Kowa schrieb:
Außerdem, wie kann man das mit dem Entzerrer machen, wenn Schellack doch eine andere Kennlinie hat?
Hallo Kowa
Wenn es nur eine andere Kennlinie gegeben hätte, wäre es ja einfach. Aber natürlich ist dem nicht so, in der Tat hatten sogar einzelne Plattenfirmen ihre ganz eigene Kennlinie. Neben den quasi genormten Kennlinien wie DIN, NAB, AES, CCIR und natürlich RIAA gab es auch noch eigene von EMI, Decca und Columbia.
Beim Abspielen solcher alten Schallplatten brauchst du die richtige Entzerrung, sonst klingt das reichlich "komisch".
Ein Bekannter hat sich mal einen geeigneten Phono-Pre selbst gebaut und kann die unterschiedlichen Entzerrerkurven per Drehschalter einstellen.
http://ingoschroeder.de/ingoschroeder.de/PhonoVorverstarker.html
Aber das ist natürlich kein Projekt für Anfänger, da braucht man schon Jahre an Erfahrung im Verstärkerbau.
Als relativ bezahlbares Fertiggerät fällt mir auf Anhieb nur der Violectric von den "Lake People" am Bodensee ein. Der kann zwar nicht alle Kennlinien, aber zumindest die wichtigsten.
https://www.thomann.de/de/violectric_ppa_v600.htm?sid=abf9e27e0c54b14e65f49b9befeace6a
EMT baut auch einen entsprechenden Phono-Pre in Röhrentechnik, aber der ist preislich wohl völlig außen vor.
https://www.analogueseduction.net/emt/emt-jpa66-mkii-phono-preamplifier.html
Wenn ich heute solche Schallplatten hören wollte, würde ich einen ganz anderen Weg gehen, der erheblich preisgünstiger zu realisieren ist.
Um das Mono-System mit 65µm-Nadel kommt man natürlich nicht herum und auch das Laufwerk muß die 78 U/min können.
Verstärken würde ich das Signal dann aber mit einem günstigen linearen Verstärker ohne aufwändige Entzerrung und es anschließend per A/D-Wandler in den Rechner schicken. Dort kann man sich mit einem Audiobearbeitungsprogramm wie zB. Wavelab von Steinberg beliebige Filterkurven basteln und somit auch alle jemals vorkommenden Entzerrungskurven abbilden.
Die Wave-Datei wird also kurz durch das Filter geschickt und anschließend per D/A-Wandler wieder in die analoge Welt gewandelt.
Je nachdem welche Geräte und Software man sich dafür aussucht, kann das unter Umständen deutlich günstiger werden, als eine reine Hardware-Lösung. Flexibler ist man auf jeden Fall damit.
Gruß
Michael