Bekannte evtl. mit Legasthenie - was tun?

timo82

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Hi,
ich habe eine gute Freundin, die einen Realschulabschluss und danach eine handwerkliche Ausbildung gemacht hat. Sie kann sich ganz normal ausdrücken, wenn sie anfängt zu schreiben, wird es aber sehr schnell sehr fehlerhaft.
Im Job hat sie deswegen auch ständig Probleme und wechselt häufig die Stelle. Auf kurz oder lang gibt es dann Ärger mit den Vorgesetzten, weil der Schriftverkehr/Präsentationen voller Fehler sind.

Ich habe mich bereit erklärt, ihr dabei zu helfen, weiß aber nicht wirklich wie ich das angehen soll, da meine Versuche bisher alle kläglich gescheitert sind. Ich bin allerdings auch kein Lehrer, habe also keine Ahnung, wie man das am besten vermittelt.

Vorweg: ich kann die Kritik der Vorgesetzten grundsätzlich nachvollziehen, die Art und Weise aber oft nicht. "Draufhauen" hinterlässt bei ihr einen Haufen Elend, sie sitzt dann heulend zuhause. Ich habe das daher nie gemacht, wobei meine Geduld bei ihr ehrlich gesagt auch schon mehrfach am Ende war.

Wir haben zusammen ein paar Vorlagen geschrieben, die sie meiner Meinung nach einfach kopieren und leicht anpassen kann.
Leider klappt das nicht.

Ihre Texte wirken für mich wie schlampig "hingerotzt". Das sieht nach copy&paste aus, wobei nur ca. 30 % der anzupassenden Wörter geändert wurden.

Aus einer Vorlage:

"Sehr geehrter Herr/Frau XY,
anbei erhalten Sie das gewünschte Angebot"


wird dann (bei Kunden, die geduzt werden):

"Sehr geehrter Timo,
anbei erhalten Du das gewünschte Angebot".


Inzwischen haben wir Vorlagen für Sie und du.
Das Beispiel macht es aber gut deutlich, was 50% ihrer Fehler sind. Sie ändert Sätze, aber leider nur an der Hälfte aller Stellen.

Ich habe folgende Methoden versucht (sie schickt mir ihre E-Mails vor dem Versenden an den Kunden immer zur Korrektur).

1. ich habe den Text korrigiert und geschrieben, was falsch war:

Statt "erhalten" muss da "erhältst" stehen. "Hallo" ist hier auch besser. Hier die richtige Mail:

"Hallo Timo,
anbei erhältst Du das gewünschte Angebot".


Das hat nichts genützt. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sie nicht selber auf den Fehler aufmerksam wird, weil ich alles schon erledigt habe.


Also habe ich es anders versucht:

2. in deinem Text sind zwei Fehler. Ich habe sie dir rot eingefärbt. Bitte korrigiere sie und schick mir den Text zurück.

"Sehr geehrter Timo,
anbei erhalten Du das gewünschte Angebot".


Ihre Antwort:
Danke. Ich habe es korrigiert. Schau bitte nochmal drüber?

"Sehr geehrter Timo,
anbei erhalten Du das gewünschte Angebot".


Ich habe ihr dann gesagt, dass die Fehler immer noch da sind und es ihr nochmal geschickt:

"Sehr geehrter Timo,
anbei erhalten Du das gewünschte Angebot".


Ihre Antwort:
Sorry, jetzt aber:

"Sehr geehrter Timo,
anbei erhalten Du das gewünschte Angebot".


Ich habe ihr dann gesagt, dass es immer noch falsch ist. Statt "erhalten" muss "erhältst" hin, Sehr geehrter" passt beim Duzen nicht.
Dann hat sie es korrigiert (ach, habe ich überlesen, war ein Tippfehler).

Für mich war diese Methode sehr zeitaufwändig und hat auch nichts gebracht. Wir haben es mehrfach so versucht, ich verliere dann aber irgendwann auch die Geduld, wenn ich ihr in einer E-Mail 20 Stellen als falsch markiere und in ihrer "Korrektur" die ersten zehn Fehler unverändert falsch sind.



3. Ich habe mir dann überlegt, dass sie jede E-Mail deutlich und laut vorliest und dabei (hoffentlich) über solche Fehler stolpert.
Also hat sie diese E-Mail vorgelesen:

"Sehr geehrter Timo,
anbei erhalten Du das gewünschte Angebot".


Vorgelesen hat sie

"Sehr geehrter Timo,
anbei erhältst Du das gewünschte Angebot".


Ich habe ihr gesagt, dass sie sich bitte konzentrieren soll und langsam Wort für Wort vorlesen soll, was da steht.
Sie hat immer "erhältst" statt "erhalten" vorgelesen.


4. Wir haben Grammatikapps getestet. Damit hat sie keine Probleme, sie kann die Aufgaben nahezu alle fehlerfrei lösen.

Jetzt weiß ich nicht mehr weiter.
Sie sagt immer, dass das Tippfehler seien. Ich bin da anderer Meinung. Das sind keine Tippfehler, sondern Grammatikfehler. Ich bekomme die aber nicht abgestellt.
Das Hauptproblem scheint, dass sie im Kopf etwas anderes hat, als auf dem Monitor steht. Sie blendet den geschriebenen Text irgendwie aus.
Unbekannte Texte vorlesen klappt auch überhaupt nicht. Wenn sie einen Satz flüssig vorliest, ist das die Ausnahme.

Beim Korrigieren muss ich immer sehr vorsichtig sein. Sie stellt sehr schnell ihren Job in Frage und will oft morgen kündigen, weil sie es angeblich niemandem recht machen kann.
Meine ehrliche Meinung ist, dass es auch wirklich grob falsch ist. Solche E-Mails können mal passieren, aber nicht bei 10 von 10 am Tag mit insgesamt ~ 150 Fehlern.
Das kann ich ihr so aber nicht sagen. Sie guckt dann wie ein Reh mit verheulten Augen und sagt nichts mehr.



Hat jemand eine Idee?
Mir tut das so leid, ich fühle mich echt hilflos.
 
Erstmal vorweg: ich finde es super, dass du Sie so unterstützt. Ich habe das Gefühl das sowas heute nichtmehr selbstverständlich ist. Einfach toll!

Wie bei den meisten Problemen sehe ich hier aber auch, dass derjeniger der das Problem hat erstmal akzeptieren muss dass man ein Problem hat. Sie hat ja dich als Hilfe geholt, das ist schonmal ein Anfang. Aber - nichts gegen deine Bemühungen - wäre es nicht besser das von einem Profi übernehmen zu lassen?

Eine Bekannte hatte für ihren Sohn in der lokalen VHS einen Schreibhilfekurs für Analphabeten gefunden. Aber da steht und fällt sowas natürlich mit der Fähigkeit/Einfühlsamkeit des jeweiligen Dozenten.
 
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Danke für deine Antwort. Ich bin mittlerweile auch soweit, dass ich sehe, dass meine Hilfe nichts weiter nützt.

Über einen VHS Kurs habe ich auch nachgedacht. Das ist aktuell leider sehr schwierig.
Ich hoffe, dass hier jemand eine helfende Idee hat. Mir fehlt der Ansatzpunkt.

Bei mir kommen leider drei Probleme zusammen:
  • ich kann den Grund für diese Schwäche nicht nachvollziehen
  • ich habe keine Ausbildung in diesem Thema
  • ich kann nicht dauerhaft während meiner Arbeit alle ihre ausgehenden E-Mails korrigieren

Weitere Ideen sind:

  • Lernbuch (bringt wahrscheinlich ähnlich wenig wie eine App)
  • Texte farbig markieren lassen, um Fehler zu erkennen

Gelbe Gruppe
ich bin, habe...

Rote Gruppe
du bist, hast...

Grüne Gruppe
ihr seid, habt...

Blaue Gruppe
Sie sind, haben...

Damit müssten solche Sätze wie

du erhalten

direkt auffallen. Aber das ist dauerhaft bei allen E-Mails nicht durchzuhalten.
Man könnte noch die Vorlagen farbig markieren.



Onlinekontrollen helfen leider auch nicht. Die weisen auch bei den verrücktesten Sätzen nicht auf Fehler hin (solange die Einzelwörter korrekt geschrieben sind).
 
Das mag jetzt vll etwas hart klingen, aber für mich deuten die Beispiele schon auf Analphabetismus hin (zumindest im grammatikalischen Teil). Weil sie schreibt ja nicht nur die Wörter falsch, es scheint vielmehr noch ein Problem bei der richtigen Wortfindung (Semantik) zu geben!
Interessant wäre noch zu wissen, wie sie die mittlere Reife geschafft hat? Hätte sie hier einen Nachteilsausgleich beantragt gehabt?
 
Wenn sie redet, findet sie die richtigen Wörter. Beim freien schreiben klappt es mehr oder weniger gut. Da schreibt sie einige Sachen falsch.
Es hapert grundsätzlich beim Ändern von Texten. Das ist echt katastrophal.

Den Realschulabschluss hat sie recht locker geschafft. Sie ist nie sitzen geblieben und hatte auch recht gute Noten.

Für mich ist es vorwiegend eine Konzentrationssache. "Erhalten" und "erhältst" sollte jeder auseinander halten können, der lesen kann. Sie liest es wie ein Roboter zig Male nacheinander falsch vor.
In ihrem Kopf stehen da andere (richtige) Wörter.
 
Bei sowas hilft nur profesionelle Hilfe.
Ist zwar gut das du helfen willst aber Ich glaube du wirst das nicht hinbekommen.
 
Solche Fälle hatte ich auch mal in meinem Berufsleben. Sehr oft liegt das Problem „tiefer“.



Ich denke nicht das Legasthenie oder LSR vorliegt. Das hätte schon früher aufallen müssen.



Die Fälle denen ich begegnet bin:





In meiner Ersten Ausbildung war ein Kollege, der hatte auch eine sehr gute MR mit einer 1 in Mathe.



In der Ausbildung galt es aus dem Kopf bzw. mit dem Taschenrechner einfache Prozente oder Mischungen auszurechnen.

Er war extrem unsicher kam gar nicht zurecht und konnte nicht mal das 1x1. Zum Schluß sah man ihn nur noch mit dem TR und selbst da machte er Fehler.



Später gab es in einer anderen Firma auch eine Auszubildende mit einem sehr guten Abi die auch viele Rechtschreibfehler machte.



Bei beiden war die Ursache, das sie einfach das Arbeiten nach der Schule (noch) nicht gewohnt waren und einfach nicht damit zurechtkamen. In der Schule war dies kein Problem da kannt man Stoff, Schulaufgaben usw.



Es sind also eher Konzentrations bzw. Anpassungsprobleme.



Es ehrt dich zwar das du ihr helfen willst, aber dazu bist du weder qualifiziert noch zuständig (war bei mir damals ähnlich)



Beim ersten Fall konnte man mit AbH und professioneller Hilfe helfen.



Die zweite wollte eigentlich nie eine Ausbildung machen und ergriff dann ein Studium im sozialen Bereich was mehr was für sie war.



Die Probleme können also wie gesagt tiefer liegen.
 
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Legasthenie gibt es ja von bis, daher ist es schwer da ohne die Person zu kennen eine qualifizierte Antwort zu liefern.


Ich kann allerdings berichten, das ich bis vor 2 Jahren eine Kollegin hatte, die eine diagnostizierte Lese-/Rechtschreibschwäche hatte, auch da gab es häufiger fehlerhafte Formulierungen oder sie konnte einige Wörter nicht entziffern oder brauchte länger für alles, was damit zu tun hatte.
Je höher der Zeitdruck, desto schlimmer die Ausprägung.

Ich finde es in dem Zusammenhang am wichtigsten, das mit allen Beteiligten transparent kommuniziert wird, insbesondere mit dem Vorgesetzten.
Die Zahl der Betroffenen ist selbst in einem Industrieland wie Deutschland nicht zu unterschätzen, die Dunkelziffer entsprechend noch höher, Scham spielt da immer eine große Rolle.

Wenn man die Problematik aber anspricht, kann man auf der Arbeit auch gemeinsam nach Lösungen suchen.
Häufige Arbeitsplatzwechsel sind da eher Kontraproduktiv und sprechen für einen Verdrändungsmechanismus.

Auch wenn es schwer ist, sich erstmal zu "outen" hat man danach erst die Möglichkeit aktiv daran zu arbeiten und dann ist auch das Verhalten und Verständnis der Kollegen ein anderes für die Situation.


Zuallererst sollte aber die genaue Ursache bekannt sein, bevor man jemandem so einen Stempel aufdrückt.
 
Ich beschäftige mich beruflich seit vielen Jahren mit der Diagnostik und Erstellung von Gutachten über Lese- und Rechtschreibstörungen, Rechenstörungen und den Sondernformen der Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten.

Was du da als Beispiele bringst, ist meiner Meinung überhaupt kein Hinweis auf das Vorliegen einer solchen Lernstörung. Die Auffälligkeiten, die damit einhergehen, sind so gravierend, dass man im Laufe der zweiten oder spätestens dritten Klasse damit auffällt und seitens der Grundschule eine weitergehende Untersuchung angeregt wird.

Die Probleme betreffen grob geschätzt jeden zwanzigsten Menschen. Man kann davon ausgehen, dass in jeder Klasse rein statistisch betrachtet 1-2 Kinder betroffen sind. Die Auswirkungen auf die Leistungen sind so massiv, dass man schon auf der Grundschule starke Leistungsprobleme entwickelt und auf der weiterführenden Schule eigentlich gar nicht bestehen kann, ohne dass Nachteilsausgleiche angewandt werden. Dafür muss aber das Problem eingegrenzt, besser sogar benannt sein. Von daher stimme ich brettler zu. Wäre es eine LRS, wäre es schon eher aufgefallen.

Einen fertigen Text aus einer Vorlage heraus anzupassen kann übrigens ganz schön schwierig sein. Da übersieht man verdammt schnell was. Um ehrlich zu sein: auf mich wirkt das eher wie Schludrigkeit oder Konzentrationsprobleme.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe auch eine Kollegin mit ähnlichem Problem. Die hat einfach keinen Bock auf (die) Arbeit, deshalb ist ihr das Ergebnis auch egal.

Merke ich daran, dass sie gut kann, wenn sie plötzlich mal auf etwas richtig Lust hast.
 
... Hauptsache am Monatsende einen fetten Betrag auf dem Gehaltszettel stehen haben.
Ist in meinem Bereich (IGM Großkonzern) bei gefühlt 80% der Belegschaft auch nicht anders.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann sie sich nicht einen handwerklichen Arbeitsplatz suchen, in dem man keine Texte verfassen, sondern eben nur handwerklich Arbeiten muss?
 
Du stoesst mit deiner Hilfe schon jetzt an Grenzen. Sie braucht 1) die Einsicht, dass sie ein Problem hat, das ihre Erwerbsfähigkeit gefährdet und 2) den Willen, sich professionelle Hilfe zu holen. Und die gibt es. Erstmal muss das Problem analysiert werden. Ich wuerde mal bei der Krankenkasse, bei der schwerbehindertenvertretung und bei der Rentenversicherung um Rat fragen.
 
Ein Kumpel von mir, mit dem ich meine Dipl. Arbeit geschrieben habe, hat ähnliche Probleme und auch eine Diagnose bzgl LSR. Wann diese gestellt wurde kann ich aber nicht sagen.
Der Kollege war auf der Gesamtschule, Zahlenschubsen und alles was nicht primär mit Textverarbeitung und Erfassung zu tun hatte super, Abi LK Niveau mit 1 vor dem Komma und Sprachen auf Hauptschulniveau mit ner 3 vor dem Komma. Und letzteres auch nur weil er da richtig viel Energie drauf verwendet hat.

Als wir uns mit der Dokumentation beschäftigt haben ist mir das erste mal richtig bewusst geworden wie massiv sein Problem ist. Das er beim Lesen wirklich nicht der schnellste war wusste ich. Da kamen auch mitunter sehr abenteuerliche Sachen heraus. Die Texte hat er dann Wochen später genau so falsch wieder vorgelesen. Das haben wir mal irgendwann aufgenommen und Monate später mal wiederholt. Wir hatten viel Spaß, auch wenn das eigentlich wenig lustig ist.

Bei der Dokumentation hat er mir seine Teile vom Text vorgeschrieben und ich habe dann versucht daraus richtige Texte zu machen. Sätze, die er für sich in seinem Kopf formuliert hat, wiesen fehlende und/oder falsche Wörter auf. Auf Nachfrage, was ich damit anfangen sollte, hat er mit das flüssig "vorgelesen" was in seinem Kopf war. Da hatte ich dann auf mal Probleme, weil ich den vorgelesenen Text nirgendwo finden konnte.
Das was er getippt hatte war kein Text in unserem Sinne. Er konnte aus seinen Notizen aber flüssig etwas deutlich anderes vorlesen. Auch bei langen und komplizierten Zusammenhängen hat er immer das gleiche vorgelesen - auch hier noch Wochen später. Auch fehlende Passagen (zum Teil fehlten zwei bis drei wichtige Sätze) wurden jedesmal, in exakt dem gleichen Wortlaut, an der Stelle vorgelesen, wo die nicht standen.
Wenn ich ihm dann die fehlenden Wörter oder Sätze in den Text geschrieben habe, oder diesen sonst wie verändert habe, konnte er da nichts mehr mit anfangen. Da waren Abschnitte bei, 300 Wörter ganz ohne Satzzeichen bis auf den einen Punkt am Ende.

Da auch er beim Arbeiten nicht ohne Texte schreiben auskommt nutzt er Diktiersoftware. Wenn die an Ihre Grenzen kommt muss halt jemand die Sekretärin spielen. Das hat er aber auch in jedem Vorstellungsgespräch angesprochen.

Ich vermute das die Freundin des TE's da ähnlich funktioniert. Das führt dann bei allen Beteiligten zu Kopfschütteln und schlechter Laune. Die einen verzweifeln daran immer und immer wieder auf die gleichen Fehler hinzuweisen, die anderen lesen immer wieder was da stehen sollte...

Ich würde an der Stelle auch zu professioneller Hilfe und offener Kommunikation gegenüber dem Arbeitgeber raten.
 
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Danke euch für die Antworten.
Ich versuche mal alles zu beantworten.

mykoma schrieb:
Je höher der Zeitdruck, desto schlimmer die Ausprägung.

Das Gefühl habe ich auch.

Exar_Kun schrieb:
Um ehrlich zu sein: auf mich wirkt das eher wie Schludrigkeit oder Konzentrationsprobleme.

Idon schrieb:
Ich habe auch eine Kollegin mit ähnlichem Problem. Die hat einfach keinen Bock auf (die) Arbeit, deshalb ist ihr das Ergebnis auch egal.

Darüber habe ich mit ihr gesprochen. Angeblich ist sie nicht abgelenkt, hat bei der Arbeit kein Radio an...
Ich habe ihr auch gesagt, dass ich den Eindruck habe, dass sie keine Lust hat. Extrem ist mir das bei der E-Mail aufgefallen, in der ich die Fehler farblich hervorgehoben habe und die ersten Fehler selbst in der zweiten Korrektur noch immer unverändert falsch waren. Sie kann mir das nicht erklären, angeblich erkennt sie da andere Wörter als da stehen und sieht keinen Fehler.

blubberz schrieb:
Kann sie sich nicht einen handwerklichen Arbeitsplatz suchen, in dem man keine Texte verfassen, sondern eben nur handwerklich Arbeiten muss?

Könnte sie bestimmt. Als ich sie kennengelernt habe, hat sie bei dem Arbeitgeber gearbeitet, bei dem sie auch ihre Ausbildung gemacht hat. Da hat sie kaum was verdient, musste körperlich hart arbeiten und hat zudem auch deutlich über 40 Stunden die Woche gearbeitet. Zufrieden war sie da nicht.

Vor etwa einem halben Jahr hat sie in einer großen Firma gearbeitet (Bürojob) und war unzufrieden. Die Fahrt zur Arbeit war ätzend, in der Firma gab es nur Druck und die Vorgesetzte war alles andere als vorbildlich.
Ich habe ihr geraten, den Job zu wechseln. Jetzt kann sie im Homeoffice arbeiten (ging schon vor Corona), hat echt geile Hardware gestellt bekommen und verdient für ihre Ausbildung ganz gut (deutlich über 3.000 Euro im Monat brutto).
Ich mache mir Sorgen, dass sie den Job verliert, weil diese Schwäche den Vorgesetzten aufgefallen ist und sie sehr viel Kundenkontakt (auch schriftlich) hat.

Wir brauchen für das Problem eine Lösung.

Ich bespreche mit ihr das nächste Mal:
AbH (Ausbildungsbegleitende Hilfen)
Krankenkasse
Schwerbehindertenvertretung
Rentenversicherung

mykoma schrieb:
Zuallererst sollte aber die genaue Ursache bekannt sein, bevor man jemandem so einen Stempel aufdrückt.

Ich drücke ihr keinen Stempel auf. Das Problem ist vorhanden, den Grund kenne ich nicht Das macht es ja so schwierig.
 
Ich bin davon überzeugt, dass es hier Lösungsansätze gibt. Dafür müsst ihr aber erstmal die richtigen "Andockstellen", sprich professionelle Ansprechpartner finden, die ducrh Diagnose, Therapie und weitere berufliche Planung begleiten. Und um die zu finden, können oben genannte Institutionen sicher helfen.
Wenn das Thema "von Erwerbsunfähigkeit bedroht" im Raum steht, hat man in Deutschland glaube ich ganz gute Chancen, gescheit "verarztet" zu werden...
 
@timo82
Vielleicht könnte sich deine Freundin mal mit der exakten Problembeschreibung bei einem Neurologen oder Psychiater vorstellen. Wenn das wirklich keine Schludrigkeit ist, muss es ja irgendeinen anderen Grund geben. Ich glaube, dass eine fachärztliche Beratung der erste Schritt wäre, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Was ich hier außerdem als problematisch empfinde ist die Abwärtspirale, in der sie sich befindet. Leistungen entsprechen nicht den Erwartungen, Druck durch den AG bis zur Kündigung, beim nächsten AG erneut die selbe Problematik. Das kann durchaus noch zu einer Angstproblematik werden, wenn es nicht sogar schon eine ist.

Was ich noch fragen wollte: Hat deine Freundin einen Migrationshintergrund und hat sie Deutsch als Muttersprache gelernt?
 
Zuletzt bearbeitet:
AnnAluna90 schrieb:
Wenn das Thema "von Erwerbsunfähigkeit bedroht" im Raum steht, hat man in Deutschland glaube ich ganz gute Chancen, gescheit "verarztet" zu werden...

Das ist kein Problem.

Exar_Kun schrieb:
@timo82
Vielleicht könnte sich deine Freundin...

Ich hab nichts mit ihr :D

Exar_Kun schrieb:
Was ich hier außerdem als problematisch empfinde ist die Abwärtspirale, in der sie sich befindet. Leistungen entsprechen nicht den Erwartungen, Druck durch den AG bis zur Kündigung

Das ist falsch rüber gekommen. Sie wurde 1x gekündigt, ansonsten hat sie gekündigt. Ich habe ihr mehrmals dazu geraten, weil sie einfach frustriert war.
Unterm Strich wurde es vom Job immer besser. Erst weniger Stunden, dann weniger Gesamtaufwand (wegen Homeoffice) und bei jedem Wechsel deutlich mehr Geld.

Exar_Kun schrieb:
Was ich noch fragen wollte: Hat deine Freundin einen Migrationshintergrund und hat sie Deutsch als Muttersprache gelernt?

Sie wurde in D geboren, die Familie ist komplett deutsch.

Neurologen/Psychiater nehme ich mal auf die Liste.

Danke!
 
Ein Bürojob mit handwerklicher Ausbildung ist ja eher ungewöhnlich? Welcher Arbeitgeber stellt denn jemanden mit handwerlicher Ausbildung als Büroarbeiter ein?

Und im Büro mit Legasthenie zu arbeiten ist doch genau so sinnvoll wie mit 2 linken Händen oder im Rollstuhl als Handwerker zu arbeiten. Die Lösung wäre doch ganz einfach: Sie sucht sich einfach einen Job, bei dem sie keine Texte verfassen muss. Gibt ja genügend...
 
Idon schrieb:
Ich habe auch eine Kollegin mit ähnlichem Problem. Die hat einfach keinen Bock auf (die) Arbeit, deshalb ist ihr das Ergebnis auch egal.

Merke ich daran, dass sie gut kann, wenn sie plötzlich mal auf etwas richtig Lust hast.

Wie darf man das verstehen? Du kennst also eine anwältin die nicht mal richtig deutsch schreiben kann, kein bock auf ihre arbeit hat und ihr das ergebnis egal ist?!

Muss ja eine spitzen kanzlei sein. :daumen:
 
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