Das Programm der Piratenpartei (aus: Eurowahl 2009 Was habt ihr gewählt?)

Du siehst das viel zu einseitig und vergisst z.B. die schlichte Möglichkeit von Liveauftritten. Außerdem werden sich auch andere Möglichkeiten entwickeln daran Geld zu verdienen. Nur weil man jahrzehnte lang das gleiche (und jetzt nicht mehr funktionierende) Modell verfolgt hat, muss man es nicht noch weiter verfolgen. Diese Art der Betrachtung ist viel zu statisch und man vergisst immer, das sich neue Möglichkeiten entwickeln, besonders weil man sich keine vorstellen kann.

Du sprichst Recordgagen an. Die sind z.B. aus meiner Sicht absolut nicht gerechtfertigt. Ich kann auf jeden dieser Schauspieler verzichten. Und nebenbei bemerkt, es wird niemand gezwungen in der "Kunstbranche" zu arbeiten. Ich seh auch garnicht ein, für die zu bezahlen, wenn sie nicht etwas liefern, was mir gefällt.

Oh, dann noch wissenschaftliche Werke, die aus staatlicher Förderung entstehen und dann von Verlagen ausgeschlachtet werden. Das ist für mich das absolut Letzte.
 
Wer kostenlose Werke genießen will, muss sich mit dem Blockflötenspiel der Nachbarstochter auf Youtube begnügen. Das Internet stellt über Portale, Website, Foren usw. alle erdenklichen Plattformen zur Verfügung, um Wissen und Kunst für alle zu präsentieren. Wer möchte und wer kann, darf diese Möglichketien nutzen. Es besteht allerdings kein Zwang.

Wer andere Wege beschreiten will, um sein Wissen oder seine Kunst zu präsentieren, etwa indem er Filme dreht und im Kino zeigt, darf das auch.

Es ist unerhablich, ob Dir Tom Hanks gefällt oder seine Gage. Denn es besteht Vertragsfreiheit. Wenn sich jemand vor ihm hinkniet und ihm 50 Millionen bietet, dann ist das eine Sache von Angebot und Nachfrage. Du wirst auch nicht gewzungen, seine Filme zu sehen oder Dich mit dem Kauf einer Kinokarte an der Bezahlung seiner Gage zu beteiligen.

Die Sache mit den Live-Konzerten in der Musik ist so eine Sache. Erst kommt das Album, dann die Tournee. Sonst kann man die Tournee gleich vergessen (wenn man keine Musikgruppe von Weltrang hat). Und was machen die Jungs von U2? Sie verkaufen ihr Album und starten dann eine Tournee. Dort wiederum drehen sie DVDs, die anschließend verkauft werden.

Jetzt schlägt die Piratenpartei dazwischen, hebelt den Kopierschutz auf den Datenträgern aus unf erlaubt ausdrücklich das Kopieren der DVDs. Dann verharren 1.000 Fans wie die Mikado-Stäbchen und warten auf den ersten Deppen, der für die DVD bezahlt. Der Rest kopiert sie.

Wenn die Einnahmen für U2 auf demselben Niveau bleiben sollen, kannst Du ja einmal ausrechnen, was dann die CD, DVD oder Konzertkarte kosten müsste.

Wer Copyright-Rechte wegwischt und behauptet, es gäbe anschließend keine gravierenden Verwerfungen im Markt, argumentiert meiner Ansicht nach nicht seriös.
 
Jo und jeder Künstler ist gleich U2 oder sonstwer. Was ist denn das für eine Vorstellung. Viele Kleine fangen doch gearde erst mit Liveauftritten oder im Internet an. Außerdem kann man sich vielleicht auch mal überlegen, wie man seine anders Fans binden kann. Jeder Musiktitel ist heute schon sofort im Internet verfügbar und zwar über Livestreams bei den Internetradios. Diese können auch aufgezeichnet werden.

"Es ist unerhablich, ob Dir Tom Hanks gefällt oder seine Gage. Denn es besteht Vertragsfreiheit. Wenn sich jemand vor ihm hinkniet und ihm 50 Millionen bietet, dann ist das eine Sache von Angebot und Nachfrage. Du wirst auch nicht gewzungen, seine Filme zu sehen oder Dich mit dem Kauf einer Kinokarte an der Bezahlung seiner Gage zu beteiligen."

Ich denke, du willst es einfach nicht verstehen. Es wird auch niemand gezwungen jemanden 50mio zu bieten. Besonders nicht, wenn man garnicht erst soviel Gewinn mit seinem Film machen kann. Es ist jedem Star ja auch freigestellt, sich gegen ein Angebot zu entscheiden.

"Wer Copyright-Rechte wegwischt und behauptet, es gäbe anschließend keine gravierenden Verwerfungen im Markt, argumentiert meiner Ansicht nach nicht seriös."

Wer behauptet das denn? Man kann wohl davon ausgehen, das sich andere Modelle durchsetzen werden und u.U. einige Große dabei fallen werden, weil sie sich nicht anpassen wollen. Sowas nennt sich Fortschritt. Alte verschwinden neue werden kommen.
 
Also zur Urheberrecht würde ich auch gern noch was sagen.

Ich kann jetzt aus dem Parteiprogramm jetzt grundsätzlich erstmal nicht schließen, wo da
irgendwelche Grenzen sein sollen.

Ich habe einige Gedichte und sonstige Texte geschrieben und ich möchte definitiv NICHT,
das jeder Depp diese verbreiten, veröffentlichen und nutzen kann.
Am besten noch mit deren Namen drunter.

Ich will dafür kein Geld oder sowas, absolut nicht.
Aber ich möchte schon, das meine Werke da bleiben, wo ich sie Personen zugänglich mache und sie immer mir zuzuordnen sind.
Gerade elektronische Werke, um die es ja explizit im Parteiprogramm geht, kann man leicht verändern, wo man dann leicht mal nen anderen Namen drunter basteln kann etc.
Wird im Internet täglich gemacht.
Ist das richtig ?

Ich denke das kann man pauschal nicht beurteilen, genauso wenig wie man pauschal das Urheberrecht abschaffen sollte.
Wie gesagt, ich möchte mich im Notfall schon auf einen Mechanismus berufen können, der meine Werke schützt, falls sie doch mal irgendwo in einer Form auftauchen, wo ich sie nicht haben möchte.
Aber sowas kann man auch missbrauchen und auch das geschieht bereits auf professioneller Ebene.
Stichwort: Abmahnanwälte.

User Sandy123 will in einem Forum ein Rezept veröffentlichen, schmeißt die Google-Bilder Suche an, nimmt das erst-beste Bild und packt es ins Forum.
Kanzlei Schmier & Lapp kriegt das Spitz und es hagelt.

Aber was, wenn dieses Bild nun ausgerechnet zu einem meiner Werke gehören würde, dessen Veröffentlichung in diesem Forum ich nicht gewollt hatte ?
Wenn es für mich nicht einfach irgendein Bild war, sondern eins meiner "Kunstwerke" ?

Also ihr seht, das ist ein schwieriges Thema und es gibt eigentlich keine universelle Lösung dafür, ich sehe zumindest momentan keine.

So wie ich das aber gelesen habe, fordern die Piraten generelle Abschaffung des geistigen Eigentums und der Urheberrechte und wollen unkontrollierbare Verbreitung sämtlicher Werke fördern.
Und das kann ich so definitiv nicht unterschreiben.
Fakes, Missbrauch und Verletzungen der Privatsphäre steht damit Tür und Tor offen.
 
Ich denke, es ist völlig legitim, dass die Piratenpartei kein umfassende Programm hat. Ihr Ziel ist wohl auch kaum, eine Regierungsbeteiligung in Bund oder Ländern zu erreichen, sondern zuerst einmal, dass sie ihrem Anliegen Gehör verschafft in der Öffentlichkeit.
Und wenn ihr das gelingt, werden die etablierten Parteien die Themen evtl. auch aufgreifen und verarbeiten.
Das wäre dann schon ein Erfolg für die Partei. Aber um tatsächlich Politik machen zu können, müsste sie sich natürlich breiter aufstellen.

Aber wie gesagt, sehe ich die Funktion der Piratenpartei darin, ihre Kernanliegen in die öffentliche Debatte einzuspeisen, so dass ihre Themen evtl. von den anderen Parteien aufgegriffen werden.
Dank der Grünen haben heute ja auch eigentliche alle Parteien "grüne" Themen in ihre Programme aufgenommen.

Vllt. fühlen sich unsere Politiker dann auch endlich mal veranlasst, ihre Kompetenzen im Bereich neue Medien zu verbessern. Dann gibt es da hoffentlich nicht mehr so ein Herumgestümper wie momentan. :evillol:
 
Für mich gäbe es einen ganz einfachen Grund, die Piratenzu wählen (Wenn ich dürfte): Sie sind die einzige Partei, die ich kenne, die "Killerspiele" und das ach so böse Paintball ausdrücklich NICHT verbieten wollen.
Ich fühle mich von allen klassischen großen Parteien verraten, die mein Hobby verbieten wollen usw usw usw.
 
@fandre:
keshkau hat jetzt schon öfter darauf hingewießen: Was ist dann mit den Kinofilmen oder Blockbustern? Wenn keiner mehr dafür bezahlt - warum sollte sich dann irgendjemand die Mühe machen, neue zu produzieren?

Terminator5 (nur ein Beispiel) würde sicherlich nicht mehr kommen...
 
HappyMutant schrieb:
[...]Wie bei anderen Splitterparteien ist es ganz entscheidend, wie sehr das Thema die Öffentlichkeit beschäftigen wird in den nächsten Jahren und wie sehr die anderen Parteien auf die Ansichten der jüngeren Wähler reagieren. Es ist eher von mehr Zulauf davon auszugehen[...]
Nennt mich naiv und nennt mich einen Spalter ;) aber als ich letztes Jahr wählen war - wie immer natürlich kurz vor knapp und total uninformiert - stießen meine Augen ganz weit unten auf dem Wahlzettel plötzlich auf die besagte Piraten Partei. Da ich meine Stimme grundsätzlich nie den großen Parteien gebe sondern immer irgendwelchen Randparteien, egal ob diese meine Meinung vertreten oder nicht, bekam diesmal alleine aufgrund des Namens die PiratenPartei meine Stimme. Erst danach informierte ich mich über deren Wahlprogramm und habe sie auch diesmal gewählt.

HappyMutant schrieb:
[...]Die Partei traf aber den Zeitgeist und profitiert auch heute noch entscheidend davon.[...]
Was du über die Grünen geschrieben hast, das denke ich jetzt auch über die PP. Wenn man kleineren Parteien keine Chance gibt sich zu entwickeln und das geht ausschließlich über Wählerstimmen, dann trägt sie wohlmöglich nie Früchte. Alle haben sie mal klein angefangen.
 
P13RR3 schrieb:
Terminator5 (nur ein Beispiel) würde sicherlich nicht mehr kommen...

Das würde ich sogar in Kauf nehmen nachdem ich den 4ten geschaut habe. :lol:

Ich würde aber generell mal in Frage stellen, ob Geld der einzige Beweggrund sein sollte, etwas zu machen, zu produzieren etc. Oder noch grundsätzlicher: Sollte Geld überhaupt Beweggrund für irgendwas sein? Mein Gesicht legt sich bei derartigen Argumentationen, die Geld als eine Naturselbstverständlichkeit auffassen, arg in Falten.
 
Noch ein Aspekt:
Die Unternehmen und der Staat geben sich viel Mühe, um Produktpiraterie auf breiter Front zu bekämpfen, damit die Anstrengungen von Rolex oder auch von Maschinenbau-Unternehmen nicht durch illegale Nachbauten unterminiert werden. Bei "klassischen" Produkten gelten daher weiterhin Patente, wodurch nicht zuletzt geistiges Eigentum geschützt wird. Das ergibt sogar Sinn, wenn man z. B. an die Entwicklung von neuen Medikamenten denkt und an die Höhe der Entwicklungskosten, die wieder hereingeholt werden müssen. Schafft man die Patente konsequenterweise ab, wird der neue Golf oder Porsche demnächst in Singapur gebaut, aber nicht mehr von VW oder Porsche.

Nun sind wir teilweise schon weiter als in einer typischen Industriegesellschaft und reden von "Wissensgesellschaft" und ähnlichen Begriffen. Aber gerade dort soll das Wissen plötzlich nicht länger geschützt werden? Wie soll das funktionieren?

Wenn man das geistige Eigentum nicht mehr schützt, mit welcher Begründung wird dann noch sonstiges Eigentum geschützt? Dann fordern wir doch gleich, dass Autos nicht länger in Garagen geparkt und abgeschlossen werden dürfen, damit jeder Führerschein-Inhaber jederzeit auf die Mobilität der Gesellschaft zurückgreifen kann. - Absurd? Vielleicht. Aber genau das fordert die Piratenpartei im Segment der (digitalen) Medien.

Vor allem: Wer kauft noch Autos, wenn man sich einfach eines nehmen kann?
 
Sorry, aber eine derart groteske Verfälschung der Aussagen muss doch ehrlich nicht sein.

Um mal im Beispiel zu bleiben: Verhindert die Autoindustrie, dass ich mein Auto verleihe? Verhindert die Autoindustrie, dass ich Modifikationen an dem Auto vornehme? Dass man bestimmte Personen mitnimmt? Dass man eine bestimme Marke Benzin kauft? Dass man ins Ausland fährt? Dass ich es schlussendlich wieder verkaufe?

Und grundsätzlich verwechselst du Diebstahl mit privater Nutzung. Auch verwechselst du doch ernsthaft die nachgebaute kommerzielle Kopie eines materiellen Gutes, mit der nicht-kommerziellen privaten Vervielfältigung des immer gleichen Stücks (okay, wenn jemand mit der Blockflöte U2 bei YouTube nachspielt, dann mag der Vergleich stimmen, aber sowas wird ja auch abgemahnt und dagegen hilft kein Kopierschutz). Genausowenig hilft ein Kopierschutz gegen kommerzielle Kopien. Das ist Fakt.

Wenn man, wie oben geschehen, eine Unterscheidung zwischen materiellen und immateriellen Güter nicht machen will, sollte man die gleichen Möglichkeiten auch dafür zulassen. Und das heißt dann eben freier Verkauf, freie Wahl der Infrastruktur, und der tatsächliche Besitz der Kopie.

Sorry, aber das hinkt, denn es geht keineswegs um Nachahmung, sondern um das vereinfachte zugänglich machen von Wissen und Inhalten oder kurz gesagt um das vereinfachte Nutzen für den privaten, nicht-kommerziellen Gebrauch. Weiterhin wird die Bindung an bestimmte Systeme und Strukturen abgelehnt. Und solange es nicht selbstverständlich ist, dass man sich aussuchen kann, wo und wie man eine bestimmte Ware kauft und diese Ware (Kopie) dann auch besitzt, solange ist die Forderung auch legitim. ein freier Handel mit offenen Standards ist nichts falsches zu fordern, auch im Medienbereich.

DRM wird speziell bei Musik oft nur dazu eingesetzt um das Abspielen auf anderen Geräten zu unterbinden. Zeitweise war es so, dass man sich für daheim eine CD, für unterwegs eine "Plays for Sure"-Datei und dann noch für den iPod in der Familie, eine Datei bei iTunes kaufen musste, wenn man sich an die Buchstaben des Gesetzes halten wollte. Genauso kann die Filmindustrie dir das abspielen legal gekaufter Blurays verweigern, wenn nicht alle Geräte ihren Maßstäben genügen. Die Möglichkeiten zur Gängelung sind unendlich und wenn die Musikindustrie anfängt zu lernen, dann kommt hierzulande eben der Buchhandel und fängt wieder damit an.

Schlimmer noch, ein Kopierschutz reduziert im zweifel die Nutzung auf wenige Jahre, bis das System abgeschalten wird. Auch ist der Erhalt zweifelhaft, da es die nächste Generation schon gar nicht mehr abspielen kann. Darum geht es eben auch. Erhalt von Kulturgütern. Ob man jetzt die Reduzierung der Schutzzeit gut findet oder nicht, ist ja erstmal Ansichtssache, aber solange Rechteinhaber (und das sind nun mal die Publisher, nicht die Urheber selbst) immer wieder die selbe Ware in neuer Aufmachung verkaufen können, während sie gleichzeitig die Nutzung der bestehenden legalen Kopien weiter einschränken können, dann riecht das nach Methode.

Schon witzig, dass ausgerechnet die Angst um Blockbuster (also Filme, die ihre Kosten im Kino mehrfach einspielen) herhalten muss. Um solche Kopien geht es gar nicht, denn an welcher Stelle wird gefordert, illegale Kopien zu legitimieren. Auch ist in dem Fall weder Kopierschutz, noch eine sonstige Interaktion mit dem Konsumenten gegeben. Hier besitzt der Zuschauer auch nicht.

Man kann das Programm gerne als ungenaues Geschwurbel empfinden, das keinerlei echte Lösungen parat hält und nur allgemeine Versprechungen macht. Aber das was hier scheinbar davon ankommt, kann ich dort beim besten Willen nicht lesen.

Niemand verlangt irgendwo die Abschaffung des Urheberrechts. Sondern eine Anpassung an die Möglichkeiten. Die im übrigen die User seit Napster in Anspruch nehmen, während das Urheberrecht dahingehend weiter eingeschränkt wird. Das sich erst im Laufe des letzten Jahres überhaupt DRM-freie Musik-Downloads auf breiter Basis durchgesetzt haben (und das auch nur unter Heulen und Zähneklappern), sollte doch viel eher zu Denken geben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich empfinde die Bindung von Datenträgern an bestimmte Abspielgeräte, das DRM sowie die gewollte Vielfalt an inkompatibler Hardware ebenfalls als Gängelung und Schikane.

HappyMutant schrieb:
kurz gesagt um das vereinfachte Nutzen für den privaten, nicht-kommerziellen Gebrauch
Dort liegt bekanntlich der Hund begraben. Der Kabarettist, Opernsänger, DSDS-Star usw. schafft Kunst, weil es ihm Spaß macht. Doch er will auch davon leben können. Deshalb zahlen beim Theaterbesuch auch alle Gäste und nicht nur einer, der seine Freunde kostenlos mit in die Vorstellung nimmt.

Die „nicht-kommerzielle“ Nutzung existiert womöglich gar nicht, höchstens in der Form, dass etwas genutzt wird, ohne dafür zu bezahlen. Der Film „Wolverine“ tauchte bereits vier Wochen vor dem Kinostart in einer Rohfassung in den Tauschbörsen auf. Wenn geistiges Eigentum nichts mehr schützenswert ist, dürfte sich niemand mehr darüber aufregen.

Wenn die „Privatkopie“ und das Weiterreichen im Freundeskreis uneingeschränkt erlaubt sind, bleiben einige CDs und DVDs in den Regalen liegen, selbst dann, wenn viel mehr getauscht wird als jemals gekauft werden würde. Und wo hört das „persönliche Umfeld“ auf? Bei StudiVZ usw. kannst Du Dir einige tausend „Freunde“ zusammenklicken. Dürftest Du all denen Deine neue Musik-CD kopieren? Hätte das keinerlei Auswirkungen auf den Absatz in den Geschäften?

Das Copyright ist eine Fortführung des Schutzes von geistigem Eigentum, wie wir ihn von materiellen Gütern kennen. Dem schaffenden Geist kann es gleichgültig sein, ob seine verwirklichte Idee in einem materiellen oder in einem immateriellen Gut landet.

Nun genießt er nach dem Willen der Piratenpartei bei materiellen Gütern einen anderen Schutz als bei nicht-materiellen. Es dürfte nicht leicht sein, diesen Unterschied stichhaltig zu begründen.
 
keshkau schrieb:
Ich empfinde die Bindung von Datenträgern an bestimmte Abspielgeräte, das DRM sowie die gewollte Vielfalt an inkompatibler Hardware ebenfalls als Gängelung und Schikane.

Einer Gängelung der man sich aber entziehen kann in dem man sich auf legalem Wege dieser Methoden verweigert. Speziell bei Musik gibt es doch heute noch immer genug legale Wege an die Tracks zu kommen. Beispielsweise der Mitschnitt aus (digitalen) Radiosendungen.

Wer DRM nicht will, ist keinesfalls gezwungen sich Medien zu kaufen die auf diese Technik setzen.

keshkau schrieb:
Nun genießt er nach dem Willen der Piratenpartei bei materiellen Gütern einen anderen Schutz als bei nicht-materiellen. Es dürfte nicht leicht sein, diesen Unterschied stichhaltig zu begründen.

Der einzige Unterschied ist wohl der, dass der "Diebstahl" (also die unberechtigte Kopie) eines nicht materiellen Gutes für den Rechteinhaber keinen direkten Schaden mit sich bringt. Zwar hat dieser im Zweifelsfall einen Ausfall auf der Einnahmenseite, aber es ist nicht direkt materieller Wert gestohlen worden. Bei dem Diebstahl eines Autos ist der nackte Materialwert und das Stundenvolumen für die Fertigung dieses einen Autos auf jeden Fall der reale Schaden für den Rechteinhaber.

Doch da endet es auch schon. Und genau hier muss ich die aktuelle Rechtssprechung im Grunde als genau richtig beurteilen. Sie garantiert das Recht auf eine Privatkopie in §53 UhrG und durch die Straffreiheit bei Verstößen gegen §96a UhrG. Die Rechtssprechung des BVerfG baut auf genau diesem Grundsatz auf und an diesem Punkt bin ich dann auch die Haarspalterrei mit einem gewissen Moderator hier leid ...

Doch alles andere ist eben nicht Straffrei, da es einen potentiellen Schaden für den Rechteinhaber mit sich zieht. Das Argument, dass nicht lange jedes illegal kopierte Lied auch bezahlt werden würde, wenn die Möglichkeit der Kopie nicht bestände, zieht für mich nicht.
Keiner kann das wirklich Quantifizieren.
 
Adam_Smith schrieb:
Sie garantiert das Recht auf eine Privatkopie in §53 UhrG und durch die Straffreiheit bei Verstößen gegen §96a UhrG.

Wie oft noch. Man hat kein Recht auf eine Privatkopie. Eine Pivatkopie wird im §53 lediglich erlaubt.
 
Haarspalterei eines gewissen Moderators? Naja ich lerne von den Besten. :p

Egal, Tatsache ist, dass auch du im ersten Teil zugibst, dass es mit dem Recht auf Privatkopie nicht weit her ist. Die genannten Schlupflöcher in Augen der Industrie wollen auch nur allzu gerne geschlossen werden. Die Begehrlichkeiten sind in jeder neuen Runde (oder Korb, wie es in dem Fall so schön heißt) auf dem Tisch.

Das es diese Einschränkungen dank DRM gibt, zeigt genau meinen Punkt, man versucht es an allen Ecken. Früher konnte man problemlos eine CD digitalisieren, auf seinen MP3-Player laden und los gings. Über Jahre hinweg war das faktisch unmöglich. Auch sind Internetradios nicht umsonst jahrelang nur im Ausland gehostet wurden, denn faktisch war das mit der GEMA jahrelang legal nicht zu machen, ohne sich in massive Unkosten zu stürzen.

Es kann einfach nicht sein, wie ausgerechnet die Vertreter von Recht und Ordnung hier in ein Jargon verfallen, dass die Grauzone schon beinhaltet, gleichzeitig diese als akzeptabel genug einstufen. Und sorry, aber den Schaden durch die Privatkopie führen die Rechteinhaber allerdings permanent ins Feld, wenn es darum geht diese Möglichkeiten gesetzlich einzuschränken.

Und das alles betrifft ja bei weitem nicht nur Musik oder Filme. Es geht eben auch um Bibliotheken, um wissenschaftliche Werke, deren öffentliche Zugänglichkeit immer weiter eingeschränkt wird.

Abgaben auf Medien, Drucker, Kopierer, Brenner etc. werden trotz aller angeblichen Rechte und nicht vorhandenen Schäden nicht nur trotz allem verlangt sondern auch deren Erhöhung beständig gefordert. Ich erkaufe mir also durchaus die Möglichkeit zur Kopie, welches mir aber von den gleichen Rechteinhabern wieder verweigert wird. GEMA, VG Wort und wie sie alle heißen. Demnächst auch die Zeitungsverleger und Filmproduzenten. Alles wollen sie staatlich garantiere Einnahmen. Ohne das die Rechte der Verbraucher dadurch erhalten oder gar gestärkt werden.

Halten wir doch fest. Es gibt die Privatkopie, sie wird toleriert, aber sie ist kein recht, was ich in Anspruch nehmen darf. Um das "auszugleichen" zahlen wir alle auf alles mögliche Abgaben an die Verwerter. Deren Mitglieder dann ungeniert einen Kopierschutz nach dem anderen ausprobieren, der einzig dazu gereicht um Privatkopien zu verhindern. "Besorge" ich mir die Tracks auf anderem Wege z.b. übers Radio, dann kassiert dort auch wieder der Verwerter, diesmal vom Verbreiter. Jeder der seine Geschäftsräume mit Radio-Musik beschallt, darf ebenfalls zahlen. Jeder der eine Feier ausrichtet ebenso. Sorry, aber es wird kassiert, wo es geht. Und das genauso mit Segen deutscher Gesetzte und Gerichte.

Das sind die Auswüchse des Urheberrechts die korrigiert gehören.
 
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Kottenpipel schrieb:
Für mich gäbe es einen ganz einfachen Grund, die Piratenzu wählen (Wenn ich dürfte): Sie sind die einzige Partei, die ich kenne, die "Killerspiele" und das ach so böse Paintball ausdrücklich NICHT verbieten wollen.
Ich fühle mich von allen klassischen großen Parteien verraten, die mein Hobby verbieten wollen.

Genau das war auch für mich der Hauptgrund, die Piraten zu wählen - nicht so sehr das hier in die Breite gezogene Thema Privatkopie. Mag man zwar als nebensächliches Thema ansehen, wo es doch so Themen wie "Wirtschaftskrise und co" gibt - aber es betrifft mich halt unmittelbar, und in anderen Themenfeldern traue ich den großen Parteien auch nicht so wirklich was zu, bzw unterstützte deren Vorstellungen.

Zudem geht es hier ja grundsätzlich darum, das persönliche Freiheiten aufgrund von billigem Populismus geopfert werden sollen ( denn ich denke mal die Verbote sind mit der Hoffnung verbunden, Wählerstimmen zu gewinnen ) - allein schon diese Geisteshaltung ist abstrafenswert.

Es gab azwar auch in anderen Parteien Stimmen, die sich dagegen aussprachen, aber die klangen eher halbherzig als engagiert - keine dieser Parteien würde deswegen vermutlich Koalitionsverhandlungen platzen lassen ...

Mir ist klar, daß die Piratenpartei quasi eine "Ein Themen Partei" ist. Man mag ja kritisieren, das sie kein Vollprogram hat, andererseits sehe ich darin aber auch einen Vorteil - die Motivation meiner Stimmenabgabe ist deutlicher - ich habe zu diesem einen Thema meine Meinung bei der Wahl kund tun können - bei Vollprogram Parteien muß ich immer zu viele Positionen mitwählen, die ich nicht unterstützte - und anschließend stellen sich die Volkvertreter vor die Kamera und bahaupten, der Wähler hätte sie wegen dieser Positionen unterstützt ... :freak: - so gesehen, sind Ein Themen Parteien für mich so eine Art "Ersatz Volksabstimmung" - richtige haben wir ja leider nicht.

Zudem, was nützen umfassende Parteiprogramm dem ich zum einen nicht wirklich zustimme und das des weiteren nicht das Papier Wert sind auf dem sie gedruckt sind ( CDU - Erhöhung der MwST auf 18 - SPD MwST auf 16% belassen - und worauf einigen die beiden sich am Ende :freak: )

Zum Urheberrecht nur so viel - ich sehe es als durchaus legitim an, daß ein Künstler mit seinen Werken Geld für seinen Lebensunterhalt verdienen möchte - von daher bin ich da ja auch gar nicht mal so radikal. Was ich in dem Zusammenhang dann allerdings ein wenig absurd finde, ist, daß das Urheberrecht erst 70 Jahre nach dessen Tod erlischt. Hier wäre IMO eine Lockerung durchaus sinnvoll

Ich sehe es allerdings auch nicht als all zu kritisch an, daß die Piraten hier sehr radikale Forderungen aufstellen. Denn was kann die Piratenpartei maximal erreichen - sie kann erreichen, daß andere Parteien sich der Thematik annehmen, um die Wähler der Piratenpartei für sich zu gewinnen. ( wenn Ergebnisse knapp zu werden drohen, dann werden für die ein oder andere Partei auch solche Themen interessant ) Und wenn es ganz ganz hoch kommt ( unwahrscheinlich aber möglich ) bekommen sie über 5% und werden Mehrheitsbeschaffer einer Koalition - in dem Fall werden sie die Forderungen mit Sicherheit auch nicht zu 100% durch bekommen, aber vermutlich eine sinnvolle Lockerung. Ist halt ein wenig wie bei Tarifverhandlung - man stellt überzogene Forderungen um bei den Verhandlungen Spielraum zu haben ;)

Ein weiterer Grund für mich die Piraten zu wählen, ist das ich deren Ansatz einer Liquid Democracy

http://wiki.piratenpartei.de/Liquid_Democracy

Ist sicherlich nicht 100% ausgegoren - aber als Denkansatz interessant. Warum soll ich mich zB nicht für die Außenpolitik eine andere Partei wählen können, als für die Innen oder Wirtschaftspolitik ? Es gint einfach keine Partei mit der ich überwiegend übereinstimme - ich hätte schwierigkeiten eine zu bennen, wo ich 50% von deren Positionen gut finde - von daher käme mir ein solcher ANsatz bei Wahlen sehr entgegen :)
 
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Zum Thema Kopierschutz.

Ich sehe es allerdings auch nicht als all zu kritisch an, daß die Piraten hier sehr radikale Forderungen aufstellen. Denn was kann die Piratenpartei maximal erreichen - sie kann erreichen, daß andere Parteien sich der Thematik annehmen, um die Wähler der Piratenpartei für sich zu gewinnen. ( wenn Ergebnisse knapp zu werden drohen, dann werden für die ein oder andere Partei auch solche Themen interessant ) Und wenn es ganz ganz hoch kommt ( unwahrscheinlich aber möglich ) bekommen sie über 5% und werden Mehrheitsbeschaffer einer Koalition - in dem Fall werden sie die Forderungen mit Sicherheit auch nicht zu 100% durch bekommen, aber vermutlich eine sinnvolle Lockerung. Ist halt ein wenig wie bei Tarifverhandlung - man stellt überzogene Forderungen um bei den Verhandlungen Spielraum zu haben
Sie werden sie dann zu 100% durchbekommen, da sie ja nur 5 Themen haben, was sollte man ihnen denn sonst noch anbieten, damit sie der Koalition zustimmen? :D

@HappyMutant
Dein Auto-Vergleich hinkt gewaltig. Du kaufst das Auto und es gehört dir, du darfst es aber nicht vervielfältigen auch die Einzeltechniken darfst du nicht vervielfältigen, das Technische Wissen nicht veröffentlichen oder verkaufen nur der Gegenstand selbst, das Auto gehört dir. Bei Medien aller Art kaufst du nur den Träger, also z.B. die CD, die darfst du dann auch zerstören und überspielen, wenn du es könntest u.s.w.. Den Inhalt des des Trägers, als z.B. Musik kaufst du nicht. Beispiel: Die auf der CD befindliche Musik hast du nicht gekauft, du hast lediglich deren Nutzungsrechte erworben aber mit einer gewissen Regelung. Sprich du darfst sie hören, aber nicht weiterverkaufen, vervielfältigen (ausserfür private Zwecke(Sicherheitskopie) und enge Freunde).
Weiteres Beispiel: Wenn du z.B. Antivierensoftware kaufst, bekommst du nur die Nutzungslizenz für ein Jahr. Die Software selbst kaufst du nicht und müsstest sie nach Lizenzablauf deinstallieren, obwohl das niemanden wirklich interessiert, da sie ohne updates ohnehin wertlos ist.
 
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