Enurian schrieb:
Wer das überzeugend hinbekommt, bekommt fachlich ein Häkchen. Den Rest kann man "formen" bzw. ist Einarbeitung. Es gibt ja dann auch noch die Probezeit, diese Reißleine war bisher aber nie nötig.
Exakt diese Erfahrung machen wir auch ständig.
Natürlich zieht man auch schlechtere Entwickler dadurch eventuell mit. Aber das klärt sich über kurz oder lange von selbst. Wenn jemand als Programmierer nachhaltig einfach nicht warm wird mit dem Code, dann kann man ihn vielleicht fachlich wo anders brauchen. Es gibt ja normalerweise mehrer Abteilungen und Aufgabengebiete. Wenn so jemand ein Jahr da ist, dann hat er zumindest das fachliche Grundverständnis und landet halt als Tester oder im Support in einer anderen Abteilung. Das ist dann keine Degradierung, sondern einfach die richtige Position für diesen Mitarbeiter. Wir brauchen Tester und Support ja genau so dringend.
Wenn demjenigen das nicht passt, dann steht es ihm ja immer noch frei, dass er die Firma wechselt. Aber in der Regel waren die Leute eigentlich immer glücklich, wenn man sie aus einem Aufgabengebiet, das ihnen nicht liegt, rausholt und andere Alternativen anbietet. Zumal die Bezahlung bei uns durchaus als gut bezeichnet werden kann.
Wir hatten auch schon fachfremde, die sich durch Selbststudium Sachen beigebracht haben. Diese haben in der Regel sehr viel Ehrgeiz und sind zugleich formbar. Klar gibts da krasse Defizite, dass so jemand zum Beispiel gut coden kann, aber keinen Schimmer von SQL hat. Nachdem es bei uns viele in- und externe Schulungen gibt, ist diese Defizit aber auch nach einem Jahr erledigt.
Klar kann man nicht nur mit solchen Leuten was anfangen, aber solche gehen auch. Die Mischung machts. Wichtig ist, dass jemand permanent Fortschritte zeigt und besser wird und dabei ein guter Teamplayer ist. Ergänzt durch richtige Experten auf dem Gebiet, ergibt das eigentlich meist echt erfolgreiche Projekte.
Das ganze hat halt auch was mit der Entwicklung selbst zu tun und den Prozessen dahinter. Bei uns wandert keine Code-Zeile in ein Release, wenn nicht mindesten ein Review von einem anderen (guten!) Entwickler gemacht wurde. Und wenns sein muss, dann wandert der Code 5x zurück, bis er passt. So lernen aber die "schlechteren" auch jede Menge.
Zugleich gibts bei uns eine No-Blame-Kultur. Fehler passieren jedem, aber es wird niemand direkt vor Gericht gestellt. Nur so kann man dazu lernen und offen Defizite kommunizieren und sie dann entsprechend ausbessern.
Die Firma in der ich davor war, hat das ganz anders gehandhabt, was dann zu einer "Wegduck"-Mentalität geführt hat. Da wurde dann auch schlechter Code durchgewunken, weil sich zwei verstehen und man den anderen nicht an den Pranger stellen wollte. Die Stimmung kann man sich vorstellen
Enurian schrieb:
Kann natürlich etwas anderes sein, wenn die Firma aus irgendeinem Grund maximale Codezeilen / Stunde erreichen will
dann kann da aber nur Mist rauskommen

Das Experiment hab ich auch schon mal Live erlebt, als ein Teil der Entwicklung ins Ausland ausgelagert wurde, weil es ja "nur coden" ist und die viel schneller und billiger sind
Enurian schrieb:
Viel entscheidender ist doch, dass der Mensch in die Firma passt und ein allgemeines Verständnis von dem hat, was wir da tun.
Exakt so ist es. Wenn man das nicht in den Mittelpunkt stellt, dann wird einem früher oder später das Team unzufrieden und die ganzen "Experten" zerfleischen sich gegenseitig.