Chipmangel: Immer mehr Autohersteller müssen Produktion pausieren

Jan-Frederik Timm
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Chipmangel: Immer mehr Autohersteller müssen Produktion pausieren

Immer mehr Automobilhersteller müssen ihre Produktion infolge ausbleibender Chip-Lieferungen drosseln. Zulieferer Continental spricht mit Verweis auf das Erdbeben in Japan und den Schneesturm in Texas von höherer Gewalt, der größte Einflussfaktor dürfte aber die hohe globale Nachfrage nach Chips sein.

Engpässe sind die Regel, nicht die Ausnahme

In dieser Woche haben unter anderem BMW, die BMW-Marke Mini, VW und die VW-Marke Seat Produktionskürzungen angekündigt. BMW stoppt die Produktion am Freitag und Montag im Werk in Regensburg, bei Mini werden im Werk in Oxford am Freitag und nach dem langen Wochenende am Dienstag und Mittwoch die Bänder ruhen. Jaguar Land Rover hat bereits diese Woche Pausen im Werk in Großbritannien eingelegt. Bei Daimler sind Mitarbeiter in den Werken Bremen und Rastatt in Kurzarbeit und VW war jetzt auch in Bratislava zu Kürzungen gezwungen.

Stellantis, Mutterkonzern der Marken Abarth, Alfa Romeo, Chrysler, Citroën, Dodge, DS Automobiles, Fiat, Lancia, Maserati, Opel, Peugeot, Vauxhall, verbaut wiederum bei einem ersten Modell von Peugeot wieder eine analoge statt eine digitale Cockpit-Anzeige und bietet das Fahrzeug dafür etwas günstiger an. Die Liste ließe sich beliebig lange fortsetzen, quasi jeder Hersteller ist mit wechselnder Brisanz betroffen.

Continental versucht Schadensersatz abzuwenden

Verträge mit den Zulieferern gestatten es Autoherstellern dabei durchaus, Schadensersatzansprüche geltend zu machen. Der Zulieferer Continental hat in dieser Woche deshalb die Höhere-Gewalt-Klausel erklärt, um diese Ansprüche für nichtig zu erklären. Laut WiWo verweist Continental auf das Erdbeben in Japan sowie die Schneestürme in Texas früher im Jahr als Ursache für die aktuell nicht erfüllten Lieferverpflichtungen.

Extreme Nachfrage nach Chips

Es liegt nahe, dass diese Naturereignisse – oder ein Stromausfall bei TSMC in Folge von Bauarbeiten – die Verfügbarkeit der Bauteile weiter unter Druck gesetzt haben, im Einzelfall sogar die Hauptursache sind. Das grundlegende und seit Monaten vorherrschende Problem dürfte aber der extremen Nachfrage geschuldet sein. Das haben zuletzt zahlreiche Quartalsberichte – auch von Autoherstellern – und Firmen in der IT-Branche deutlich gemacht, die gegenüber dem Vorjahr gravierend gestiegene Umsätze ausgewiesen haben. Die Halbleiterbranche kann diesen Bedarf aktuell nicht bedienen.

Bei Apple gipfelte der Nachfrage-Boom im 2. Quartal des Fiskaljahres 2021 beispielsweise in 66 Prozent höheren Umsätzen mit iPhones, die Apple nur absetzen konnte, weil aus den Werken von TSMC genug Apple-Silicon-Chips bereitgestellt werden konnten. Und der A14 Bionic ist nur einer von zahlreichen Chips im iPhone.