KI-Innovationspaket: Wie die EU-Kommission im AI-Wettrennen aufholen will
Führende AI-Anbieter stammen bislang vor allem aus den USA oder China, trotz Start-ups wie Mistral, DeepL oder Aleph Alpha spielen EU-Unternehmen bislang nur eine untergeordnete Rolle. Das will die EU-Kommission mit einem Innovationspaket ändern.
Das Paket richtet sich an Start-ups sowie kleine und mittlere Unternehmen, angekündigt wurde es bereits Ende 2023 – es ist unter anderem Teil des AI Acts. Das Ziel ist in erster Linie, ein Ökosystem aufzubauen, das die Entwicklung von KI-Anwendungen erleichtert. Dafür hat die EU-Kommission heute eine Vielzahl von Maßnahmen beschlossen. Diese umfassen:
- Den Zugang von KI-Start-ups zu europäischen Supercomputern
- Finanzielle Unterstützung
- Ein erleichterter Zugang zu Trainingsdaten
- Neue KI-Behörden und Agenturen
Der Abbau von technischen und bürokratischen Hürden sind also relevante Punkte. Der AI Act selbst schafft zwar verschärfte Voraussetzungen, soll so aber die Grundlage für die Entwicklung besonders sicherer und vertrauenswürdiger Lösungen sein. Zudem soll im Rahmen des Gesetzes ein Amt eröffnet werden, das die AI-Politik auf europäischer Ebene entwickelt und koordiniert.
Technisch dockt man mit dem Innovationspaket bei bestehenden Projekten wie der EuroHPC-Initiative an, die den Bau europäischer Supercomputer wie den Leonardo aus Italien fördert. „Für die Entwicklung von KI braucht es Rechenleistung. Und zwar sehr viel davon. Deshalb wollen wir den KMU und Start-ups einen privilegierten Zugang zum Netz der europäischen Supercomputer gewähren“, sagt Kommissions-Vizepräsidentin Margrethe Vestager.
Weniger Ressourcen als die Branchenführer
Finanziell unterstützen will man KI-Start-ups mit Geldern aus den Programmen Horizont Europa und Digitales Europa. Dadurch sollen bis 2027 insgesamt rund 4 Milliarden Euro aus öffentlichen und privaten Mitteln bereitgestellt werden. Weitere Investitionen will man fördern, das erfolgt unter anderem durch eine Risikokapital- oder Eigenkapitalunterstützung.
Solche Maßnahmen sind nötig, denn die AI-Entwicklung ist kostspielig. Wie kostspielig zeigen allein die Summen, die führende Anbieter investieren. Meta dürfte in diesem Jahr mehr als 5 Milliarden US-Dollar für den geplanten Kauf von rund 200.000 Nvidia H100-GPUs ausgeben, insgesamt noch deutlich mehr. Analysten schätzen den Bedarf auf einen zweistelligen Milliarden-Betrag.
Ähnliches gilt für die Konkurrenz. OpenAI plant eine neue Investorenrunde, die dem Konzern so viel einbringt, dass der ChatGPT-Entwickler auf eine Bewertung von 100 Milliarden US-Dollar kommt. Anthropic hat ebenfalls schon Milliarden-Summen in mehreren Investitionsrunden eingenommen. Das deutsche Start-up Aleph Alpha erhält 500 Millionen Euro von Investoren.
Teil des immer noch nicht finalen AI Act
Der IT-Branchenverband Bitkom begrüßt das Vorhaben als ersten Schritt. In den vergangenen Monaten sei im Rahmen des AI Act vor allem über die Regulierung in der EU gesprochen worden, so Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder. Jetzt sei das Unterstützen europäischer KI-Unternehmen entscheidend.
Das Maßnahmenpaket ist aber auch Teil des AI Acts und bei dem laufen nun doch wieder die Verhandlungen. Eigentlich bejubelten die EU-Institutionen bereits im Dezember, sich auf das weltweit erste KI-Gesetz verständigt zu haben. Geklärt werden sollten nur noch technische Details.
Nun häufen sich kritische Stimmen, die Änderungen – etwa bei der Regulierung biometrischer Überwachung – seien zu weitreichend. So sind verschiedene Themen wieder auf dem Tisch, der Bitkom fordert etwa, nochmal bei der Regulierung generativer KI-Lösungen anzusetzen.