Zuallererst: QNX ist kein freies Betriebssystem. Es ist ein UNIX-Derivat, dass auf extrem schnelle Reaktionen getrimmt wurde (es reagiert auf ein externes Ereignis, bsplw. auf eine Mausbewegung, in garantiert weniger als 1µs).
Es basiert auf einer auf die Spitze getriebenen Mikrokernelarchitektur, jeder Treiber ist ein eigenständiges "Programm", Filter genannt. Solche Filter lassen sich nahezu beliebig kombinieren und hintereinanderschalten, sofern die Schnittstellen zueinander passen (Grafikfilter u. Netzwerkfilter miteinander zu kombinieren hat ja auch irgendwie wenig Sinn, ginge aber theoretisch auch). Näheres zur Technik
hier. Für jemanden, der sich für den grundsätzlichen Aufbau eines OS interessiert, ist das auch sehr interressant, dort wird eine sehr moderne Architektur in Reinform praktiziert und beschrieben.
Es gibt eine kostenlose Variante, QNX Neutrino genannt, die man sich herunterladen kann, aber erst wenn man seine persönlichen Daten angibt und beschreibt, was man denn gerne damit machen möchte. Diese Version ist ein ISO-Image, dass man auf CD brennt. Von dieser kann man das System starten, ähnlich wie Knoppix, und auch auf der Festplatte installieren. Ob man es allerdings zusätzlich zu weiteren Systemen installieren kann, weiß ich leider nicht. Neben einem System für x86 befindet sich auch eins für ARM-basierende CPUs auf der CD.
Wenn man das erste Mal das grafische GUI "Photon" startet, ist man überrascht, wie flüssig alles läuft. Besonders der Mauszeiger ruckelt nie, selbst wenn man das System vollständig auslastet. Was man schnell feststellen wird: es befindet sich kaum Software dabei. Ein Browser (Voyager), ein Filemanager, verschiedene Tools zur Konfiguration, ein Musikplayer, das wars eigentlich schon. Internet funktioniert, wenn Du über einen Router ins Netz gehst, einige ältere interne oder serielle Modems werden aber erkannt und können dann benutzt werden. USB funktionierte bei meiner Version nicht wirklich, obwohl es eigentlich sollte. Kann sein, dass es inzwischen geht.
QNX ist eigentlich nichts für den Desktop, obwohl inzwischen die Entwicklung auch dahin geht. Es ist eher im Embedded-Bereich zu finden. DaimlerChrysler benutzt m. W. QNX in seinen PKWs zur Steuerung einiger Funktionen. Es ist auf jeden Fall einen Blick wert, aber nichts, mit dem man produktiv arbeiten kann, außer man entwickelt Anwendungen für QNX. Dazu liefert der Hersteller umfangreiche kostenlose Dokumentation.