Mobilität in unseren Städten

Gerade bei den Vollvernetzten Leihangeboten (egal ob Car-sharing, Scooter oder Bike) ist eben auch die Netzabdeckung ein Faktor .... denn da wo die Scooter (als Beispiel) genutzt werden, werden sie dann auch stehen gelasen (wenn man sie da überhaupt abmelden kann) ... macht man das in den Aussenbezirken, ist auch mehr Aufwand nötig, um die Dinger abends wieder einzusammeln und morgens wieder aufzustellen.
Natürlich wollen die Betreiber ihr Angebot optimieren ... deren Fokus liegt nur leider nicht in der flächendeckenden Bereitstellung, sondern vor allen im wirtschaftlichen Betrieb ... und gerade bei viel Konkurenz wird da ganz hart kalkuliert.

Natürlich ist es eine unhaltbare Situation, wenn es in den aussenbezirken (wo es tatsächlich bedarf an Verkehrsmitteln für die letzte Meile gibt), kaum gut nutzbare Angebote gibt, und sich die Anbieter dafür im Innenstadtbereich gegenseitig die Kunden abjagen.

Ich fände es auch wichtig, diese Verkehrsmittel dort zur Verfügung zu stellen, wo sie wirklich gebraucht werden ... dort wo sie momentan hauptsächlich eingesetzt werden, sind sie eigentlich nicht nötig ... und sie werden da auch nicht selten als Alternative zum Auto NEBEN dem OPNV genutzt, sondern eben als Alternative ZUM ÖPNV.
Und das ist auch sehr verständlich.

Car-Sharing gibt es in gut und schlecht .... die variante mit variablen Abstellorten ist eher schlecht, denn die erhöht nachweislich die Verkehrsdichte (es sind dadurch eben nicht weniger,m sondern mehr Autos unterwegs).

In Bielefeld hatten wir solche Probleme nie ... die Abhol- und Abstellpunkte unseres Car-Sharers Cambio sind an den Endpunkten der S-Bahnlinien sowie den ZOB's im Umland angesiedelt ... das funktioniert ähnlich, wie ein Autoverleih.
Gleiches bei eBikes ... die gibts im Grunde nur an den 8 Endpunkten der 4 S-Bahnlinien und an den Hauptknotenpunkten des ÖPNV (Bahnhof, City, Stadtverwaltung).

Nur bei den e-Scootern hat man dieses Prinzip nicht beibehalten ... die werden nach "Bedarf" aufgestellt ... uznd das bedeutet, dass es da, wo viele gemietet werden, auf dauer immer mehr von denen gibt, während da, wo sie zwar nötig sind, aber wenig genutzt werden, immer weniger.
Hier hat man die Gestaltung des Angebots komplett den privatwirtschaftlichen Betreibern überlassen ... und die venachlässigen eben die Versorgung überall dort, wo sie nicht genug Gewinn abwirft.

Am Ende wird es auch die Dinger nur in der Innenstadt geben ... und da werden sie größtenteils von dicken Kindern oder Betrunkenen genutzt (die natürlich NICHT einfach auf die Regeln scheißen ... die haben die nur nicht auf dem Schirm ... Prost).
 
Ich hatte da vor kurzem einen Bericht über neue "Miet-/Leasingmodelle" gelesen, den ich sehr interessant fand. Weiß nur leider nicht mehr wo genau. Das wäre aber genau die Art, welche ich persönlich bevorzugen würde. Und zwar mietet/leased man da nicht 1 Fahrzeug auf x Monate. Sondern kann während der Mietdauer, je nach Gusto bzw Bedarf dann wechseln. Würde bei mir bedeuten, ich könnte den Großteil des Jahres mit einem kleinen Stadtflitzer unterwegs sein. Wenn es dann mit den Radkumpels in Urlaub geht oder ich mal was größeres transportieren muß, steige ich für die Zeit auf den Kombi um.

Einer meiner Kumpels arbeitet in einem großen Unternehmen. Da finden gerade intern Umfragen statt, wie die Beschäftigten zu unternehmenseigenen Pendelbussen stehen, was sie dafür zahlen würden usw. Finde ich auch eine interessante Idee. Wenn ich eh schon zig Mitarbeiter aus der selben Ecke habe und davon nur 50% dann den PKW stehen lassen und mit dem Pendelbuss direkt ins Geschäft fahren können, ist da auch schon einiges gewonnen.

Würde ich auch machen, wenn das bei mir ginge. Ich brauche halt mit dem Auto knapp 25 Minuten. Mit der S-Bahn bin ich, mit Fußweg von und zur Haltestelle, 1 1/4 Std unterwegs. Da bin ich selbst mit dem Rad deutlich schneller. Da brauche ich gut 40 Minuten. Die 40 oder auch 45 Minuten würde ich bei so einem Pendelangebot, inklusive Fußweg, auch in Ordnung finden.
 
Car-Sharing gibt es in gut und schlecht .... die variante mit variablen Abstellorten ist eher schlecht, denn die erhöht nachweislich die Verkehrsdichte (es sind dadurch eben nicht weniger,m sondern mehr Autos unterwegs).

Da bin ich interessanterweise anderer Meinung, kann es sein das du eher in einer Innenstadt wohnst?
Zumindest die nächsten 10-15 Jahre werden Autos weiter große Vorteile haben und damit unverzichtbar für viele sein , wichtiger ist da das es ohne Schadstoffe fährt ( was die Car2Go Smarts hier großteils zB sind ) außerdem hat man mit Carsharing deutlich weniger stehende Autos = weniger benötigte Parkplätze, wenn man Parkplätze dann für andere Sachen nutzt ist das ein Riesen Gewinn für die Anwohner, weniger / keine Schadstoffe sowieso.

Statt möglichst große Autobuse bin ich auch eher der Fan von Selbstfahrenden Kleinbusen ( als
Zubringer zu Zug und U-Bahn ) als Zukunftsvision, möglichst geringer Takt und wenig Gedränge. Dazu eventuell auch keine fixen Routen mehr sondern man gibt an wo man hin will und er sucht sich dann selber die Route mit möglichst idealer Auslastung, so wie bei Moia was hier ja öfters in den News war, nur nicht privatwirtschaftlich den dann hat man am Ende nur wieder die Probleme von meinem vorherigen Post.
 
Knuddelbearli schrieb:
Da bin ich interessanterweise anderer Meinung, kann es sein das du eher in einer Innenstadt wohnst?
Ich wohne mittendrin, das stimmt ... allerdings in Bielefeld ... eine Flächenstadt mit <350.000 EInwohnern (333.786 lt. wikipedia). Mit knapp 1290 Einwohnern pro km² ist die Bevölkerungsdichte jedoch nicht besonders hoch.
Die Parkplätze (Abholung, und Abgabe der Cambio-Autos) liegen am Übergang zu den ländlichen Gebieten (über 30% des Stadtgebietes werden landwirtschaftlich genutzt) und bieten dort einen willkommenen Ersatz zum in den Aussnbezirken natürlich schlechter ausgebauten ÖPNV.
Allerdings ist das System schon über 30 Jahre alt ... und die Fahrzeuge von Cambio sind größtenteils Verbrenner (obwohl die Flotte nach und nach moderniiert wird ... zum Teil elektrisch).

Mein Problem an Carsharing mit flexibler An- udn Abmeldung ist eher der zusätzliche Parkplatzbedarf ... denn solange die nicht genutzt werden, stehen die Autos eben im Stadtgebiet verteilt rum ... genau wie die Privat-PKWs der Nutzer. Zusätzlich ist es dadurch ohne App schwer zu ermitteln, wo gerade ein verfügbarer und ausreichender Wagen herumsteht.

Bei uns ist das Carsharing an den ÖPNV angebunden ... hat man also eine Monatskarte oder ein Abo, sind auch für die Cambio Fahrzeuge geringere Gebühren fällig.
Durch diese Koppelung wird das System im Grunde erst möglich, denn das ist eben so gedacht, dass die Menschen mit dem ÖPNV zum Auto komen, mit dem sie dann Gebiete befahren, in denen der ÖPNV nicht fährt.
Carsharing ist hier als additives Konzept gedacht worden.
In den zentralen Bezirken sind kleine e-Mobile (Scooter, eRoller oder eBikes) ... hier setzt man scheinbar für die überschaubaren Wege auf Micromobilität.
Cambio wird z.B. gerne von Studierenden für Umzüge oder größere Einkäufe genutzt ... einfach weil das billiger ist, als einen Sprinter zu mieten ... aus dem Grund ist der Sharepoint an der Uni auch der größte.

Ich finde das System gut durchdacht .... und man sieht so gut wie nie Cambio-Fahrzeuge lange in der Innenstadt stehen. Natürlich erdfordert das etwas Planung ... mal eben spontan ist bei so einem System allein aufgrund der Anfahrtwege zu den Sharepoints schlecht möglich.
Da sind die flexiblen Systeme sicherlich praktischer und etwas kundenfreundlicher ... andererseits fährt unser ÖPNV alle Sharepoints von 5:30 - 21:00 im 10-Min-Takt an ... wenn du Pech hast, dann musst du auch in einem flexiblen System relativ lange laufen, um zu deinem Auto zu kommen ... hier dauert der Fußweg vom ÖPNV zum Auto maximal 2 Minuten ... aber natürlich sollte man sich das gewünschte Fahrzeug vorher reservieren (ist aber online jederzeit möglich ... auch lange im vorraus).

Mal etwas anderes ... E-Scooter:
Bei uns fahren die überall, also auch dort, wo sie laut den geltenden Regelungen nichts zu suchen haben.
Sie werden auch relativ oft zu zweit genutzt, was auch nicht ganz im Sinne der Regelungen ist.
Ich habe nun neulich in einem Bericht gehört, dass die Stadt Herne wohl mit "digitalen Schranken" arbeitet. Die sorgen dafür, dass der E-Scooter am Eingang zu einer Fussgängerzone kein Gas mehr annimmt.
Innerhalb dieser NoGo-Areas kann man den Roller auch nicht vom System abmelden.

Ich fand die Idee Klasse. Was haltet ihr davon?
Die Dinger sind sowieso vernetzt, warum sollte das also nicht genutzt werden, um die geltenden Regelungen durchzusetzen?
 
Zuletzt bearbeitet:
DerOlf schrieb:
überflüssiges Komplettzitat entfernt - bitte die Regeln beachten



Nun für dich mag das funktionierend, du fährst mit den Öffis raus und nimmst ab da ein Auto, nur für Leute wie mich die im schlechter erschlossenen Gebiet wohnen bringt das dann aber eben gar nix, wie sollen wir den zu den Autos kommen? Das Öffi Netz ist bei uns ja eben schlecht ausgebaut weshalb wir schlecht dorthin kommen. Und ja natürlich brauchen auch car Sharing Autos Platz, aber du brauchst halt deutlich weniger Autos, Faktor 1:10 sollte locker machbar sein vs eigenes Auto in schlecht erschlossenen Gebieten, in gut erschlossenen sogar 1:50 oder noch deutlich besser.
Und das man teilweise lange Wege zu Sharing Autos hat erübrigt sich ja sobald es mehr genutzt wird da dann ja deutlich mehr Autos rumstehen. wenn du jetzt im Schnitt 400 Meter hin hast sind es bei 4 mal soviel Nutzung und damit 4 mal so viele Autos nur mehr 200 Meter.

ich würde ja am liebsten in einem modernen neuen Siedlungsgebiet wohnen wo privat PKWs gleich komplett verboten wären ...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: (überflüssiges Komplettzitat entfernt - bitte die Regeln beachten)
Knuddelbearli schrieb:
für dich mag das funktionierend, du fährst mit den Öffis raus und nimmst ab da ein Auto
Nein ... ich fahre aus Überzeugung nicht Auto .... ich habe konsequenterweise nie einen Führerschein gemacht.
Ich nutze nur die Öffies und plane dementsprechend auch meine Termine ... wenn es eben keine Haltestelle in der nähe gibt, dann laufe ich auch mal 15 - 30 Minuten zu Fuss.

Nebenbei kenne ich nicht einen einzigen Menschen mit Wohnsitz auf dem Land, der nicht mindestens ein eigenes Auto da stehen hat ... ich bin vollauf zufrieden, wenn diese Menschen dann die P+R-Möglichkeiten nutzen (bei den Endpunkten unseres ÖPNV gibt es geräumige Parkplätze sowie überdachte Fahrradstellplätze).

Um in die Stadt zu kommen, brauchst du auswärts tatsächlich ein Auto ... daran hat sich aber in den letzten 50 Jahren nichts geändert ... eher im Gegenteil ... der ÖPNV ist im Aussenbereich mitterweile auch recht gut ausgebaut, aber ich habe auch das unbestimmte Gefühl, dass dieser Umstand nur unzurechend bekannt ist.
Meinem Bruder musste ich neulich zum dritten mal erzählen, dass eine Siedlung, zu der wir bis letzten Winter noch regelmäßig mussten, tatsächlich alle 30 Minuten angefahren wird ... er hatte das zu gunsten der Taktung vor 40 jahren wieder vergessen (2 mal), und dachte, da würde nur 3 - 4 mal am Tag ein Bus vorbeikommen.

Vollautomatische Kleinbusse haben wir hier zwar noch nicht, aber die Haltestellen, die selten angefahren werden, sind ans AST-System angebunden ... willst du da weg, rufst du halt das Anruf-Sammel-Taxi ... da kostet die Fahrt auch nicht mehr, als das normale ÖPNV-Ticket.
Der Unterschied ist die Automatisierung ... ansonsten gibt es schon ein derartiges System.

In Bielefeld wurde vieles davon als Pilotprojekt implementiert ... und irgendwie hat man wohl vergessen, die Systeme wieder zu deinstallieren ... vielleicht kam es auch einfach zu gut an und wurde deswegen beibehalten.
P+R, AST, CarSharing gibt es hier sein mindestens 30 Jahren (den ÖPNV insgesamt seit knapp 120) ... e-Mobile kamen erst in den letzten 10 Jahren dazu (abgesehen von den Strassenbahnen ... die waren schon um 1900 elektrisch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja wie gesagt ich wohne ja in Wien, da fährt zwar auch alle 10 Minuten ein Bus bei mir, aber um dann irgenwohinzukommen muss ich eben oft zuerst in die falsche Richtung fahren und mehrmals umsteigen, so brauch ich für den Weg in die Arbeit, was 8 Kilometer Stadt einwärts sind, eine gute Stunde mit 2 mal Umsteigen und ca 16km Fahrweg. Taktung ist eben nicht alles
 
Knuddelbearli schrieb:
Taktung ist eben nicht alles
Nee, die wirkt nur zusammen mit einer vernünftigen Netzplanung.
In Bielefeld hat das (mMn) ziemlich gut funktioniert ... ich meine ... 60 Mio Fahrgäste im Jahr in einer Stadt mit nichtmal 350.000 Einwohnern.

Der Netzplan sieht fast so aus, als hätte sich das eine Radnetz-Spinne ausgedacht und unser ÖPNV-Betreiber finanziert sich zu knapp 3/4 über die Ticketverkäufe (und den Rest steuert das Mutterunternehmen bei).
Die Stadt hat mit der Finanzierung ausserhalb eines gewünschten Ausbaus nur wenig zu tun ... am Netzausbau beteiligt sich die Stadt schon ganz gut.

Ich habe zu meinen Arbeitsstellen (Schüler - privat) auch Wege von bis zu 20km (ein weg) und habe bisher nie das Gefühl gehabt, ein Auto zu brauchen. Ich brauche dafür auch selten länger, als 30 Minuten pro Weg.
Das mag Zufall sein ... aber für mich passt das momentan auf jeden Fall.


In Wien bin ich noch nie gewesen (schad') ... eigentlich ein sträfliches Versäumnis für einen Fan klassischer Musik.
Und ich glaube, als Wohnort kann mans auch schlechter treffen ... oder siehst du das anders?
 
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Puh, "Fakten" von der Heinrich Böll Stiftung. Da kann ich auch eine AfD-Studie zum Thema Migration lesen. Bzw. nicht lesen, denn ich weiß sowieso was drin steht.

Wobei natürlich nicht alles falsch ist, was in dem Bericht geschrieben wird. Unser fahrendes LKW-Lager auf Autobahnen ist ein Skandal. Der Sinn von innerdeutschen Flugreisen ist auch meistens zweifelhaft. Und das man Menschen und Arbeit wieder näher zusammenbringen muss, habe ich ja schon im Eingangspost geschrieben.

Aber gerade die Grünen müssen sich klar werden, dass jede Lösung auch zwei Seiten hat. Wenn ich mehr Menschen als bisher in der Stadt zum ÖPNV bringen möchte, muss ich diesen massiv ausbauen. Was jahrzehntelange Baustellen zu Folge haben wird mit all den negativen Begleiterscheinungen für Mensch und Natur.

Ich verweise in dem Zusammenhang immer wieder gerne auf einen Grünen Bezirksbeirat hier in Stuttgart:

Im NVEP ist vorgesehen, die Züge der Linie 1, die durch Heslach fahren, auf 80 Meter zu verlängern. Deshalb müssten auch die Bahnsteige baulich angepasst werden. „Dies ist eine Verschandelung von Heslach“, ärgerte sich der Grüne Bezirksbeirat Wolfgang Jaworek.
Quelle

Und dabei ist die bauliche Veränderung in diesem konkreten Fall noch verhältnismäßig winzig.
 
BelaC schrieb:
Da kann ich auch eine AfD-Studie zum Thema Migration lesen. Bzw. nicht lesen, denn ich weiß sowieso was drin steht.
Die Studie einer Stiftung mit Aussagen einer populistischen Partei gleichzusetzen um den Inhalt abzuwerten, ist eines der besten Beispiele für Whataboutism, die ich seit langem gesehen habe. Glückwunsch dazu.

Man kann sicher über die Interpretation der zu Grunde liegenden Zahlen durch die Heinrich Böll Stiftung diskutieren. Auch die Zusammensetzung dieser mag an der einen oder anderen Stelle etwas zu "grün" angestrichen sein.
Dennoch liefert dieses Papier grundlegende Quellen, über die auch im Verlauf dieses Themas meist nur spekuliert wurde anstatt zu belegen.

Lies nochmal deinen Eröffnungspost: https://www.computerbase.de/forum/threads/mobilitaet-in-unseren-staedten.1850911/post-22213734
Die Studie betrachtet fast alle aus deiner subjektiven Sicht formulierten Themen. Mit dem Unterschied, dass sie wissenschaftlich recherchiert, mit Fakten und Beispielen hinterlegt und in Bezug auf die nationale und internationale Gesellschaft betrachtet wurden. Zugegeben mit ausgeprägt grünem Anstrich, aber um Welten objektiver als das was Du oder ich mit unseren begrenzten Quellen, Erfahrungen und Zeit zur Einschätzung der aktuellen Lage und zukünftigen Entwicklungen beitragen können.
 
Zuletzt bearbeitet:
bender_ schrieb:
Die Studie einer Stiftung mit Aussagen einer populistischen Partei gleichzusetzen um den Inhalt abzuwerten, ist eines der besten Beispiele für Whataboutism, die ich seit langem gesehen habe. Glückwunsch dazu.

Danke :) Es tut mir Leid, aber mich ermüden einfach diese ganzen Studien von "parteinahen" Stiftungen. Denn am Ende ist sowieso klar, was drin steht. Ich bin selbst im Wissenschaftsbereich tätig und weiß sehr gut, was man mit vermeintlich so objektiven Fakten alles anstellen kann. Wohlgemerkt ohne gegen wissenschaftlichen Standards zu verstoßen. Manchmal reicht schon eine zusätzliche Variable im statistischen Modell und ein scheinbar objektives Ergebnis wird komplett auf den Kopf gestellt. Von der Interpreation der Ergebnisse möchte ich dabei gar nicht anfangen... Deshalb gebe ich auf derartige Studien von parteinahen Stiftungen nicht besonders viel.

Altes Sprichwort unter Kollegen hier dazu: "Gib einen Datensatz zusammen mit einer eindeutigen Fragestellung an hundert Wissenschaftler und erhalte mindestens hundert unterschiedliche Antworten". Auch dazu gab es, soweit ich weiß, sogar mal eine wissenschaftliche Studie, die ich aber im Moment leider nicht finde.

Aber genug davon. Wie gesagt, vieles was in der Studie drin steht, sehe ich ja genauso. Man muss sich nur eben auch mal den Konsequenzen aus diesen Forderungen bewusst werden. Was es z. B. bedeuten würde, wenn ein großer Teil der heutigen Autofahrer in Zukunft wirklich auf den ÖPNV wechseln soll. Wären unsere jetztigen Haltestellen für den Fall noch ausreichend groß? In welchem Umfang müsste das Schienennetz erweitert werden? Wie lange würde es dauern? Was würde es kosten? Mit welchen Folgen für Umwelt und Natur? Dazu gibt es, zumindest meines Wissens nach, noch viel zu wenige konkrete Pläne und vielen scheint es auch gar nicht klar zu sein, was eine solche Verkehrswende wirklich für den ÖPNV bedeuten würde.
 
BelaC schrieb:
Und genau diesen finde ich an der Studie wertvoll, da man bei Diskussionen zu ähnlichen Themen oft die Daten aus verschiedenen Quellen zusammensuchen muss um seine Aussagen zu belegen.
Hier sind wenigstens viele relevanten aktuellen Kennzahlen zusammengetragen worden und auch transparent. Interpretieren kann man sie ja selbst. Hier muss man der Interpretation der Heinrich Böll Stiftung ja nicht folgen.
BelaC schrieb:
Wären unsere jetztigen Haltestellen für den Fall noch ausreichend groß? In welchem Umfang müsste das Schienennetz erweitert werden? Wie lange würde es dauern? Was würde es kosten? Mit welchen Folgen für Umwelt und Natur? Dazu gibt es, zumindest meines Wissens nach, noch viel zu wenige konkrete Pläne und vielen scheint es auch gar nicht klar zu sein, was eine solche Verkehrswende wirklich für den ÖPNV bedeuten würde.
Gerade Metropolen und Großstädte sind da weiter als Du denkst. Nur ein Beispiel für München: https://www.muenchen.de/rathaus/Sta...icher-Personennahverkehr/Nahverkehrsplan.html
 
Naja, Stuttgart ist und bleibt halt ein großes Dorf :D Wir haben auch ein Konzept, sogar über 130 Seiten: https://www.stuttgart.de/verkehrsentwicklung

Aber zu konkreten Plänen zur Erweiterung des ÖPNVs im Innenstadtbereich finde ich überhaupt nichts. Klar, im Umland sind einige neue Linien und Verbindungen geplant. Ein paar wurden auch bereits gebaut. Das ist gut für die Betroffenen. Aber das Hauptproblem sind die Kapazitätsengpässe im Innenstadtbereich zu den Stoßzeiten. Vor allem wenn ein bedeutender Teil der Autofahrer auf den ÖPNV in Zukunft umsteigen soll. Schon heute ist die S-Bahn unter der Woche morgens und abends brechend voll. Mehr Züge können aber nicht fahren, da es auf der Stammstrecke nur zwei Gleise gibt. Selbes Spiel bei der U-Bahn. Auch hier sind einzelne Haltestellen (vor allem Charlottenplatz und Hauptbahnhof) am absoluten Limit. Und daran wird sich in absehbarer Zukunft nichts ändern, da es noch nicht einmal Pläne gibt, wie man an diesem Problem in Zukunft irgendetwas ändern könnte. Einerseits natürlich nachvollziehbar, da ein Ausbau in der Innenstadt sicher um ein vielfaches komplizierter und teurer ist, als auf dem flachen Land. Andererseits muss gerade dort etwas passieren, wenn man die Autos wirklich aus der Stadt bekommen möchte.
 
BelaC schrieb:
Aber zu konkreten Plänen zur Erweiterung des ÖPNVs im Innenstadtbereich finde ich überhaupt nichts.
Kapitel 7.5 Seite 88-94.
Für einen Entwicklungsplan ein finde ich sehr konkretes und detailliertes Konzept.
Konkreter und auch explizit als Teil des VEP ausgewiesen ist der Nahverkehrsplan: https://www.stuttgart.de/img/mdb/item/401968/126866.pdf
Ohne detaillierte Ortskenntnis und Erfahrung für mich natürlich schwer zu beurteilen.
 
bender_ schrieb:
Kapitel 7.5 Seite 88-94.

Genau diese Seiten meine ich. Da wird viel über das Umland berichtet, aber wenig bis nichts über Maßnahmen im Innenstadtbereich. Eine Verlängerung der Bahnsteige der U-Bahn wäre ja z. B. eine gute Möglichkeit, um schnell und einfach mehr Kapazitäten zu schaffen. Aber wie der Artikel aus der Stuttgarter Zeitung oben zeigt, wird selbst über solche Kleinigkeiten gestritten. Abgesehen davon, dass meiner Meinung nach auch die Taktung in den Hauptverkehrszeiten enger gestaltet werden müsste, was wohl wesentlich schwieriger zu bewerkstelligen wäre, um auch mit Umstiegen mit den Fahrzeiten des Autos mithalten zu können.

Bemerkung am Rande: der Artikel ist jetzt schon über zwei Jahre alt und natürlich wurde bis heute nicht begonnen die Bahnsteige der U-Bahn auf der entsprechenden Strecke auszubauen. Obwohl der Bedarf morgens und abends schon heute zweifellos da wäre.

Abgesehen davon fehlt es an konkreten Plänen um die Stammstrecke der S-Bahn zu erweitern. Dort fahren in Stuttgart zwischen Schwabstraße und Hauptbahnhof alle S-Bahn-Linien auf nur zwei Gleisen schon heute am absoluten Limit. Sie wollen zwar mit einer neuen Signaltechnik die Abstände zwischen den Zügen noch weiter verkleinern, um die Kapazität zu erhöhen, aber das wird wahrscheinlich auch nicht viel mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Außerdem haben wir schon heute das Problem, dass bei der kleinsten Kleinigkeit, die in diesem Bereich passiert, sofort das gesamt S-Bahn-Netz lahmgelgt wird. Einer der Hauptgründe, warum die S-Bahn hier äußerst unzuverlässig ist.
 
BelaC schrieb:
aber das wird wahrscheinlich auch nicht viel mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein
So kann man natürlich jedem Problem begegnen. Ohne eigenen Verbesserungsvorschlag ziemlich schwach. Selbst der von dir kritisierte VEP mit NVP sind da konkreter.
BelaC schrieb:
Außerdem haben wir schon heute das Problem, dass bei der kleinsten Kleinigkeit, die in diesem Bereich passiert, sofort das gesamt S-Bahn-Netz lahmgelgt wird.
BelaC schrieb:
der Artikel ist jetzt schon über zwei Jahre alt und natürlich wurde bis heute nicht begonnen die Bahnsteige der U-Bahn auf der entsprechenden Strecke auszubauen. Obwohl der Bedarf morgens und abends schon heute zweifellos da wäre.
Zeig mir mal die Zahlen, die diesen "Bedarf" belegen. In Stosszeiten muss man damit rechnen, vielleicht nicht die erste U-Bahn und vielleicht auch keinen Sitzplatz zu bekommen. Das ist in Öffis nunmal so. Nach dem VfB Spiel kann ich auch nicht erwarten gemütlich in die nächste U-Bahn in Cannstatt reinzuspazieren. Wer es gewöhnt ist, mit seinem Blechwohnzimmer im Stau zu stehen, mag das unzumutbar finden. Wer täglich in einem guten öffentlichen Netz unterwegs ist, weiß sowas und kann es entsprechend einordnen. Das ist nix weiter als gesunder Menschenverstand. Ich halte volle Bahnsteige und Züge für 10 Minuten viel besser aus als 20 Minuten im Stau zu stehen. Denn das ist aus meiner Sicht vermeidbare, umweltverschmutzende Zeitverschwendung.

Da Du in einer Stadt wohnst, in der durch Stuttgart 21 einer der wahrscheinlich umfassendsten Modernierungsmaßnahmen des ÖPNV aller Zeiten stattfindet, kann ich nicht verstehen, wie man unter den Umständen den stockenden Ausbau des ÖPNV kritisieren kann, ohne das Ergebnis nach Abschluss dieser Maßnahme zu kennen. Eigentlich zeugt es doch von Weitsicht der Stadtplaner, dass dieses Projekt vor Jahrzehnten geplant nun auch durchgezogen wird. Und selbst in der Übergangszeit mühen sich die Verkehrsbetriebe die Effizienz weiter zu steigern oder haben das zumindest geplant. Ich finde das eher vorbildlich als kritikwürdig...
 
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bender_ schrieb:
So kann man natürlich jedem Problem begegnen. Ohne eigenen Verbesserungsvorschlag ziemlich schwach. Selbst der von dir kritisierte VEP mit NVP sind da konkreter.

Ich würde die Stammstecke der S-Bahn um zwei weitere Gleise erweitern. Ist natürlich teuer und wird dauern. Aber wir sind eine reiche Stadt und ein reiches Land. Warum nicht mal wieder richtig investieren?

bender_ schrieb:
Zeig mir mal die Zahlen, die diesen "Bedarf" belegen.

Wie soll ich an diese Zahlen rankommen? Meiner Meinung nach ist die Bahn schon heute zu den Stoßzeiten zu voll. Wenn andere das anders sehen, bitte. Damit habe ich kein Problem.

bender_ schrieb:
Ich halte volle Bahnsteige und Züge für 10 Minuten viel besser aus als 20 Minuten im Stau zu stehen.

Ganz deiner Meinung. Nur ist es in meinem Fall im Moment eher so, dass ich zwischen 40 Min in der vollen Bahn und 20 Minuten Autofahrt zur Arbeit entscheiden kann. Da wähle ich natürlich Letzteres.

bender_ schrieb:
Da Du in einer Stadt wohnst, in der durch Stuttgart 21 einer der wahrscheinlich umfassendsten Modernierungsmaßnahmen des ÖPNV aller Zeiten stattfindet, kann ich nicht verstehen, wie man unter den Umständen den stockenden Ausbau des ÖPNV kritisieren kann, ohne das Ergebnis nach Abschluss dieser Maßnahme zu kennen.

Stuttgart 21 ist in erster Linie ein Projekt für den Fernverkehr. Mag sein, dass hier und da auch ein paar Krümel für den Nahverkehr abfallen. Mehr nach meinem Kenntnisstand aber nicht. Und selbst da haben wir die selben Probleme: warum wird der Bahnhof von 16 auf 8 Gleise verkleinert? Natürlich sind die Gleise eines Durchgangsbahnhofs leistungsfähiger, als bei einem Kopfbahnhof. Aber viel mehr als der aktuelle Bahnhof wird auch S21 nicht leisten können. Im besten Fall. Wenn es nach den Kritikern geht, wird die Kapazität sogar geringer ausfallen (wobei ich das nicht beurteilen kann).

Ich möchte mich eigentlich gar nicht auf die Seite der völlig verborten S21-Gegner stellen, aber letztendlich hat unser alter Bahnhof ganz gut funktioniert. Das Geld, das dort aktuell vergraben wird, wäre im Nahverkehr deutlich besser aufgehoben gewesen. Denn dort sind die Probleme offensichtlich.
 
BelaC schrieb:
Wie soll ich an diese Zahlen rankommen? Meiner Meinung nach ist die Bahn schon heute zu den Stoßzeiten zu voll.
Nur ist es in meinem Fall im Moment eher so, dass ich zwischen 40 Min in der vollen Bahn und 20 Minuten Autofahrt zur Arbeit entscheiden kann. Da wähle ich natürlich Letzteres.
Du argumentierst subjektiv. Deshalb ja auch mein Versuch durch die Böll Studie, die Nahverkehrs- und Verkehrsentwicklungspläne Objektivität einzubringen. Anscheinend hast Du daran kein Interesse.
BelaC schrieb:
Stuttgart 21 ist in erster Linie ein Projekt für den Fernverkehr. Mag sein, dass hier und da auch ein paar Krümel für den Nahverkehr abfallen. Mehr nach meinem Kenntnisstand aber nicht.
Bereits die Inhalte des VEP und NVP deuten darauf hin, dass es sicher nicht nur "ein paar Krümel" sind.
Da ich wie gesagt keine Ahnung habe, klingt Kapitel 7 im Rahmenplan für mich schwer nach dem, was Du als 2. Stammstrecke bezeichnest oder zumindest nach erheblicher Entlastung: http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/uploads/tx_smediamediathek/Rahmenplan_Stuttgart21_01.pdf
 
Ähm - Fakten und Interpretation sind zwei verschiedene Dinge. Interpretation ist immer angreifbar - Zahlen, je nachdem wie sie zustande gekommen sind.

Was dieses Werk definitiv zeigt ist wie viele Baustellen wir haben um in Deutschland nachhaltig wirtschaften zu können. Nachhaltig im Sinne des Umweltschutz, aber auch der Dauerhaftigkeit. Und da treffen eine ganze Reihe von Investitionsstaus aufeinander; Erneuerbare Energie, Netze, Öffentlicher Nah- und Fernverkehr, Güterverkehr, Informationstechnik (...)
Hier Investitionsmöglichkeiten zu schaffen wäre nebenbei eine Möglichkeit, Druck vom Immobilienmarkt zu nehmen ...
 
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