Revolutionsgedanken

Ostfriese

Forenkasper
🎂Rätsel-Elite ’09
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Moin!

Da ich dieses schöne Teilforum hier zum ersten Mal sehe, möche ich nun schreiben, was mir gerade auf der Seele liegt... ALSO:

Aus aktuellem Anlass:

Natürlich ist es meine Art immer wieder zu meckern, was die Staaten der Erde und die Politik betrifft.
Dieses ist ja auch nicht ungerechtfertigt, bedenkt man, dass das heutige Staatsystem mit seiner Demokratie im Wesentlichen bis auf das englische System von 1660 zurückgeht.

Dieses System ermöglichte es damals aus griechischem Demokratiewillen, Calvinismus und Puritanismus ein System zu schaffen, in dem die Menschenrechte das erste Mal im breiten Stil vorkamen und somit auch der Fortschritt durch die Wissenschaft gefestigt wurde, und gleichzeitig die Rückschrittlichkeit (Aberglaube) des Mittelalters abgelegt wurde.

Dieses System wurde im Laufe der Zeit perfektioniert.
Kirche und Staat wurden eins.
Nur der Kapitalismus fand seinen eigenen Liberalität suggereierenden Weg, wurde stets von höchsten Staatsebenen genutzt, und doch fatalerweise ignoriert.

So entwickelte sich die Gewaltenteilung, die auf zwei Philosophen zurückgeht (die Philosophie wird IMHO oft zu sehr unterschätzt von der breiten Masse der Menschen).
Diese Gewaltenteilung soll den Schutz der Menschenrechte bestärken, was durch die Aufteilung in Legislative, Judikative und Exekutive eine äußerst pragmatische Form annimmt.

Doch gerade heute Abend wurde mein Skepsis gegenüber diesem System wieder bestärkt.
Ich sah eben auf der ARD eine Sendung über Staatsanwälte und deren Dienstherren.
Der oberste Dienstherr eines Beamten ist in den meisten Fällen, ob man es glaubt, oder nicht, die Landes- oder Bundesregierung.

Diese Regierungen sind ja, wie jeder weiß nicht unparteiisch, sondern gehören zu einer politsischen Partei.
Und hier wird die Lage prekär:

Das beste und berühmteste Beispiel ist die sog. Spendenaffäre des Altkanzlers Dr. H. Kohl.

Um mal alles nicht so ausarten zu lassen hier und schnell zum Punkt zu gelangen (sonst lest ihr wahrscheinlich nicht weiter ;)):

Die CDU/CSU hatte bereits während seiner Amtszeit den obersten Leitern der Gerichte durch den Justizminister oktroyieren lassen, dass sie seine Angelegenheit "ihm angemessen" behandeln sollen.

D.h. die Politik und damit natürlich auch die Lobbyisten der Konzerne, die die Politik maßgeblich mitbestimmen, aber nicht zu vergessen in erster Linie die politischen Parteien, die die Macht inne haben, können das Recht so weit beugen, wie es ihnen beliebt.
Obwohl der Fall Kohl ein Fall von öffentlichem Interesse war, wurde er mit quasi mafiösen Mitteln geheim gehalten.

Den klaren Worten UNSERES Gesetzes ist JEDER Mensch gleich vor diesem. Doch einige sind und bleiben gleicher als gleich.

Also ist auch unser System "wieder" nur so konzipiert, dass wir kleinen Leute die Spielbälle der großen werden. Die Spielbälle der Leute mit Geld, sprich: die Untertanen der Mächtigen.

Unsere Leine wurde "ERHEBLICH" gelockert gegenüber früheren Zeiten, so wird es uns beigebracht, doch sehe ich noch einen enormen nationalen und besonders globalen Handlungsbedarf, um eine gravierende und nachhaltige Verbesserung der Demokratie zu erwirken.

Erst, wenn die Obersten eines Landes und die Industriebosse vom autonomen Willen des Volkes, der garantiert nicht determiniert ist, gehalten werden können und ein Konsenz zwischen der angeblichen Macht und Verantwortung mit der Ratio und Weisheit zustande kommt, sehe ich einen neuen Weg zur Ablösung des alten feudalistischen Systems, was sich heute Kapitalismus oder auch Oligarchie, bzw. Diktatur nennt.

Wäre ich ein Revolutionär, so würde ich nun voller Emotionen schreien:
Befreit die Demokratie! Denn sie alleine birgt die Menschenrechte und den Fortschritt.

Und nach der Befreiung der Demokratier wäre die Ethik an der Reihe, doch da sollte die liebe Mutter Natur besser einen neuen Typus Mensch schaffen: nennen wir ihn mal: den homo futurus

Gruß
Frank
 
Sind deine Schlußfolgerungen nicht ein wenig kurz gesprungen, Frank?
Daß der einzelne Bürger heutzutage nicht wirklich demokratische Freiheiten im Wortsinne genießt, führe ich weniger auf die Lobbyisten in der Jurisprudenz zurück, sondern vielmehr auf den ausufernden Wasserkopf der deutschen Bürokratie. Eine drastische Einschränkung der Freiheit ist in meinen Augen auch das Gebot des Kapitalismus, immer und überall mit anderen Im Wettbewerb zu stehen. Dieses Gebot ist latent und unausgesprochen, aber dadurch nur um so erdrückender.
Die heute vorherrschende Rasse ist übrigens der Homo Sapiens Americanus und der ist solchen Gedanken gegenüber ohnehin verschlossen. Ob er sie nun nicht versteht oder für falsch hält, ist hierbei einerlei.
 
Lol...ich habs mir echt mal angetan und das hier durchgelesen...die Hälfte hab ich nicht verstanden...die andere Hälfte hab ich mal gehört aber kann damit nix anfangen...ich weiss zwar grob worum es dabei geht...aber ändern kannste eh nix dran...ist halt so...zum Glück bin ich keine Student(wer ausser Studenten macht sich um sowas Gedanken?) um mich mit solchen Dingen auseinandersetzen zu müssen :p .....
 
ich denke, der fahl kohl passt hier rein vom umfang her nicht hin, das mal vorweg

aber wundert ihr euch wirklich, wenn z. b. durch einen fernsehbericht bestimmte zusammenhänge oder verkettungen angedeutet bzw. aufgezeigt bekommt? WUNDERT ihr euch wirklich? ich muss leider sagen, ich nicht, weil ich denke, das es einfach naiv wäre, etwas anderes anzunehmen. ich bin bestimmt kein verschwörungstheorie fanatiker, aber manche sachen kann man wirklich sehen, wenn man die augen und den geist offen hält
 
Na ja, Fernsehberichte, Verschwörungstheorien... in welchem Zusammenhang steht das mit dem Thema?
Ich habe eine starke Abneigung gegen Verschwörungstheorien und schalte den Fernseher eigentlich nicht mehr ein, bin auch sehr (zu?) medienkritisch.
Deinen letzten Satz kann ich aus ganzem Herzen unterschreiben - nur wie wendest du ihn hier an? :confused_alt:
 
@Lord Kwuteg

Hallo, Seelenbruder!

Erstens:
Schön, dass es dieses Forum (Politik und Gesellschaft) gibt!

Zweitens:
Danke für die Beanstandung und Ergänzung.
(Das hilft mir jedes Mal weiter bei der Anfüllung des Inhaltes des von mir geschriebenen Sachbuches.)

Natürlich hast du Recht. Die Bürokratie verhält sich zwansläufig elementar gegenüber der Jurisdiktion, was bedeutet, dass sie hierarchisch über ihr steht.
Ich sehe das genau so, wie du!

Ich war gerade, als ich diesen Text verfasst habe in einer Art emotionlem Hoch gefesselt.
Zum einen sah ich die besagte Reportage und zum anderen entdeckte ich diese neue Forenpartition.
(Entweder ich versuche gerade mich zu entschuldigen, oder mich zu verteidigen... keine Ahnung, lies einfach über diesen Absatz hinweg,... oh, zu spät! ;))

Doch mich fasziniert weiterhin, dass die Korruption bis in einen Grundpfeiler unserer Demokratie eindringen kann. Es mangelt eventuell an einer übergeordneten Kontrollinstanz, wobei wir da bei der Utopie wären, diese zu kontrollieren zum Gemeinwohl des Volkes. Letztendlich führt so eine Instanz in eine noch größere Oligarchie... ein Teufelskreis.

Das ganze Thema wertet das (deutsche) Rechtssystem in hohem Maße ab, ich bin gerade dabei, dieses zu "bewerten".

Momentan denke ich, dass wir unseren Staat von Hamstern regieren lassen sollten. Die sind wenigstens berechenbar.
Aber warum gerade Hamster... ? Das wäre den anderen Tierarten gegenüber nicht fair. --> nun bin ich mit meinen Gedanken "de absurdum", also übers "ad absurdum" hinaus. :D

Gruß
Frank
 
@ Lord Kwuteg

Dass z. B. eine Partei auf so etwas Einfluss nimmt (s. Ostfrieses Äußerung zu dem Fernsehbericht) finde ich zwar auch auf deutsch gesagt scheiße, aber irgendwie war mir immer klar, dass so etwas passiert. Es sind auch nur Menschen, und viele Richter haben ein Parteibuch. Ich will damit nicht sagen, dass alle Richter zu beeinflussen sind, aber ich denke, es wäre naiv anzunehmen, dass alle Richter über so etwas stehen (wie gesagt, sind eben auch nur Menschen).

Mein Satz mit der Verschwörungstheorie bezog sich eher auf den Fall Kohl. Er wird gute (strafrechtliche) Gründe dafür gehabt haben, die Spender nicht zu nennen, aber mir kam es damals so vor, als ob die Medien sich mit ihren worst case Szenarien gegenseitig überboten (hier bestochen, da bestochen...). Naja, irgendwie liest man das gerne, aber man sollte dabei nen kühlen Kopf bewahren. Da wird sicherlich einiges gelaufen sein, und wenn man mal in Ruhe und sachlich drüber nachdenkt, fällt einem auch bestimmt was ein
 
Das Thema steht imo jetzt ein wenig auf der Kippe - sprechen wir über Korruption, speziell über den Fall Kohl, oder schlagen wir den Bogen zurück zu Franks Ausgangspunkt?

Medienberichte fasse ich prinzipiell nur mit Handschuhen an, denn ich weiß sehr gut, wie übertrieben und verdreht sie durchweg sind. Einige mehr als andere. Wie man sie bewertet hängt auch stets zu einem guten Teil von der persönlichen Haltung ab, selbst von Vorurteilen, von denen auch ich nicht frei bin. So halte ich z.B. den Fall Kohl wirklich für äußerst schwerwiegend und betrachte Herr Dr. Kohl und die Parteispitze aus seiner Ära als Verbrecher.
 
Zuletzt bearbeitet:
Evolutionsgedanken

Das Leben ist so einfach:
Jeder Mensch kümmert sich im seine eigenen Angelegenheiten.
Jetzt muss ich zwar pauschalisieren, aber es geht nunmal nicht anders:
1) Der kleine Arbeit kümmert sich in seinem Betrieb, dass alles läuft und sein Chef zufrieden ist.
Das Geld investiert er in Wohnung/Haus und Familie, er zeugt Kinder und ist glücklich, wenn diese wiederum eine Arbeit gefunden haben. Politisch eher desinteressiert, weil ja "alles seinen Weg auch so geht".

2) Der "Vorsteher": Hart gearbetet, jetzt unterstehen ihm andere Arbeiter, er verdient i.d.R. mehr, sein Horizont ist größer, zukunftsbezogener.
Großes Interesse an Politik und Gesellschaft, bedacht die Kinder auf höhere Schulen zu schicken, damit es ihnen mal besser geht als einem selbst.

3) ...

4) Der Firmenboss: Er lenkt und managt hunderte von Angestellten. Er macht viel Kohle, ist darauf bedacht, seinen Reichtum zu vermehren, Lobbyist, steckt sich Ziele und zieht diese durch. Er versteht zwar nicht das ganze Leben, aber sein Einfluss auf die Gesellschaft ist wesentlich größer als der z.B. eines Arbeiters.

5) ...

Das ist zwar jetzt bei weitem nicht vollständig, aber ich habe nicht mehr genug Zeit, um das alles auszuführen.

Das ist meine Antwort auf die Frage, die ich mir selbst stellte:

Wie funktioniert unsere Gesellschaft eigentlich?

Ich denke, es ist so einfach, in dem sich jeder um das kümmert, was er machen will oder machen muss.
Alles in allem funtioniert es, und genau deshalb ist eine Revolution in unserer Gesellschaft nicht mehr möglich:
Wenn eine einigermaßene Zufriedenheit besteht, diese mit Politikverdrossenheut gemischt und mit einer Prise Resignation (ich kann eh nichts ändern) gesalzen wird, dann haben wir unseren behäbigen Staat.
Ich nehme jetzt als Beispiel ALCx (ich hoffe, du verzeihst mir):

zum Glück bin ich keine Student(wer ausser Studenten macht sich um sowas Gedanken?) um mich mit solchen Dingen auseinandersetzen zu müssen

Warum muss man Student (ich denke du implizierst hier gleich intelligenter, aufgeschlossener etc.) sein, um sich Gedanken über unsere Gesellschaft zu machen?

Warum machst du dir selbst keine Gedanken?
Ich denke, weil du einigermaßen zufrieden bist, und eh nichts ändern kannst.

Aus was ich hinaus will:
Es kann nur dann eine Evolution (ich hasse diesen Revolutionsbegriff) stattfinden, wenn jeder ein wenig aus seinem eigenen kleinen Leben rausgeht, einen Schritt vor die eigene Verständnistür macht - und versucht, seinen Beitrag zu einer perfekten Gesellschaft zu leisten.

Probiert es einfach!
 
Re: Evolutionsgedanken

Original erstellt von SchinziLord
Warum machst du dir selbst keine Gedanken?
Ich denke, weil du einigermaßen zufrieden bist, und eh nichts ändern kannst.

Volltreffer....

-Einigermassen zufrieden...
-Politikverdrossenheit...
-Resignation...

Trifft alles zu, deswegen mache ich mir nur Gedanken die mich und mein Umfeld betreffen...über den Rest kann ich zwar meckern...aber rein gar nichts dran ändern...und das ist für mich eine Tatsache.
 
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