Volkswagen: Software-Chef muss nach zwei Wochen wieder gehen

Nicolas La Rocco
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Volkswagen: Software-Chef muss nach zwei Wochen wieder gehen
Bild: Volkswagen

Nach keinen zwei Wochen im Amt hat Volkswagens Software-Chef Christian Senger seinen Posten wieder räumen müssen, berichtet das Handelsblatt. Bei Car.Software.Org soll ein einheitliches Betriebssystem für den gesamten Konzern entstehen. Sengers Vorgehen, das Projekt zu zentralisieren, soll auf wenig Gegenliebe gestoßen sein.

Die Car.Software.Org war seit Anfang 2019 Sengers Projekt, wo langfristig bis zu 10.000 Mitarbeiter ein einheitliches Betriebssystem für den Volkswagen-Konzern entwickeln sollen, um den Software-Eigenanteil im Konzern bis zum Jahr 2025 auf mehr als 60 Prozent zu steigern. Wie das Handelsblatt berichtet, liege der Anteil derzeit bei gerade einmal 10 Prozent. Die Software stamme stattdessen von Zulieferern wie Continental, Bosch und LG und werde bei Volkswagen lediglich aufeinander abgestimmt und zum Laufen gebracht.

Vorstandschef Herbert Diess hatte Senger von BMW, wo er für die i-Reihe zuständig war, zu Volkswagen geholt und zum Entwicklungsleiter der Elektrobaureihe ID gemacht. Auf den ID.3 soll noch 2020 der ID.4 folgen. Seit 1. Juli war Senger offizieller Chef von Car.Software.Org, bevor er von seinen Aufgaben entbunden wurde. Senger soll aber im Volkswagen-Konzern gehalten werden, wie das Handelsblatt aus Unternehmenskreisen berichtet, an seine Position rücke künftig jedoch Audi-Chef Markus Duesmann. Die Entwicklung eines einheitlichen Betriebssystems habe weiterhin oberste Priorität.

Probleme mit zentraler Entwicklung

Senger sollen die bei Volkswagen vielen Fraktionen mit ihren Mitspracherechten Probleme bereitet haben. Bei BMW war er es gewohnt, dass Entscheidungen vom Vorstand gefasst und dann umgesetzt werden. Bei der Car.Software.Org wollte Senger die Kompetenzen aus mehreren Bereichen des Volkswagen-Konzerns zentral bündeln, anstatt die einzelnen Marken jeweils für sich an dem Betriebssystem arbeiten zu lassen.

Das wiederum sei bei den Führungskräften der Konzernmarken auf wenig Gegenliebe gestoßen, da Einbußen bei Einfluss und Macht befürchtet wurden. Aber auch bei den Betriebsräten soll es wenig Begeisterung für diese neue Herangehensweise gegeben haben. Zum Beispiel mussten die einzelnen Tarifverträge der Marken für die Car.Software.Org aufeinander abgestimmt werden. Ein Insider berichtete gegenüber dem Handelsblatt, dass Senger „immer neue Ressourcen angefordert hat, ohne aber zu erklären, was er eigentlich vorhat.“ Die Widerstände sollen letztlich zu groß geworden sein und sich Senger zu viele Feinde gemacht haben.

Umbau der zweiten Führungsebene

Die Personalentscheidung ist auch eine Machtdemonstration von VW-Chef Diess, heißt es aus Konzernkreisen. Sengers Abgesang ist nur einer von vielen, wie die Fortgänge von Andreas Renschler und Thomas Sedran als Chefs der Sparten Lastwagen und Vans zeigen. Škoda-Chef Bernhard Maier hat seinen Posten ebenfalls verlassen müssen. Für VW, Seat und Audi ist in den vergangenen Wochen jeweils ebenso eine neue Leitung bestellt worden. Der Umbau sei in den vergangenen Monaten von Diess vorbereitet worden. Der VW-Chef habe die Maßnahmen mit dem Betriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh und Vertretern der Eigentümerfamilie Porsche/Piëch abgesprochen.