Fotografisches Auge Entwickeln

smitso schrieb:
Allerdings habe ich mich dann wieder davon abgewendet, da es einfach immer die gleichen "Rezepte" sind, auf die man trifft und man so nur den Einheitsbrei der SocialMedia-Fotografie reproduziert.

"bItTe KaUfT mEiNe PrEsEtS"

Das Problem ist, der Bedarf an Berufsfotografen ist nicht sonderlich stark angestiegen - das Angebot aber die letzten 10 Jahre explodiert, weil jeder dahergelaufene Hobbyknipser glaubt, er wäre der Michelangelo des Lichtbildes. Zusätzlich haben sich die Sehgewohnheiten des Publikums auch geändert, weil selbst die langweiligsten, unkreativsten und schon hundertfach kopierten Fotos für "gut" befunden werden, wenn nur ein Preset drüber liegt, das 1000 andere Fotografen ganz genau so verwenden - eine Zeit lang hat gefühlt jeder Fotograf auf dem Planeten in "Orange and Teal" bearbeitet. Daraus folgt aber, dass die Einkommen aus Jobs zurückgehen, weil sich immer mehr Fotografen um die Aufträge prügeln und unterbieten - daher will dann auch jeder noch zusätzlich Influencer und Marketing-Guru sein.

Calvin Hollywood und Benjamin Jaworskyj sind im deutschen Sprachraum zwei exzellente Beispiele. Beide sicherlich nicht talentlos, aber primär sind das einfach Verkäufer und keine Fotografen...
 
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Üben ist klar – Das dauert und geht mal hoch, mal runter. Einfach dran bleiben und vor allem: Selbst Spaß haben!

Meine wichtigste Erkenntnis: Fotografie ist nicht dein Hobby. Deine Passion sollte die Natur oder Tiere oder Menschen oder Architektur oder Reisen … sein. Fotografie ist dann nur dein Medium, um das festzuhalten. Wer Tiere fotografiert, sich aber eigentlich einen Scheiß für sie interessiert, wird auch immer nur sehr mäßige Fotos machen. Wer sich nicht für die Menschen interessiert, wie niemals gute Street Photography machen. Ansonsten sind dann alles nur Gelegenheiten, um mit der Kamera rumzuspielen – und dass sind dann tatsächlich wirklich die Hobbyfotografen :-)

Ich empfehle dir auf jeden Fall Fotobücher. Leider sind die Bücherläden noch zu, aber Amazon ist nur einen Klick entfernt. Welches? Irgendeins, was du gut findest. Vielleicht kennst du schon einige Fotografen. Ich meine nicht Fotografie-Lernbücher, sondern Bildbände. Es gibt nämlich einen Unterschied, ob du auf deinem Handy durch einen Instagram-Feed wischst, oder ob du ein großes, schweres Buch vor dir hast, wo sich jemand Gedanken gemacht hat und eine Auswahl an hochwertigen Fotos getroffen hat. Und dann schaust du dir das immer und immer wieder an. Was gefällt dir daran? Was ist bei deinen Fotos anders? Was wäre wenn …?

Was auch sein kann ist, dass du zu gewöhnt an Tirol bist. Deine Filter arbeiten nicht – bzw. arbeiten und filtern alles weg, weil's deine Sinne nicht bewegt. Ich wohne z.B. seit über 40 Jahren in Berlin. Ich mag's hier wirklich. Aber fotografieren? … Ich hab vielleicht ein Dutzend Bilder, die ganz nett sind. Und das betrifft alle Mittel- und Nordeuropäischen Großstädte: Amsterdam, Paris, London … finde ich langweilig! Ich war zweimal in London. Ich hab 2 Fotos behalten. Posten würde ich die nicht. Gib mir hingegen 3 Tage in Lissabon: 100 Keeper. 2 Tage in Manila und ich hab ein Fotobuch auf das ich wirklich stolz bin … Ist halt so. Darf man sich nicht unter Druck setzen, sondern das einfach akzeptieren.

Youtube ist so'ne Sache zum Lernen. Da ist einfach viel Schrott drin. Das auszusieben ist für Anfänger schwer. Aber in folgende könntest du mal rein gucken:

Jamie Windsor macht wenige, dafür gut recherchierte und tiefgründige Videos, die ziemlich gut ausbalanciert sind.
Sean Tucker geht etwas mehr ins Doing, aber vor allem mit Fokus auf Street.
Thomas Heaton zeigt den Struggle als Landscape-Fotograf und er zeigt auch gut, warum jetzt was gut oder schlecht funktioniert hat.
Nigel Danson ähnlich Keaton. Manchmal etwas verbissen.
James Popsys geht deutlich leichter an das ganze Thema ran.

Mein Tipp: Halte dich erstmal von den Amerikaner fern. Die sind zwar sehr populär, folgen aber meistens irgendwelchen Trends, viel Technik, viel Selbstdarstellung und viel Schwarz oder Weiß (nicht Schwarzweiß-Fotos, sondern "Nur so wird's gemacht und alles andere ist falsch").
 
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