freelancer über Agenturen?!

mitch_m85

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Hi Leute,
ich bin jetzt seit gut 2 Jahren nebenberuflich als SW und Webentwickler unterwegs. (Angular, NodeJs etc.). Hauptberuflich bin ich zwar auch im technischen Bereich unterwegs. Mache aber komplett was anderes.
Meistens sind es eher kleinere Firmen oder sogar Privatleute die irgendwelche Tools oder Apps benötigen o.ä. welche ich über z.b. Twago finde. Die Projekte sind dementsprechend auch überschaubar klein. Wobei ich aber auch schon eine Handvoll Projekte hatte, bei denen ich dann schon paar Monate dran saß z.b. komplette kundenspezifische Verwaltungsanwendungen, "mini" ERP .

Es gibt soviel mehr Aufträge da draußen, welche meistens aber über Agenturen laufen..
Das hat mich bisher irgendwie immer abgeschreckt..
1. Ich war bisher Alleingänger. Im Team (als Freelancer) habe ich noch nie gearbeitet. Ich habe 0 Ahnung wie sowas überhaupt abläuft.
2. Irgendwie habe ich das Gefühl dass die ganzen Agenturen und Aufträge welche die vergeben alle den gleichen oder zu mindesten ähnlichen Beschreibung haben... "Für unseren langjährigen Kunden suchen wir.... 10Jahre Erfahrung am besten im allem, deine Aufgaben sind.. alles"
3. Was stecken für Firmen dahinter? Um was für ein Projekt genau handelt es sich? Was ist meine Aufgabe? .... So richtig wissen, dass die Agenturen glaube ich auch nicht, oder? Und Ahnung von der Materie glaube ich hat kaum einer von denen.

Wäre Cool, wenn ihr mir eure Erfahrungen mal mitteilen könntet.
danke
 
  1. Wird je nach Agentur und Job unterschiedlich sein, da gibts kein fixes Schema. Kenne Fälle wo Freelancer ins Büro zu den Agenturen oder Kunden gehen und z.B. coachen, mitcoden oder Projektleitung machen; andere Fälle macht man weitgehend alles aus seinem eigenen Büro.
  2. Jap - am besten mit Uni Abschluss und Doktor-Titel und selbstverständlich Kenntnisse in sämtlichen Programmiersprachen, Frameworks und Datenbank auf dem Markt - plus Visual Basic und Cobol - und am Schluss muss man ein Wordpress Projekt umsetzen :D
  3. Das sollte dann schon beschrieben sein oder einem Gespräch erläutert werden d.h. ein Anforderungskatalog was Du zu liefern hast und Rahmenbedinungen dazu, sollte genaustens und schriftlich (auch in deinem Interesse) definiert sein. Ist das nicht Fall würde ich die Finger davon lassen weil wenn es drauf ankommt, bist Du dann der Depp und u.U. kostet dich das dann neben Geld auch noch den Ruf.
 
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Ich bin hauptberuflich seit 15 Jahren genau in dieser Branche unterwegs.

Agenturen:
So gut wie alle Konzerne "müssen" ihre Freelancer über Agenturen/Personalvermittler beziehen. Das hat was mit Haftung, Flexibilität und reiner Organisation zu tun. Der Konzern müsste dich persönlich als Lieferant ins System aufnehmen. Die Plätze sind oft limitiert, der Aufwand steht in keiner Relation zum nutzen und der Lieferant braucht mehr als X Mitarbeiter / X Umsatz um überhaupt gelistet werden zu können.

Das ist für dich aber erstmal nicht negativ. Du verhandelst deinen Stundensatz direkt mit dem Personaldienstleister, die schlagen ihre Marge auf und bieten dich zu diesem Preis dem Unternehmen an.

Pro Tipps zur Zusammenarbeit mit Personalvermittlern:
  • Je grösser desto besser, die Zahlen einfach zuverlässiger.
  • Unbedingt vorher über das Zahlungsziel deiner Rechnungen sprechen - irgendwas zwischen 2 - 12 Wochen. Gibt der Personalvermittler in seinem Vertrag vor. Nachfragen.
  • Oftmals hängt am Zahlungsziel auch ein Skonto deinerseits dran. Heißt du willst dein Geld in 4 Wochen? Klar, du bekommst 97% davon. Nachfragen.
  • Gibts ein Stundenbuchungssystem? Läuft das alles automatisch? Musst du vom Kunden noch deinen Stundenzettel manuell unterschreiben lassen? Nachfragen.
  • Gibt es ein Stundenlimit pro Tag/Woche/Monat/Vertrag? Nachfragen.
  • Sei auf die Frage nach einem Tagessatz gefasst ( Stundensatz * 8 )
  • Es kann nach Homeoffice, Vorort und All In Stundensatz gefragt werden. Ich persoenlich mache nur All In ( heisst, egal von wo und wie ich arbeite ), gibt einfach weniger Fläche für Diskussionen.

Stellenanzeigen:
Dieses Bla Bla wer die Agentur ist und wie der Kunde situiert ist, kannst du komplett ignorieren. Kein Mehrwert, kein Inhalt. Die Hardskills ( z. B. Angular, NodeJs ) sollten weitestgehend zu deinem Profil passen. Keiner erwartet, dass du wirkliche ALLES kannst was die da so reinschreiben. Bleib als Anfänger im sicheren Hafen deiner Skills. Such dir etwas, was auf Angular und nodejs Basis läuft und als "Junior" betitelt ist. Mit mehr Erfahrung ist es dann egal ob Angular, react oder vuejs (AWS vs. Azure etc. etc.). So dramatisch anders funktionieren die Sachen auch nicht. Ausbildung, Uni, Doktortitel und X Jahre Erfahrung - einfach ignorieren. Du musst dich dem Personalvermittler und dem Kunden in persönlichen Gespräch verkaufen. Denen musst du klar machen, dass du lernwillig - und fähig bist.

Teamarbeit:

Was willste machen? Irgendwann wird halt mal das erste mal sein.

Pro Tipps für die Teamarbeit:
  • Fragen.
  • Fragen.
  • Fragen. Du bist neu, du kannst nicht wissen was los ist. Sprich mit den Team/Tech Lead oder erfahrenen Kollegen. Lieber einmal zu viel gefragt als Stunden verschwendet, weil du nicht weiter kommst.

Allgemeine Pro Tipps:
  • Du braucht ein Business Headset. Dein Overear Gamingheadset sieht unprofessionell aus. Das Mikro und die Lautsprecher deines Laptops reichen nicht ( ja, auch nicht wenn du einen Mac hast ), du wirst so nie so gut verständlich sein.
  • Mach bei so vielen Calls wie möglich keine Kamera an, ist einfach persönlicher.
  • Hintergrund bluren oder ganz ersetzen. Keine Ausnahmen.

Das ist alle was ich jetzt spontan aus speichern konnte.
Sorry für den Wall of Text.
 
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mitch_m85 schrieb:
"Für unseren langjährigen Kunden suchen wir.... 10Jahre Erfahrung am besten im allem, deine Aufgaben sind.. alles"

Diese Beschreibungen werden von Leuten vorgegeben, die fast keine Ahnung haben und von Leuten geschrieben, die ebenfalls fast keine Ahnung haben. Sogar beim Einstellungsgespräch spricht man nicht selten mit Leuten, die fast keine Ahnung haben. Kleine Unternehmen und Agenturen sind der Klassiker dafür.

Eine Sache habe ich in meinem Job gelernt:
Hör auf, die Anforderungen genau zu nehmen!

Und noch wichtiger zur Selbsteinschätzung:
Wenn du glaubst, die Anforderungen übersteigen deine Fachkenntnis, dann bewirb dich trotzdem. Du wirst während der Tätigkeit schon auf die Lösung kommen.
z.B. wenn 10 Jahre Erfahrung gefordert werden, du aber "nur" 5 Jahre hast.
Jemand der 5 Jahre selbstständig unter Führung und Kontrolle von Profis gearbeitet hat, könnte mehr Ahnung haben als jemand der 20 Jahre "Low-Level-Unterstützung" gegeben hat.

Wenn du dir sicher bist, dass die Anforderungen deine Fachkenntnis übersteigen, dann kannst du es lassen.
z.B. wenn Kenntnisse in Wirtschaftsinformatik gefordert sind und du nicht mal eine kaufmännische Ausbildung hast.
 
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Danke für eure bisher ausführlichen Beiträge:)
Was stecken denn für Firmen hinter den Agenturen?
Sind es wirklich Softwarebuden, bzw. Firmen mit eigenen Softwareabteilungen?
Oder auch Firmen die eigentlich 0 mit Softwareentwicklung zu tun haben und einfache eine Lösung brauchen?
Unterscheiden sich da die Anfragen der Agenturen irgendwie? Kommt der Beschreibungstext dann überhaupt vom Endkunden? Oder knallen die Agenturen bei allem immer das gleiche rein?
 
@mitch_m85

Hinter den Agenturen stecken dann Unternehmen, die nicht zwingend festangestellte Entwickler haben wollen, sondern diese nur für ein Projekt benötigen.

Wir arbeiten auch nur mit ausgewählten Anbieter, da dort Preis & Co schon alles verhandelt wurde. Somit fragt man dann immer nur für Projekt eine Ressource an und gibt hier eine detaillierte Beschreibung mit.

Eine direkte Beauftragung machen wir nur ungern, da hat man viel Overhead zur ersten Einrichtung.
 
Ich hasse JavaScript mit jeder Faser meiner Seele und JS Frameworks noch mehr.

Besuche die Messen und die Developer Workshops, mach Open Source und rede darüber.
Betreib eine Website die man gerne "Blog" nennt für dein Marketing.

So machen Programmierer das heute -.- (leider)
 
@Dampfbox
Solange du nicht alleine in deinem Designerloft wohnst, sieht es einfach immer unschön aus.
So kann auch mal jemand durchs Bild laufen ohne einen negativen Beigeschmack auf dein Meeting.
 
Agenturen kann man nicht alle über einen Kamm scheren. Es gibt auf Software-Entwicklung spezialisierte Profi-Agenturen, die eine langjährige Zusammenarbeit mit Kunden anstreben, bei denen Projekte auch weiter entwickelt werden und wo es automatisierte Tests, Dokumentation und langjährigen Teamspirit gibt und es gibt 2-Mann-Frickelbuden, deren Geschäftsführer selbst mit entwickelt und wo jede Woche ein anderes Projekt für einen anderen Kunden fertig werden muss - Dokumentation machen die später. Und alles dazwischen gibt es natürlich auch.

Problem bei der "Agenturarbeit" ist, dass in vielen Fällen die Fluktuation hoch ist - bedeutet im Klartext, dass du relativ schnell zwischen Kunden, Projekten und Kollegen hin und her wechselst. Meiner Erfahrung nach ist diese Unbeständigkeit und der schnelle Kontextwechsel kein guter Lehrmeister und schlecht planbar (inkl. der Überstunden, die dann anfallen).

Wenige oder noch besser EIN zentrales Projekt mit einem Team von 4 - 10 kompetenten Kollegen dauerhaft weiter zu entwickeln schafft meist eine bessere Platform für das Erreichen einer gewissen "Exzellenz" (Code-Reviews, Pair-Programming, Automatisierte Software-Tests, DevOps, Qualitätsmanagement, Dokumentationsvorschriften, eine Prozessorientierte Vorgehensweise). Das gibts in Agenturen nur selten.

Das, was in den Anzeigen steht, ist deswegen so ähnlich, weil die meist von Personalern oder Vermittlern geschrieben werden, die möglichst viele Buzzwords unterbringen wollen.

Die oben genannten Dinge (Code-Reviews, Unit-Tests, DevOps, etc.) sind mir inzwischen recht wichtig geworden, aber auch hier kann man beschönigte Aussagen kaum von echten unterscheiden. Wenn der, der dir gegenübersitzt weiß, wovon er redet bzw. wie es eigentlich laufen MÜSSTE, kann er es so darstellen, als wäre es so. Erst bei Dienstantritt stellt sich dann die Wirklichkeit heraus. Mit gezielten Fragen kann man dem aber einigermaßen Abhilfe schaffen.

Ich empfehle immer einen Probearbeitstag bzw. wenigstens ein Vorgespräch, in dem mit einem zukünftigen Kollegen genau auf die Technologien eingegangen wird. Ich lasse mir z.B. auch beim Vorstellungsgespräch bei einem neuen Arbeitgeber einfach mal den Arbeitsalltag eines Entwicklers schildern - möglichst genau, von morgens bis zum Feierabend. Wenn das mit vagen Aussagen abgeschmettert wird, frage ich genauer nach, ob die gewünschten Techniken tatsächlich zum Einsatz kommen.

In deinem Fall ist jetzt blöd, dass du als Alleingänger vermutlich zu wenig Erfahrung hast, um zu wissen, wie es laufen könnte... da hilft nur weitere Erfahrung sammeln. Wie schon gesagt wurde, sind Open Source Projekte hier eine gute Möglichkeit, Abläufe kennen zu lernen, die funktionieren.

Ich hoffe, das hilft dir ein wenig weiter.
 
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Das Problem ist, ich bin ja kein gelernter / studierter Softwareentwickler... Ich habe E-Technik studiert.. Schon irgendwie immer zwischendurch mal programmiert und dann immer tiefer, auch durchs Studium, rein... Erst Mikrocontroller, irgendwann dann Web- und Software... Learing by Doing.
Aber eben immer im Alleingang.
Dh. Ich habe zwar das technische KnowHow.. Aber DevOps, Scrum, etc. habe ich noch nie mit gearbeitet
 
mitch_m85 schrieb:
Das Problem ist, ich bin ja kein gelernter / studierter Softwareentwickler...
Das ist nicht zwingend ein Problem - jedenfalls nicht mehr. Software-Entwickler werden so händeringend gesucht, dass Quereinsteiger es viel leichter haben, als je zuvor, insbesondere wenn sie schon Erfahrung haben.

Du musst entscheiden, ob du das Risiko eingehen willst, deinen Haupt-Job zu schmeißen und dich umzuschulen oder ob du das nicht riskieren möchtest. Ich halte es aber durchaus für möglich, dass du das schaffen kannst.

mitch_m85 schrieb:
Ich habe E-Technik studiert.. Schon irgendwie immer zwischendurch mal programmiert und dann immer tiefer, auch durchs Studium, rein...
Das du noch so nen Schein von ner Uni dazu hast, ist doch super.

mitch_m85 schrieb:
Aber eben immer im Alleingang.
Dh. Ich habe zwar das technische KnowHow.. Aber DevOps, Scrum, etc. habe ich noch nie mit gearbeitet
Im Freelancer-Umfeld ist es auch recht unwahrscheinlich, dass du Teil eines Teams wirst, welches mit diesen Methoden entwickelt. Das ganze kommt in Unternehmen schon so (in den Kern-Teams) selten genug vor, aber in meinen Unternehmen wurden Freelancer immer für die Projekte engagiert, die das Kern-Team nicht geschafft hat. Meist wurde ein Mitglied des Kern-Teams einen Teil der Arbeitszeit abgestellt, um die Freelancer zu betreuen.

Damit will ich nicht sagen, dass Freelancer nicht professionell arbeiten - es gibt sicher viele Freelancer, die hochprofessionelle Arbeit machen. Aber so wie ich dich verstanden habe, willst du ja LERNEN, im professionell im Team mit modernen Methoden zu arbeiten. Da hast du als Freelancer eher schlechte Karten. Auch Studenten oder Trainees sind dafür meist noch nicht erfahren genug. Beste Chancen hast du meiner Ansicht nach in einem Team, das aus Entwicklern besteht, die:
  • Schon mindestens 2 Jahre zusammen arbeiten
  • Git als Versionskontrollsystem verwenden (ältere Versionskontrollsysteme wie SVN oder gar CVS deuten eher auf weniger moderne Entwicklungsteams hin - nicht zwingend aber wahrscheinlcih)
  • Bei git mit Feature-Branches, Approvals und Pull-Requests arbeiten
  • Mindestens einmal alle 2 Wochen ein gemeinsames Code-Review Meeting haben, besser jede Woche
  • Jenkins und SonarQube (oder ein ähnliches Build-System und Source-Code Prüfungstool) verwenden
  • Automatisierte Unit-Tests schreiben (und bestenfalls einen Gated-Build haben, das fehlschlagende Tests automatisiert meldet)
  • Ein modernes Vorgehensmodell verwenden (ob SCRUM, Kanban oder OpenRUP oder was auch immer ist egal, hauptsache es gibt eins und es wird halbwegs strikt eingehalten)
  • Regelmäßiges Pair-Programming praktizieren (zu zweit am Rechner Programmieren)
  • Eine Dokumentation für wichtig halten, selbst verfassen und das nicht durch einen Redakteur erledigt wird
  • Häufiger eher KURZE Meetings mit wenigen Leuten haben (<= 2 Std) und nicht 4 stündige Monster-Meetings ohne Ergebnis
Das sind mal die Aspekte, die ich für mich so beachte. Es sind NIE alle erfüllt und viele andere Dinge spielen auch eine Rolle. Aber vielleicht hilft dir das ja.
 
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