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Lt. Junior Grade
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Angenommensten schrieb:Ich gehe davon aus, dass du eigentlich der von mir benannte Igor bist:
Ich möchte dich um Entschuldig bitten.
Ich musste mir damals wirklich hart auf die Zunge beißen bzw. auf die Finger klopfen, um nicht die ganze Story sofort selbst aufzuschreiben. Denn diese zieht sich bis heute und der Kreis der Geprellten ist geradezu riesig und wächst immer noch. Und ich war (und wurde) mordsmäßig enttäuscht, denn es war hier eigentlich eine Art Inklusionsfall. Ich gehöre zu denen, die anderen Menschen gern eine zweite, oder meinetwegen auch dritte Chance geben, das zieht sich bei mir hier quer durch die Firma. Egal, ob ethnisch gemobbter Gymnasiumsabbrecher, der im Praktikum bei mir einen neuen beruflichen Drall bekommen hat und nun über gute Kontakte eine Berufsausbildung mit Abitur absolviert bis hin zu solchen vom Leben arg gebeutelten Existenzen wie dem Lüftertester, bei dem ich versucht habe, ihm mit Ausrüstung und Geld einen neuen Weg zu finden. Zur Ehrenrettung muss ich aber auch schreiben, dass es das einzige Mal war, dass mein Vertrauen so missbraucht wurde. Er hatte hinter meinem Rücken und ohne mein Wissen mit seinen ganzen Messungen den Hersteller fast in den Ruin getrieben. Nur wusste ich von seinem Nebenjob gar nichts. Wenn man dann den Hersteller fragt und dann erfährt, es wurde alles geprooft, dann verlässt man sich drauf.
Aber wer mich kennt, der weiß auch, dass mich bei vielen Dingen der Ehrgeiz zerfrisst, wenn etwas nicht geklappt hat. Also haben wir, diesmal mit Strömungstechnikern und handwerklich begabten Kollegen das Ganze noch einmal komplett neu entwickelt und fast 1 Jahr lang auch intern erst einmal verbssert und immer wieder gegengetestet. Man kann sich entschuldigen und so ein Projekt beerdigen oder man kann sich auch dem Sturm aussetzen, und es noch einmal richtig machen. Gut, das kostet Zeit, Nerven und auch ordentlich Geld, denn professionelles Equipment ist leider nicht umsonst zu bekommen.
Um den Kreis vom Off Topic zum Thema zu schließen:
Weil es in einem anderen Forum aufkam und man schon wieder Parallelen hinsichtlich meiner Euphorie zwischen dem Ampinel und den Lüftern zog - es ist einfach nur niederträchtig, aber auch ein perfekter Spiegel der Zeit, wo Schwarz und Weiß die einzige mögliche Farbenlehre zu sein scheint. Ich kaufe viele Dinge als Unternehmen und die Preise (nicht nur) von Grafikkarten tun einfach weh. Es ist aber ein Unterschied, ob man als Endanwender im Zweifelsfall nach deinem Daddel-Unfall eine RMA machen kann oder als Unternehmer erst einmal eine Geräteausfall samt Datenverlust hat und weitere Karten vorhalten muss. Ich gehöre auch zu denen, wo mal ein Header verschmort ist, was mich am Ende auch zum hartnäckigen Nachtreten verleitet hat.
Ja, ich kann 960 Watt durchpressen, das habe ich selbst im Labor getestet. Das eigentliche Dilemma beim 12V-2×6 ist, dass die Laborrealität und die Alltagspraxis auseinanderfallen. Dem ist auch Linus grandios aufgesessen, aber er ist ja auch kein Techniker. Auf dem Prüfstand, wo die Kabel gerade geführt werden, kein Gehäuse vibriert und die Steckung perfekt sitzt, verhält sich der Connector erwartungsgemäß: Die einzelnen Pins teilen sich den Strom relativ gleichmäßig, die Erwärmung ist kalkulierbar und solange die Spezifikation nicht grotesk überschritten wird, bleibt das System stabil. In diesem Szenario wirkt der Skin-Effekt höchstens als akademischer Nebenaspekt, da er bei Gleichstromlast praktisch nicht ins Gewicht fällt.
Im PC sieht das dann meist schon anders aus. Hier kommt zur elektrischen Belastung eine ganze Kaskade mechanischer und thermischer Einflüsse. Die Pins werden in der Praxis oft nicht perfekt zentriert eingesteckt, schon minimale Schräglagen führen zu ungleichmäßiger Kontaktfläche. Dazu kommen Vibrationen durch Lüfter, Pumpen oder Spulen, die die Mikrogeometrie der Kontakte ständig leicht verändern. Dadurch entsteht kein stabiler Übergangswiderstand mehr, sondern ein Flackern von Mikro-Hotspots. Genau dort können dann kleine hochfrequente Anteile der Last, die aus den extrem steilen Schaltflanken der Spannungswandler resultieren, überproportional wirken. Was im Labor noch als vernachlässigbarer Skin-Effekt abgetan werden kann, verstärkt sich unter diesen Bedingungen, weil der Strom nicht mehr homogen über die Pinoberfläche verteilt wird, sondern auf winzigen Bereichen konzentriert anliegt. Dazu hatte ich auch schon ausführlicher was geschrieben.
Das Ergebnis ist, dass der Connector im eingebauten System anfälliger ist, als es die Spezifikation oder Laborüberlastungen suggerieren. Die Schäden entstehen also nicht primär durch eine absolute Dauerlast, sondern durch die Kombination aus ungleichmäßiger Stromverteilung, sich verändernden Kontaktflächen und lokalem Temperaturanstieg. Daher auch die Diskrepanz: Hersteller verweisen auf bestandene Labortests, in der Praxis schmilzt aber der Stecker ab, weil diese Zusatzfaktoren schlicht nicht berücksichtigt wurden.
In meinem Labor und bei diversen YouTubern zeigt der 12V-2×6, was er theoretisch leisten könnte. Im PC offenbart er, was er praktisch nicht aushält. Genau deshalb sehen wir trotz scheinbar ausreichender Spezifikation auch die verschmorten Kontakte, denn die Schnittstelle ist zu empfindlich für eine Umgebung, in der Perfektion beim Stecken und völlige Ruhe schlicht nicht existieren. Es kann gut gehen, muss es aber nicht.
Der Ampinel regelt im gefährlichen Fenster ab rund 7.5 Ampere bis rund 9.5 Ampere wirklich brauchbar und ich sehe z.B. bei einer RTX 5090 SUPRIM Liquid, dass auch fast 620 Watt noch sicher betrieben werden können. Aber ich sehe auch, was er im laufenden Betrieb trotz eingerasteter und entlasteter Stecker bereits geregelt hat. Der Grenzbereich zwischen benötigt und maximal erlaubt ist bei dieser Steckverbindung einfach zu klein. Und das kann er genial ausbügeln. Daher stammt auch meine Begeisterung. Dass er im extremen Fall auch noch smart abschalten kann, steigert das Ganze noch. Ja, das ist die Reißleine, aber auch die braucht man.