Prozessoren: Intel trägt das Tick-Tock-Modell zu Grabe

Volker Rißka
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Prozessoren: Intel trägt das Tick-Tock-Modell zu Grabe

Inoffiziell ist das Tick-Tock-Modell schon seit dem „Haswell Refresh“ begraben. Jetzt beerdigt Intel das Konzept auch ganz offiziell. Spätestens mit der nächsten Prozessor-Neuvorstellung, Codename Kaby Lake, hinter der sich erneut nur ein optimiertes Vorgänger-Modell verbirgt, ist das bisherige Modell endgültig unhaltbar.

In der alljährlichen 10-K-Mitteilung (PDF) erklärt Intel auf Seite 17 des 151 Seiten fassenden Dokuments nicht nur die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in den letzten Jahren, sondern umreißt auch die Pläne für die Zukunft. Demnach ist das bisherige Tick-Tock-Modell bei Intel nicht mehr haltbar, in dem im jährlichen Wechsel einmal die Fertigungstechnik verkleinert wurde (Tick), während im darauffolgenden Jahr eine neue Architektur eingeführt wurde (Tock), die wiederum im Jahr darauf mit der nächsten Fertigungstechnik verkleinert wurde (Tick).

Seit zwei Jahren faktisch am Ende

Bereits vor zwei Jahren war mit der Verspätung der Broadwell-Prozessoren und dem Einschub des Haswell Refresh, hinter dem sich zu dieser Zeit aber nichts weiter als leicht gesteigerte Taktraten verbargen, das Ende des Tick-Tock-Modells absehbar, wenngleich Intel betonte, die Kurve noch einmal kriegen zu wollen. Die Skylake-Prozessorfamilie folgt daraufhin Mitte 2015 fast wieder im Plan. Nahezu zeitgleich gab Intel jedoch bekannt, dass sich die 10-nm-Fertigung weiter verzögert und stattdessen eine weitere Runde in 14 nm gedreht wird: Kaby Lake. Geboren war dort das nun offiziell enthüllte neue Modell „Process-Architecture-Optimization“.

Intels Tick-Tock-Modell ist nicht mehr
Intels Tick-Tock-Modell ist nicht mehr (Bild: Intel)

Der Druck durch die Konkurrenz wächst

Der neue Plan gilt zudem nicht nur für die 14-nm-Fertigung. In der Mitteilung spricht Intel auch direkt die 10-nm-Fertigung an. Mit dem Start der Cannonlake-Prozessoren im zweiten Halbjahr 2017 werden mindestens zwei weitere Jahre in 10-nm-Fertigung folgen. Mit der Einführung der 7-nm-Fertigung ist demnach bei Intel nicht vor 2020 zu rechnen.

Die Foundrys rund um TSMC und die IBM-Allianz inklusive Samsung und Globalfoundries haben in den letzten Jahren aufgeholt, wenngleich die Fertigungstechniken untereinander nicht vergleichbar sind – wo 14 oder 16 nm angegeben wird, liegt nicht immer auch die genannte Fertigung zu Grunde. TSMC geht mit großen Schritten auf die 7-nm-Fertigung zu, ab dem Sommer 2016 soll die 10-nm-Fertigung in Serie produziert werden, Anfang 2017 die 7-nm-Herstellung in den Status der Risikoproduktion gehen. Nach bisherigem Wissensstand entspricht TSMCs 7-nm-Produktion unter der Lupe ungefähr Intels 10-nm-Fertigung, wenngleich viele Größen beider Hersteller noch unbekannt sind. Intel selbst sah sich zuletzt als weiterhin führend an. So oder so wäre das aber das erste Mal seit vielen Jahren, dass Intel keinen teilweise jahrelangen Vorsprung durch Technik mehr vorweisen könnte.

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