Wie hilft man einem Alkoholiker?

DukePanic

Lieutenant
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Dez. 2012
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Hallo Cb'ler,


Ich stecke im Moment in einem ziemlichen Dilemma. Ich arbeite in der Altenpflege und habe eine Vorgesetzte die an der Flasche hängt. Der Mann gestorben, kurz danach hat sich der Sohn erhängt etc...

Sie trinkt während der Arbeitszeit locker eine Flasche klaren. Nach Feierabend entgleist es dann extrem bei ihr. Sie hat im Moment ziemlich finanzielle Geldprobleme und pumpt mich dann immer nach Geld an um Alkohol zu kaufen. Bisher habe ich Ihr immer etwas gegeben, fühle mich dabei aber nicht gut, da ich ja dadurch Ihre Sucht aktiv unterstütze (Geld zahlt Sie immer zurück).

Die Chefetage hat Sie schon abgemahnt bezüglich der Trinkerei, es hilft jedoch nicht. Nun habe ich Angst, dass Sie die Kündigung bekommt und dann total abstürzt.

Wie kann man solchen Menschen helfen? Und Nein, ich führe keine Beziehung zu dieser Frau, sie könnte meine Mutter sein.
 
Also zuerst einmal ein kleiner Einwand: Dies hier ist ein Computerforum, kein Hobby-Ärzte-Kongress. Darum kannst du nur Meinungen hier bekommen, die dir aber leider nicht bei deinem Problem helfen werden, sie werden höchstens so verschieden sein, dass du noch verunsicherter sein wirst.

Um für dich zu sprechen:
Du kannst nichts tun. Du bist an der Situation nicht Schuld, also ziehe ich dir direkt den Zahn. Selbst wenn du nichts tust, du bist in keinster Weise für sie verantwortlich. Auch wenn ihr euch schon lange kennen solltet oder gut zurecht kommt. Es ist nicht dein Leben, es ist nicht deine Entscheidung, es ist nicht deine Schuld.

Dann für sie:
Wir können uns wohl alle einfühlen, wie schwer es für sie ist. Der Mann, der Sohn, wie sie das Verhältnis zu hause geführt hat, was also jetzt fehlt außer der Person ansich, das wissen wir nicht. Daher wird sie Angst haben. Angst vor dem Leben, Angst vor der Erkenntnis und der wirklichen Welt. Was du da machen kannst? Du könntest dich mit ihr hinsetzen und mit ihr reden. Ich bezweifel ob sie das zum einen möchte (sehr privat), oder ob sie mit sich sprechen lässt (die Sucht, der Alkohol). Um sich also von der wirklichen Welt zurückzuziehen benebelt sie sich, um abzustumpfen. Leider stumpft bei sowas natürlich jegliches soziales Verhalten ab (entgleist). Das ist vor allem daher gefährlich weil sie nicht nur für sich selbst, sondern für Andere zur Gefahr wird und mitzieht.

Was sie braucht ist eine Therapie. Sie dazu zu bringen wird jedoch schwer sein, denn bei einer Therapie rollt man alles auf, um es zu verarbeiten. Das wird sie nicht akzeptieren. Der Arbeitgeber kann auch nichts machen als zusätzlich Druck.

Du könntest versuchen, und auch das hat wieder eine negative Seite, sie einzuladen zu (keine Ahnung ob du verheiratet bist) euch nach hause, maln Kaffee oder was auch immer, damit sie ein wenig familiäre Athmosphäre hat. Mit etwas, ich sag mal, Glück, wird sie schluchzend da sitzen und wenigstens einen Teil ablassen. Leider kommen aber auch so Emotionen und Erinnerungen hoch.

Was du dir klarmachen musst, egal wie du dich verhälst, sie wird nur so weit nachgeben wie sie selber kann und will. Du kannst andere Leute nicht ändern oder ihnen durchs Leben helfen. Du kannst alles dir mögliche versuchen, aber niemals kannst du als Person der Frau helfen. Sie kann sich nur selber helfen. Der Weg zu einer Droge, zu einer Sucht, egal welche, ist ein Weg der Schwäche. Mit diesem Weg will sie entfliehen und wie weit sie nun schon weg ist, das wissen wir nicht.

Daher kann nur eine Therapie sinnvoll sein (bei einem guten Therapeuten). Also sollte es dein erstes Anliegen sein, sie vorsichtig zu so einem zu lotsen. Mit persönlicher Note (ich war auch schonmal bei einem, weil XY). Um ihre Ängste loszuwerden, um ihre Erfahrungen zu verarbeiten.

Die Sucht ist dabei tatsächlich nur das kleinste Problem. Denn sie trinkt nicht, weil sie trinkt. Sie trinkt um nicht klar zu sein, um nicht das Schlimme durchzustehen. Würde sie jetzt aufhören, dann würde sie schnellstens wieder rückfällig. Denn die Probleme im Innern sind nicht gelöst. Sie würde sich ja jetzt nicht nur Sorgen um ihre Vergangenheit machen, sondern dann ja noch das von jetzt. Dass sie eben getrunken hat, dass sie sich hat fallen lassen, dass sie das selbst in der Arbeit macht und und und. Das stürzt dann auf sie ein.

Ich bleibe daher dabei, sie in einer persönlichen Art an einen Therapeuten zu bringen. Der kann das versuchen mit ihr abzuarbeiten. Das ist aber auch ein schleichender Prozess und nicht mal eben. Wenn dir wirklich was an ihr liegt, ihr also Freunde (nur Freunde, nicht mehr, das Wort wird ja oft überstrapaziert) seid, dann zeig ihr das, sag es ihr, wie es ist und halte zu ihr. Wenn nicht, dann steiger dich nicht so sehr rein mit deinem Geist.
 
Ich hatte mir schon fast gedacht, dass jemand genau das schreibt.

Das löst das Problem nicht. Sie wird weiter trinken. Ich habe dafür auch ehrlich gesagt kein Verständnis. Dass er ihr kein Geld mehr gibt sollte selbstverständlich sein, aber es ist nicht das Einzige was er tun kann.
 
einem alkoholiker der sich nicht helfen lassen will, kann man nicht helfen

will sie sich helfen lassen? dann gibt es entsprechende einrichtungen und beratungsstellen
 
Hallo ,

falls ihr einen Betriebsrat habt kannst du den Ansprechen. Alles andere wäre sinnlos.
 
Zuletzt bearbeitet: (Ein S bei Betriebsrat vergessen :))
In Richtung Therapie gehen... In Gesprächen. Es wurde oben schön umschrieben: Zieh dir den Schuh nicht an.
Aber WENN diese Person an ihrem momentanen Verhalten zweifelt, ist das ein erster Schritt zur Einsicht. Danach kommt die Therapie.
Du kannst ihr nur helfen, ihr Problem zu erkennen. Weitere Dinge müssen aus Eigeninitiative geschehen.

Ich bin der Ansicht, dass man einem Süchtigen, der seine Sucht nicht sieht/sehen will, oder nicht gewillt ist, dagegen etwas zu tun, nicht wirklich helfen kann. Von außen forcierte Maßnahmen mögen bei illegalen Drogen noch funktionieren (Bezug und so), aber nicht bei legalen Gesellschaftsdrogen wie Alkohol.

Viel Erfolg.
(Übrigens ja: Geld weg ist eine weitere Methode, um ihr die Probleme aufzuzeigen.)
 
::1 schrieb:
einem alkoholiker der sich nicht helfen lassen will, kann man nicht helfen

will sie sich helfen lassen? dann gibt es entsprechende einrichtungen und beratungsstellen

Genau das, ich habe Jahrzehnten mit einem Alkoholiker gelebt und auch heute, nachdem die Bank fast das Haus gepfändet hat, zwei Kinder und eine Ehe kaputt sind, ändert sich gar nichts. Mein Tipp halte dich daraus, du gehst nur selbst kaputt dran.
 
Sich dabei heraus halten ist wie weggucken. Er kann ja was machen, aber eben nur bis zu den Grenzen wie sie sich helfen lassen will. Und dann sollte da auch Ende sein. Und vor allen Dingen sollte man sich dann auch daran halten, man kann Menschen nunmal nicht ändern, nur versuchen dass sie sich selbst ändern.

Den Rücken kehren und jedem sein Problem selbst überlassen halte ich jedoch für unmenschlich und unsozial.
 
Onkelhitman schrieb:
Sich dabei heraus halten ist wie weggucken. Er kann ja was machen, aber eben nur bis zu den Grenzen wie sie sich helfen lassen will. Und dann sollte da auch Ende sein. Und vor allen Dingen sollte man sich dann auch daran halten, man kann Menschen nunmal nicht ändern, nur versuchen dass sie sich selbst ändern.

Den Rücken kehren und jedem sein Problem selbst überlassen halte ich jedoch für unmenschlich und unsozial.

Das ist mit Verlaub, Blödsinn von jemandem, der diese Situation nie erlebt hat. Mein Vater ist sogenannter Bettkantentrinker, hat also nur abends getrunken und war bis zur Rente im mittleren Management und das sehr erfolgreich, scheinbar ist dort nie etwas aufgefallen. Mittlerweile leben meine Eltern getrennt, nachdem er im Suff und dem damit verbundenen Größenwahn ca 180000€ Schulden angehäuft hat und selbst heute, nach dem sich sämtliche Freunde, meine Mutter und zum Teil auch meine Schwester und ich abgewandt haben, trinkt er weiter. Ein Alkoholiker muss selbst erkennen, dass er ein Problem hat, ansonsten passiert nichts, außer dass man selbst kaputt geht. Und hier von unmenschlich zu sprechen ist blanker Hohn, wenn ein Mensch auf Grund seiner Sucht und dem nicht eingestehen alles kaputt gemcht hat, was man nur kaputt machen kann, bin ich unmenschlich, wenn ich mich nach Jahrzehnten abwende um mich selbst zu schützen?
Mein Tipp an den TE ist, gehe zu einer Beratungsstelle und hole dir dort Hilfe, alleine gehst du nur zu Grunde und der Alkoholiker dankt es dir (solange er nicht begreift, dass er Alkoholiker ist) nie, im Gegenteil, er zieht dich in die Co-Abhängigkeit.
 
Das ist mit Verlaub, Blödsinn von jemandem, der diese Situation nie erlebt hat.

Das ist eine reine Vermutung deinerseits.

Und hier von unmenschlich zu sprechen ist blanker Hohn, wenn ein Mensch auf Grund seiner Sucht und dem nicht eingestehen alles kaputt gemcht hat, was man nur kaputt machen kann, bin ich unmenschlich, wenn ich mich nach Jahrzehnten abwende um mich selbst zu schützen?

Das hat, auch wenn du leider davon betroffen bist, nichts mit dem Thema hier zu tun. Ich kann nicht in dich hinein gucken, und ich kann auch nicht in den Themenersteller hineingucken, das kann nur jeder für sich selber subjektiv beurteilen. Aber nichts zu tun ist falsch. Man mag diese Person ja. Man kennt sie anders und möchte nicht, dass sie daran zerbricht. In dem Falle versucht man sie aufmerksam zu machen auf das Problem. Eben wie geschrieben in einem begrenztem Rahmen, je nachdem wie nahe man sich steht. Nichts zu tun jedoch bringt dir wieder nur Schuldgefühle ala: Ich habe ja nichts gemacht! Hätte ich nur. Aber das hätte ist dann leider zu spät.

Auch kann man eben nichts anderes tun als das Gespräch suchen und eben dafür sorgen dass dieser jemand wenigstens bereit ist, zu einem Therapeuten zu gehen. Das kann man tun, es tut nicht weh, vielleicht ein wenig wenn die Person sich weigert, aber das hat keine großspurigen Konsequenzen. Es kostet einen nur ein wenig Zeit.

Ansonsten finde ich jodd's Link am besten und der sagt auch alles genau richtig auf.

@methadron
Ich weiss, dass das ein heikles Thema ist, und das bei solchen Themen die, die betroffen sind, Emotionen hochkochen. Eben aus dem Grund weil zur Verarbeitung das Thema durchgekaut wird. Nach und nach glätten sich dann die Wogen, werden aber immer einen kleinen Hubbel übrig lassen an Selbstzweifeln und Gewissensbissen. Das ist nur menschlich. Aus diesem Grund sind mir emotionale Reaktionen lieber als die stumpfsinnigen "So ist die Welt, so sind die Leute, du kannst sie nicht ändern, also behalte dein Geld und lass die machen was sie will."

Daher noch ein Danke, vor allem, dass du auch die Situation selber verarbeitet hast, und darüber in einem Forum sprechen kannst.
 
Danke für eure Ratschläge. Ich werde versuchen für Sie ein unverbindlichen Beratungstermin zu vereinbaren. Die finanzielle Unterstützung habe ich ihr nun versagt.

Wie Ihr bereits geschrieben habt, die Tür kann ich ihr zeigen, den Weg jedoch muss Sie alleine gehen.

Mich verwundert nur eines. Ich finde Alkohol ist die heimtückischte Droge über haupt, findet aber Weltweit hohe Akzeptanz.
 
DukePanic schrieb:
Ich finde Alkohol ist die heimtückischte Droge über haupt, findet aber Weltweit hohe Akzeptanz.

bedank dich bei der lobby...
 
Onkelhitman schrieb:
Auch kann man eben nichts anderes tun als das Gespräch suchen und eben dafür sorgen dass dieser jemand wenigstens bereit ist, zu einem Therapeuten zu gehen. Das kann man tun, es tut nicht weh, vielleicht ein wenig wenn die Person sich weigert, aber das hat keine großspurigen Konsequenzen. Es kostet einen nur ein wenig Zeit.

eben nicht, ein Alkoholiker, der sich seiner Sucht nicht bewusst ist, wird NIE zu einem Therapeuten gehen, denn für ihn ist die Welt in Ordnung, ich habe fast 20 Jahre gebraucht um das zu begreifen, immer wieder das Versprechen, dass er geht und es ist nie etwas passiert. Auch heute noch macht er nur anderen Vorwürfe, er selbst hat nie etwas falsch gemacht.
Bitte verstehe mich nicht falsch, ich ertrage diese Vorschläge "dann geh mit ihm zu einem Therapeuten" einfach nicht mehr und man tut anderen mit solchen Ratschlägen keinen Gefallen, nochmal wenn ein Alkoholiker nicht von sich aus merkt, dass etwas falsch läuft wird er niemals zu einem Therapeuten gehen. Ich könnte hier Geschichten erzählen, die mir keiner glauben wird, wie ich meinem Vater mit 14 gedroht habe, mich selbst umzubringen, wenn er nicht zu einem Therapeuten geht, geändert hat es nichts, er trank weiter und ich ging mit kaputt.
 
@::1
die "lobby" hat auch jedwedes scheitern von prohibitionen zu verantworten. der konsument ist unschuldig. traumtänzer... :kotz:

@te
wie wärs mit dem werksarzt?
 
Heretic Novalis schrieb:
@::1
die "lobby" hat auch jedwedes scheitern von prohibitionen zu verantworten. der konsument ist unschuldig. traumtänzer... :kotz:

der mensch giert nach rauschmitteln, aber gerade alkohol ist eines der schädlichsten... andere, zB marihuana, sind illegal obwohl es erwiesenermaßen weniger schädlich ist und ein geringeres suchtrisiko (eigentlich gar keins...) beinhaltet... aber warum wird marihuana verteufelt und alkohol weiter konsumiert? weil der alkohol ne lobby hat, mariuhuana nicht...

und jetzt geht weiter mit dem ball spielen, traumtänzer
 
@methadron

ich habe fast 20 Jahre gebraucht um das zu begreifen,
Es ändert nichts an meiner Aussage. Ich habe nicht geschrieben, versuche es ihr jahrelang beizubringen. Aber versuchen kann man es. Nur weil du die Situation nur so kanntest, dass der Süchtige sich nicht ändern wollte, heißt es in ihrem Fall noch lange nichts. Ein Mensch ist offener, einer verschlossener. Ändern kann er daran nichts, aber versuchen sie dazu zu bringen diese Therapie zu beginnen, oder versuchen eine kleine Einsicht, dass das Leben SO nicht geht, das kann er.

Wie sie reagiert, was sie macht, darauf hat der Themenersteller keinen Einfluss.

Aber den Versuch starten kann er. Es kostet nicht viel Mühe, und dann hat er es versucht.

Klar siehst du es eben so, weil du eben jahrelang mit deinen Problemen rumgelaufen bist, und im Rückblick es vielleicht hättest anders machen wollen. Das ist aber hätte/wäre/wenn, denn heute gehört es zu deinem Leben dazu, es ist eine prägende Erinnerung und daher weisst du nie, "was wäre wenn" du erst gar nicht auf ihn eingegangen wirst.

Vor allem, da du mals noch Kind warst, ist es natürlich umso schlimmer, aber soweit brauchen wir gar nicht in deine Psyche eindringen.
 
Ich habe während meines Studiums zwei Jahre in der Suchtberatung gearbeitet, ich will nicht sagen, dass jeder süchtige so denkt und handelt, aber es trifft auf viele zu. Und damit möchte ich es für meinen Teil belassen. Wenn der TE helfen will führt kein Weg an einer Beratung vorbei, alles andere bringt gar nichts.
 
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