Probleme für IT-Industrie: Wochenlange Stromabschaltung in China

Update Volker Rißka
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Probleme für IT-Industrie: Wochenlange Stromabschaltung in China
Bild: Leon Liesener | CC BY-SA 3.0

China schaltet den Strom in diversen Regionen von nun an angeblich regelmäßig ab und stellt die IT-Industrie vor neue Probleme. Viele Firmen unterhalten Produktionszweige auf dem Festland, viele Test- und Packaging-Zentren namhafter Unternehmen liegen dort. Erste ziehen Konsequenzen.

Neuer Schlag für die IT-Industrie

Bis zu vier oder gar fünf Tage haben die Industriezentren keinen Strom, heißt es in Medienberichten aus Taiwan, seit Sonntag bis kommenden Freitag sollen die Bänder stillstehen. Diese erste Phase könne mit Inventarbeständen überwunden werden, erklärten die Firmen an der taiwanischen Börse, um die Aufregung darüber etwas zu beruhigen.

Die Liste der betroffen Firmen ist lang, denn sie sind auf diese Hersteller von kleinen Bauteilen, PCBs und oder auch den Firmen, die diese dann teste und verpacken, angewiesen. So liest sie sich wie das Who-is-who der Branche: Apple, Tesla, Intel, Nvidia, Qualcomm, NXP, Infineon, Pegatron, Foxconn-Zulieferer und weitere sollen die Auswirkungen zu spüren bekommen.

Zu wenig Strom? Zu teuer? Umweltschutz?

Auf der Frage nach dem Warum wird als erstes Chinas neue Politik angeführt, sich stärker dem Umweltschutz zu widmen. Die Kohlekraftwerke sind in Chinas Energieerzeugung der wichtigste Baustein, doch ihr Ruf hat auch in Asien gelitten. Kürzlich erklärte China, auf den Bau von neuen Kohlekraftwerken im Ausland zu verzichten. Im Inland geht es aber munter weiter, denn die Industrie lechzt nach Strom, weshalb die Regierung fleißig weiter baut und nur erklärte, bis zum Jahr 2030 lediglich CO2-Emissionen zu reduzieren. Bis 2060 soll das Land CO2-neutral sein, was eine monumentale Aufgabe sein dürfte.

Die Abschaltungen jetzt sollen eine kurzfristige Reaktion genau auf diese Ankündigungen sein. Passend dazu spielen aber auch die derzeit hohen Preise für Kohle und Gas im Weltmarkt bei ohnehin sehr hoher Nachfrage dort mit hinein. Aber nicht nur Fabriken sind betroffen, auch weitere Bereiche des Lebens sollen Einschränkungen erfahren. Unter anderem sollen Klimaanlage nicht unter 26 Grad eingestellt werden, Shopping-Malls geschlossen und Fahrstühle außer Betrieb gesetzt werden. Das Gesamtbild und Ausmaß dürfte in den kommenden Stunden klar werden.

Update

Die Stromabschaltungen wurden zur Mitte der Woche noch ausgeweitet. Laut Medienberichten aus Taiwan sind nun rund 20 Provinzen betroffen, die vom Südwesten die Küste hinauf bis in den Nordwesten Chinas reichen, aber auch einige Provinzen im Landesinneren einschließlich Peking und Shanghai in gewissen Teilen betreffen. Am stärksten betroffen sind Provinzen wie Liaoyang und Kunshan. Die Meldungen über die Abschaltungen bestimmen nun einen Großteil in den taiwanischen Tech-Medien, allein DigiTimes hat fünf Artikel zur der Thematik binnen Stunden am gestrigen Tage veröffentlicht, diverse Massenmedien gehen mit. Dass die News überwiegend von hier kommen, liegt an dem Stammsitz der Unternehmen, denn in Taiwan müssen sie bei Problemen Pflichtmitteilungen an die Börse übermitteln.

Mittlerweile sind nicht nur PCB-Produzenten und IC-Zulieferer betroffen, sondern auch Branchenriesen der Halbleiterindustrie wie ASE und GlobalWafers. Mit einer Rückkehr zur Normalität wird im Oktober nach anfänglichem Optimismus nicht gerechnet, erste Analysten kürzen sogar bereits die Prognose für Chinas Wirtschaftswachstum in diesem Jahr. In Kürze könnte zudem eine neue Art Rationierung anhand diverser Kriterien in Kraft treten.

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