5G-Spektrum: Telekom will Frequenzen unter 700 und ab 6.425 MHz nutzen

Nicolas La Rocco
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5G-Spektrum: Telekom will Frequenzen unter 700 und ab 6.425 MHz nutzen
Bild: Deutsche Telekom

Die Telekom rechnet bei einem gleichbleibenden Anwendungsverhalten der Nutzer mit einer Steigerungsrate von 30 bis 40 Prozent jährlich für das Datenvolumen im Mobilfunk. Letztes Jahr wurden im Mobilfunknetz der Telekom rund 1,83 Milliarden Gigabyte übertragen. Den steigenden Bedarf sollen zusätzliche Frequenzressourcen tragen.

Die über 53 Millionen Kunden der Deutschen Telekom haben letztes Jahr im Mobilfunknetz 230 Millionen Gigabyte mehr als noch im Vorjahr transportiert. Zwischen den Jahren 2015 und 2021 hat sich das Datenvolumen im Mobilfunk allgemein verneunfacht und kommt laut Bundesnetzagentur auf mittlerweile 5,16 Milliarden Gigabyte im letzten Jahr. Um den Bedarf auch künftig decken zu können und die Netze noch breiter aufzustellen, macht sich die Telekom in einem Beitrag für die Nutzung der Frequenzen im Bereich unterhalb von 700 MHz sowie oberhalb von 6 GHz stark.

Nachteil gegenüber Nachbarländern

Frequenzen seien ein knappes Gut in Deutschland, erklärt der Netzbetreiber, die sich nicht nur Telekommunikationsunternehmen, sondern auch weitere Akteure wie Rundfunkunternehmen, das Militär oder Amateurfunker teilen müssten. Über alle Mobilfunkanbieter verteilt stehen in Deutschland derzeit 990 MHz Spektrum in verschiedenen Frequenzbändern zur Verfügung. Das Unternehmen kritisiert, dass diese Menge nicht dem insgesamt in Europa für den Mobilfunk vorgesehenen Umfang an Frequenzen entspreche, da momentan rund 250 MHz von Politik und Regulierung für andere Nutzungen wie private Industrie oder Militär zurückgehalten würden. Im Vergleich zu den Betreibern in europäischen Nachbarländern seien deutsche Netzbetreiber deshalb deutlich benachteiligt, erklärt die Telekom.

Derzeitige Mobilfunkfrequenzen in Deutschland
Derzeitige Mobilfunkfrequenzen in Deutschland (Bild: Bundesnetzagentur) 

470 bis 694 MHz für Mobilfunk in der Fläche

Die mittelfristigen Anforderungen seitens der Kunden, aber auch der Politik, an die Leistungsfähigkeit der Mobilfunknetze in Deutschland sei nur mit weiteren Frequenzressourcen zu erfüllen. Konkret hat es die Telekom auf die Frequenzbereiche unterhalb von 700 MHz sowie oberhalb von 6 GHz abgesehen. Der Netzbetreiber würde gerne das Spektrum von 470 bis 694 MHz nutzen, um damit große Flächen ökonomisch und ökologisch nachhaltig mit Mobilfunk zu versorgen. Dieser Frequenzbereich wird allerdings für die terrestrische Rundfunkversorgung (DVB-T2) genutzt, nachdem im Rahmen der Digitalen Dividende II der ehemals von DVB-T genutzte Bereich darüber für Mobilfunk in Deutschland freigegeben worden war.

2025 soll es jedoch eine Nutzungsüberprüfung der EU-Kommission geben, um eine Entscheidung über die zukünftige Nutzung dieses Bereichs zu treffen. Die grundlegende regulatorische Voraussetzung, diesen Frequenzbereich durch andere Bedarfsträger wie Mobilfunk, Sicherheitsbehörden oder die Bundeswehr zu nutzen, werde auf der WRC 2023 getroffen, erklärt die Telekom. Die WRC ist die World Radiocommunication Conference, die alle drei bis vier Jahre abgehalten wird, um die Nutzung von Funkfrequenzen zu überprüfen und gegebenenfalls zu überarbeiten. Das WRC 2023 ist für Mitte Dezember 2023 in den Vereinigten Arabischen Emiraten angesetzt worden.

6.425 bis 7.125 MHz für Gigabit in Städten

Darüber hinaus möchte die Telekom für eine Verdichtung der Netze in Städten den Frequenzbereich von 6.425 bis 7.125 MHz im 6-GHz-Band nutzen. Die hohe Bandbreite diese Spektrums soll dicht besiedelte Regionen versorgen und Download-Geschwindigkeiten von „problemlos“ über 1 Gbit/s ermöglichen. Für Städte sei dies die einzige Option, um dort zusätzliche 5G-Kapazitäten anbieten zu können. Beim 6-GHz-Band ist genau genommen der Bereich von 5.925 bis 7.125 MHz gemeint, die ersten 500 MHz sind allerdings als Backhaul vorgesehen. Auf der WRC 2023 soll der Split bei 6.425 MHz mit der Nutzung bis 7.125 MHz für IMT (International Mobile. Telecommunications) in der Region 1 ebenfalls zur Debatte stehen. Region 1 betrifft Europa, Russland, den Mittleren Osten und Afrika.