Was haltet ihr von Aussagen wie: "Ich studiere an renommierter Uni X, Noten sind nicht so wichtig"

Meiner Erfahrung nach spielt der Ruf der Uni eine sehr große Rolle, allerdings relevant wird das nur im Bereich der typischerweise ohnehin mit absoluten Top-Noten befassten Promotionsstudenten die nach einer passenden Post-Doc Stelle für eine Habilitation suchen.
Für alle anderen ist es eher untergeordnet. Mit Sicherheit KANN es einen gewissen Unterschied machen wer wo studiert hat, aber nur als deutlich nachrangiger Faktor nach vielen anderen.

Ich kann @Airbag s Aussage übrigens voll bestätigen: Bei Trainee Bewerbungen sind mir ebenfalls zwei Absolventen privater Hochschulen sehr negativ aufgefallen; der eine war über die maßen selbstverliebt und wollte uns die ganze Zeit sein gesammeltes Studienwissen beweisen (das in diesem Gespräch, in dem es viel um personal fit geht leider nicht gefragt war) und der andere war ein total gepampertes "Söhnchen", der den Eindruck machte allein nicht lebensfähig zu sein.
Für andere Stellen außerhalb des Berufseinstiegs spielte die eigentliche Hochschule noch nie eine Rolle; da war allenfalls das Studienfach beim Durchgehen des Lebenslaufs ein Randthema für einen kurzen Satz im Bewerbungsgespräch.
 
xDream schrieb:
Meiner Erfahrung nach spielt der Ruf der Uni eine sehr große Rolle, allerdings relevant wird das nur im Bereich der typischerweise ohnehin mit absoluten Top-Noten befassten Promotionsstudenten die nach einer passenden Post-Doc Stelle für eine Habilitation suchen.
Für alle anderen ist es eher untergeordnet. Mit Sicherheit KANN es einen gewissen Unterschied machen wer wo studiert hat, aber nur als deutlich nachrangiger Faktor nach vielen anderen.
Mir fallen noch ein paar Zweige ein.
Die NASA hat für ihre Ingenieure eine eigene Stadt um eine Universität gebildet (Name fällt gerade mir nicht ein, aber der Youtuber vom Kanal 'Smarter Every Day' war schon dort und hat ein paar Videos gedreht). Es gibt bestimmt auch noch andere Forschungseinrichtungen bei denen eine Kooperation mit einer Universität besteht. Da macht es dann auch Sinn an der dazu gehörenden Uni zu studieren und nicht irgendwo extern.
Dann gibt es noch Forschungseinrichtungen spziell für Patentierung. Dort sind zwar eher die Noten und die Person an sich im Vordergrund, aber auch die Bildungseinrichtung von Bedeutung. Ein Prof hatte uns in einer Vorlesung von einem solchen Institut der Firma IBM in Italien erzählt (ob das Stimmt weiß ich nicht, es soll wohl eher was Geheimes sein und Google gibt leider keine Ergebnisse raus). Die Ingenieure werden sehr gut entlohnt, müssen aber auch entsprechend Leistung im Sinne von 80-100 Patenten jährlich erreichen. Das ist aber auch ein Job den man nicht sein restliches Leben ausüben kann. Nach einigen Jahren ist man da garantiert mit Burnout raus.
 
Idon schrieb:
Ich würde behaupten, die Wahrheit liegt - wie so oft - in der Mitte. Pauschal zu behaupten, Elite-Unis seien immer deutlich besser oder ein Vorteil an Elite-Unis wäre bullshit ist imho beides inkorrekt.

@Peter_2498

Ich würde das wie folgt aufteilen:
  • Lehre
  • Forschung
  • Netzwerk
Bzgl. Lehre oder vielmehr der Qualität der Absolventen geben sich Elite-Unis durchaus viel Mühe, damit sie ihren Status erhalten können. Ich kenne aber genauso unbekannte Unis, die ordentliche Module, Professoren, ... haben.
Hier kann man einen Vorteil an der Elite-Uni haben, denn natürlich gibt es auch kleine "Wald-und-Wiesen"-Unis, wo die Lehre schlechter aufgestellt ist, muss aber nicht der Fall sein.

In der Forschung sieht das schon ganz anders aus. Wenn man z.B. einen theoretischen Beruf ergreift - Beispiel an mir selbst: AI Expert - ist es durchaus wichtig, über Forschungserfahrung zu verfügen. Durch ihr Renommee und auch durch ihre Geldmittel, Drittmittelkooperationen usw. bieten dir Elite-Unis da eine deutlich bessere Möglichkeit, hoch hinaus zu kommen.
Auch richtig allerdings ist, dass das immer extracurriculare Geschichten sind, d.h. man muss sich anstrengen, engagieren und das zusätzlich zum eigentlichen Studium durchziehen. Z.B. als Research Assistant arbeiten, eine Projektarbeit in Freizeit mit Hilfe vom Prof zur Publikation ausbauen, oder oder...
Geschenkt wird dir das als Student der Elite-Uni mit schlechten Noten nicht.

Ebenso wichtig die Geschichte mit dem Networking: auch da sind Elite-Unis in der Tat deutlich besser als die Unbekannten. Ganz einfach weil durch das Renommee größere Unternehmen, bessere Professoren, wichtigere Forschungsprojekte, ... angezogen werden.
Für >=50% - "der unteren Hälfte" - der Studenten ist das vollkommen irrelevant, weil die ohnehin in einem "Standardjob" landen. Für Ambitionierte aber, die z.B. in Robotik, Security, Künstliche Intelligenz, Consulting, Softwarearchitektur, Algorithmik, Data Science, ... einsteigen und "höher hinaus" wollen, ist das Gold wert.


Airbag schrieb:
Es sind lediglich die Privaten (negativ) hervorgestochen.
xDream schrieb:
Ich kann @Airbag s Aussage übrigens voll bestätigen: Bei Trainee Bewerbungen sind mir ebenfalls zwei Absolventen privater Hochschulen sehr negativ aufgefallen

Ich kann euren Posts nicht ganz entnehmen, ob das eure Erwartungshaltung war oder euch das überrascht hat?

Man darf nicht vergessen(!): in Deutschland sind alle privaten Unis schlecht bis "nicht so gut". Unter den Elite-Unis in Deutschland finden sich ausschließlich öffentliche Unis!

Ganz anders als etwa in den USA, wo es genau umgekehrt ist: da sind ausschließlich private im Genuss des Elite-Status.
 
ascer schrieb:
Man darf nicht vergessen(!): in Deutschland sind alle privaten Unis schlecht bis "nicht so gut". Unter den Elite-Unis in Deutschland finden sich ausschließlich öffentliche Unis!

Ganz anders als etwa in den USA, wo es genau umgekehrt ist: da sind ausschließlich private im Genuss des Elite-Status.

Private Unis in Deutschland haben aber auch kaum ein Bereich der Forschung bzw. fast nie Promotionsstudiengänge. Deren Schwerpunkt liegt einfach wo anders. Somit sind sie nicht "schlecht" im Ranking, sondern werden einfach auch in vielen Fällen gar nicht in Betracht gezogen.

Was nicht heißt, dass damit die privaten Unis auch ein schlechten Ruf haben. Die WHU ist "Die Elite Schmiede" für die BWLer und Vorstände der Zukunft. Im Ranking taucht diese Uni m.E. nach aber nirgends auf.
 
_killy_ schrieb:
Was nicht heißt, dass damit die privaten Unis auch ein schlechten Ruf haben. Die WHU ist "Die Elite Schmiede" für die BWLer und Vorstände der Zukunft. Im Ranking taucht diese Uni m.E. nach aber nirgends auf.
Das stimmt natürlich und sollte zur Komplettierung des Bildes auch genannt werden. Kein Einwand. Dennoch sind es Ausnahmen für einzelne Bereiche/Studiengänge und wenige Institutionen.
 
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