unterscheidet, da die Solarmodule bei einem Geländer unter 1,20 m darüber hinausragen können. Die Zeichnungen in der Anleitung sind gut, könnten an der ein oder anderen Stelle aber detaillierter sein, um Unklarheiten sofort auszumerzen.

Anker Solix RS40P: Die Halterung wird an den Modulen verschraubt
Anker Solix RS40P: Die Halterung wird an den Modulen verschraubt
Anker Solix RS40P: Zusätzliche Sicherung am unteren Ende
Anker Solix RS40P: Zusätzliche Sicherung am unteren Ende
Anker Solix RS40P: Die Halterung wird an den Modulen verschraubt
Anker Solix RS40P: Die Halterung wird an den Modulen verschraubt
Anker Solix RS40P: Passgenaue, stabile Halterung
Anker Solix RS40P: Passgenaue, stabile Halterung
Anker Solix RS40P: Die fertig montierte Halterung
Anker Solix RS40P: Die fertig montierte Halterung
Anker Solix RS40P: Die fertig montierte Halterung
Anker Solix RS40P: Die fertig montierte Halterung

Halterung erlaubt Winkelanpassung

Die Balkonhalterung beziehungsweise Aufständerung der Anker-Solix-Balkonkraftwerke ist aus Stahl und erlaubt eine Verstellung des Neigungswinkels der Solarmodule, so dass sie den baulichen und regionalen Bedingungen etwas angepasst werden können. Stufenlos ist die Verstellung nicht, sondern es gibt feste Winkel von 0, 30, 35, 40 und 45 Grad. Wer sich für die neigungslose Montage entscheidet, was auch optische Gründe haben kann, verliert Leistung bei der Erzeugung. In Deutschland ist je nach Standort ein Neigungswinkel zwischen 30 und 40 Grad aufs Jahr gerechnet optimal, wenn die Abweichung von Süden 40 Grad nicht überschreitet. Bei einer Ausrichtung nach Westen oder Osten ist rechnerisch sogar eine waagerechte Installation am besten – die Module werden durch Regen dann aber nicht mehr gereinigt und verdrecken. Bei einer senkrechten Montage der Module entsteht ein Verlust von rund 30 Prozent, was zum Teil von der Überdimensionierung der Module im Vergleich zum Wechselrichter aufgefangen wird.

Anker Solix RS40P: Aufständerung des Solarmoduls
Anker Solix RS40P: Aufständerung des Solarmoduls

Bei allen Montagevarianten müssen Tragarme der Halterung am Rahmen der Solarmodule verschraubt werden. Darüber hinaus kommen Endklemmen an den Tragarmen zum Einsatz, die zusätzlich gegen ein Herabstürzen schützen sollen. Je Modul kommen zwei Halterungen zum Einsatz, die aus einem Tragarm (ohne Neigungswinkel) bzw. drei Tragarmen (mit Neigungswinkel) bestehen. Sollen die Module flächig am Geländer anliegen, also nicht geneigt sein, ist nur die Montage der beiden Tragarme an jedem Modul nötig – insgesamt acht Tragarme bleiben dann ungenutzt zurück. Wie erwähnt sind alle Schrauben in passender Länge und Muttern in ausreichender Stückzahl Teil des Lieferumfangs. Nur der Hinweis in der Anleitung, dass alle Schrauben mit einem Drehmoment von 5 Nm festgezogen werden sollen, lässt sich ohne eigenen Drehmomentschlüssel nicht erfüllen – im Lieferumfang befindet sich ein gewöhnlicher Sechskantschlüssel.

Auch wenn der Aufbau der Halterung und die Befestigung der Solarmodule auf dieser grundsätzlich unkompliziert und einfach sind, benötigen sie Zeit. Zwei Stunden sollte man mindestens einplanen, bis die Anlage aufgebaut ist. Bei der Montage am Balkongeländer muss das Sicherungsseil an der Halterung befestigt werden, bevor die Module über die Brüstung gehoben werden. Hierfür sind nicht nur wegen des Gewichts der Module inklusive Halterung mehrere Personen nötig. Die Halterung wird je nach Geländer mit mitgelieferten Befestigungsklemmen, U-förmigen Trägern, die sich passend an das Geländer biegen lassen, und Schlauchklemmen zur Fixierung der gebogenen Träger an mehreren Punkten befestigt. Auch Schaumstoffpuffer zum Schutz des Geländers werden mitgeliefert.

Anker Solix RS40P: Das Zubehör der Mini-PV-Anlage
Anker Solix RS40P: Das Zubehör der Mini-PV-Anlage

Die von Anker genutzten Profile für die Halterung sind stabil, alle integrierten Gewinde beim Testmodell sauber geschnitten, die Kanten entgratet, nicht scharf und die Löcher passgenau.

Die Sicherheitshinweise des Solix-Sets enthalten die Info, dass man zum Schutz vor einem Stromschlag durch Blitzeinschlag die Kontaktflächen der Solarmodule und des Wechselrichters mit der Halterung freikratzen und so vom isolierenden Lack befreien soll, um die Anlage über den Schuko-Stecker vollständig zu erden – ein Hinweis, den wohl jeder Käufer ignorieren wird.

Verkabelung mit dem Wechselrichter

Im nächsten Schritt werden die Solarmodule über die mitgelieferten MC4-Verlängerungskabel an den Wechselrichter angeschlossen, was bei ausreichender Sonneneinstrahlung erfolgen muss, damit der Wechselrichter über die Module betrieben werden kann – ein bewölkter Tag im März reicht dafür im Testfall aber problemlos aus. Der Wechselrichter wird zu diesem Zeitpunkt noch nicht über das Schuko-Kabel an den Stromkreis des Hauses angeschlossen. Nachdem die LED des Wechselrichters angefangen hat, langsam rot zu blinken, kann mit der Inbetriebnahme begonnen werden. Um den Vorgang zu wiederholen, muss die Verbindung getrennt und der Wechselrichter neu verbunden werden. Ein Werkzeug, um die MC4-Stecker zu lösen, legt Anker aber nicht bei – mit einem kleinen Schraubendreher funktioniert es jedoch auch, sofern überhaupt nötig.

Erstinbetriebnahme bei Sonne mit der Anker-App

Bevor die Mini-PV-Anlage über das 5 m lange Schuko-Kabel mit dem Hausnetz verbunden werden darf und Strom einspeisen kann, muss die Anker-App heruntergeladen und ein Benutzerkonto angelegt werden. Über „Gerät hinzufügen“ wird nach dem Wechselrichter MI60 gesucht und das Smartphone mit dem WLAN des Wechselrichters verbunden, das die Bezeichnung MI-XXXXXXX aufweist. Das Standardpasswort lautet 12345678. Die LED am Wechselrichter springt auf Grün und die App fordert den Benutzer auf, den Wechselrichter nun mit dem Stromnetz zu verbinden. Nach der Vergabe einer Bezeichnung für das Balkonkraftwerk und die Übernahme des lokalen WLANs vom Wechselrichter ist die Einrichtung auch schon abgeschlossen.

Zugriff auf Leistungsdaten mit der Anker-App

Ist das Solix-Set so in Betrieb genommen, können Nutzer über die App von Anker zuhause und von unterwegs auf die Leistungsdaten der eigenen Mini-PV-Anlage zugreifen. Neben der aktuellen Leistung der Solarmodule in Watt werden auch die bisher am Tag produzierte Energie in kWh, die CO2-Einsparung und die durch das Balkonkraftwerk erzielte Ersparnis in Euro angezeigt, sofern man die Kosten einer Kilowattstunde des eigenen Stromvertrags in der App hinterlegt hat. In der App werden dabei auch Berichte und Statistiken nach Tag, Woche und Monat erstellt.

Wichtig zu wissen ist jedoch, dass bei allen Wechselrichtern nur dann eine direkte WLAN-Verbindung zur Anlage besteht, wenn die Sonne scheint beziehungsweise der Wechselrichter über die Solarmodule mit ausreichend Strom versorgt wird. Nachts kann auf die Einstellungen des Wechselrichters bei keinem der im Test genannten Modelle zugegriffen werden, da der Wechselrichter zu dieser Zeit im Standby verweilt und WLAN deaktiviert ist. Anker ermöglicht es jedoch, dass auf die zuletzt in der Cloud gespeicherten Daten zugegriffen wird. So kann man selbst bei absoluter Dunkelheit in der Nacht noch einsehen, wie viele Kilowattstunden die Anlage am Tag produziert hat.

3,73 kWh waren Anfang April möglich

Bei Südausrichtung der Anlage ließen sich im Test am sonnigen 9. April beispielsweise 3,73 kWh erzeugen, was einer Einsparung von 1,50 Euro entspricht, sofern man es schafft, den Strom vollständig selbst zu verbrauchen. Vom 1. bis 20. April – einem überdurchschnittlich regnerischen Zeitraum in Berlin – lag die insgesamt erzeugte Energie bei 30,39 kWh.

Anker Solix: Die Leistungsübersicht für den ganzen Monat
Anker Solix: Die Leistungsübersicht für den ganzen Monat
Growatt: Die Tagesübersicht im April 2023
Growatt: Die Tagesübersicht im April 2023

Das Vergleichs-Set mit Growatt-Wechselrichter und JA-Solar-Modulen mit 820 Wp kommt am 9. April auf 3,20 kWh und im selben April-Zeitraum auf insgesamt 28,70 kWh. Der Unterschied von 1,70 kWh resultiert im Beispiel demnach in 0,68 Euro Gewinndifferenz.

Kein Zugriff auf Daten per Browser

Auf dem Mikro-Wechselrichter MI60 läuft zwar ein Webserver, der sich über einen Browser durch Eingabe der IP-Adresse des Wechselrichters aufrufen lässt, allerdings erlaubt die Oberfläche nur die Auswahl des WLAN-Netzwerks und bietet keine anderen Einstellungsmöglichkeiten und zeigt auch keine Leistungsdaten an. Hier führt kein Weg an der Anker-App auf dem Smartphone oder Tablet vorbei.

Keine Integration in Smart-Home-Systeme

Das System von Anker lässt sich so auch nicht mit Smart-Home-Systemen wie Home Assistant verbinden, um die erzeugte Strommenge beispielsweise in das Energie-Dashboard einzupflegen, wenn man den Stromverbrauch im Haushalt etwa mit einem Raspberry Pi mit IR-Lesekopf vom Stromzähler in Echtzeit ausliest.

Auch das Steuern von anderen Smart-Home-Geräten im Haushalt in Abhängigkeit der Erzeugungsleistung des Balkonkraftwerks lässt sich so ohne zusätzliche Geräte nur mit dem System von Anker nicht realisieren. Möchte man beispielsweise eine PowerStation nur dann aufladen, wenn das Balkonkraftwerk ausreichend Energie erzeugt, die im Haushalt derzeit aber nicht selbst verbraucht wird, und dies über eine smarte Steckdose vor der PowerStation steuern, funktioniert dies mit den Solix-Balkonkraftwerken von Anker derzeit nicht. Mit einem Selbstbau-Set, dass sich in Home Assistant integrieren lässt, kann eine solche Steuerung hingegen umgesetzt werden.

Der Vergleichskandidat: Ein Set mit JA Solar und Growatt MIC 600TL-X

An einem zweiten Stromkreis wird im Test parallel ein selbst zusammengestelltes Set mit dem Mikro-Wechselrichter Growatt MIC 600TL-X und zwei JAM54S30-410-Modulen von JA Solar mit zusammen 820 Wp im Silberstreifen-Design getestet – Komponenten, die häufig in Komplett-Sets angeboten werden. Sowohl das System von Anker als auch der Eigenbau sind identisch mit 163 Grad Süden aufgestellt. Unterschiede ergeben sich nur durch den Sonnenstand am Morgen und am Abend, da die Sonneneinstrahlung und Verschattung hier etwas zeitversetzt eintreten, was dazu führt, dass die Einspeiseleistung am Morgen und Abend nicht identisch ist, sich in Summe aber in etwa ausgleicht.

JA Solar JAM54S30-410/MR mit Silberstreifen
JA Solar JAM54S30-410/MR mit Silberstreifen
Growatt MIC 600TL-X
Growatt MIC 600TL-X
Großer Kühlkörper am Growatt MIC 600TL-X
Großer Kühlkörper am Growatt MIC 600TL-X

Anders als bei Anker muss man beim Eigenbau und beim einzelnen Erwerb aller Komponenten auf eine Schritt-für-Schritt-Anleitung verzichten. Das Prinzip des Aufbaus und Anschlusses ist aber bei allen Balkonkraftwerken identisch und somit auch beim Eigenbau kein Problem, wenn man sich zuvor ein wenig informiert hat.

Zudem muss man sich beim Eigenbau aber im Vorfeld auch damit auseinandersetzen, ob Wechselrichter und Module so angeordnet und angeschlossen werden können, wie man es möchte, damit die Eingangsspannung erreicht wird. Anders als der Wechselrichter von Anker mit zwei MPPTs, die eine unabhängige Steuerung der beiden Module ermöglichen, steht beim Growatt MIC 600TL-X nämlich nur ein MPPT zur Verfügung, weshalb die Solarmodule in Reihe geschaltet werden müssen und dann über ein MC4-Kabel mit dem Wechselrichter verbunden werden.

Eigenbau lässt sich problemlos erweitern

Dafür ist aber auch das Hinzufügen eines dritten Solarmoduls oder direkt der Erwerb von drei Solarmodulen kein Problem, da der Eingangsspannungsbereich bei Growatt sehr großzügig ausgelegt ist. Ein drittes Modul würde dazu führen, dass die zum Einschalten notwendige Eingangsspannung morgens früher erreicht werden würde und die Effizienz erhöht wird. Die Amortisierung würde aber dennoch länger dauern.

Anschlüsse des Growatt MIC 600TL-X
Anschlüsse des Growatt MIC 600TL-X
Betteri-Stecker für den Growatt MIC 600TL-X
Betteri-Stecker für den Growatt MIC 600TL-X

WLAN per USB-Modul

Möchte man auf die Leistungsdaten des Growatt-Wechselrichters zugreifen, kann man den USB-WLAN-Stick ShineWiFi-X anschließen. Er wird mit einer Gummidichtung verschraubt, so dass er dauerhaft am Wechselrichter verbleiben kann. Beim Kauf des Growatt MIC 600TL-X muss darauf geachtet werden, ob das Wi-Fi-Modul Teil des Lieferumfangs ist oder nicht.

ShinePhone-App für Datenzugriff

Die Einrichtung und Verbindung zum Datenlogger ShineWiFi-X erfolgt über die Smartphone-App ShinePhone. Im Test hat das erfolgreiche Einrichten ein paar Versuche benötigt, um den Stick mit dem lokalen WLAN zu verbinden, was auch mit dem parallelen Betrieb eines 2,4- und 5-GHz-Netzes zusammenhängen kann, da der Stick nur 2,4 GHz (802.11b/g/n) unterstützt. Möchte man auch unterwegs auf die Daten zugreifen, muss in der App oder unter server.growatt.com ein Benutzerkonto angelegt werden.

Die App zeigt daraufhin ebenso wie die Anker-App die aktuelle Produktionsleistung, die Ersparnis und die nach Tag, Woche oder Monat gruppierte Stromproduktion der Anlage an. Zudem können Einstellungen für den Wechselrichter vorgenommen werden, die Optionen sind aber auch hier begrenzt.

Smart-Home-Integration über Home Assistant

Ein großer Vorteil des Systems von Growatt und des Wi-Fi-Datenloggers ist jedoch die Möglichkeit, sie über eine Integration in Home Assistant zu integrieren, so dass man sich dort im Energie-Dashboard nicht nur anzeigen lassen kann, wie viel Solarenergie am Tag produziert wurde, sondern auch die Steuerung anderer Geräte daran koppeln kann – ein Punkt, der mit den Systemen von Anker aufgrund der Insellösung über die Anker-App nicht möglich ist. Neben der aktuellen Leistung können über die Integration beispielsweise auch Werte zur heutigen Produktion, zu der Gesamtproduktion und zur aktuellen Stromstärke und Spannung direkt abgelesen werden. Weitere Statistiken und Graphen lassen sich über das Dashboard erstellen.

Allerdings hat Growatt im Februar dieses Jahres Zugriffsbeschränkungen für Nutzer eingeführt, die viele API-Aufrufe erzeugen, wie sie auch durch die Integration hervorgerufen werden. Mitunter wird deshalb die Aktualisierungsrate limitiert oder Benutzerkonten gesperrt. Die dauerhafte Nutzung unter Home Assistant ist somit auch bei Growatt nicht gesichert.

Im Test hat die ShinePhone-App auf dem Smartphone dann auch ständig mit Problemen beim Einloggen zu kämpfen. Als Fehler wird dabei „Kein Girokonto vorhanden“ angezeigt. Das offenbart dann einen weiteren Kritikpunkt: die teils schlechte oder gar fehlende Übersetzung innerhalb der App. Einen besseren Einblick bietet das auch über einen Webbrowser am Desktop erreichbare Interface unter server.growatt.com.

Betrachtet man nur die App selbst, ist die Anker-App sehr viel ansprechender und moderner gestaltet und funktioniert zudem weit zuverlässiger. Die Smart-Home-Integration über Growatt ist hingegen ein Aspekt, der für manche Nutzer ein ausschlaggebendes Kriterium sein kann, wenn man entsprechende Steuerungen und Regelungen über Home Assistant umsetzen möchte. Zudem kann man beim Growatt-Modell sehr viel mehr einstellen, die meisten Optionen sind für den Nutzer im Alltag aber nicht von Relevanz.

Preisvergleich der Anker-Solix-Balkonkraftwerke

Anker bietet auch Sets mit einem Modul oder ohne Halterung an

Kurz nach dem Start der beiden Komplett-Sets hat Anker sich dazu entschlossen, die Auswahl der Kombinationsmöglichkeiten der einzelnen Komponenten zu erhöhen und die Sets auch mit nur einem Modul und ohne Halterung zu verkaufen. So erscheinen die Einstiegspreise auf den ersten Blick niedriger.

Für das erste Balkonkraftwerk, das Solix RS40 mit zwei Photovoltaik-Modulen im Silberstreifen-Design mit je 415 Wp (also insgesamt 830 Wp bei zwei Modulen) und 600-Watt-Wechselrichter MI60, bietet Anker folgende Sets an:

Bei der Premiumvariante Solix RS40P stehen hingegen folgende Sets zur Auswahl:

Alle Sets beinhalten den MI60-Wechselrichter. Er kann bislang nicht einzeln erworben werden.

Das selbst zusammengestellte Set ist günstiger

Das Set mit dem Mikro-Wechselrichter Growatt 600TL-X samt zusätzlichem Wi-Fi-Modul und zwei JAM54S30-410-Modulen von JA Solar mit zusammen 820 Wp im Silberstreifen-Design kostete 702 Euro, wobei 422 Euro auf die Solarpanels inklusive 84 Euro Speditionsversand, 245 Euro auf den Growatt 600TL-X mit Wi-Fi-Modul, 25 Euro auf zwei MC4-Verlängerunskabel und 10 Euro auf eine Anschlussleitung entfielen. Nicht unerwähnt bleiben sollte dabei, dass hier auf unbekannte Händler bei eBay zurückgegriffen wurde, die Garantieabwicklung ist zumindest komplizierter als bei Anker und die Übernahme etwaiger Kosten für den Versand der Solarmodule trägt der Käufer.

Set Anker Solix RS40P (880 Wp) Anker Solix RS40 (830 Wp) Eigenbau (820 Wp)
Preis ohne Halterung 1.199 Euro* 799 Euro* 702 Euro
Preis mit Halterung 1.389 Euro* 989 Euro* ca. 800 Euro

Das getestete Anker Solix RS40P mit 880 Wp kostet hingegen 1.199 Euro ohne Halterung und 1.389 Euro mit Halterung, ist also deutlich teurer. Besser ist es um das optisch und von der Modulleistung zum gewählten Eigenbau vergleichbare Anker Solix RS40 mit 830 Wp bestellt, denn der Aufpreis im Vergleich zum Selbstbau ist mit 799 Euro ohne Halterung deutlich geringer. Wird die Halterung mit erworben, geht die Differenz zu Gunsten des Eigenbaus jedoch deutlicher auseinander, wobei hierfür eine Halterung mit einem Preis von circa 100 Euro angesetzt wurde.

Schlägt man bei einem Angebot auf einem Schnäppchenportal zu, kommt man im Selbstbau mitunter sogar noch günstiger weg. Sets mit teilweise mehr als 1.200 Wp, drei Modulen und 600-Watt-Wechselrichter waren zuletzt im Angebot teils ebenfalls schon für weniger als 700 Euro erhältlich. Ihnen fehlt in der Regel nicht nur die Balkonhalterung, sondern auch eine passende AC-Anschlussleitung und MC4-Verlängerungen.

Die Mini-PV-Anlagen von Anker Solix sind somit teurer als eine Eigenbau-Lösung oder Komplett-Sets von Schnäppchenseiten oder dem Discounter.

Fazit

Nach mehreren Wochen Betrieb des Anker Solix RS40P und dem direkten Vergleich mit einer selbst zusammengestellten Mini-PV-Anlage ergeben sich für beide Varianten Vor- und Nachteile.

Teurer, aber problemlos und ohne Vorwissen nutzbar

Das Anker-Solix-Balkonkraftwerk ist insbesondere in der Premiumversion deutlich teurer als der Eigenbau. Das Solix RS40 ohne Halterung ist hingegen preislich viel konkurrenzfähiger, wenn auch weiterhin teurer. Größter Vorteil des Balkonkraftwerks von Anker ist dabei tatsächlich der auch vom Unternehmen angestrebte Rundum-sorglos-Faktor – kaufen, anschließen, fertig. Beim Anker Solix RS40P muss sich der Käufer vorher nicht mit der Technik und den Anschlüssen eines Wechselrichters auseinandersetzen, keine Anschlussleitung verbinden können und sich keine Gedanken darüber machen, ob die Leistung, Spannung und Stromstärke der Solarmodule überhaupt zum Wechselrichter passen.

Wählt man zudem die Variante mit Halterung, kann man sich erneut sicher sein, dass auch sie uneingeschränkt zu den Solarmodulen passt und es keine Probleme gibt oder Löcher an passender Stelle in Winkelprofilen erst selbst noch gebohrt werden müssen.

Der Luxus, sich über all dies vorab keine Gedanken machen oder beim Eigenbau erst während der Montage für auftretende Probleme eine Lösung finden zu müssen, und seien es nur fehlende Schrauben, macht sich im Preis ebenso wie der Service bemerkbar, bei dem man bei Anker darauf vertrauen darf, dass er besser abläuft als beim Erwerb über einen unbekannten eBay-Händler, der aber den besten Preis bietet.

Die Installation ist einfach, die Anleitung gut – wenn auch nicht perfekt – bebildert und gegliedert und auch die App-Anbindung funktioniert beim Set von Anker im Test problemloser als bei Growatt. Zumindest ohne App und Benutzerkonto lässt sich das Solix-System aber nicht einrichten. Nimmt man dem System anschließend die WLAN-Verbindung wieder weg, kann es auf Wunsch betrieben werden, ohne Daten in die Cloud zu schicken – aber eben auch ohne App- und Leistungsdaten-Zugriff für den Nutzer. Lokal im Netzwerk lässt sich darauf nicht zugreifen, was einigen Nutzern ein Dorn im Auge sein wird. Der Komfort, zu jeder Zeit auf die Leistungsdaten blicken zu können und keinen Zwischenstecker einsetzen zu müssen, wird bei den meisten Käufern klar überwiegen.

Das schwarze Design der Premium-Sets ist optisch deutlich attraktiver als die Silberstreifen gängiger Module, aber auch hier gibt es von der Konkurrenz entsprechende Module. Dennoch ist Anker bei den Solarmodulen, ihren Leistungswerten und der Garantiezeit uneingeschränkt konkurrenzfähig zu den ansonsten bei Balkonkraftwerken üblichen Herstellern und Modulen.

Die Anbindung ans Smart Home fehlt

So einfach und problemlos die Inbetriebnahme und der Betrieb des Anker Solix RS40P auch ist, Potenzial bleibt trotzdem. Einerseits wünscht man sich heutzutage eine Anbindungsmöglichkeit an andere Smart-Home-Systeme. Dass es keine Möglichkeit gibt, die Werte des Solix über eine Integration in Home Assistant zu übernehmen, da kein API-Zugriff geboten wird, ist für all jene, die ein solches System zuhause betreiben, ein enormer Kritikpunkt. Mit dem Growatt MIC 600TL-X lässt sich eine solche Integration umsetzen, so dass man in Verbindung mit einem Raspberry Pi mit IR-Lesekopf genau verfolgen kann, wie viel Strom man aus dem Netz und wie viel über die steckerfertige PV-Anlage bezogen und erzeugt hat – und zu welchen Uhrzeiten Erzeugung und Verbrauch auseinanderklaffen. Bei Anker kann man dies wiederum nur erreichen, indem man etwa eine smarte Messsteckdose oder einen Shelly Plus 1 PM* zwischenschaltet, der die Leistungswerte ins Smart-Home-System überträgt und loggt – was aber weitere Kosten verursacht.

Eigenbau ist flexibler

Darüber hinaus ist zumindest der Eigenbau mit dem Growatt MIC 600TL-X flexibler, was die Anzahl der Module betrifft. Das Set von Anker ist darauf ausgelegt, so betrieben zu werden, wie es gekauft wird. Ein Update auf eine maximale Ausgangsleistung von 800 Watt, wenn dies gesetzlich erlaubt wird, ist nach jetzigem Kenntnisstand aber ohnehin bei beiden Systemen nicht möglich. Hierfür muss ein neuer Wechselrichter angeschafft werden.

Kaufen, anschließen, fertig

Amortisieren wird sich über die Laufzeit auch das Anker Solix RS40P, allerdings je nach Standort erst zwei bis drei Jahre später als der Eigenbau. Für wen dies nicht im Fokus steht oder wer von einer staatlichen Förderung profitiert, wie sie viele Bundesländer mit bis zu 750 Euro anbieten*, und wer sich nicht mit den technischen Details auseinandersetzen möchte, erwirbt mit dem Anker Solix RS40P eine sehr gute steckerfertige PV-Anlage, mit der man selbst im Kleinen Teil der Energiewende werden kann.

ComputerBase hat das Solix RS40P leihweise von Anker zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA. Der Growatt-Wechselrichter und die JA-Solar-PV-Module sowie Zubehör wurden zu Vergleichszwecken selbst erworben.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

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