Dating-App: Grindr hat Daten über den HIV-Status weitergegeben

Frank Hüber
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Dating-App: Grindr hat Daten über den HIV-Status weitergegeben
Bild: kalhh | CC0 1.0

Die auf homosexuelle Männer spezialisierte Dating-App namens Grindr hat die Daten ihrer Nutzer mit zwei weiteren Unternehmen geteilt – darunter neben E-Mail-Adresse, IMEI und GPS-Daten auch den HIV-Status sowie den Zeitpunkt des letzten HIV-Tests, sofern der Benutzer diese Information in seinem Profil hinterlegt hat.

Bei den beiden Unternehmen handelte es sich um Apptimize und Localytics, die beim Optimieren helfen sollen. Die den Erkenntnissen der Weitergabe zugrundeliegende Untersuchung stammt von einer norwegischen Non-Profit Organisation namens SINTEF, die bereits im Februar 2018 für eine schwedische Fernsehproduktion („Plus granskar“) eine Analyse über GitHub veröffentlicht hatte, nach derer Grindr diverse Tracker enthält. Besonders gefährlich ist dies für Nutzer in eher homophob geprägten Gegenden, weil die Daten eine Lokalisierung via GPS ermöglichen.

Übertragung der Daten teils im Klartext

Das Problem sei die Verbindung des HIV-Status' mit den anderen Informationen, sagt Antoine Pultier, dem das Problem aufgefallen war. Darüber hinaus teile Grindr auch Informationen über Alter, Beziehungsstatus, sexuelle Präferenzen, Ethnizität, IMEI und GPS-Daten mit Werbeagenturen – und das häufig im Klartext. So ist es theoretisch denkbar, dass jeder, der das Netzwerk betreibt oder beobachtet und über technisches Know-How verfügt, die Daten einsehen könnte.

HIV-Status wird künftig nicht mehr geteilt

Grindrs technischer Direktor Scott Chen betonte gegenüber BuzzFeed zwar, dass die Nutzerdaten nicht weiterverkauft werden, und auch Apptimize und Localytics vertraglich eine weitere Nutzung untersagt sei. Dennoch gab das Unternehmen am Ostermontag bekannt, dass es den HIV-Status künftig nicht mehr mit Dritten teilen wolle.

Erinnerung an HIV-Test als Grund für Weitergabe

Dies sei jedoch nicht als Schuldeingeständnis zu werten, sondern stelle nach Aussagen des Sicherheitsbeauftragten von Grindr, Bryce Case, lediglich eine Maßnahme dar, um den Nutzern die Angst zu nehmen. Er betont, dass der HIV-Status nur mit Apptimize geteilt wurde, um eine neue Funktion der App zu ermöglichen, mit der sich der Benutzer bei Bedarf erinnern lassen kann, wann der nächste HIV-Test fällig ist. Dies sei darüber hinaus auch verschlüsselt übertragen worden. Bereits letzte Woche habe das Unternehmen damit aufgehört, die Daten über den Gesundheitszustand zu teilen, als die Funktion für alle Nutzer in die App eingebunden wurde. Localytics nutze man hingegen, um das Verhalten zu analysieren.

Kein Cambridge Analytica

Aufgrund der jüngsten Enthüllungen über Cambridge Analytica, die über eine Umfrage-App unerlaubterweise Informationen von Millionen Facebook-Nutzern ohne ihr Wissen gesammelt hatte, ist das Thema in den öffentlichen Fokus gerückt. Case betont, dass die Daten lediglich für das Debuggen und Optimieren der App geteilt wurden. „Wir haben die Bedürfnisse der Nutzer sorgfältig gegenüber jenen der Werbeagenturen abgewogen. Das Vertrauen unserer Nutzer ist vorrangig.

Weltweit hat Grindr knapp 3,6 Millionen Nutzer, darunter auch circa 177.000 in Deutschland.