Foundry-Gerüchte: Intel will eigene TSMC-N3-Produktionslinien

Volker Rißka
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Foundry-Gerüchte: Intel will eigene TSMC-N3-Produktionslinien
Bild: TSMC

Der Besuch des Intel-CEOs in Taiwan und das Treffen mit TSMC ist kaum vorbei, da gibt es angeblich erste Details daraus. Demnach strebt Intel für mindestens drei Jahre den umfangreichen Support von TSMC an, eigene N3-Produktionslinien inklusive. TSMC soll angeblich bereit sein, sofern Intel vorab dafür zahlt.

Intel weiß: Ohne TSMC geht es erstmal nicht

Intels Chef Pat Gelsinger überrascht einmal mehr mit einem aggressiven Vorgehen, sofern sich diese Meldungen als wahr herausstellen. Während Intel versucht, eigene Kapazitäten aufzubauen und die Lücke zu TSMC bei der Technologie zu schließen, vergisst der CEO nicht, dass es bis dahin dennoch konkurrenzfähige Produkte braucht, die auch Kooperationen mit dem Konkurrenten notwendig machen könnten. Denn das geht heutzutage nicht mehr nur durch eine ausgefallene Architektur allein, es muss Hand in Hand gehen mit einem der besten Fertigungsprozesse. Und dieses hat in den kommenden zwei, drei Jahren definitiv nur TSMC und kein anderer Hersteller. ComputerBase hatte das zuletzt bereits in der Meldung „Intel und TSMC: Ohne die weltbeste Foundry geht es nicht“ zusammengefasst.

Das komplette Fertigungsportfolio im Blick

Laut Medienberichten aus Asien will Intel die aktuelle N7-Fertigung mit Ableger N6, den Schritt N5 mit der verbesserten Variante N4 sowie natürlich in Zukunft N3 nutzen. Die interessanteste Aussage kommt dabei definitiv zur N3-Lösung, wonach hier eigene Produktionslinien angestrebt würden. Angeblich sei TSMC zu einer Übereinkunft bereit, sofern Intel dafür vorab das Geld bereitstellt. Dabei sollen großen Mengen an Chips im Spiel sein, Intel könnte demnach binnen zwei Jahren einer der drei größten TSMC-Kunden sein – nach Apple und AMD. Schon jetzt Ist Intel kein kleiner Kunde von TSMC, von den bis zu 20 Prozent Fremdfertigung, die Intel insgesamt nutzt, kommt ein sehr großer Anteil aus Taiwan.

Erste Analysten schlagen als Reaktion auf die Meldungen bereits Alarm und verweisen darauf, dass sich TSMC damit auf ein gefährliches Spielfeld begebe. Denn TSMC sieht sich selbst eigentlich so etwas wie „die Schweiz in der Halbleiterindustrie“: TSMC macht Geschäfte mit jedem und bleibt dabei möglichst neutral – allerdings nur solange, wie das Geld stimmt. So richtig neu wäre eine engere Kooperation mit Intel daher gar nicht.

Mit Apple verhält es sich derzeit ähnlich. Für Apple sind die Produktionslinien zum Start auch quasi exklusiv reserviert, durch eine ordentliche Bezahlung wird das sichergestellt. Später, wenn Apple den nächsten Schritt nach oben geht, werden die Linien für andere Kunden frei. Intel dürfte letztlich einen ähnlichen Stand anstreben, wenngleich in vermutlich etwas kleinerem Rahmen als Apple.

Selbst wenn Intel in einigen Jahren kurzfristig abspringen würde, wie es Analysten ebenfalls befürchten, dürfte die Schlange dahinter für freiwerdende Ressourcen nicht kurz sein. Der unfreiwillige Austritt von Huawei, die einmal 15 Prozent Umsatz bei TSMC ausmachten, wurde binnen sehr kurzer Zeit komplett aufgefangen.

Intels Fertigung war zuletzt immer zu spät dran

Auf der anderen Seite sollten Intels Aussagen zu dem angeblich guten Stand bei den eigenen kommenden Fertigungsschritten stets auf die Goldwaage gelegt werden. Denn das wurde auch bei 10 nm für Cannonlake behauptet, später beim 10-nm-Refresh ab Ice Lake und nun schon wieder ziemlich gebetsmühlenartig beim kommenden 7-nm-Ableger, der Intel 4 getauft wurde. Vielleicht sieht es dort doch gar nicht so rosig aus, dass man TSMC schlichtweg braucht?