Gehaltsvorstellungen - was würdet ihr als schlechtes, durchschnittliches, gutes Gehalt sehen?

Marvolo

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Ich weiß, diese Frage wird sich kaum pauschal beantworten lassen, da es auch auf persönliche Vorstellungen, Ansprüche und Lebensentwürfe ankommt, aber dennoch eine kleine Diskussion darüber: wieviel Netto-Einkommen würdet ihr als wenig, durchschnittlich und viel betrachten?

Hatte gerade eine kleine Diskussion mit meinen (sehr gut verdienenden) Eltern über Lehrkräfte an deutschen Schulen (ich selber bin gerade kurz vor Abschluss meines Lehramtsstudiums) und gemäß meinen Eltern wäre man als Lehrkraft in Deutschland ja nur dann einigermaßen "gut dran", wenn man verbeamtet wurde, denn das Gehalt der lediglich "angestellten" Lehrkräfte, die nach öffentlichem Tarif bezahlt werden, wäre "ja kaum was" mit ca 2600 netto monatlich.

Mich hat das ziemlich wütend gemacht, denn ich bin fest davon überzeugt, dass meine Eltern aufgrund ihres sehr guten Verdienstes ein wenig den normalen Blick aus den Augen verloren haben. Selbst als nicht-verbeamtete Lehrkraft fände ich 2600€ netto monatlich alles andere als wenig. Klar, als verbeamtete Lehrkraft würde man netto auf ca. 3200€ monatlich kommen, da Beamte weniger Sozialabgaben haben, aber dennoch: ich finde 2600€ netto keinesfalls "wenig".

Meine Eltern unterstellen mir hingegen Naivität und mangelnde Berufserfahrung, aufgrund derer ich nicht einschätzen könne, "wieviel die Welt da draußen so kostet" monatlich.

Ich hingegen finde, dass ich nicht so falsch liege mit meiner Einschätzung, was "viel" ist und was nicht.
Wie seht ihr das? Was würdet ihr 2022 als schlechtes, durchschnittliches und hohes monatliches Nettoeinkommen sehen?
 
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Frag sie einfach, was sie in deinem Alter verdient haben und schon ist Ruhe. :D

2.600 als Einsteiger ist doch nicht wirklich schlecht.
 
Kommt ja auch drauf an, wo man wohnen will. Mit 2600€ bist du selbst als netto in München wohl arm dran. In Sachsen wohl eher nicht. ;)

Und vor allem auch, was man denn macht. Statistiken gibt die Bundesregierung ja regelmäßig raus.
 
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Das stimmt allerdings. In München reicht das für ne kleine Bude etwas außerhalb und dann bleibt nix übrig. Die Wohngegend und andere persönliche Vorlieben spielen ne große Rolle.
 
--//-- schrieb:
Das stimmt allerdings. In München reicht das für ne kleine Bude etwas außerhalb und dann bleibt nix übrig. Die Wohngegend und andere persönliche Vorlieben spielen ne große Rolle.
Keine Ahnung, was Du unter einer kleinen Bude verstehst. Als Single brauche ich keine 80-100 qm.

Marvolo schrieb:
Sag mir lieber, was deine Vorstellung von "gut verdienen" ist?!
Das, von dem ich selber meinen Lebensstandard gut finanzieren und mind. meine Rente ebenso gut mit aufbauen kann. Das würde sich selbst als Singe heutzutage schon zwischen meinem aktuellen Wohnort in Oberbayern und Bonn (die beiden Regionen kenne ich einigermaßen von den Kosten her) weit unterscheiden.

2600€ Netto/Monat würde ich nach einem abgeschlossenen Studium zwar nicht als wenig bezeichnen, aber halt auch nicht gerade als prickelnd viel. Das aber schon ohne zu iwssen/nachzusehen, wie die Aufstiegsmöglichkeiten und/oder planbare Gehaltssteigerungen aussehen.

Wenn ich den IGBCE-Tarif in der Technik (Inforamtik, Chemie, Physik und co.) sehe, dann ist man damit in Bayern (wenn die Firma nur 12 Monatsgehälter zahl) ca. beim Einstiegsgehlt mit Bachelor, in BW hätte man schon einiges mehr. Plus entsprechende Steigerungen in den kommenden Jahren (alles bei 40h Woche).

Und dann kommt halt in Deinem Beispiel, im Vergleich zur Verbeamtung die Rentenlücke hinzu. Du musst von den 2600€ auch noch eine entsprechende Altervorsogre betreiben, wenn Du zum Ende Deines Arbeitslebens (nach heutiger Schätzung) auf eine vergleichbare Rente/Pension kommen möchtest.

Was Du dann für eine für Dich angemessene Wohnung an Miete zahlst, musst Du selber wissen. Das ist bekanntlich regional extrem unterschiedlich. Genauso, ob Du planst zu heiraten, ob ihr dann beide Vollzeit arbeitet oder u.U. Kinder haben möchtet.
 
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Dazu empfehle ich folgende Metrik: Nettoäquivalenzeinkommen (Wikipedia)
Dies berechnet ein Einkommen pro Kopf eines Haushaltes. Wobei die Spareffekte einer Haushalszusammenlegung berücksichtigt werden. Der erste Erwachsene eines Haushalts hat das Personengewicht 1, jede weitere Person ab 14 Jahren 0,5 und jüngere je 0,3. Ein Haushalt mit 2 Erwachsenen und einem 10-jährigen Kind hätte so das Personengewicht 1+0,5+0,3 = 1,8
Nun teilt man das gesamte Nettoeinkommen des Haushalts durch dieses Personengewicht und erhält das Nettoäquivalenzeinkommen.
Im Artikel der Wikipedia sind dort einige Daten, ich habe mal die Tabelle für 2020 erstellt:

pro Jahr
pro Monat
einkommensreich​
200 %​
47.180,00 €​
3.931,67 €​
hohe Einkommen​
150 %​
35.385,00 €​
2.948,75 €​
Median​
100 %​
23.590,00 €​
1.965,83 €​
Unterschicht​
70 %​
16.513,00 €​
1.376,08 €​
armutsgefährdet​
60 %​
14.154,00 €​
1.179,50 €​
arm laut WHO und OECD​
50 %​
11.795,00 €​
982,92 €​
relativ arm​
40 %​
9.436,00 €​
786,33 €​

hier erkennt man, dass man ab 1966€ pro Monat zur besserverdienenden Hälfte in Deutschland gehört (über alle Berufsgruppen, alle Arbeitszeitmodelle und alle Berufserfahrungen). Ab ca. 2950€ hat man ein "hohes Einkommen". Hier müssten alle Sonderzahlungen allerdings mit eingerechnet werden. Für einen Berufsstart scheint mir 2600€ ganz gut. Ich verdiene auch vergleichsweise gut und bin immer wieder erschrocken, wie niedrig teilweise die Verdienste sind - das muss ich mir selbst immer wieder vor Augen führen. Mir scheint es dringend erforderlich, dass der Niedriglohnsektor in Deutschland deutlich verkleinert wird (sagt sich natürlich leicht). Natürlich sind hier auch alle Teilzeitkräfte drin und es ist nicht gefiltert nach z.B. Berufsgruppen. Diese Daten findet man auch im Netz
 
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Hier ein Münchner.
Zum Einstieg haben damals meine Kommilitonen etwa meist so um die 3.000 netto rausbekommen (IT Sektor).
Mittlerweile nach ~10 Jahren BE liegen diejenigen, mit denen ich noch Kontakt habe, um die 6 -7k netto (meist Führungsaufgaben bei IGM oder anderweitiger Konzern).
Persönlich halte ich das auch schon das Minimum, was man in MÜNCHEN verdienen sollte. In anderen Regionen Deutschlands reicht entsprechend (viel) weniger.
Von dem her sind die 2.600€ für einen Lehrer zum Anfang (außerhalb Münchens) nicht so verkehrt.
 
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Kagee schrieb:
Eine sehr wichtige Statistik, insbesondere weil hier der Median und nicht der Durchschnitt zum Einsatz kommt.

Die Gutverdiener scheinen die Tatsache, dass sie gut verdienen, oftmals völlig aus den Augen zu verlieren.

Marvolo schrieb:
ich bin fest davon überzeugt, dass meine Eltern aufgrund ihres sehr guten Verdienstes ein wenig den normalen Blick aus den Augen verloren haben.
Sehe ich auch so.

Wer denkt, dass 2600€ Netto 'kaum was' ist, sollte nochmal nachschlagen, wie viel die ganzen anderen anscheinend für sie unsichtbaren Berufsgruppen so verdienen.
Kassierer, Bäcker, Friseure, Müllabfuhr, etc... die meisten würden sich über 2600€ Brutto freuen.


Man muss auch nur mal in den Thread Gehälter in der IT rein schauen... für jeden Berufseinsteiger aus der Ausbildung melden sich 3 Berufseinsteiger mit Master und 5 Führungskräfte, gerne aus München. Da gewinnt man auch schnell einen falschen Eindruck, wie viel der Durchschnitts-ITler verdient.
 
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Rickmer schrieb:
Wer denkt, dass 2600€ Netto 'kaum was' ist, sollte nochmal nachschlagen, wie viel die ganzen anderen anscheinend für sie unsichtbaren Berufsgruppen so verdienen.
Kassierer, Bäcker, Friseure, Müllabfuhr, etc... die meisten würden sich über 2600€ Brutto freuen.

Genau das habe ich dann als Argument gebracht. Ihre Antwort darauf war: das seien dann höchstwahrscheinlich Partner/innen, die ihr geringes Gehalt dann als Zugbrot mitbeisteuern, aber alleine auf sich selbst gestellt kämen die mit so einem Gehalt kaum selbstständig über die Runden bzw. halt ohne die Möglichkeit, überhaupt noch groß was zur Seite zu legen, oder aber für unerwartet anfallende Kosten mal was als Reserve zu haben.

Ob jetzt demnach alle Kassierer, Bäcker, Friseuere etc in einer festen Partnerschaft sind, wo der Andere das viele Hauptgehalt hat und sie nur das "Zugbrot" sind und zum Hauptgehalt des Partners beisteuern, wage ich zu bezweifeln. Ob diese Berufsgruppen für sich alleine gestellt finanziell gut über die Runden kommen? Keine Ahnung.

Aber ich könne sowas ja eh nicht beurteilen, mangels richtiger Vollzeitarbeit bisher, ich müsse erstmal im Arbeitsleben ankommen und dann würde ich schon sehen, wie der Hase läuft...
 
Zuletzt bearbeitet:
Geld ist schwierig. Egal wieviel du verdienst; es ist immer zu wenig, denn du passt deinen Lebensstandard darauf an. Später willst du dann, dass es deinen Kindern (noch) besser geht. Man muss da beide Seiten sehen.

Ich würde die Diskussion mit den Eltern nicht führen.

Ich kenne glückliche Menschen, die wenig verdienen und Menschen, die einen Haufen Geld haben und Probleme nur so magisch anziehen. Ce la vie.
 
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3200 sind besser als 2600 das steht außer Frage.

Mit 2600 kannst du kein Einfamilienhaus im grünen Finanzieren.
Insofern, Ja, 2600 reichen zum (gut) Leben. Reich wird man damit aber nicht.
 
Marvolo schrieb:
Was würdet ihr 2022 als schlechtes, durchschnittliches und hohes monatliches Nettoeinkommen sehen?
Das hängt ganz davon ab, welchen Beruf man ausübt, welchen Abschluss man besitzt, wieviel Berufserfahrung man hat, wie gut man ist, wo man lebt, etc. Da gibt es so viele Faktoren, dass man das nicht einfach so über einen Kamm scheren kann.
 
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florian. schrieb:
3200 sind besser als 2600 das steht außer Frage.

Mit 2600 kannst du kein Einfamilienhaus im grünen Finanzieren.
Insofern, Ja, 2600 reichen zum (gut) Leben. Reich wird man damit aber nicht.

Und mit knapp 700€ mehr bei 3200 ist ein Eigenhaus dann drin? Hängt ja auch immer ein wenig davon ab, wie groß das EFH dann so ist...
 
Das Einstiegsgehalt ist nur ein Aspekt von vielen anderen, welche für die Beurteilung eines Berufsstarts herangezogen werden sollten. Das wichtigste ist, dass man überhaupt einen groben Gesamtplan hat, wohin die Reise gehen soll. Da kann je nach Situation sogar ein etwas niedrigeres Einstiegsgehalt ok sein, wenn man dafür andere Ziele schneller erreicht.

Übrigens sollten Gehälter immer in Brutto betrachtet werden. Einen Arbeitgeber interessiert auch nur das Brutto und nicht was Du Netto rausbekommst oder was Dir nach Abzug Deiner Lebenshaltungskosten überbleibt. Wenn ein Bewerbungsempfänger nach Deinen Gehaltsvorstellungen fragt, meint er immer Brutto.

Deine Eltern haben deutlich mehr und doppelte Lebenserfahrung wie Du. Wieso sollten sie ihrem Kind vorsätzlich die Unwahrheit erzählen? Oder haben sie nur etwas gesagt was Du nicht hören willst?

Du hattest schon mal eine Diskussion losgetreten, erinnerst Dich bestimmt daran...

https://www.computerbase.de/forum/threads/wieviel-netto-vom-brutto-ist-ausreichend.2044859/

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Dir noch Lebenserfahrung und der Blick aufs Wesentliche fehlen könnten. (Mein ich nicht böse.)
 
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Marvolo schrieb:
Und mit knapp 700€ mehr bei 3200 ist ein Eigenhaus dann drin? Hängt ja auch immer ein wenig davon ab, wie groß das EFH dann so ist...
Wenn du 2000€ Fixkosten hast, lässt sich mit 3200€ das doppelte als mit 2600€ Sparen.
Insofern ist das schon relevant.

Am wichtigsten ist aber die Frage was man mit dem Geld macht.
Wenn man die 600€ nutzt um sich alle 4 Jahre einen Neuwagen zu kaufen, dann verpufft das höhere Gehalt natürlich.

Und die Rente sollte man auch nicht vergessen.
Wenn du 2600€ Verdienst, wirst du vermutlich zur Rente irgendwas um die 1300€ bekommen.
Das ist nicht wirklich viel. Um der Altersarmut zu entgehen, sollte man schon ~500€ in die Private Rentenvorsorge stecken. Das sollte mit 2600€ möglich sein. Ist ja auch kein schlechtes Gehalt. Mit 3200€ hat man da aber deutlich mehr Spielraum.
 
Zuletzt bearbeitet:
Marvolo schrieb:
Und mit knapp 700€ mehr bei 3200 ist ein Eigenhaus dann drin?

Sicher nicht. Kommt auch darauf an, wo.
 
Warum sollte sich mit 2600 Netto kein EFH ausgehen? Exklusive Wohnkosten hab ich ca. 500€ Fixausgaben (da ist Freizeit inkludiert). Da könnte man bis zu 2000€ Abschlag zahlen, das ist nicht gerade wenig.

Abseits von Großstädten kann man so locker 400k in 25 Jahren abzahlen und da sollte sich ein EFH ausgehen. Außerdem baut man das meist nicht allein, dann gibts mehr Spielraum.
 
hallo7 schrieb:
(...) Exklusive Wohnkosten hab ich ca. 500€ Fixausgaben (da ist Freizeit inkludiert). Da könnte man bis zu 2000€ Abschlag zahlen, das ist nicht gerade wenig.(...)
Das ist m. E. völlig unrealistisch.
 
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@Binalog Ich bin da wohl nicht der einzige: Klick (wobei meine Wohnkosten höher sind)

Urlaube sind da natürlich nicht dabei, aber wenn man wirklich ein Haus will dann verzichtet man doch darauf bzw. baut man wie gesagt nicht allein.

Ich halte 2600€ nicht für wenig Gehalt, da kann man schon einiges machen.
 
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Ist nicht pauschal machbar.
Ausgehend von meiner aktuellen Situation(Wohnort/ home Office / Urlaubstage etc.)

Ok: 60.000€
Gut: ab 70.000€
Sehr gut ab: 80.000€

Wie gesagt, bei den Bedingungen aktuell. Müsste ich in München wohnen kannst überall 15.000€ drauf legen, da spielt so viel rein … Fände auch 35.000€ ok wenn ich dafür nichts machen müsste :D .
Die Frage ist halt nicht wirklich beantwortbar.
 
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