Gesprächsaufzeichnung: Trump verlangt Ergebniskorrektur in Georgia

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Rynn1894

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Wer von euch hat sich die vollständige Aufzeichnung des Telefonats zwischen Trump, dem Staatssekretär von Georgia Brad Raffensperger und weiteren Personen durchgelesen / angehört und was haltet ihr davon?

Entgegen einiger veröffentlichten (deutschen) Nachrichtenmeldungen [1] [2] [3] habe ich den Eindruck, dass auf Basis der vollständigen Aufzeichnung ein Vorwurf der angeordneten nachträglichen Wahlmanipulation gegenüber Trump nicht gerechtfertigt ist, sondern sein Problem anderer Natur ist:

Er scheint einfach unfähig zu sein, das Wahlergebnis als korrekt anzuerkennen. (Oder er lügt bewusst, aber aufgrund seiner Rhetorik und Emotionen wirkt es auf mich so, als ob er das Gesagte wirklich so meint.)

Seinen Erkenntnissen nach habe er zweifelsfrei mit 100.000en Stimmen Vorsprung die Wahl deutlich gewonnen und die fehlenden 11.779 (+1) Stimmern müssten daher einfach zu finden sein. Dies sei eine unbestreitbare Tatsache. Aus seiner Perspektive fordert er somit keine Manipulation sondern nur eine Annäherung an das "offensichtlich richtige" Ergebnis.

Die Krux an dieser Behauptung ist allerdings, dass Trump in diesem Telefonat keine stichfesten Beweise liefern kann, auf welche konkreten Manipulationen sich diese Zahlen beziehen oder nennt Beispiele die bereits untersucht und widerlegt wurden.

Die Vertreter von Georgia sind ja durchaus bereit, möglichen Wahlmanipulationen durch die Demokraten nachzugehen und fragen deshalb mehrmals nach den weiteren Beweisen, da ihre eigenen Untersuchungen bisher nichts signifikantes feststellen konnten.

Trump geht auf die Fragen allerdings nicht fachlich ein (oder scheint es auch argumentativ nicht zu können, ähnlich wie beim HBO AXIOS Interview) sondern ignoriert ihre faktenbasierten Einwände und wiederholt einfach permanent sein Eingangsstatement ,nämlich dass er ja gewonnen habe.

Ein Beispiel ist der Vorwurf, dass von einer Person mindestens 18.000 Stimmzettel manipuliert worden sind (ab 21:00min) und dies in einem Internetvideo festgehalten und veröffentlicht wurde. Wie sich nachfolgend herausstellt, ist das Originalvideo den Vertretern von Georgia bereits bekannt und es konnten bei Untersuchungen keine Manipulation festgestellt werden.

Konfrontiert mit dieser Feststellung geht Trump direkt dazu über sie einfach zu ignorieren und sein Gegenüber sowie die verantwortlichen GBI/FBI Agents zu diskreditieren.

Quellen:

Transkript: https://www.washingtonpost.com/poli...68e0cc-4ddd-11eb-83e3-322644d82356_story.html

[1] https://www.sueddeutsche.de/politik...ensperger-republikaner-us-wahl-2020-1.5164633
[2] https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-01/usa-georgia-wahl-donladtrump-wahlergebnis-aenderung
[3] https://www.tagesschau.de/ausland/trump-wahlergebnis-telefonat-101.html
 
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Würde man das Verhalten des Präsidenten auf eine andere Situation und Person übertragen, käme man recht schnell zu dem Schluss eine geistige Unzurechnungsfähigkeit zu attestieren. Hier liegt eine schwere Persönlichkeitsstörung zu Grunde. Ob jetzt noch eine gewisse dementielle Entwicklung hinzu kommt müsste untersucht werden. Aber Mr. Trump bietet genug um das Einsetzten des 25. Zusatz- Artikels zumindest ernsthaft erwägen zu können.

Und das ist jetzt nicht einfach mal so daher gesagt. Er denkt scheinbar wirklich, dass er um den Sieg betrogen wurde. Seine narzistische Störung ist derart ausgeprägt, dass es ihm unmöglich ist ein Verlieren zu erkennen. Unter anderen Umständen kennt man vielleicht sogar selber solche Leute. Und im Leben eines "kleinen Mannes auf der Straße" ist das durchaus noch verkraftbar. Aber das sind z.B. diejenigen, die nicht damit klar kommen, wenn sich das Mädel/ die Frau von ihnen trennt. Das sind die, die dann vollkommen durchdrehen und den möglichen Nebenbuhler verprügeln. Kann man mit umgehen. Aber so einen Mann eine der größten Armeen der Welt befehligen zu lassen ist dann eine ganz andere Hausnummer.
 
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Der Herr ist soeben auf Dauer bei Twitter rausgeflogen. Ein Tag zum Feiern.
 
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Nun, die Meisten (ist natürlich relativ, je nachdem welchen Selbstbräuner man nutzt), sehen natürlich die Aufforderung als Wahlmanipulation.
Zum Glück hat man hier nicht nachgegeben.
Aber viele US-Amerikaner sehen das so nicht und rennen Demagogen, Populisten, Verschwörer und sonstige "Marktschreier" hinterher. Mit der latenten Gewaltbereitschaft wirkt das noch grusliger. Diese Problematik, unabhängig von Trump, bleibt in den USA bestehen und auch Europa ist davor nicht gefeit.
Jede Seite beharrt darauf das seine Wahrheit die Richtige ist. Mir sind diejenigen, die logisch nachvollziehbare Fakten liefern, jedoch lieber.

Ob Trump und seine Anhänger weiter in die Blase des Wahlbetrugs leben oder nicht, ist relativ egal. Darüber muß man nicht mehr großartig diskutieren.
Auch ob man Trump für sein Gebaren daraus einen Strick dreht, auf die Gefahr zum Märtyrer zu werden ist müßig. Aber auch dein Freibrief ermutigt seine Anhänger. Eine kaum richtig lösbare Aufgabe.
Wenn die These des Wahlbetrugs nicht mehr zieht, erfindet man eine neue Geschichte und es wird weiter gelogen und manipuliert – da ist man sehr erfinderisch. Die "Szene" war immer da und bleibt auch. Trump hat sie mithilfe der Republikaner geweckt und angeheizt. Frage ist nur wie stark und einige sie wird.
So gesehen bleibt es spannend wie sich die USA nach (und mit) Trump in den nächsten Jahren entwickelt.
Es bleibt die Hoffnung, daß sich die Mehrzahl (auch in Deutschland) mit Fakten beschäftigt und nicht den einfachen Propagandalosungen hörig ist.
Diese gibt es nicht.

@Volume Z Trump und Co. werden, bzw. sind schon auf andere Plattformen ausgewichen.
 
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Trump ist erledigt, seine "Macht" innerhalb der Partei ist weggebrochen, es werden sich Aasgeier finden um dieses Loch zu füllen.

Die Qualität dieser Leute wird keine andere sein als die von Trump (= König des Pöbels).
 
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@Binalog: "Trump ist erledigt..." Nun ja, das mag durchaus sein, ... ist aber nicht Lösung des Problems. Dieser "Trumpismus ist Symptom, aber nicht Ursache. Und ist auch nicht auf die USA begrenzt. Siehe Querdenker, der Übergriff auf den Reichstag, etc.
Damit ein "Trumpismus" überhaupt Fuss fassen kann in Teilen des Volkes muss schon lange im Vorfeld serh viel falsch gelaufen sein. Aber das will weder das Gros der Gesellschaften anerkennen, noch unsere politischen Führungseliten. Und so nehmen die Dinge ihren Lauf. Man schaue auf die Geschichte vor etwa 70 Jahren. Und die letzten Zeitzeugen dieser Geschichte sterben langsam aus. Ist schon bemerkenswert, oder?!?
 
Falsch läuft in der Gesellschaft, dass jeder glaubt, er wäre etwas Besonderes, etwas Besseres. Das ist der Nachteil offener Gesellschaften, welche das Individuum fördern und fordern.

Vielen Menschen im Westen geht es einfach zu gut. Ihnen fehlen Erdungsmöglichkeiten.

Weiterhin sind einige Menschen durch die stark beschleunigte Gesellschaft überfordert. Da ist es "einfach", wenn jemand schlichte Lösungen für komplexe Probleme propagiert.
 
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phil. schrieb:
Aber viele US-Amerikaner sehen das so nicht und rennen Demagogen, Populisten, Verschwörer und sonstige "Marktschreier" hinterher. Mit der latenten Gewaltbereitschaft wirkt das noch grusliger. Diese Problematik, unabhängig von Trump, bleibt in den USA bestehen und auch Europa ist davor nicht gefeit.
Jede Seite beharrt darauf das seine Wahrheit die Richtige ist. Mir sind diejenigen, die logisch nachvollziehbare Fakten liefern, jedoch lieber.

Hagen_67 schrieb:
Nun ja, das mag durchaus sein, ... ist aber nicht Lösung des Problems. Dieser "Trumpismus ist Symptom, aber nicht Ursache. Und ist auch nicht auf die USA begrenzt. Siehe Querdenker, der Übergriff auf den Reichstag, etc.

Ich sehe das Problem ebenfalls darin begründet, dass viele normale bzw. durchschnittliche Menschen einfach genauso ticken und überzeugt sind wie Trump. Die große Anzahl der REP-Wähler kann meiner Ansicht nicht gänzlich als extremistische Idioten abgetan werden.
Ich gehe zwar von keiner statistischen Repräsentativität aus, aber als Anhaltspunkt zeichnen die Kommentarspalten von Zeitungen / Sozialen Medien ein deutliches Bild.

Die eigene politische Perspektive entspricht grundsätzliche der Wahrheit und es werden zur eigenen Meinungsbildung nur Medien konsumiert, die aufgrund ihrer ideologischen Ausrichtung bereits auch nur eine sehr enge Bandbreite abbilden.
Andere Medien, die davon abweichen dienen nicht etwa dazu, die eigene Meinung auf Basis von weiteren Fakten zu hinterfragen, sondern werden bereits automatisch als nicht vertrauenswürdig ("Lügenpresse") bis hin zu eliten- bzw. regierungsgesteuert abgetan. Somit wird der Glaube in die eigene Perspektive dadurch sogar eher noch gestärkt.

Das Internet wirkt dabei zudem unterstützend, da man sich sehr einfach in Filterblasen begeben kann, welche der eigenen Meinung zusätzlich noch einen Mehrheitsanspruch verleihen lassen.
Gleichzeitig kann man dem externen Druck entgehen, sich im Diskurs mit den abweichenden Meinungen im persönlichen Umfeld (Arbeit, Studium, Freunde, Familie, usw.) auseinandersetzen zu müssen.

Idon schrieb:
Falsch läuft in der Gesellschaft, dass jeder glaubt, er wäre etwas Besonderes, etwas Besseres. Das ist der Nachteil offener Gesellschaften, welche das Individuum fördern und fordern.

Kannst du vielleicht erläutern, auf welche Aspekte sich die Nachteile einer offenen und individuellen Gesellschaft genau beziehen und wie sie im Kontext von Trumps Verhalten einzuordnen sind?

Ich glaube eher, dass es vielen Menschen in Relation zu den Reichsten und / oder Mächtigsten aus ihrer Perspektive bereits schlecht zu gehen scheint.

Bei der These zu den beschleunigten Veränderungsprozessen würde ich vielleicht noch ergänzen, dass die einfachen Lösungen oft enthalten, diese Veränderungen anzuhalten oder wieder in einen alten Zustand zurückzuführen.
 
Zuletzt bearbeitet: (Komplettzitat entfernt)
Eine offene Gesellschaft stellt das Individuum in den Vordergrund. In der VR China, aber auch in Japan zum Beispiel, steht eher das Kollektiv im Vordergrund. Dort hält sich Lieschen Müller nicht gegenüber ihren Mitbürgern für Überlegen. Das senkt den Nährboden für z. B. Verschwörungstheorien, wenngleich nicht auf 0.
Ganz deutlich sieht man den Unterschied und den Übergang an Hong Kong im Vergleich zur VR China.


Dazu geht es den Menschen im Westen so gut, dass sie Zeit haben, sich über Belanglosigkeiten Gedanken zu machen oder sogar zu streiten.
Menschen in Myanmar oder Nigeria haben gar nicht die Zeit zu überlegen, ob 5G ein Massenkontrollmechanismus ist und ob Illuminaten oder Echsen den Planeten kontrollieren.

Auch die Leute, die jetzt das Kapitol gestürmt haben, profitieren ja einerseits vom generellen Wohlstand der Gesellschaft, andererseits haben sie (ordentliche) Kleidung etc. Es handelt sich also auch hier nicht um tatsächlich arme Menschen.
 
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Volume Z schrieb:
Der Herr ist soeben auf Dauer bei Twitter rausgeflogen. Ein Tag zum Feiern.

Gehört zum Spiel. Trump ist das Opferlamm, er spielt seine Rolle perfekt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Donald Trump ist ein Symptom, keine Ursache, wer sich die Mühe macht die Wahlen 2016/2020 anzuschauen wird schnell merken das weder rechtsextreme Gruppierungen wie die Proud Boys den Sieg und beinahe Sieg verursacht haben sondern vorallem die ökonomisch und politisch abgehängten Menschen abseits der Küstenregionen. Würden die USA aus 70 Millionen Rechtsextremisten bestehen sähe das Land ganz anders aus.

Trump ist auch kein Vollidiot, auch wenn durch die Berichterstattung vorallem bei uns dieses Zerrbild entstanden ist, der Mann weiss unheimlich gut wie er sich inzeniert und wie er die Menschen anspricht die sonst von der Politik ignoriert wurden.
 
Es geht und ging Trump aber immer nur um sich selbst und seinen Vorteil. Daraus hat er Nutzen gezogen.

Aufgrund des faktischen Zwei-Parteien-Systems hat er eben die Protestwähler angezogen plus viele der üblichen Republikaner, die sich in Deutschland auf Kleinparteien und Nichtwähler verteilen.
 
Idon schrieb:
Es geht und ging Trump aber immer nur um sich selbst und seinen Vorteil. Daraus hat er Nutzen gezogen.
Mir fällt kein heutiger Spitzenpolitiker ein auf den diese Beschreibung nicht zu trifft, auch wenn sich viele anders verkaufen.
 
Hierzulande ist Landfriedensbruch eine Straftat für die bis zu drei Jahre Zuchthaus drohen. Meiner Meinung nach ist Trump ein charakter- und skrupelloser Verbrecher der vor Gericht gestellt werden sollte.
Ergänzung ()

Benzalin schrieb:
Mir fällt kein heutiger Spitzenpolitiker ein auf den diese Beschreibung nicht zu trifft, auch wenn sich viele anders verkaufen.
D. h. aber noch lange nicht die Demokratie und den Rechtsstaat zu zerstören..
 
@Benzalin

Mir ist kein anderer westlicher Spitzenpolitiker bekannt, der seine eigene Marke dadurch pusht. "Merkel Hotels", "Spahn Resorts", "Schulz Clothes".
 
Idon schrieb:
Mir ist kein anderer westlicher Spitzenpolitiker bekannt, der seine eigene Marke dadurch pusht. "Merkel Hotels", "Spahn Resorts", "Schulz Clothes".
Das eine hat mit dem anderen aber nun überhaupt nichts zu tun, wir sind einen gänzlich anderen Politikstil gewöhnt, bei uns klingt ein persönlicher Angriff folgendermaßen: "Das ist nicht mein Duktus" während in den USA Angriffe auf den politischen Gegner viel aggressiver sind, eine Kelly Loeffler oder Marco Rubio sind in ihren Ausführungen nicht besonders anders, wenn auch etwas besser verpackt.
 
Idon schrieb:
Das hat nichts damit zu tun, dass Trump stets nur die Trump-Marke verkaufen wollte.
Was wie schon gesagt auf jeden Spitzenpolitiker zu trifft, insbesondere jene die Präsident werden wollen, Barack Obama hat vorallem Barack und Obama verkauft, die gesamte politische Kampagne war vollends auf ihn als Marke ausgerichtet, wenn auch deutlich sympathischer und was man gemeinhin "präsidialer" nennt.
 
Wir reden anscheinend aneinander vorbei.

Mir geht es darum, dass Trump sein Familienimperium, die Trump Corporation, als Marketingmaßnahme etabliert hat.

Das macht kein Spitzenpolitiker in Deutschland und auch in den USA hat das eine bisher nicht dagewesene Qualität.
 
Anscheinend, denn das ist wiederum eine ganz andere Baustelle. Trump hat sein Image als erfolgreicher und knallharter Tycoon gezielt genutzt und ausgebaut, soetwas kommt in den USA generell aber sehr gut an und wird auch nicht negativ gesehen, auch wenn sein ökonomischer Erfolg wohl viel weniger Substanz hat als er vor gibt. Er ist jedoch auch nicht der erste der sich derartig präsentiert, Ronald Reagan war da gar nicht so anders, wenn auch qualitativ und verbal seiner Zeit angepasst.
 
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