Containern - oder wie wir Lebensmittel verschwenden

Ich bin mir nicht ganz sicher ... aber es gibt mehr als Marx, wohin das führen kann ... auch wenn viele zunächst an den denken.

Es gab sogar Wirtschaftswissenschaftler, die davor gewarnt haben, dass unsere Gesellschaft langfristig nur noch der Wirtschaft dienen würde.

Es gibt noch eine andere Ecke, aus der ähnliches kam ... es war ein US-Präsident, der seine Bürger vor einem wachsenden "militärisch-Industriellen-Komplex" gewarnt hat, und glaubte, dass die US-Gesellschaft gut daran täte, diesen Komplex nicht zu mächtig werden zu lassen.

Im Grunde ist das aber nur Hinweise darauf, das auch die Wirtschaft ein Funktionssystem ist, welches der Gesellschaft dienen sollte, die es geschaffen hat und unterhält.
Eine Gesellschaft dient mMn vorwiegend der Wirtschaft, wenn sie die Rahmenbedingungen mit alleinigem Augenmerk darauf gestaltet, dass die Wirtschaft weiter wachsen kann.
 
Das ganze hängt an der Definition des abstrakten Begriffes 'dienen'.
Das einfach mal konkretisieren, dann zeigt sich die Wahrheit besser als wenn man mit abstrakten Begriffen jongliert.
 
Ich habe das in meinem letzten Absatz versucht.

Wenn die Gesellschaft ihre Gesetze so formuliert, und ihre gesellschaftlichen Normen so ausrichtet, dass es damit vor allem den Unternehmen gut geht, dann dient" die Gesellschaft der Wirtschaft.
Dazu gehört auch die Schaffung von Bedürfnissen ... mit dem einzigen Ziel diese Bedürfnisse dann mit Profit bedienen zu können.

Wenn die Gesellschaft wiederum die Wirtschaft zwingt (über Gesetze und gesellschaftlich etablierte Normen), dann dient die Wirtschaft der Gesellschaft, in dem sie Bedürfnisse bedient, die nicht erst geschaffen werden müssen, damit man sie bedienen kann.

Wir haben heute schon die Situation, dass wir vor gesellschaftlich eigentlich notwendigen Entscheidungen zurückschrecken, weil diese der Wirtschaft (oder einzelnen Branchen) schaden könnten.


Wie würdest du "dienen" in diesem Zusammenhang denn definieren wollen, wenn nicht in Form eines Entscheidungsprimates für eine der beiden Seiten?

Vielleicht noch zur Erklärung:
Ich betrachte "Geseellschaft" und "Wirtschaft" in etwa wie Parasit und Wirt (und ich habe dabei keine feste Rollenbesetzung im Kopf).
Parasit UND Wirt können von der Symbiotischen Verbindung profitieren, solange der Parasit den Wirt nicht umbringt (egal ob schnell oder langsam), denn DAS wird auch der Parasit langfristig nicht überleben.

Eventuell solten Wirtschaft UND Gesellschaft einfach einem übergeordneten Dritten dienen ... z.B. der Menschheit in ihrer Ganzheit (also inklusive Umwelt, Gesellschaft UND Wirtschaft).
 
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Hallo

DerOlf schrieb:
Sorry, ich hatte nicht geahnt, dass deine Meinung einzig in der Schuldzuweisung mündet ... ich dachte da käme ein Lösungsvorschlag ... was schief läuft scheinst du ja wenigstens zu ahnen.
Ich habe keinen Lösungsvorschlag, was sollte das auch sein, ein Verbot Lebensmittel weg zu schmeißen oder eine gesetzlich begrenzte Produktionsmenge ?
Wenn es da eine einfache Lösung gäbe hätten wir sie wahrscheinlich schon längst.

DerOlf schrieb:
Von deinen letzten Posts hier war ich eigentlich durchweg positiv überrascht, denn ich hatte ncht gedacht, sowas gerade von dir zu lesen ... wie war das im Umweltschutz-Thread ... nicht mein Job ... soll der Staat regeln ... nach mir die Sintflut?
Was hat meine Einstellung zu Umweltschutz mit dem Thema Lebensmitttel wegwerfen zu tun ?
Nur weil ich mein Leben nicht für Umweltschutz einschränke so heißt das doch noch lange nicht das ich Motoröl im Naturschutzgebiet ablade und erst Recht nicht das ich Lebensmittel wegwerfe.
Das ich Teilen des Umweltschutzes kritisch gegenüber stehe liegt daran das ich der Bio-/Green-/Umweltindustrie (inkl. Lobbys) nicht vertraue, die wollen auch nur Geld verdienen und belügen uns.
Wie kommt es das du als alter eingefleischter Kapitalismus/Politik/Industrie/Reichen/Lobby Hasser der Bio-/Green-/Umweltindustrie (inkl. Lobbys) so viel Vertrauen entgegen bringst ?
Ich finde das wir in einigen Punkten des Umweltschutzes verarscht werden, z.b. Fahrverbote auf wenigen außerwählten Straßen oder überteuerte schlechte E-Autos oder sinnlose Papiereinkaufstüten.
Wieso wird Plastikbesteck verboten und Coffee ToGo oder 4 Apfelscheiben in Cellophan nicht ? Wieso gibt es in Hamburg ein Diesel Fahrverbot und kein Anlege Verbot für große Schmuddelschiffe ?
Ich habe mit Umweltschutz zwei Probleme, das man dem "kleinen Mann" ein schlechtes Gewissen einredet und das Umweltschutz eher schicker Lifestyle ist als eine Notwendigkeit.
Bei Lebensmitteln ist das eine andere Sache, ich schmeiße so gut wie keine Lebensmittel weg, es würde mir einfach in der Seele weh tun, das hat nichts mit Umweltschutz zu tun.

DerOlf schrieb:
Dort hast du mit diesen Äusserungen genau die Einstellung gezeigt, die du hier jetzt dem Kunden vorwerfen möchtest.
Das sehe ich anders.
Aktiver Umweltschutz (so das er etwas bringt), ist oft mit Einschränkungen verbunden, Lebensmittel nicht weg zu schmeißen oder nicht mehr einkaufen als nötig sind keine Einschränkungen.

DerOlf schrieb:
Hast du eine Ahnung, was für ein Bild jemand von Dir bekommt, dessen Gedächtnis weiter reicht, als "von Zwölf bis Mittag"?
Hast du eine Ahnung, wie egal es mir ist was andere für ein Bild von mir haben ?

Grüße Tomi
 
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Tomislav2007 schrieb:
Wie kommt es das du als alter eingefleischter Kapitalismus/Politik/Industrie/Reichen/Lobby Hasser der Bio-/Green-/Umweltindustrie (inkl. Lobbys) so viel Vertrauen entgegen bringst ?
Wie kommt es, dass du glaubst, ich würde diesem Teil der Wirtschaft weniger kritisch gegenüberstehen, als dem Rest?
Ich verzichte nicht nur auf Fleisch aus industrieller Massenproduktion, sondern auch auf Fleisch mit "Bio-Unbedenklichkeits-Siegel X" ... denn ich kenne die Unterschiede (liegt am Kontakt zu Bio-Landwirten).
Natürlich stehe ich dem Super-Food-Boom kritisch gegenüber ... und die Gründe sind eben nicht ernahrungsphysiologischer Natur, sondern haben eher mt der Logistik zu tun, die das in unsere Regale spült und mit den Folgen, die z.B. ein Soya-boom am europäischen Markt für die Nahrungsmittelversorgung in Asien bedeutet (Fleisch-Ersatzprodukte, Bio-Sprit, Spekulationen mit Lebensmitteln ... Versorgungsengpässe in den Erzeugerregionen).

Klar wird auch mit Öko- und Bio "nur" Geld verdient ... DAS ist genau der Aspekt des Wirtschaftens, der alle positiven Effekte aushebeln kann. Nicht "besser" (für Umwelt und Gesellschaft) sondern lediglich "gut genug" (für den Kunden). DAS ist mMn das Hauptproblem.
Der Kunde könnte was ändern ... hat aber scheinbar zumindest kein ausreichendes Interesse daran, wenn er gerade einkauft.
Die Industrie und der Handel könnten es ändern ... aber auch dafür gibt es nur wenig Grund, solange die Bilanz "passt".
Die Politik kann es nicht ändern ... das einzige was die tun kann, ist Gesetze verabschieden, mit denen dann die absolute Merheit unzufrieden ist, was genau diese kosten kann -> Ebenfalls kein echtes Interesse.

Es gibt nur einen, der bei echtem Interesse tatsächlich was ändern kann ... "Ich" ... der einzelne Kunde mit seiner einzelnen Kaufentscheidung ... oder der Entscheidung, auch die nicht mehr ganz so optimalen Produkte zu verbrauchen (es gibt ja genug Möglichkeiten).

Tomislav2007 schrieb:
Hast du eine Ahnung, wie egal es mir ist was andere für ein Bild von mir haben ?
Nach mehreren Jahren Diskussion mit dir, ist es etwas mehr, als nur eine Ahnung :)
Mir ist auch relativ egal, was andere für ein Bild von mir haben ... aber das Bild, das ich selbst von mir habe, das ist mir eben nicht egal. Ich will den Menschen mögen, den ich jeden morgen im Spiegel sehe.
 
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Das Problem mit weggeworfenen Lebensmitteln ist doch nicht nur bei den Lebensmittelhändlern. Hier lässt sich ja oft noch einiges eigentlich weiterverschenken an Organisationen, die Bedürftigen damit helfen.
Das Containern grundsätzlich zu erlauben, sehe auch ich eher kritisch. Angenommen, es wird erlaubt und die Händler legen jeden Abend die zu entsorgenden Waren in einen dafür vorgesehenen Kasten/Container/What ever. Da werden sich dann schon 30 Minuten vorher Schlagen davor bilden mit Leuten, die die kostenlosen Lebensmittel abgreifen wollen. Und glaubt mir... das sind dann nicht nur Leute, die es nötig haben.
Wie sagt man doch... von den Reichen lernt man das sparen.
Bedeutet also, dass Leute gezielt dafür spekulieren, nicht einkaufen zu gehen sondern sich direkt dort anstellen. Schließlich gibt es dort auch vieles Umsonst. Und genau hier erleidet dann der Händler einen Umsatzverlust.
Meiner Meinung nach sollte es lieber eine Verfügbarkeitsbeschränkung geben. Sprich, gerade Frischwaren nur in endlicher Menge vorrätig halten. Wer abends um halb 8 einkaufen geht sollte mMn nicht mehr erwarten dürfen, dass er aus allen Sorten Brot, Brötchen und Salat auswählen kann.
Wozu gibt es Statistikauswertungen zu Einkaufsverhalten? Es lässt sich doch daraus ein statistischer Mittelwert zu jeder einzelnen Ware bilden, wie oft diese durchschnittlich pro Tag gekauft wird. Also sollten die Händler doch gerade bei den Waren mit sehr begrenzter Haltbarkeit nur diese Menge +x% davon pro Tag im Angebot haben. Wenn das Kontingent dann um 14 Uhr weg ist - ok. Am nächsten Tag wieder.
Dazu wird es aber wohl nie kommen. Zum einen höre ich die Menschen schon jetzt protestieren, warum genau ihr Lieblingsbrotaufstrich gerade heute nicht vorhanden ist. Andererseits ist jeder Händler auf Gewinn- und Umsatzmaximierung fixiert. Das ein Kunde weniger Geld ausgibt, weil eine Ware heute nicht mehr vorhanden ist, wäre der erste Punkt, welcher durch schlaue BWLer abgestellt wird.

Alles in allem - die Verschwendung von Lebensmitteln liese sich durch beide Seiten begrenzen. Aber eine Seite (Käufer oder Verkäufer) muss in der Folge mit negativen Konsequenzen rechnen. Und da bin ich mir sicher - keine Seite wird hier freiwillig nachgeben.
 
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