Zukunftsforschung - Singularität

@Cordesh

Die Behauptung, wir würden, was die technologische Ebene angeht, leben, wie vor 50 Jahren, ist ausgemachter Unsinn. Und man muss kein Kurzweil-Anhänger sein, um das festzustellen.

Und ich habe sogar Belege! :)
http://en.wikipedia.org/wiki/Moore's_Law
http://en.wikipedia.org/wiki/Accelerating_change - Leider wieder Kurzweil-lastig, aber sein Werk ist eben paradigmatisch auf dem Gebiet.

Oder auch mal eine Blickwinkeländerung: Schaue dir nicht die Entwicklung der Menschheit seit 50 Jahren, sondern seit 5.000 Jahren an. Die Kurve geht ganz langsam aufwärts, rüttelt im Mittelalter ein wenig (zumindest, wenn man den Okzident betrachtet) und mit der Neuzeit geht sie immer steiler nach oben.
 
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Man sollte allerdings nicht eine Grafik Leistung/Währung benutzen, Währung kann einen enormen Wertverfall innerhalb weniger Jahre/Monate haben.
Sie dir die USA in letzter Zeit an, habt ihr es mitbekommen? Auf allen Kanälen war ein Coutdown zu sehen, der anzeigte, wann die US-Regierung "abgeschaltet" wird, weil sie ein 14 Billionen U.S. $ Loch im Haushalt haben. Die leben nur noch, weil man mit den Zinsen ein Vermögen verdienen kann.
 
Ich muss dir Recht geben, das verhält sich absolut analog zum gesamten technischen Fortschritt und deshalb stimmt natürlich alles, was du so bisher von dir gegeben hast. :rolleyes:

(Wer Ironie findet, darf sie behalten)
 
Zu dem Thema fällt mir spontan Futurepast, dort wird sehr schön gezeigt, wie sich die Leute der 50er und 60er Jahre die (damalige) Zukunft, also das was wir jetzt als "Gegenwart" betrachten, vorgestellt haben. Zum größten Teil lag man einfach nur schwer daneben (fliegende Autos, permanente Mond- und Marsbasen, reguläre und bezahlbare Touri-Flüge ins Weltall, atomgetriebene Fahr- und Flugzeuge und und und). Damit will ich den Leuten von damals natürlich keinen Vorwurf machen, sondern lediglich darauf hinweisen, dass (kommender) Fortschritt schwer überschätzt werden kann. Ja wir tragen heute die Rechenkapazität eines ehemaligen Supercomputers in Form eines Mobiltelefons mit uns herum, ja unser Internet wird immer schneller, ja die Zahl der Transistoren auf einem Mikroprozessor verdoppelt sich grob alle 18 Monate, wir haben seit einigen Jahren regulär Touchscreens und 3D verlässt das Kino, aber sind das wirklich so bahnbrechende Neuerungen, die die Menschheit als gesamtes voranbringen? Haben wir das weltweite Ernährungsproblem gelöst? Nein, wir verbrennen lieber Grundnahrungsmittel bzw. verwenden deren Anbauflächen, um einen Ersatz für fossile Brennstoffe zu generieren. Haben wir unsere Energieprobleme gelöst? Haben wir tatsächliche, durchführbare Alternativen zu fossilen Brennstoffen und Atomenergie? Und wie lange kennt man diese Probleme schon? Blind optimistisch in die Zukunft zu schauen ist genauso verkehrt wie pessimistisch durchs Leben zu laufen, aber eine Portion Realismus schadet sicher nicht, und die hier gemachten Vorhersagen sind mit entsprechend großen Fehlerbalken und "könnte/würde/sollte sein" behaftet. Wer weiß, 2050 amüsieren sich die Leute dann vielleicht darüber, dass "wir" (manche von uns) 2011 noch geglaubt haben, in ein paar Jahren unsterblich zu sein.
 
Technologische Singularität ist ein extrem interessantes Thema.
Da gibt es auch einige mehr oder weniger spannende Zukunftsszenarien bzw. Weltuntergangstheorien. Stichwort ist z.B. Grey Goo.
Aber auch die Theorien zum Transhumanismus bieten da ein relativ interessantes Feld von Konzepten und Ideen.

Aber ist natürlich auch alles Sci-Fi und nicht viel mehr als Gedankenexperimente ;)

Aber um mal grundlegend zur Diskussion was zu sagen:
Zwar lässt sich die Zukunft nicht vorhersagen, allerdings stimmt es, dass die technologische Entwicklung immer schneller vorranschreitet. Das gesamte Wissen der Menschheit verdoppelt sich alle paar Jahre. Nach oben hin ist diese Entwicklung scheinbar offen, begrenzt von den Regeln der Physik (Die wir immer noch nicht auch nur annähernd durchschaut haben, siehe z.B. http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-13259-2011-04-08.html). Demzufolge ist die pessimistische Ansicht, wir würden noch so Leben wie vor 50 Jahren natürlich völlig an der Realität vorbei. Ironisch, dass so ein Satz in einem Computerforum gepostet wird ;) Aber das war wohl auch eher ein ankreiden der gesellschaftlichen Entwicklung, nicht der technologischen. (Wobei auch das nicht stimmt, siehe z.B. Stichwort Gleichgeschlechtliche Ehe)

Ich jedenfalls freue mich über jeden Durchbruch, jede Entwicklung und jeden technologischen Fortschritt. Und ja, ich bin überzeugt davon, dass die Welt in 100 Jahren wieder völlig anders aussieht als heute und dass wir Dinge erreicht haben, die uns heute unendlich weit weg schienen. Man muss sich nur einmal überlegen, wie das Jahr 2011 auf einen Besucher aus dem Jahr 1911 wirken muss.
 
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hill01 schrieb:
Zum größten Teil lag man einfach nur schwer daneben (fliegende Autos, permanente Mond- und Marsbasen, reguläre und bezahlbare Touri-Flüge ins Weltall, atomgetriebene Fahr- und Flugzeuge und und und). Damit will ich den Leuten von damals natürlich keinen Vorwurf machen, sondern lediglich darauf hinweisen, dass (kommender) Fortschritt schwer überschätzt werden kann.

Oder schwer unterschätzt wird: http://www.baradine.com/html/bara1017.htm ;)
 
Was dann auch nur wieder zeigt, wie schwer es ist, die Zukunft korrekt "vorherzusagen". Wenn man damals schon gewußt hätte, dass man irgendwann mal Strukturbreiten im zweistelligen Nanometer-Bereich beherrschen und damit Milliarden von Transistoren auf engstem Raum unterbringen können wird, dann hätte die Sache auch anders ausgehen. Aber ausgehend von dem was man aktuell kennt, und "die Wissenschaft wird dann schon eine Lösung finden wenn es soweit ist" kann man ungefähr jede Vorhersage treffen.
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man keine "Wunder" durch technologischen Fortschritt erwarten sollte bzw. sich diese so langsam im Alltag ausbreiten, dass sie garnicht als solche wahrgenommen werden.
 
snow1 schrieb:

Das ist eine ziemlich schlechte Fälschung. Siehe hier:
http://www.snopes.com/inboxer/hoaxes/computer.asp

Bei dem exponentiellen Anstieg von Wissen muss man vorsichtig sein. Es wird viel publiziert, kaum einer liest es. Deswegen ist da 'ne Menge Doppelung drin, manche tragen auch einfach nichts bei (ala Guttenberg), zudem hat sich der Stil in der Wissenschaft verändert. Das ständig irgendwelche Konferenzbeiträge etc. veröffentlicht werden und ein einfacher wissenschaftlicher Mitarbeiter eine zweistellige Zahl an Papern publiziert, war wohl nicht immer so. Die Ergebnisse werden kleinteiliger in die Welt gesetzt. Aber genau die Zahl der jährlichen Publikationen wird gerne als Menge des Wissens verwendet.
 
Wir können ja wetten. Wenn deine Voraussagen für die entsprechenden Jahre zu treffen, bekommst du ne Million. Andernfalls ich.
 
Das setzt eigtl ein Höchstmaß an künstlicher Intelligenz vorraus. Für mich wirkt dieses Thema wie eine Hochrechnung laut der man ab einem bestimmten Zeitpunkt die "vollkommende künstliche Intelligenz" erreichen würde.
Persönlich trete ich dem eher skeptisch entgegen, da Computer wirklich "dumm" sind und nur stupide die Befehlssätze abgrasen.
Das Grundproblem wäre demnach etwa so, dass du dem PC eine Befehlsstruktur "beibringen" müsstest, die darauf ausgelegt ist eigene Schlüsse zu ziehen. Finde den Begriff künstliche "Intelligenz" etwas fehl am Platze, bzw irreführend weil er dem PC Intelligenz suggeriert.

"Also man kann die Zukunft TEILWEISE vorhersagen."
Du kannst für vermutete Szenarien Warscheinlichkeiten angeben, das geht aber direktes "vorhersagen" gibt es nicht. Lediglich für äußerst große Körper geht das, falls dir Heisenbergsche Unschärferelation ein Begriff ist.

Also denke ich sind eher nur Mutmaßungen oder Wunschdenken möglich, etwaige Links sind nichts desto trotz recht interessant falls jmd welche hat.
Wird denke ich mit ähnlicher Begeisterung verfolgt wie mögliche Quantencomputer und die nutzen für den "normalen" Mensch, da gibts hier irgendwo auch noch nen Thread mit einem interessanten Link.


Ich glaub wir werden eher ein Ei sich zusammensetzen sehen, das anschließend auf den Tisch zurückspringt nachdem es 1x am Boden zerschellt ist (und ja das ist physikalisch möglich nur extrem unwarscheinlich^^).


>Ich schreibs mal hier in den alten Thread, weil der neue gerade geschlossen wurde während ich getippt habe und es vllt doch noch jmd interessiert<
 
Früher Asimov hat humoide Roboter vorausgesagt und heute gibt es humanoide Roboter...
Man hat Fusionskraftwerk vorausgesagt (ich erinnere mich an sim city ) und heute will man eins bauen ITER...
 
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Man hat Fusionskraftwerk vorausgesagt (ich erinnere mich an sim city ) und heute will man eins bauen ITER...
Vorausgesagt ist gut - seit 50 Jahren forscht man daran und der ITER ist bei weitem nicht der einzige Versuchsreaktor.

Zukunftsforschung über einen längeren Zeitraum (20 Jahre) kann man getrost vergessen. Gesellschaftspolitische Änderungen können innerhalb eines Jahrzehnts dafür sorgen, dass wir alle gemeinsam in die Welt hinausgehen und forschen oder alle gemeinsam Hartz4 TV gucken. (vgl Biedermeierzeit und 2. Entdeckerzeit)

An die technologische Singularität glaube ich schon gar nicht, da sie an zu vielen Grundbedürfnissen der Menschen vorbeischrammt und diese nur bedingt befriedigt.
 
Sherman123 schrieb:
An die technologische Singularität glaube ich schon gar nicht, da sie an zu vielen Grundbedürfnissen der Menschen vorbeischrammt und diese nur bedingt befriedigt.

Genau, so wie im Kapitalismus. Der kann sich komischerweise astrein reproduzieren, obschon die menschliche Bedürfnisbefriedigung sehr schlecht funktioniert (quasi als Abfallprodukt für wenige). Und was hat das mit Glauben zu tun? Geht es hier nicht um Argumente?

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Ich verstehe nicht, wie man diesen obskuren Unfug der "technologischen Singularität" Ernst nehmen kann. Dieser technokratische Irrationalismus hat erfahrungsgemäß noch nie Recht gehabt. Die Geschichte steht also schon mal nicht auf seiner Seite.
 
Abe81 schrieb:
Ich verstehe nicht, wie man diesen obskuren Unfug der "technologischen Singularität" Ernst nehmen kann. Dieser technokratische Irrationalismus hat erfahrungsgemäß noch nie Recht gehabt. Die Geschichte steht also schon mal nicht auf seiner Seite.

Wie auch immer die Geschichte nicht auf der Seite von etwas stehen kann, was per Definition erst in der Zukunft (und dann nur einmal) eintreffen kann. Tatsache ist, dass sich das menschliche Wissen alle paar Jahre stark vervielfältigt hat und das die Geschwindigkeit der Verfielfältigung ansteigt. Einen Break-Even Point zu erwarten, wo sich das ganze verselbstständigt ist imho ein denkbares Szenario.
 
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Nossi schrieb:
Wie auch immer die Geschichte nicht auf der Seite von etwas stehen kann, was per Definition erst in der Zukunft (und dann nur einmal) eintreffen kann.

Du hättest es dir einfacher gemacht, hättest du gleich gefragt, wie überhaupt die Geschichte auf der Seite von etwas oder jemanden stehen kann. Aber dann wäre dir auch aufgefallen, daß es eine polemische Wendung ist, um geschichtsphilosophischen Pessismismus zum Ausdruck zu bringen. Dann wär's aber auch mit der schönen Sophisterei hier vorbei... das wäre ja schade.

Nossi schrieb:
Tatsache ist, dass sich das menschliche Wissen alle paar Jahre stark vervielfältigt hat und das die Geschwindigkeit der Verfielfältigung ansteigt. Einen Break-Even Point zu erwarten, wo sich das ganze verselbstständigt ist imho ein denkbares Szenario.

Was mich doch ziemlich zum Schmunzeln brachte, ist dein unbewusster Schachzug, erst mein Argument widerlegen zu wollen, um es dann selbst zu nutzen.
Du hast mir unterstellt, ich würde einen Determinismus in die Geschichte legen. Eben dies machst du ja auch, da du behauptest, eine Entwicklung in der Vergangenheit würde - natürlich mit gewisser Kontingenz, wir sind ja kein Großkotz - ein Ereignis in der Zukunft plausibel machen.

Nur mime ich hier den Fortschrittspessimisten, du den -optimisten. Was auch gar nicht der Rede wert wäre, wäre es nur diese Differenz.
Mir ging es mit dem polemischen Zwischenruf oben darum, diese irrationale Vorstellung von Gesellschaft zu denunzieren; in dem Szenario besteht Gesellschaft nur aus einer Kummulation von positiver Erkenntnis und die richtige Sozialtechnik wird's schon wuppen, uns in eine gloreiche Zukunft zu katapultieren. Und da werden dann so Szenarien aufgemacht, die in den billigsten Science-Fiction-Filmen ganz richtig als Vorlage für Dystopien genutzt werden, nur die Apologeten diesesr Hobby-Futuristen sehen das nicht.
Dieses Bramarbasieren über 'technologische Singularitäten' sagt mehr über die Misere der Gegenwart aus, als über die Zukunft.
 
klassischer fall von zukunftsüberschaetzung. was haben die wissenschaftler vor ca. 100 jahren entdeckt? kann irgendeine figur heute da mithalten? nix neues im westen und das wird noch eine ganze weile so bleiben. willkommen in der degression.
 
@John Connor: Auch wenn du mit der "Zukunftsüberschätzung" teilweise Recht hast, kann man nicht behaupten, dass die Wissenschaftler und Forscher heutzutage nichts Großes mehr vollbringen; meiner Meinung nach hat jeder, der was anderes behauptet, höchstens die Bildung eines Grundschülers, aber wurde noch nie mit den immer noch relativ verständlichen Kompliziertheiten der Moderne konfrontiert, die nämlich das Gegenteil beweisen, von den wirklich komplizierten Sachen ganz zu schweigen.

Sicher ist beachtlich, was damals geleistet wurde, erstrecht wenn man bedenkt, dass die heutigen Mittel wie allein schon Taschenrechner/Rechenmaschinen im Allgemeinen nicht zur Verfügung standen, und sicher wurden bis vor einiger Zeit sehr bedeutende Grundlagen entdeckt. Das Problem ist aber nunmal, dass die Grundlagen irgendwann entdeckt sind. Von da an kann man tendenziell nur noch Kleinigkeiten oder Sachen, die auf den Grundlagen aufbauen und teilweise unvorstellbar kompliziert sind, entdecken. Außerdem waren große wissenschaftliche Entdeckungen damals noch viel bedeutender als heute, denn die Informationen, mit denen der Mensch mittlerweile umgehen muss, sind doch deutlich umfangreicher geworden, sodass man gar nicht mehr jede "Kleinigkeit", die für einen selbst nicht wirklich von Relevanz ist, wahrnehmen kann.
 
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