YouTube: Durchgreifen gegen Werbeblocker sorgt für massenhafte Deinstallation

Frank Hüber
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YouTube: Durchgreifen gegen Werbeblocker sorgt für massenhafte Deinstallation
Bild: irfanahmad

Seit Mai dieses Jahres führt YouTube einen Test durch, bei dem Nutzern mit Werbeblocker ein Pop-Up angezeigt und dann der Zugriff auf YouTube verwehrt wird. Der Test wurde in den letzten Tagen und Wochen stark ausgeweitet und führt zu hunderttausenden Deinstallationen von Werbeblockern, wie die Entwickler dieser nun eingestehen.

YouTube greift durch und sperrt Werbeblocker aus

YouTube beruft sich darauf, dass der Einsatz eines Werbeblockers die Richtlinien von YouTube missachte und sperrt Nutzern, die YouTube nicht vom Werbeblocker ausnehmen oder YouTube Premium kaufen, nach mehrmaligem Hinweis über ein Pop-Up von der Wiedergabe von Videos auf der Plattform aus. Statt YouTube als Ausnahme hinzuzufügen, veranlasst dieses Pop-Up nun wohl hunderttausende Nutzer dazu, den Werbeblocker zu deinstallieren, um YouTube weiterhin nutzen zu können. Im Oktober hätten demnach so viele Nutzer wie noch nie ihren Adblocker wieder deinstalliert.

Gleichzeitig stieg aber auch die Anzahl der Installationen stark an, da viele Nutzer zunächst versucht hätten, mit einem anderen Werbeblocker doch noch dauerhaft Zugriff auf YouTube zu erhalten. AdGuard nennt unter anderem 52.000 Deinstallationen allein am 18. Oktober, als YouTube begann, den Test auf viele weitere Nutzer auszuweiten – normal sind 6.000 Deinstallationen pro Tag. Angesichts mehrerer hundert Millionen Werbeblocker-Nutzer ist der Anteil derer, die sie nun deinstallieren, aber noch gering. Wie viele Nutzer in welchen Regionen tatsächlich von YouTubes Test betroffen sind, dazu äußert sich YouTube bisher nicht.

Bislang sperrt das Unternehmen nur Nutzer mit Werbeblocker, die YouTube über Chrome auf Desktop-PCs oder Notebooks aufrufen – und auch längst nicht alle. Wer die App auf Smartphones oder Fernsehern und die mobile Website über das Smartphone aufruft, ist nicht betroffen. Ebenso werden eingebettete Videos auf anderen Websites auch bei aktivem Werbeblocker bislang nicht gesperrt.

YouTube blockt Nutzer mit Werbeblocker
YouTube blockt Nutzer mit Werbeblocker (Bild: u/Sazk100 auf Reddit)

YouTube ist Hauptgrund für Deinstallationen

Das Werbeblocker-Unternehmen Ghostery gab gegenüber Wired an, dass 90 Prozent der Nutzer, die bei der Deinstallation an der Umfrage teilgenommen haben, warum sie den Werbeblocker deinstalliert hätten, das neue Vorgehen von YouTube als Grund angegeben hätten. Gleichzeitig seien die Installationen unter Microsoft Edge aber um 30 Prozent gestiegen, da viele Nutzer bemerkten, so der Sperre in Chrome entgehen zu können – zumindest vorerst.

Katz-und-Maus-Spiel und rechtliche Auswirkungen

YouTube erkennt die Filtertechnologien der Werbeblocker, die ihrerseits nun fieberhaft daran arbeiten, dieser Erkennung zu entgehen – bislang größtenteils erfolglos. Ob YouTubes ausgeweiteter Test nun zu einem Katz-und-Maus-Spiel wird, bei dem sich das Unternehmen immer neue Erkennungen und Methoden einfallen lässt, um Nutzer mit Werbeblocker auszusperren, bleibt abzuwarten. Sobald ein Publisher aktiv gegen den Einsatz von Werbeblockern auf der eigenen Website vorgeht, ist es Entwicklern dieser zumindest in der EU zudem nicht mehr gestattet, diese Maßnahmen durch gezielte Anpassungen aktiv zu umgehen – die meisten Entwickler von Werbeblockern ignorieren dies jedoch und geben die Verantwortung durch einen Hinweis an die Nutzer weiter.

Interner Konflikt bei Google

Google und somit auch YouTube haben seit jeher das Problem, dass der Konzern zwar den Großteil seiner Einnahmen – rund 80 Prozent – über das Geschäft mit Werbung erwirtschaftet, bisher aber bewusst nichts gegen den Einsatz von Werbeblocker unternommen wurde. Die fehlende Unternehmensrichtlinie führte unter anderem dazu, dass Werbeblocker zwar seit Ewigkeiten im Google Play Store verboten sind, nicht jedoch in Chrome.