CES 2024

TGX-Dock: Lenovo setzt bei externer GPU auf OCuLink statt Thunderbolt

Nicolas La Rocco
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TGX-Dock: Lenovo setzt bei externer GPU auf OCuLink statt Thunderbolt

Wo andere Hersteller auf Thunderbolt vertrauen, kommt bei Lenovos externem GPU-Gehäuse namens TGX-Dock das OCuLink-Interface zum Einsatz. Das soll mit 64 Gbit/s eine schnellere Übertragung als Thunderbolt zur Verfügung stellen. In dem Gehäuse kommen Grafikkarten von Lenovo zum Einsatz, die aber eher für China bestimmt sind.

Lenovo argumentiert, dass Thunderbolt 4 mit 40 Gbit/s einen Flaschenhals darstelle, der beim TGX-Dock mit eigenem TGX-Anschluss umgangen werden soll. Im Gespräch mit Lenovo zur CES 2024 konnte ComputerBase herausfinden, dass hinter dem vermeintlich eigenen TGX-Anschluss nichts weiter als ein Marketingbegriff und eigentlich der OCuLink steckt. OCuLink ist ein Industriestandard der PCI-SIG und vor allem aus dem Server-Umfeld bekannt. Der Name steht für Optical (O) Copper (Cu) Link und soll bei Servern einen externen Zugriff auf die PCIe-Lanes ermöglichen.

PCIe 4.0 x4 mit 64 GT/s

OCuLink stellt in der von Lenovo genutzten Ausführung ein Interface mit – laut Datenblatt – 64 Gbit/s für PCIe 4.0 mit vier Lanes (x4) zur Verfügung. Korrekterweise spricht man bei PCI Express meistens von GT/s (Gigatransfers per second), sodass hier 64 GT/s für brutto 7,877 GB/s vorliegen. Der bei OCuLink verwendete Anschluss weist optische Ähnlichkeiten zu DisplayPort auf, ist allerdings nicht dazu kompatibel.

Externer AI-Beschleuniger

Lenovo hat das TGX-Dock in Kombination mit dem ThinkBook 14 i Gen 6+ vorgestellt, das einen entsprechenden Anschluss auf der linken Seite des Notebooks bietet. Offiziell unterstützt Lenovo ausschließlich Desktop-Grafikkarten der GeForce-RTX-4000-Familie, die im ThinkBook jedoch weniger für eine gesteigerte Gaming-, sondern für mehr AI-Leistung im produktiven Umfeld sorgen sollen.

Der Hersteller nennt etwa die Parallelisierung von generativen AI-Modellen wie Stable Diffusion, die von Nvidia TensorRT beschleunigt werden und dem Anwender helfen können, etwa Bilder auf der Grundlage von Text- und Bildeingaben zu erzeugen.

1.200-Watt-Netzteil versorgt Grafikkarte

Laut Datenblatt unterstützt das Dock unter anderem die RTX 4060 Ti, 4070 und 4090 sowie andere Nvidia-GPUs mit einer Länge von maximal 358 mm. Zugriff auf die Hardware erhält man nach dem Lösen einer Rändelschraube auf der Rückseite, wonach über einen Griff ein Schlitten mit Grafikkarte und Netzteile aus dem Aluminiumgehäuse gezogen werden kann. Im konkreten Beispiel mit einer RTX 4070 war ein FSP1200-40ALA mit 1.200 Watt verbaut, das mittels 24-Pin-ATX-Anschluss mit einer im Gehäuse verbauten Platine und mit 12-Pin-Stecker mit der Grafikkarte verbunden war. Seitlich des aktiv gekühlten Netzteils saß ein weiterer 120-mm-Lüfter, der für Frischluft sorgt.

Europäischer Marktstart unwahrscheinlich

Der Ankündigung von Lenovo zufolge sollen ThinkBook 14 i Gen 6+ und ThinkBook Graphics Extension ab dem zweiten Quartal dieses Jahres in ausgewählten Märkten zu noch unbekannten Preisen angeboten werden. ComputerBase konnte zur Messe allerdings eine Produktliste von Lenovo einsehen, der zufolge das ThinkBook 14 i Gen 6+ nicht für den EMEA-Raum geplant sei. Das wiederum macht es höchst unwahrscheinlich, dass hierzulande das TGX-Dock angeboten wird. Die Verfügbarkeit ist eher im asiatischen Raum zu erwarten, für den Lenovo mit der eigenen Gaming-Marke Legion auch neue Super-Grafikkarten vorgestellt hat, die es hierzulande nicht gibt.

Thunderbolt 5 kommt

Unterdessen muss man sich allerdings auch fragen, ob die Nutzung des im Consumer-Umfeld exotischen OCuLink wirklich sinnvoll für den Einsatz im Alltag ist. Denn mit Thunderbolt 5 steht eine Schnittstelle mit 80 Gbit/s respektive bidirektional jeweils 40 Gbit/s bevor, die auch mit 120 Gbit/s in die eine und 40 Gbit/s in die andere Richtung betrieben werden kann. Der von Lenovo bemängelte Flaschenhals von Thunderbolt 4 würde damit wegfallen und eine gegenüber OCuLink schnellere Anbindung geboten werden. Zumal fraglich ist, ob es sich überhaupt um einen im Alltagsbetrieb spürbaren Flaschenhals handelt und mit einem signifikanten Leistungsplus bei OCuLink zu rechnen ist.

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