Veränderungen, Regeln, Verbote

Dennoch ist die Aussage "Braunkohle ist scheiße" nicht wissenschaftlich, sondern eine Bewertung.

Und vor allem sind die Heizwerte keine sinnvolle Berechnungsmethode für die Effektivität (mit der Logik wären Ölkraftwerke noch besser, weil Öl einen Heizwert von 11,9 kWh/kg hat... aber es ist halt sehr viel teurer), sondern vielmehr die Gesamtkosten pro KWh. Braunkohle wird typischerweise im Tagebau abgebaut, wodurch dort sehr viel einfacher viel größere Mengen abbaubar sind als bei Steinkohle, für die man normalerweise Schächte braucht, weil man unter Tage abbaut.

Wenn man sich mal die Stromgestehungskosten dieser Studie: https://www.vgb.org/lcoe2015.html?dfid=74042
ansieht, sieht man auch, wie die Effektivität wirklich ist:
Braunkohle 2,9-8,4 ct/kWh
Kernenergie 3,6-8,4 ct/kWh
Steinkohle 4,0-11,6 ct/kWh

Und übrigens:
Gas 5,3-16,8 ct/kWh
Wasserkraft 2,2-10,8 ct/kWh
Onshore-Windkraft 2,9-11,4 ct/kWh
Offshore-Windkraft 6,7-16,9 ct/kWh
Solar 3,5-18,0 ct/kWh

Man sieht, dass zwar die Effektivität stark von den lokalen Gegebenheiten abhängt, insgesamt gesehen aber Braunkohle tendenziell effektiver ist als alle anderen Stromerzeugungsmethoden.
 
Vergiss mal das finanzielle dabei, dann passt die Rechnung besser.
Dein verlinkiter Bericht befasst sich nebenbei nur mit den Betriebskosten der Kraftwerke, was auch direkt im ersten Absatz der Einleitung klargemacht wird:
The Levelised Cost of Electricity (LCOE) method allows comparing power plants with different power generation and costing structures. The fundamental idea is to calculate yearly average costs of building and operating the plant, and to compare this with the average annual energy generated. This provides the LCOE in Euro cents per kWh.
Der Bericht hat nie gefragt, was Braunkohle-energie tatsächlich kostet, sondern nur, was der Bau und Betrieb der Kraftwerke kostet .. das ist aber lang nicht alles.
Was kostet zum Beispiel die Renaturierung eines Tagebaus, WENN man das nicht einfach Mutter Natur überlässt (was ewig dauert).
Was kosten Atemwegserkrankungen im Umfeld der Kraftwerke?
Was kosten die Umsiedlungen, wenn mal wieder ein ganzes Dorf weggebaggert werden soll?
Das sind doch Kosten, die in den Einzelbilanzen der Kraftwerke eher nicht auftauchen.

Das ist schon wieder der altbekannte Trick, Folgekosten und Umweltschäden eben gerade NICHT mit einzupreisen.
Natürlich ist für die Kraftwerksbetreiber Braunkohle am billigsten ... der niedrige Preis bei Atomstrom kommt übrigens auch durch Subventionen zustande ... ohne die hätten die Energieversorger erst garnicht auf diese extrem teure Technik gesetzt.
Hast du echt geglaubt, ich falle auf sowas rein?

"Scheiße" ist als Wertung natürlich nicht zulässig.
 
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Doch Braun- und Steinkohle ist scheiße wenn man sich mal die weltweiten Konsequenzen des Abbaus anschaut. Nicht nur im Hinblick auf den CO² Ausstoß.

Mit dem Atom-Ausstieg Deutschlands steigt der Bedarf an Steinkohle. Doch die letzten deutschen Zechen werden 2018 schließen. Schon jetzt importieren die Stromkonzerne rund 75 Prozent der Steinkohle aus dem Ausland. Deren Abbau verursacht dort jedoch gewaltige Umweltschäden.

In den USA werden ganze Berge weggesprengt, in Kolumbien ermorden Paramilitärs Bauern, die gegen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen protestieren, in Russland steigt die Sterblichkeit in den Kohlegebieten um 20 Prozent und in Südafrika wird das ohnehin schon knappe Grundwasser vergiftet.

Deutschland aber wird wieder zum Steinkohleland. Was auf den ersten Blick kaum zu glauben ist -- schließlich redet ganz Deutschland von Energiewende und Klimawandel -- stimmt trotzdem. Denn Ausstieg aus der Atomenergie, das bedeutet auch: Deutschland hungert nach Steinkohle. In Hamm, Karlsruhe, Hamburg, Wilhelmshaven, Duisburg und Lünen gehen derzeit Steinkohlekraftwerke mit zusammen fast 5300 Megawatt ans Netz. Das ist mehr „neuer" Kohlestrom in einem Jahr als in den letzten 20 Jahren zusammen. Und das, obwohl die letzten deutschen Steinkohle-Zechen 2018 dicht machen.

Lieferanten werden nicht verraten
Schon jetzt importieren RWE, EON, STEAG, EnBW und Vattenfall rund 75 Prozent der Steinkohle aus dem Ausland, bald werden es 100 Prozent sein. Aus welchen Minen genau die großen Energieerzeuger ihre Kohle weltweit beziehen, wollen sie nicht verraten. Sie begründen dies mit den vielen Stationen der Kohle auf dem Weg nach Deutschland und wettbewerblichen Gründen.

Dabei zeigen viel komplexere Branchen, dass es doch geht. H&M und Adidas zum Beispiel veröffentlichen alle ihrer mehr als 1000 Zulieferbetriebe. „Die Energieversorger hinterlassen einen ziemlich heftigen ökologischen Fußabdruck und verwischen den lieber, als sich der Verantwortung zu stellen", sagt Sebastian Rötters von der Umweltorgansisation PowerShift.

Öko-Gau in den Appalachen
Die Vereinigten Staaten sind unser Kohlelieferant Nummer eins, die wichtigste Abbauregion für den Deutschland-Export die Appalachen. Paul Corbit Brown ist dort aufgewachsen: „Als ich ein Kind war, konntest du in West Virginia noch aus jedem kleinen Bach trinken. Du konntest Angeln gehen. Du konntest ein kleines Feuer machen und den Fisch direkt neben dem Fluss braten. Man musste sich keine Gedanken machen. Heute kannst du den Fisch aus dem Wasser nicht essen, du kannst das Wasser nicht trinken. An den meisten Stellen kannst du nicht einmal mehr im Wasser schwimmen". Der Grund für diese gravierenden Umweltschäden liegt im speziellen Abbauverfahren in den Appalachen, dem Mountaintop Removal (MTR), auf Deutsch: Bergspitzenbeseitigung. Statt die Kohle unter Tage nach oben zu fördern, baut man die Kohle von oben ab, in dem man die Gipfel darüber wegsprengt.

West Virginia sieht deshalb in weiten Teilen so aus wie der Schwarzwald -- nur ohne Bergspitzen. Doch der Schaden ist nicht nur oberflächlich. Durch den Tagebau werden giftige Metalle in die Bäche und Flüsse gespült. Feinstaub belastet die umliegenden Gemeinden. Nirgends in den USA sterben die Menschen früher. Es gibt überdurchschnittliche viele Geburtsfehler. „Alles spricht dafür, dass es durch etwas konkret vor Ort hervorgerufen wird. Und da kommt --das ist für mich offensichtlich- nur das Mountain-Top-Removal-Verfahren in Frage", sagt Michael McCawley, Leiter der Abteilung Umweltmedizin am Universitätsklinikum von West Virginia. Seine Schlussfolgerung: „Die Kohle auf andere Weise abgebaut werden. Oder gar nicht."
Blutige Kohle in Kolumbien

Auch in Kolumbien wird Steinkohle im Tagebau gefördert, 20-40 Euro kostet die Tonne. In Deutschland sind es 140 Euro. Die Umweltfolgen sind ähnlich gravierend. Doch fürchten viele nicht nur um ihre Gesundheit, sondern sogar um ihr Leben. Das gilt besonders für diejenigen, die sich den Konzernen in den Weg stellen. Gewerkschafter zum Beispiel, die sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen.

2800 ermordete Gewerkschafter in den letzten 25 Jahren, damit hält Kolumbien einen traurigen Weltrekord. Dem US-Kohlekonzern Drummond wird vorgeworfen, jahrelang die AUC, eine paramilitärische Einheit, finanziert zu haben, die nicht nur Minen und Bahnlinie von Drummond schützte, sondern gleichzeitig hunderte Morde beging und tausende Menschen vertrieb.Drummond selbst weist die Vorwürfe zurück und erklärt, Paramilitärs weder finanziert noch beschäftigt zu haben. Doch auch andere Zeugen bestätigen eine direkt Verbindung.


 
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@Verak:
Es geht glaube ich auch mehr um die mangelnde Wissenschaftlichkeit stark wertender Aussagen ... und mit dem Einwand hat er prinzipiell erstmal Recht.

Da kann ich mich auch auf den Kopf stellen und mit den Füßen "Hurra" schreien .. "scheiße" (als Wertung) wird dadurch nicht wissenschaftlicher.

Meine Wünsche sind da mal gepflegt egal ;)

Trotzdem Danke für die Schützenhilfe ... und für die Quellen.
Ergänzung ()

@j-d-s:
Ich werde jetzzt mal nicht versuchen, mich über den Unterschied zwischen Effektivität und Effizienz rauszureden ... ich lege dir aber nahe, den nochmal nachzuschlagen.
 
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Nichts zu danken @DerOlf aber Braun- und Steinkohle ist da nur eine Sache von vielen.






https://www.youtube.com/watch?v=7r_ZnCX5j7o

nur um ein paar weitere Beispiele zu nennen
Ergänzung ()

willst erst gar nicht die Konsequenzen durch den Bergbau von Coltan, Gold, Silber, Platin, Eisen, Kupfer, Zinn, Bauxit oder generell der seltenen Erden und dessen Verarbeitung sehen
 
@Verak:
Langsam reichts .. das ist ja deprimierend².

Ich glaube, dass noch weitaus mehr nicht durch die Medien geht .. ist wahrscheinlich wie bei Eisbergen .. das meiste liegt unter Wasser.
Ergänzung ()

Ich glaube bei dem, was wir mit dem Fracking noch erleben werden, werden sich sehr viele Leute noch gehölrig umsehen.

Aber wie hat das mal ein "ganz schlauer" ausgedrückt.
Erderwärmung ist doch Klasse. Unter dem Nordpol-Eisschild liegt bestimmt noch massig Öl. und da kommt man auch viel leichter (und billiger) dran, wenn das doofe Eis erstmal weg ist.

Wenn das doofe Eis weg ist, haben wir erstmal andere Probleme, als Öl.

Und bei mir im Kopf fragt der Klaus Kinski schon wieder "Ja wie blöd kann man eigentlich sein".
 
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So etwas findet man und läuft jeden Tag auf Spartensendern wie 3Sat, Arte, phoenix, Tagesschau24, ZDFinfo/neo oder auch mal zur Schlafenszeit auf ARD und ZDF, man mag es kaum glauben. Aber guckt dann halt kaum einer, weil es halt irgendwann um 23:00 bzw. 00:00 läuft wenn Deutschland im Bett liegt oder man halt dann die Wiederholung Mittags auf besagten Spartensendern zur besten Arbeitszeit sieht.

So kann man dann halt behaupten des ÖFR und dessen Bildungsauftrages nachgekommen zu sein. Wobei ich mittlerweile davon ausgehe, das es den Großteil in diesem schönen Lande nicht sonderlich juckt, sonst würden wir nicht in dem Land und vor allem in der Welt leben, in der wir leben.
Ergänzung ()

und ja richtig, das ist nur das wovon wir wissen und was publik gemacht wurde, mir graut es auch davor bei dem was wir nicht wissen
Ergänzung ()

und überhaupt alles so negativ, möchte man sich gar nicht mit befassen in unserer achso heilen Brot und Spiele sowie teile und herrsche Welt, gibt es doch viel bessere und schönere Dinge über die man sich jeden Tag aufregen darf

z.B. über die Merkel, die von der Leyen, der Seehofer, die CDU/CSU, die SPD, die Grünen, die Linken, die AFD, die Rechten, Migranten, Asylanten, Juden, Moslems, Christen, das Wetter, der Mann im Mond oder aber auch über Gott selbst, denn wir kann er das bitte alles nur zulassen ....
 
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Bei Gott halte ich es mit Paul Lafargue:

Das ist ne faule Sau, die seit dem siebenten Tage in alle Ewigkeit ruht ... vielleicht auch, weil er gemerkt hat, was er da am sechsten Tag auf seine Schöpfung losgelassen hat ;)

Bitte nicht falsch Verstehen, ich bin nicht religiös ... das stammt sinngemaß aus einem kleinen Buch von Lafargue .... "Das Recht auf Faulheit" war seine Antwort auf "das Recht auf Arbeit", wie es einige seiner Zeitgenossen formuliert haben (Marx glaube ich auch).

Aber es stimmt schon .... Kleinigkeiten, über die man sich aufregen kann, helfen wirklich, den alltäglichen Wahnsinn etwas besser zu ertragen.
Ist allerdings auch alles Teil der bourdieu'schen Verklärung ... man fällt doch einfach zu gerne drauf rein .... und irgendwie glaube ich auch, dass unser Alltag nicht ganz so friedlich sein könnte, wenn das nicht so wäre.
Aber vielleicht wäre ein bisschen Unfriede von Zeit zu Zeit mal ganz gesund.
Ich sehe viel zu viele Menschen, die einfach nur stumpf vor sich hin funktionieren.
 
DerOlf schrieb:
Vergiss mal das finanzielle dabei, dann passt die Rechnung besser.
Dein verlinkiter Bericht befasst sich nebenbei nur mit den Betriebskosten der Kraftwerke, was auch direkt im ersten Absatz der Einleitung klargemacht wird:

Der Bericht hat nie gefragt, was Braunkohle-energie tatsächlich kostet, sondern nur, was der Bau und Betrieb der Kraftwerke kostet .. das ist aber lang nicht alles.
Was kostet zum Beispiel die Renaturierung eines Tagebaus, WENN man das nicht einfach Mutter Natur überlässt (was ewig dauert).
Was kosten Atemwegserkrankungen im Umfeld der Kraftwerke?
Was kosten die Umsiedlungen, wenn mal wieder ein ganzes Dorf weggebaggert werden soll?
Das sind doch Kosten, die in den Einzelbilanzen der Kraftwerke eher nicht auftauchen.

Das ist schon wieder der altbekannte Trick, Folgekosten und Umweltschäden eben gerade NICHT mit einzupreisen.
Natürlich ist für die Kraftwerksbetreiber Braunkohle am billigsten ... der niedrige Preis bei Atomstrom kommt übrigens auch durch Subventionen zustande ... ohne die hätten die Energieversorger erst garnicht auf diese extrem teure Technik gesetzt.
Hast du echt geglaubt, ich falle auf sowas rein?

"Scheiße" ist als Wertung natürlich nicht zulässig.

Das mit der Kernenergie stimmt nicht, dass das nur durch Subventionen zustandekäme, insbesondere nicht über welche, die höher wären, als die von bspw. Windkraft.
Bei fast allen deutschen Berechnungen zur Kernenergie ist das Problem, dass in D kein objektiver Blick auf Kernenergie möglich ist, weil hier die Atomhysterie weit verbreitet ist - die allermeisten Menschen, die gegen Kernenergie sind, wissen weder auch nur in Grundzügen wie ein Kernkraftwerk funktioniert noch wissen sie die genauen Gründe und Abläufe von Fukushima und Tschernobyl. Denn wer das alles weiß, der weiß auch, dass Kernenergie zu 100% sicher ist und es kein "Restrisiko" gibt.
Als nächstes werden dann häufig "Rückbaukosten" und "Endlagerungskosten" genannt, ohne dabei zu erwähnen, dass beides in D mit extrem überteuerten Varianten, die objektiv gar nicht nötig wären, gemacht wird. Denn ein Kernkraftwerk kann man problemlos 100 Jahre und länger betreiben, und auch danach dann nur umbauen, aber eben nicht rückbauen. Das wäre ja unsinnig, ein Kraftwerk abzubauen nur weil es alt ist, wenn es weitaus billiger ist, es weiter zu betreiben und umzubauen - das wird mit den meisten anderen Gebäuden auch gemacht (siehe die ganzen Altbauten).
Und bei der Endlagerung hat man sich in D aus unbekannten Gründen darauf versteift, dass sie unbedingt in D stattfinden muss. Mir ist das vollkommen unerklärlich, denn das sind typischerweise die gleichen Leute, die sonst auch überall für internationale Kooperation eintreten, aber genau dort dann auf einmal nicht.
Dabei ist die Atommüllendlagerung natürlich eine globale Frage, weil viele Länder auf der Welt Kernenergie nutzen, einige sogar Atomwaffenprogramme betreiben (und deren Abfallprodukte sind um ein vielfaches problematischer als die von Kernkraftwerken).
Wieso sollte es dann sinnvoll sein, wenn jedes Land, das Kernenergie nutzt, sein eigenes Endlager baut? Wäre es nicht viel sinnvoller, wenn man weltweit kooperiert, um einen (oder einige wenige) geeigneten Endlagerstandort zu finden, wo sich dann alle finanziell beteiligen und gemeinsam endlagern?
Übrigens gehe ich auf gegenteilige Aussagen von Deutschen zu dem Thema gar nicht mehr ein, weil das Thema in D dermaßen emotional diskutiert wird, dass man da mit Fakten nicht weit kommt.

Ad Braunkohle: Die Umsiedlungskosten sind vermutlich schon mit drin, denn das bezahlen auch die Konzerne (RWE usw.), ist also wohl eher mit eingepreist.
Bei den "vergesellschaftlichen Umweltschäden" mag das anders aussehen, das räume ich ein. Allerdings sind die nicht wirklich verlässlich messbar und auch nicht direkt im Geldbeutel spürbar. Das ist dann sehr indirekt, weil Gesundheitsschäden eben gesamtgesellschaftlich durch Krankenkassenbeiträge bezahlt werden.

Aber darum ging es mir gar nicht. Es ging mir darum, dass man deine Aussage so verstehen konnte, dass Braunkohle bei den unmittelbaren Kosten (die auch im Strompreis wiederzufinden wären) teurer wäre als bspw. Steinkohle oder Windkraft. Das ist eben nicht der Fall.
 
@j-d-s kannst ja mal die Aachener zum Thema Atomkraft befragen, die werden sich bestimmt freuen im Bezug auf Tihange, hier schau dir mal den Beitrag zum Thema an

 
Wie gesagt, da frage ich lieber die Belgier. Die Deutschen haben da eine völlig emotionale Einstellung zu dem Thema.

Objektive Diskussionen zur Kernenergie sind in Deutschland nicht möglich.

Schon alleine dass man so unterschwellig den Duktus hat, jeder "Störfall" sei ein Hinweis darauf, dass ein Super-GAU drohe. Das zeigt, dass keinerlei Verständis auch nur der rudimentärsten Funktionsweise eines Kernkraftwerks vorliegt.
 
j-d-s schrieb:
Das mit der Kernenergie stimmt nicht, dass das nur durch Subventionen zustandekäme, insbesondere nicht über welche, die höher wären, als die von bspw. Windkraft.
Bei den Subventionen ging es mir mehr um die Situation VOR den ersten AKW Bauten in DE ... damals waren die Agumente von RWE und CO der Umstieg sei zu teuer ... also wurde massiv subventioniert (genau wie das momentan mit windkraft und pV auch gemacht wird ... bei den Subventionen geht es um den Umstieg, den sonst kaum einer freiwillig machen würde). Und diese Subventionen haben sich mindestens bis 1986 (Tchernobyl) gehalten.

Ist auch nicht so, dass man dringend die Technik für nicht zuverlässig halten muss ... menschliches Versagen reicht vollkommen aus ... die Technik sowohl in Tchernobyl als auch Fukushima war nicht das Problem ... nur der Spardrang der Betreiber (Fukushima ... zu niedrige Flutmauer und die Notstromversorgung direkt dahinter) oder einfach die Selbstüberschätzung eines Experten (Tchernobyl) schaffen auch die sicherste Technik.

Für zu hoch halten viele die Risiken der Kernkraft ja auch nicht, weil die Technik so schlecht durchentwickelt ist, sondern weil es einfach richtig krass ist, WENN so ein Teil dann dochmal hochgeht.
Risikoeinschätzung besteht eben nicht nur aus der Sicherheitseinschätzung der Technik, sondern auch in der Abschätzung der möglichen Folgen eines "worst case scenario" ... Tchernobyl und Fukushima waren schon ziemlich üble Fälle.
Was nutzt gute Technik, wenn der Mensch mit ihr dann scheiße umgeht, und sie trotzdem in die Luft geht?

Ich habe mal ein Interview mit Michail Gorbatschow gesehen, in dem er zu den Gründen gefragt wurde, was seiner Meinung nach den Niedergang der UdSSR letztlich herbeigeführt habe.
Er antwortete relativ knapp Afganistan und Tchernobyl zusammen war einfach zu viel. Der Afganistan-Konflikt hat die UdSSR wohl schon angezählt ... und Tchernobyl war dann halt der erste Schritt zum entgültigen K.O.
j-d-s schrieb:
Objektive Diskussionen zur Kernenergie sind in Deutschland nicht möglich.
Ach meinst du so wie deine 100 Jahre Laufzeit für AKW's ... da gibts son ding in der Schweiz, da bröckelt schon die Ummantelung des Reaktorraums (sichtbare Risse) ... und das Ding ist erst knapp 60 Jahre alt.
Tihange sieht auch nicht so ganz gesund aus ... willst du die Dinger 100 Jahre lang alle 20 Jahre neu einbetonieren?
Dauerbestrahlung senkt die Haltbarkeit so ziemlich jedes uns bekannten Baumaterials .. und so eine Reaktorkammer bekommt schon so einiges ab.
Ich finde es gut und richtig, diese Dinger nicht mehr zu nutzen ... und mir ist auch vollkommen egal, ab das emotional ist ... ich fühle mich mit so einem Ding in 100km Umkreis einfach nicht sicher .. und das auch nicht erst seit Tchernobyl.
 
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j-d-s schrieb:
Denn ein Kernkraftwerk kann man problemlos 100 Jahre und länger betreiben
Wie beurteilst Du die Materialveränderung im Druckbehälter durch Jahrzehnte an intensivem Neutronenbeschuss bzw. weshalb schließt Du Probleme wie u.A. Versprödung daraus aus?
Die Praxis zeigt bisher eher dass, wenn nicht sowieso schon beim Schmieden gepfuscht und gefälscht wurde, das Material lange vor 100 Jahren einfach am Ende ist.

j-d-s schrieb:
Und bei der Endlagerung hat man sich in D aus unbekannten Gründen darauf versteift, dass sie unbedingt in D stattfinden muss.
Wo und wie soll das Zeug deiner Meinung nach denn verklappt werden sodass es zig Jahrtausende sicher eingeschlossen bleibt?
Derart langen Einschluss halte ich für völlig unmöglich weshalb der Dreck neutralisiert werden muss. Egal ob Konvertierung in sehr kurzlebige Nuklide oder quasi-stabile per z.B. DFR, beides wird verdammt teuer und andere, realistische, Optionen haben wir zur Zeit nicht.

Verak schrieb:
hier schau dir mal den Beitrag zum Thema an
"Tritium ist radioaktiv und ähnelt in seiner Struktur einem Wassermolekül"
Was fürn Schwachsinn.

Zur Nachzerfallswärme nach der Abschaltung, so um 1:40
"denn die Spaltung, die Kettenreaktion, der Zerfall der radioaktiven Teilchen geht weiter...."
Die Kettenreaktion geht NICHT weiter, sollte sie das nach einer Abschaltung tun hat man ein ganz anderes Problem als Nachzerfallswärme.
 
Wind bzw. "grüne" Energie ist auch nicht wirklich das wahre wenn man sich mal mit der Herstellung befasst. Genauso wie bei der Elektromobilität. Im Grunde auch nur "greenwashing" und hat nicht ansatzweise was mit Nachhaltigkeit zu tun. Es ist Wahnsinn zu glauben das wir an dieser unseren Lebensweise, mit einer grünen Ökonomie Wende, festhalten könnten.

Aufgrund des dafür benötigten Ressourcenbedarfs für Batterien, Wind- Wasserkraft, Solaranlagen sowie für die Infrastruktur. Oder auch das wir Ackerflächen für die Biosprit Gewinnung nutzen und dafür im Grunde Lebensmittel vernichten.

Hier noch zwei nette Beiträge zum Thema.

Die Produktion vieler getriebeloser Windräder verursacht katastrophale Umweltzerstörungen. Denn für diese Windräder setzen die Hersteller ein wertvolles Metall ein: Neodym, eine sogenannte "seltene Erde"**. Neodym-Windräder verzichten meist auf ein Getriebe. Dafür brauchen sie effizientere Generatoren, die sich besonders gut aus diesem Rohstoff herstellen lassen.

Der wichtigste Lieferant mit 97 % der Weltproduktion ist China. Das führt dort zu erheblichen Umweltproblemen. "Bei der Trennung des Neodyms vom geförderten Gestein entstehen giftige Abfallprodukte, außerdem wird radioaktives Uran und Thorium beim Abbauprozess freigesetzt. Diese Stoffe gelangen zumindest teilweise ins Grundwasser, kontaminieren so Fauna und Flora erheblich und werden für den Menschen als gesundheitsschädlich eingestuft." berichtet das ARD - Fernsehmagazin Panorama

Im nordchinesischen Baotou beispielsweise ist die Umgebung rund um die Fabriken, die das Neodym vom Erz trennen, verseucht. Die Anwohner sind teilweise schwer krank, das Wasser ist nachhaltig kontaminiert. Studien berichten von einer deutlich erhöhten Krebsrate.


"Die 'grüne Ökonomie' wird den Planeten nicht retten" - SZ 03.08.2017

Die Elektromobilität steht für eine ökologische Modernisierung der imperialen Lebensweise. Sie täuscht vor, dass wir an unserer Lebensweise festhalten können. Es ist eine Illusion zu denken, dass man unsere Gesellschaft so zukunftsfähig machen kann. Die "grüne Ökonomie" wird den Planeten nicht retten.

Bei Elektromobilität dreht sich alles darum, wie viel CO₂ die E-Autos ausstoßen. Wenn sie mit Ökostrom betrieben werden, dann emittieren sie nichts. Aber: Es wird schwer, die komplette Pkw-Flotte auf E-Autos umzustellen und mit Ökostrom zu betreiben. In der Diskussion wird auch ausgeblendet, welche Unmengen an Strom und Ressourcen nötig ist, um die Fahrzeuge herzustellen.

Die Abhängigkeit von Öl nimmt ab, aber jene von Metallen nimmt zu. Es ist wohl möglich, die Autos umweltverträglicher zu machen - aber in Zeiten, in denen sich zwei Drittel der Menschheit im Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft befinden, sind viel grundlegendere Änderungen nötig. Es geht um mehrere Milliarden Menschen, die all das anstreben, was wir besitzen und verbrauchen. https://www.sueddeutsche.de/politik/konsumverhalten-im-westen-sie-sitzen-in-ihren-kleinen-panzern-und-zerstoeren-natur-1.3610212-2
 
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Man kann es ja ganz einfach machen:

@j-d-s:
Würdest du einen Vertrag unterschreiben, der dich (privat) dazu verpflichtet, alle anfallenden Folgekosten zu tragen, wenn dein AKW innerhalb der ersten 100 Jahre kaputtgeht (so richtig Prypiat-Style) oder wäre das finanzielle Risiko vielleicht selbst dir zu hoch?
 
K7Fan schrieb:
Wie beurteilst Du die Materialveränderung im Druckbehälter durch Jahrzehnte an intensivem Neutronenbeschuss bzw. weshalb schließt Du Probleme wie u.A. Versprödung daraus aus?
Die Praxis zeigt bisher eher dass, wenn nicht sowieso schon beim Schmieden gepfuscht und gefälscht wurde, das Material lange vor 100 Jahren einfach am Ende ist.

Man muss das halt im Einzelfall analysieren und ggf. entsprechende Modernisierungen durchführen. Das ist definitiv machbar.

Wobei ich auch eigentlich meinte, dass man durchaus den Reaktor selbst auch austauschen kann (auch wenn das freilich teuer ist) und durch einen neuen ersetzen, der dann die restlichen Einrichtungen des Kernkraftwerks so weit möglich, ggf. mit Anpassungen, weiternutzt.

K7Fan schrieb:
Wo und wie soll das Zeug deiner Meinung nach denn verklappt werden sodass es zig Jahrtausende sicher eingeschlossen bleibt?
Derart langen Einschluss halte ich für völlig unmöglich weshalb der Dreck neutralisiert werden muss. Egal ob Konvertierung in sehr kurzlebige Nuklide oder quasi-stabile per z.B. DFR, beides wird verdammt teuer und andere, realistische, Optionen haben wir zur Zeit nicht.

Da muss man halt weltweit suchen, was die vernünftigste Option ist. In Finnland wird zur Zeit ein Endlager gebaut.

Aber auch in China, Russland und den USA gibt es große Wüsten, wo hunderte Kilometer niemand wohnt, und ehemalige Atomwaffentestgebiete, die ohnehin nicht betretbar sind.
Und auch Orte, wo die Atomwaffenabfallprodukte gelagert werden, wo dann die im Vergleich dazu leicht radioaktiven Abfallprodukte der Kernenergienutzung nicht mehr ins Gewicht fallen.
Ergänzung ()

DerOlf schrieb:
Man kann es ja ganz einfach machen:

@j-d-s:
Möchtest du einen Vertrag unterschreiben, der dich (privat) dazu verpflichtet, alle anfallenden Folgekosten zu tragen, wenn dein AKW innerhalb der ersten 100 Jahre kaputtgeht?
Würde ich machen, wenn ich ein Kernkraftwerk besäße (dann wär ich übrigens Milliardär). Für einen Fall zu garantieren, der sowieso zu 100% sicher nicht eintreten wird, ist überhaupt kein Problem :).
 
j-d-s schrieb:
Für einen Fall zu garantieren, der sowieso zu 100% sicher nicht eintreten wird, ist überhaupt kein Problem :).
Ich denke so ähnlich werden das die Betreiber von Tchernobyl und Fukushima wohl auch gesehen haben ... in dem Fall wärst du dann heute negativ-Multimillardär.

Dein grenzenloses Vertrauen in die Technik in allen Ehren, aber du denkst mMn ziemlich kurzsichtig.

Dass in der Nähe von Endlagern niemand wohnt, ist nicht das einzige Kriterium .. das Zeug muss da Jahrtausende lang sicher lagern .. frag mal Geologen was die dir heute zu den Bodenbedingungen in den Gebieten in 1.000 - 10.000 Jahren sagen können.
Wir haben ja nichtmal Materialien, auf denen wir Warnhinweise so lange zuverlässig lesbar unterbringen können ... wie lange haben wir gebraucht, um die Hieroglyphen einigermaßen zu entschlüsseln? ... und die Dinger sind keine 4.000 Jahre alt.
Kannst du dir sicher sein, dass das Radioaktiv-Zeichen in 500 Jahren nicht vielleicht alle für ein etwas seltsames oldschool emoji halten?
 
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j-d-s schrieb:
Man muss das halt im Einzelfall analysieren und ggf. entsprechende Modernisierungen durchführen. Das ist definitiv machbar.
Technisch machbar, sicher. Wirtschaftlich ist es halt ein Totalschaden. Wenn man den gesamten Reaktor, samt Sicherheitstechnik, Dampferzeuger, Turbinen usw usf. modernisiert entspricht das vom Aufwand mindestens einem Neubau und letztendlich stünde man immer noch vor einem, in Teilen, alten Atomkraftwerk.

Dann bleiben immer noch die Grausamkeiten der Praxis wie unsagbarer Pfusch, Kostenoptimierung zu Lasten der Sicherheit, minderwertige Qualität und gefälschte Zertifikate für Teile im Primärkreislauf (inkl. DBH), überforderte Bedienmannschaften, usw usf.

Theoretisch lässt sich Vieles machen, auch ein sicherer Betrieb der Atomkraft. Nur praktisch werden wir das, zumindest bei der Spaltung basierten, mit realen Gegebenheiten und realen Menschen nicht hinbekommen.

j-d-s schrieb:
Da muss man halt weltweit suchen, was die vernünftigste Option ist. In Finnland wird zur Zeit ein Endlager gebaut.
Wie glauben die Finnen den Müll dort Jahrmillionen verschlossen zu halten? Egal ob Wüste oder Finnland, in derart langen Zeiträumen kann ein bisschen Vulkanismus oder Tektonik, die man heute nicht vorhersehen konnte, schnell dazu führen dass der Müll mehr oder weniger energisch wieder zu Tage tritt.
Wo heute niemand wohnt kann in 1000 Jahren schon eine Stadt stehen, dass die dort nicht sein dürfte und was unter ihr liegt ist dann längst vergessen.

Wenn man ein Problem mit hoch radioaktiven Müll hat gibts verschiedene Optionen es anzugehen, einfach NOCH MEHR radioaktiven Müll draufzukippen zählt eher nicht dazu.

Es gibt keine sichere Endlagerung des aktuell bei Druck- und Siedewasserreaktoren anfallenden Mülls.
 
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Wer redet denn davon, dass das Endlager bewohnbar sein soll, also irgendwann?

Wir haben den Atommüll, irgendwo muss er hin. Und da ist es besser, wenn wir weltweit einen oder zwei Orte aussuchen, wo der hinkommt, und da kann dann halt für die nächsten 100.000 Jahre niemand wohnen. Das ist nicht weiter schlimm, denn die Welt ist groß genug und es gibt auch genügend unbewohnte Orte.

Übrigens kann man Atommüll durchaus sicher lagern, wenn man ihn entsprechend ummantelt. Derzeit wird das übrigens mit Castoren gemacht (das sind speziell hergestellte Behälter, im Prinzp ein Haufen Blei und innendrin ein wenig radioaktives Material), meistens auf dem Gelände des Kraftwerks.

Übrigens heißt bei Radioaktivität "sicher" dass die Dosis unter dem Grenzwert bleibt, nicht dass sie Null ist. Denn schon beim Röntgen und bei Flügen wird man erhöhten Dosen ausgesezt (übrigens sogar höheren als bei einem Besuch in Tschernobyl) und sogar natürliche Hintergrundstrahlung gibt es, ohne dass das irgendwie schädlich wäre.
 
@j-d-s:
Du willst uns hier echt veralbern, kann das sein?
 
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