So, ich habe jetzt mal etwas Zeit gefunden.
Damit du auch verstehst, was wir machen, gehen wir das Ganze Schritt für Schritt durch.
Zunächst einmal die Ausgangssituation. (Bild 1) Der Lüfter hängt direkt an 12V
(nein, ich werde keine schöneren Bilder malen. ;-) )
http://img141.imageshack.us/my.php?image=79080769in1.jpg
Um die Lüfterdrehzahl zu verringern, bauen wir den Vorwiderstand R1 ein. R1 und der Lüfter bilden einen Spannungsteiler mit den Spannungen UR1 und UL. Dabei Müssen die beiden Spannungen zusammen natürlich wieder 12V ergeben. (Bild 2)
http://img123.imageshack.us/my.php?image=45098846mj6.jpg
Das Problem: Der Lüfter läuft mit der kleinen Spannung nicht an. Einmal in Betrieb würde er aber damit weiterlaufen.
http://img123.imageshack.us/my.php?image=11328264qq4.jpg
Jetzt nehmen wir mal an, wir würden wie in Bild 3 einen Schalter über dem Vorwiderstand anbringen. Wäre dieser Schalter offen, hätten wir das alte Problem: die Spannung reicht nicht zum Anlaufen. Wenn wir aber nun den Schalter schließen und den Widerstand damit überbrücken, Liegen wieder 12V an ihm an. Er sollte also anlaufen.
Soweit klar?
Man müsste also nur dafür sorgen, dass der Vorwiderstand eine kurze Zeit überbrückt wird, damit der Lüfter anlaufen kann. Danach muss der Schalter wieder öffnen, damit unser Vorwiderstand seinen Zweck erfüllen kann. Das Prinzip soweit verstanden? Wenn nicht, sag was. ;-)
Wir benötigen also eine Art Zeitverzögerung.
Dazu bieten sich Kondensatoren an. Stell sie dir als Energiespeicher vor.
Schließt du einen an eine Spannungsquelle an, fließt ein Strom und der Speicher läd sich mehr oder weniger Schnell auf. Wie schnell sich das Ding aufläd, hängt von der Kapazität und dem Widerstand ab, über den der Kondensator geladen wird.
Dabei ist festgelegt:
C = Kapazität
R = Widerstand
Tau = Zeitkonstante
Tau=R*C
Nach 1 Tau ist der Kondensator etwa zu 63% geladen, nach 5 Tau vollständig.
Damit kann man ungefähr abschätzen, wann geschaltet wird.
Als Schalter könnte man einen elektromechanischen Schalter wie ein Microrelais nehmen. Aber in dem Beispiel hier nehmen wir etwas moderneres, einen P-Kanal IGFET.
Schauen wir uns Bild 5 an.
http://img81.imageshack.us/my.php?image=26200553vj1.jpg
Da haben wir wieder den Lüfter, den Vorwiderstand und unser Zeitglied R und C.
Das Ding, das über R1 hängt, ist unser Feldeffektransistor, also der Schalter. Die Funktion des Transistors werde ich nur grob beschreiben.
Er hat 3 Anschlüsse:
D = Drain
S = Source
G = Gate
Jetzt mal stark vereinfacht:
Wenn du eine gewisste Spannung an das Gate des Transistors anlegst, kannst du damit "den Schalter schließen bzw. öffnen". In diesem speziellen Fall verhält es sich so:
Ist die Spannung an Gate und Source gleich hoch, ist "der Schalter offen." Der Widerstand wäre also nicht überbrückt.
Nun ganz langsam, was die Schaltung macht:
- Der Rechner ist aus. Nichts passiert. :-)
- Der Rechner wird eingeschaltet.
Dadurch liegt Source an 12V.
Das Gate allerdings nicht. Der Kondensator muss sich ja erst aufladen!
Aus diesem Grund überbrückt der Transistor den Widerstand.
Es liegen 12V am Lüfter und er läuft an.
Jetzt läd sich langsam der Kondensator auf, und die Spannung am Gate steigt.
Dadurch wird der Transistor immer weniger leitend, bis die Wirkung vom
Vorwiderstand dominiert und der Lüfter wieder langsam läuft.
Tataa -- fertig ist unsere Anlaufschaltung. ;-)
Und das mit nur 4 Bauteilen!
Funktion ungefähr verstanden?
Naja, ist ja schon spät, vermutlich blicke ich Morgen durch mein Geschreibsel auch nicht mehr durch. ;-)
In Bild 6 mal eine fertig dimensionierte Schaltung.
http://img399.imageshack.us/my.php?image=13960857ma6.jpg
Stückliste:
1 Widerstand Metallschicht 1/4W 10kOhm
1 Elektrolytkondensator 100µF 16V oder 25V *1
1 Molex-Stecker um die 12V aus dem Netzteil zu bekommen.
1 2,54mm Stiftleiste (evtl. angewinkelt) für den Lüfterstecker
(ausser der hat auch Molex-Anschluss, natürlich)
1 Lochrasterplatinen mit Kupferauflage 50mmx100mm. -- Sollte für viele Versuche langen. :-)
1 Transistor *2
1 Widerstand ~33-120 Ohm. 1/4W typten lagen da u.U. nicht mehr, also auf den
nächsthöheren ausweichen.
*1 Die Elektrolytkondensatoren sind gepolt. Der mit einem weissen Strich am Rand
markierte Anschluss ist der Negative! Bitte unbedingt beachten, sonst fliegen
die Dinger auseinander und das gibt ne echte Sauerei . . .
*2 Hier tuts fast jeder kleine P-Kanal FET.
Ich hatte nen IRLML5203. Ist leider SMD, weiss nicht, ob du den gelötet
bekommst. Sonst tuts aber sicher auch was einfach verfügbares wie ein IRF9630.
Zwar völlig überdimensioniert, aber einfach zu verarbeiten und fast überall zu bekommen.
Materialwert insgesamt vielleicht ~1€, wenn man den Stecker nicht gerade im überteuerten PC-Handel kauft.
Wenn du Fragen hast - frage!
Wenn du Lust hast, sowas zu basteln und noch evtl. Hilfe bei der Bauteilauswahl brauchst, sag kurz bescheid.
Natürlich auch, wenn du Fragen zum konkreten Zusammenbau hast.
Hier mal ein Bild von einer funktionierenden Version, die ich vorhin kurz
zusammengebastelt habe:
http://img143.imageshack.us/my.php?image=20081127013800159kb8.jpg
Ist nicht hübsch, halt quick&dirty. ;-) Noch ein Schrumpfschlauch oder Isolierband drum und fertig . . .
Viel Spaß beim Basteln!
Gruß,
David
EDIT
@ LKennedy:
Sorry, jetzt erst gesehen.
Ich bin mit den Funktionen moderner ATX-Netzteile nicht vertraut.
Die Dinger haben teilweise eingebaute Steuerungen für externe Lüfter?
Und du möchtest, wenn der Rechner ausgeht, dass von einer seperaten Lüftersteuerung auf die des Netzteils umgestellt wird?
Das ist nicht schwierig. Im Prinzip tut es da ein einfaches Wechsler-Relais wie das da:
http://www.reichelt.de/?;ACTION=3;L...wQAR0AABmeE0Y269c576445dc0e71a0f401cc7e8abf98
Die Steuerspule kommt an die 12V vom Netzteil. Die Wechsler schließt du halt so an, dass bei eingeschaltetem Rechner das Relais auf deine Lüftersteuerung geschaltet ist. Fällt es beim Ausschalten des Rechners ab, hängt der Lüfter automatisch an der Steuerung vom netzteil.
Aber bitte eine Diode antiparallel zur Steuerspule!
BA159 z.B.
http://www.reichelt.de/?;ACTION=3;L...wQAR0AABmeE0Y269c576445dc0e71a0f401cc7e8abf98
im Prinzip tuts aber auch eine 1N4007 oder so, wenn du nichts Anderes bekommen kannst.
OT:
Wow, 233er MMX hatte schon ordentich Dampf!
Terminal Velocity war echt geil! Wir hatten auch nur die Demo, die lief aber auch im Netzwerk und war auf jeder LAN pflicht für uns, hehe :-)
Ja, wenn man den Platz hat, ist ein alter Rechner cool. Leider habe ich das loop-Kabel meiner voodoo graphics verbummelt. Muss wohl mal eins incl. voodo² oder so bei ebay schiessen. ;-)
Gruß,
David