Abtreibungen sind unethisch - Diskussion

Bright0001

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Moin,

ich möchte die folgende Diskussion starten, weil ich glaube dass das Thema häufig von hinten aufgezäumt wird. Nahezu alle Diskussionen richten sich nach der Frage der Legalität, sprich ob Abtreibungen legal oder verboten sein sollten, womit man eine ganze Reihe von Aspekten ins Rennen bringt, ohne sich bei der eigentlichen Basis einig zu sein: Sind Abtreibungen überhaupt ethisch verwerflich?

Daher möchte ich eine Diskussion genau auf diesen Punkt gerichtet starten. D.h. wir besprechen wirklich nur den Akt eine Abtreibung vornehmen zu lassen, und lassen alle weiteren Perspektiven außen vor. Dazu zählen insbesondere potentielle Folgen von einer legalen Erlaubnis/einem Verbot.

Damit wir eine gemeinsame Basis haben und nicht in fundamentale Fragen der Ethik abdriften, würde ich folgende Axiome für die Diskussion festlegen; Jeden einzelnen Punkt breit auszuformulieren würde schlicht den Rahmen sprengen. Solltet ihr mit ihnen nicht einverstanden sein und trotzdem teilnehmen wollen, dann bitte in einer Geisteshaltung als ob alle Axiome wahr sind.

Zu Religionen: Ihr könnt religiöse Aspekte als unterstützendes Element nutzen, nicht aber als Quelle für Tatsachen. „Die meisten Menschen, die existiert haben, waren religiös, und fast alle Religionen verbieten Abtreibungen“ kann ein sinnvoller Kontext sein, „Gott sagt es ist unmoralisch“ ist es aber nicht.

Für die Diskussion gehe ich vom allgemeinen Fall einer normalen, ungewollten Schwangerschaft aus. Also keine Vergewaltigung, Gefahr für die Mutter oder Missbildungen. Heißt aber nicht, dass ihr darauf nicht eingehen könnt.

Wichtig: Anzuerkennen, dass etwas grundsätzlich falsch ist, ist nicht das gleiche wie zu behaupten, dass es immer falsch ist. Wir sind uns wahrscheinlich alle einig, dass es unethisch ist Menschen in Käfigen zu halten; Gleichzeitig halten wir Gefängnisse für moralisch vertretbar.

Mods: Ich weiß, dass ein ähnlicher Thread von 2007 existiert, die Diskussion dort ist aber ziemlich unfokussiert, daher halte ich einen geordneten Neustart eines solchen Diskurses für vertretbar.

Axiome
  • Eine allgemeingültige moralische Bewertung von Dingen ist möglich​
    • Moralischer Relativismus und Nihilismus sind aus der Diskussion ausgeschlossen, da wir in dem Fall zu keinem Ergebnis kommen können​
  • Sterben ist ein grundsätzlich negativ zu bewertender Prozess​
    • Wirbeltiere können eine negativ empfundene Todesangst verspüren und versuchen immer den Tod zu vermeiden​
  • Menschen vorsätzlich zu töten ist grundsätzlich unethisch​
These

Abtreibungen sind grundsätzlich unethisch.

Dem Axiom folgend wissen wir, dass es unethisch ist Menschen zu töten. Stellt sich also fundamental die Frage, ob bzw. wann eine befruchtete Zelle einen Menschen darstellt. Ich behaupte, dass es tatsächlich schon in dem Moment passiert, in dem eine neue Genkombination entsteht, also bei der Befruchtung. Aber vielleicht starte ich zuerst mit den häufigsten Argumenten, ab wann ein Embryo als Mensch klassifiziert wird, und warum ich diese für unzureichend halte:

Geburt

Ich denke es ist relativ offensichtlich, dass der Gang durch den Geburtskanal/Kaiserschnitt keinerlei Signifikanz in der Bewertung der Menschlichkeit hat. Wenn eine Frühgeburt genauso Mensch ist wie eine Normalgeburt, dann scheint die Menschlichkeit nicht an den eigentlichen Geburtszeitpunkt gekoppelt, denn sie muss zwangsweise vorher bestehen um bei einer Frühgeburt vorhanden zu sein.

Überlebensfähigkeit

Überlebensfähigkeit beinhaltet medizinische Unterstützung, d.h. auch wenn eine Frühgeburt ohne medizinische Unterstützung sterben würde, gilt sie als überlebensfähig, wenn sie bspw. in einem Brutkasten weiter heranwachsen kann. Das macht Überlebensfähigkeit keine Frage der innewohnenden Menschlichkeit, sondern der zum aktuellen Zeitpunkt verfügbaren medizinischen Technik.

Anders ausgedrückt: Man kann sich eine Zukunft vorstellen, in der schon eine befruchtete Zelle in einem Brutkasten überlebensfähig ist.

Hirnentwicklung/Schmerzempfinden

Die Menschlichkeit an subjektive Wahrnehmungen zu koppeln ist inkonsistent mit unseren allgemeinen Vorstellungen im Alltag: Personen, die ohne Schmerzempfinden geboren werden, verlieren dadurch nicht ihre Einordnung als Mensch, das gleiche gilt für schwerbehinderte oder komatöse Menschen.

Beispiel: Einem Hirntoten, aber lebendigen Menschen in den Kopf zu schießen bewerten wir allgemein als unethisches Handeln.

Typische anthropologische Physiologie / Entwicklung von Organen, Gliedern, Herzschlag etc.

„Es sieht aus wie ein Mensch“ oder „Es hat alle Bestandteile eines Menschen“ ist ähnlich wie beim Punkt zuvor inkonsistent mit unseren Alltagserfahrungen: Missgebildete Menschen werden trotzdem als Menschen anerkannt, das gleiche gilt für Menschen die durch Unfall oder Krankheit Körperteile oder Organe verlieren, die für einen Menschen typisch sind.

Einnistung nach Befruchtung

Die befruchtete Zelle hat eine Mikrosekunde vor der Einnistung die gleiche Beschaffenheit wie eine Mikrosekunde danach. D.h. eine Änderung der Bewertung findet statt, ohne dass sich die Beschaffenheit der Sache geändert hat. Wenn man diese Meinung vertritt, muss man ausführen wie das möglich ist, denn so ist es ziemlich willkürlich.

Was bleibt übrig?

Das Einzige, was übrigbleibt, ist die Befruchtung der Zelle. Durch die Kombination der elterlichen Gene wird neues Leben geschaffen, das alleine aufgrund dieser Gene als menschlich zu werten ist. Dies lässt sich auch mit einem biologischen Verständnis der Arten untermauern: Der Mensch wird vom Affen nicht durch Kognition oder Physiologie unterschieden, sondern durch genetische Differenzierung. Am Ende ist der Mensch Homo Sapiens, und Homo Sapiens Mensch, und die befruchtete Zelle findet nur in dieser Kategorie Platz.

Auch der Hinweis darauf, dass eine befruchtete Zelle „nur ein Zellhaufen“ ist, ist aus meiner Sicht ein schwacher Einwand. Was ist denn ein ausgewachsener Mensch, wenn nicht einfach nur ein größerer Zellhaufen?

Die Kopplung an Entwicklung, Physiologie und Überlebensfähigkeit lassen sich dabei auch auf andere Art entkräften: Die Einordnung zum Menschen ist nicht einmal auf Lebendigkeit beschränkt. Wenn jemand eine Leiche als „toter Mensch“ definiert, dann haben wir damit keinerlei Problem, weil dem Körper trotzdem Menschlichkeit innewohnt, obwohl die Person als Charakter nicht mehr existiert. Ein Toter hat keinen Herzschlag, kein Schmerzempfinden, keine Hirnfunktion und ist effektiv „wirklich“ nur ein Zellhaufen ohne übergeordnete Funktion, nichtsdestotrotz ist Leichenschändung Kulturübergreifend ethisch geächtet.

Fazit

Die Menschlichkeit beginnt mit dem Entstehungsprozess des neuen Lebens, und geht über die gesamte Entwicklungszeit sogar über den Tod hinaus. In der Annahme, dass es unethisch ist Menschen zu töten, muss man also aus Sicht der Frau sehr gravierende Gründe anbringen, die in ihrer Notwendigkeit die Unmoral des Tötens überwiegen. Gegeben, dass Mord nebst Folter und Misshandlung zu den schwerwiegendsten ethischen Vergehen gezählt wird, können nur ähnlich schwerwiegende Umstände eine Rechtfertigung darstellen. Beispiele wären Lebensgefahr für die Mutter, schwere psychische Schäden für die Mutter (bspw. nach Vergewaltigung) oder gravierende Missbildungen des Kindes, die eine pur qualvolle Existenz bedingen würden.

Aber da diese Fälle nur eine Minderheit aller tatsächlich durchgeführten Abtreibungen darstellen, ist meine Konklusion dieselbe: Abtreibungen sind grundsätzlich unethisch, und die meisten „typischen“ Argumente (ungewollt, zu früh, Finanzen, etc.) nicht einmal im Ansatz ausreichend um sie zu rechtfertigen.​
 
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Hallo

Ich als Mann möchte mir nicht anmaßen darüber zu urteilen/entscheiden/bestimmen was Frauen mit Ihrem Körper machen (sollen).
Das sollten/müssten Frauen meiner Meinung nach ganz alleine entscheiden (dürfen), was leider nicht immer und überall der Fall ist.
Ethik und Religion die vollkommen unterschiedlich ausgelegt werden können sollten heutzutage dabei keine Rolle spielen (dürfen).
Ethik und Religion sind keine Konstante, beides wird je nach Mensch/Nationalität/Kulturkreis/etc. völlig unterschiedlich interpretiert.
Völlig daneben finde ich es Frauen eine Abtreibung zu verbieten wenn eine Vergewaltigung die Ursache für die Schwangerschaft ist.

Grüße Tomi
 
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Tomislav2007 schrieb:
Hallo

Ich als Mann möchte mir nicht anmaßen darüber zu urteilen/entscheiden/bestimmen was Frauen mit Ihrem Körper machen (sollen).
....

Grüße Tomi

also wäre sich etwas anzumaßen unethisch bzw. verstößt gegen das Prinzip des Guten? Demnach kannst du keine ethische Ansicht wie die deine vertreten mit der Begründung das Ethik und Religion keine Konstanten seien. Das wäre ein Widerspruch.
 
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Bright0001 schrieb:
In der Annahme, dass es unethisch ist Menschen zu töten
Ich weiß, dass solche Relativierungen und Vergleiche immer schwierig gesehen werden, aber es sterben jeden Tag dermaßen viele Menschen (und zwar Menschen mit einem echtem Leben, Gedanken, Menschen, die in irgendeiner Art in die Gesellschaft verwoben waren) auf der Welt vorzeitig. Solange wir (die Menschheit) sowas zulassen, kommt mir das ziemlich doppelmoralisch vor, über Frauen zu richten, die keine Perspektive für sich und ihr werdendes Kind sehen und daher sich für eine Abtreibung entscheiden - aus welchen Gründen auch immer. Verbessert die Umstände für werdende Mütter und vor allem auch ihrer und des Kindes Zukunft, dann gibts auch weniger Entscheidungen pro Abtreibung. Ganz einfach. Wenn ich mir angucke, was auf der Welt abgeht und welche Probleme es gibt, würde ich mir als Frau auch 2x überlegen, ein Kind in diese Welt zu setzen. Und sollen die Frauen mit so einer Einstellung jetzt deswegen auf Sex verzichten? Wir haben kein Recht, um über diese Frauen zu richten.

von daher...
Abtreibungen sind unethisch
Nö.

Und btw, in diesem Forum sind bestimmt 90%+ Männer unterwegs. Nicht sehr repräsentativ, so eine Diskussion hier.
 
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Tomislav2007 schrieb:
Ich als Mann möchte mir nicht anmaßen darüber zu urteilen/entscheiden/bestimmen was Frauen mit Ihrem Körper machen (sollen).
Das sollten/müssten Frauen meiner Meinung nach ganz alleine entscheiden (dürfen), was leider nicht immer und überall der Fall ist.
Ich als Mann habe mir nicht anzumaßen, den Körper einer Frau gesetztlich zu "reglementieren", wer bin ich denn, dass ich über den Körper des anderen Geschlechts bestimmen kann.
Fast alle von uns stecken nicht in der Haut, das sollen die Frauen alleine ausmachen und damit ist die Diskussion eigendlich beendet.
 
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Her body - her choice

Mir steht es nicht zu irgendwo moralisch vorwürfe zu machen.
 
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Klassisches Ethikthema bei uns damals vor Äonen in der Oberstufe^^

Du sprichst von "Ethik" "unethisch", aber definierst es mMn nicht genau genug. Es gibt nicht die Ethik. Das ist in allen anderen Diskussionen mMn auch so unnötig, da man ethisch auch sehr viel "Schlechtes" legitimieren kann und sogar als erstrebenswert darstellen kann (also ganz hart: auch das Töten von 1000 Menschen).

Was ist mit Utilitarismus? Hier wird hart quantitativ Betrachtet: 1x Kind und 1x Mutter. Wenn man jetzt konstruiert, dass die Mutter leidet und ggf. sogar Suizid erwägt, nicht abtreiben zu dürfen, dann ergibt sich beim Abtreiben ein Nullsummenspiel. "Schlecht" für das potenzielle Kind und positiv für die potenzielle Mutter. Also insgesamt neutral.

Also Abtreibung gem. Ethik also gut.
Ebenso: Abtreibung gem. Ethik (Herr Kant lässt grüßen; Deontologie) also schlecht.

Ohne sehr spezifische Prämissen zu setzen kein abschließendes (und vorallem allg. gültiges) Urteil möglich.

Zur Thematik, dass in der Natur der Sache nur Frauen betroffen sind/sein können und darüber Urteilen dürfen: Das ist mMn grds. kein Argument hier (k)ein "Urteilen" auszuüben. (Un)betroffenheit sorgt nicht für Exklusivität von Meinungen/"moralischen" Bewertungen. Auch wenn hierbei der höchst intimste Bereich (der eigene Körper) betroffen ist.

MfG, R++
 
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Bright0001 schrieb:
Die Menschlichkeit beginnt mit dem Entstehungsprozess des neuen Lebens, und geht über die gesamte Entwicklungszeit sogar über den Tod hinaus.
Dies ist ein religiöser/philosophischer Ansatz und kein wissenschaftlicher. Religiöse Denkansätze sind per se kaum diskussionsfähig, da meiner Erfahrung nach auf eine Widerrede das Argument kommt "Das ist von Gott so gewollt" oder "Gott lässt euch glauben, dass...".

Ich hätte da gerne Beweise: Also WENN du mir einen Menschen zeigst, der nachweislich Erinnerungen aus dem Mutterleib oder nach dem Tod erzählen kann, dann können wir hier weiter diskutieren und ich bin dann ggf. bereit meinen Standpunkt zu ändern.

Ansonsten gebe ich ich den Vorrednern Recht.
Es ist die individuelle Entscheidung jeder einzelnen Frau wie sie zu diesem Thema steht und wie diese Entscheidung final ausfällt. Alle anderen Personen haben diese Entscheidung zu akzeptieren, egal wie sie getroffen wurde.

Eine Grundsatzdiskussion, die vor allem von Männern geführt wird, ist kontraproduktiv.
 
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Hallo

Sanjuro schrieb:
Das wäre ein Widerspruch.
Nein, wo steht das ich ethisch handeln/denken muss? Ich darf auf deine Vorstellungen bezogen auch unethisch handeln/denken.
Die häufigste Definition von ethischem Handeln ist: Bewusstes Verhalten das die Normen respektiert und wertvolle Ziele anstrebt.
Normen und Ziele sind je nach Mensch/Nationalität/Kulturkreis/etc. völlig unterschiedlich, das sind keine genormten Konstanten.

Grüße Tomi
 
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Tomislav2007 schrieb:
Ich als Mann möchte mir nicht anmaßen darüber zu urteilen/entscheiden/bestimmen was Frauen mit Ihrem Körper machen (sollen).
schwimmcoder schrieb:
Ich als Mann habe mir nicht anzumaßen, den Körper einer Frau gesetztlich zu "reglementieren", wer bin ich denn, dass ich über den Körper des anderen Geschlechts bestimmen kann.
Fast alle von uns stecken nicht in der Haut, das sollen die Frauen alleine ausmachen und damit ist die Diskussion eigendlich beendet.
knoxxi schrieb:
Her body - her choice
Ihr dreht den Fokus auf die Rechte der Frau, aber eigentlich geht es um die potenzielle Schutzbedürftigkeit von ungeborenem Leben. Wenn in Konsequenz die Rechte von Frauen eingeschränkt werden, dann ist das eben eine Konsequenz und nicht das Ziel. Zumal das wieder auf den juristischen Aspekt geht, der ja nicht Sinn des Diskurses sein soll.

Allgemein zum Thema "Über Körper bestimmen": Wir haben sehr wohl was zu sagen, wenn Rechte Dritter in Gefahr sind. Eine manische Person, die eine Gefahr für andere darstellt, wird in ihrer Freiheit eingeschränkt, bis man ihr helfen kann. Das gleiche gilt auch für Selbstschädigung: Stellt euch eine 18-Jährige vor, die sich das Wort "Schlampe" auf die Stirn tätowieren lassen will. Enthaltet ihr euch da auch einer Bewertung, her body, her choice? Und was, wenn sie auf und dran ist, sich die erste Heroin-Dosis zu setzen, würdet ihr euch da auch enthalten?

Ich stell einfach mal die These auf, dass es ethisch wäre dort einzugreifen, weil der "Bruch der Freiheit" weniger schwer wiegt als die Konsequenz solches Verhaltens.

Und eine letzte Frage an euch drei: Wenn ihr an "Her body, her choice" glaubt, hat eine Frau dann das Recht einen Tag vor dem Geburtstermin abzutreiben? Wenn nein, wieso nicht?

qiller schrieb:
Und btw, in diesem Forum sind bestimmt 90%+ Männer unterwegs. Nicht sehr repräsentativ, so eine Diskussion hier.
Eine Diskussion braucht verschiedene Meinungen, nicht verschiedene Interessensgruppen.

Was viele auch nicht verstehen, wenn sie aussprechen dass nur Frauen das Recht haben darüber zu sprechen: Frauen sind eine klare Interessensgruppe mit dem Bias sich selbst möglichst wenig Einschränkungen aufzuerlegen. Warum wird nicht erkannt, dass das potenziell schlecht ist?

R++ schrieb:
Du sprichst von "Ethik" "unethisch", aber definierst es mMn nicht genau genug. Es gibt nicht die Ethik. Das ist in allen anderen Diskussionen mMn auch so unnötig, da man ethisch auch sehr viel "Schlechtes" legitimieren kann und sogar als erstrebenswert darstellen kann (also ganz hart: auch das Töten von 1000 Menschen).
Das ist mir bewusst, aber dafür habe ich ja die Axiome gesetzt, die aus meiner Sicht völlig ausreichen um ein vollständiges Argument abzuliefern, unabhängig der ethischen Schule der man folgt:

Menschen töten ist unethisch
Föten sind Menschen
->Föten töten ist unethisch.

00Julius schrieb:
Dies ist ein religiöser/philosophischer Ansatz und kein wissenschaftlicher. Religiöse Denkansätze sind per se kaum diskussionsfähig, da meiner Erfahrung nach auf eine Widerrede das Argument kommt "Das ist von Gott so gewollt" oder "Gott lässt euch glauben, dass...".
Ethik ist im Kern doch immer Philosophie. Und wo du die Religion siehst weiß ich nicht, ich bin weder religiös noch mache ich Religion zum Fundament meines Arguments.

00Julius schrieb:
Ich hätte da gerne Beweise: Also WENN du mir einen Menschen zeigst, der nachweislich Erinnerungen aus dem Mutterleib oder nach dem Tod erzählen kann, dann können wir hier weiter diskutieren und ich bin dann ggf. bereit meinen Standpunkt zu ändern.
Also ist ein neugeborenes Baby kein Mensch, weil es dir keine Erinnerungen aus dem Mutterleib vortragen kann?
 
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Tomislav2007 schrieb:
...Nein, wo steht das ich ethisch handeln/denken muss? Ich darf auf deine Vorstellungen bezogen auch unethisch handeln/denken.
....
das ist richtig, man kann dann aber auch nicht pro oder contra sprechen weil die Argumente ausgehen, wenn man glaubt gut und Böse seien arbiträr.
 
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Hallo

Bright0001 schrieb:
Eine Diskussion braucht verschiedene Meinungen, nicht verschiedene Interessensgruppen.
Komplett falsch, eine Diskussion braucht unbedingt verschiedene Meinungen von verschiedenen Interessensgruppen.
Meinungen aus nur einer Interessensgruppe können schnell dazu führen das man nur die gleiche Meinung bestätigt.

Grüße Tomi
 
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Bright0001 schrieb:
Also ist ein neugeborenes Baby kein Mensch
Siehst du, du tappst hier selbst in die Falle: Die Geburt und nicht der Zeitpunkt der Verschmelzung von Eizelle und Samen ist das richtige Wort hier.

Und ja, es wird darüber gestritten, ab wann ein Fötus empfindungsfähig ist. Hier gibt es nun mal keine Erkenntnisse. Ich kann da auch deiner Argumentation folgen.
Bei "nach dem Tod" jedoch definitiv nicht.

Ich muss deinen Standpunkt akzeptieren, auch wenn ich ihn nicht teile. Aber du widersprichst nur allen Antworten, anstatt zu sagen: Ja, ich bin anderer Meinung, aber dieses und jenes Argument hat einen wahren Kern.
 
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Tomislav2007 schrieb:
eine Diskussion braucht unbedingt verschiedene Meinungen von verschiedenen Interessengruppen.
Vor allem braucht es Meinungen von Betroffenen. Also Frauen, die vor der Wahl standen o. stehen, und natürlich ihrem Umfeld. Dazu gehören für mich natürlich auch die potentiell werdenden Väter und die Familien. Dann kann man auch viel besser Empathie aufbauen. Abstrakte Diskussionen so "von oben herab" sind allenfalls philosophisch.
 
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Tomislav2007 schrieb:
Komplett falsch, eine Diskussion braucht unbedingt verschiedene Meinungen von verschiedenen Interessengruppen.
Ein Argument ist entweder gut oder schlecht, völlig egal aus wessen Mund es kommt. Wir brauchen ja auch keine Kinder oder Pädophile am Tisch, um urteilen zu können ob Kindesmissbrauch unethisch ist.

00Julius schrieb:
Siehst du, du tappst hier selbst in die Falle: Die Geburt und nicht der Zeitpunkt der Verschmelzung von Eizelle und Samen ist das richtige Wort hier.
Es ist eine ziemlich elementare Argumentationstechnik, die These des anderen anzunehmen und in einem Fall anzuwenden, an dem sie sich als offensichtlich falsch zeigt. Ich hab das neugeborene nicht genommen weil ich glaube, dass es erst dann ein Mensch ist, sondern weil du das glaubst.

00Julius schrieb:
Und ja, es wird darüber gestritten, ab wann ein Fötus empfindungsfähig ist. Hier gibt es nun mal keine Erkenntnisse. Ich kann da auch deiner Argumentation folgen.
Bei "nach dem Tod" jedoch definitiv nicht.
Dann streich die Leiche und nimm den Komatösen: Wenn du im Koma liegst, dann bist du nicht empfindungsfähig. Ist es deshalb ethisch gleichgültig, wenn man dir in diesem Zustand in den Kopf schießt?
 
@qiller
auch ein "Betroffener" wäre das abgetriebene Kind gewesen, oder? ....wenn du schon von Meinungen sprichst.
 
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qiller schrieb:
Dazu gehören für mich natürlich auch die potentiell werdenden Väter und die Familien.
Woher weiß hier irgendjemand, dass ein antwortender Mensch nicht betroffen ist?

qiller schrieb:
Abstrakte Diskussionen so "von oben herab" sind allenfalls philosophisch.

Dies ist leider eine pauschale Aussage in einem Internetforum, in dem keiner den anderen persönlich kennt.
 
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Bright0001 schrieb:
Ihr dreht den Fokus auf die Rechte der Frau, aber eigentlich geht es um die potenzielle Schutzbedürftigkeit von ungeborenem Leben.
Für mich gilt halt "Ihr Körper, ihre alleinige Entscheidung", bei ner Schwangerschaft ist Sie einem Risiko ausgesetzt und ein bereits lebender Mensch wiegt für mich deutlich höher als ein noch nicht lebensfähiges Wesen.

Bright0001 schrieb:
Wir haben sehr wohl was zu sagen, wenn Rechte Dritter in Gefahr sind. Eine manische Person, die eine Gefahr für andere darstellt, wird in ihrer Freiheit eingeschränkt, bis man ihr helfen kann. Das gleiche gilt auch für Selbstschädigung: Stellt euch eine 18-Jährige vor, die sich das Wort "Schlampe" auf die Stirn tätowieren lassen will. Enthaltet ihr euch da auch einer Bewertung, her body, her choice? Und was, wenn sie auf und dran ist, sich die erste Heroin-Dosis zu setzen, würdet ihr euch da auch enthalten?
Haben wir, aber wo sind die Rechte Dritter in Gefahr, wenn man sich "Schlampe" auf die Stirn tattowieren lässt? Das ist zwar sau dämlich, ist aber einfach nur eigene Doofheit, wo ich das nicht per Gesetz verbieten lassen würde. Ne Heroin-Dosis zieht eine Menge mehr nach, Sucht, Abhängigkeit, was das Begehen weiterer Straftaten, Beschaffungskrimilaität, ggf. starke Mitleidenschaft des Körpers und Belästigung anderer.

Bei einer Abtreibung gehört die Frau medizinisch genauso über den Eingriff etc. aufgeklärt, da es dort zwar Risiken gibt, aber diese alleine bei ihr liegen.

Aus meiner Sicht sollte und kann der Staat auch nicht alles regulieren, was Doofheit beinhaltet. Sonst wären schon sehr viel Mehr Dinge verboten.

Bright0001 schrieb:
Und eine letzte Frage an euch drei: Wenn ihr an "Her body, her choice" glaubt, hat eine Frau dann das Recht einen Tag vor dem Geburtstermin abzutreiben? Wenn nein, wieso nicht?
Für mich gilt, dass ein Baby dann als Schützendwert ist, wenn es mit hoher Warscheinlchkeit selbst lebesfähig ist. Also ~24. Woche der Schwangerschaft ist da die Grenze, danach ists dann auch selbst lebensfähig und schützendwert aus juristischer Sicht. Ausnahmen wie Vergewaltigungen zähle ich da nicht rein, das geht aus meiner Sicht auch einen Tag vor der Geburt.
 
Hallo

Bright0001 schrieb:
Ein Argument ist entweder gut oder schlecht, völlig egal aus wessen Mund es kommt.
Das ist vollkommen richtig, das Problem ist nur das Menschen aus der gleichen Interessensgruppe oft eine ähnliche Meinung/Vorstellung haben.
Menschen aus verschiedenen Interessensgruppen haben oft verschiedene Meinungen/Vorstellungen, was einer Diskussion enorm zu Gute kommt.

Sanjuro schrieb:
auch ein "Betroffener" wäre das abgetriebene Kind gewesen, oder?
Meiner Meinung nach Nein, bis zur neunten Woche ist es "nur" ein Embryo und noch kein Kind.
Bis zu diesem Zeitpunkt sollte man alleine die Frauen über eine Abtreibung entscheiden lassen.
Neun Wochen sollten für eine Entscheidung reichen, danach sollte Abtreibung untersagt sein.

Grüße Tomi
 
schwimmcoder schrieb:
wo ich das nicht per Gesetz verbieten lassen würde.
Ich sage nicht, dass der Staat da Gesetze für schaffen sollte, sondern dass es aus Perspektive eines Dritten moralisch korrekt wäre, eine Person von solch einem Vorgehen zumindest abbringen zu wollen.

schwimmcoder schrieb:
Ne Heroin-Dosis zieht eine Menge mehr nach, Sucht, Abhängigkeit, was das Begehen weiterer Straftaten, Beschaffungskrimilaität, ggf. starke Mitleidenschaft des Körpers und Belästigung anderer.
Nicht unbedingt. Sucht/Abhängigkeit, körperliche Schäden -> Her body, her choice. Beschaffungskriminalität und Belästigung anderer ist auch nur Spekulation, vielleicht geht sie dafür einfach in die Prostitution, ebenfalls her body, her choice.

schwimmcoder schrieb:
Für mich gilt, dass ein Baby dann als Schützendwert ist, wenn es mit hoher Warscheinlchkeit selbst lebesfähig ist. Also ~24. Woche der Schwangerschaft ist da die Grenze
D.h. ein Baby, das nur mithilfe medizinischer Unterstützung lebensfähig ist, ist nicht schützenswert?

Und warum verlieren erwachsene Menschen ihre Schutzwürdigkeit nicht, wenn sie nicht mehr unabhängig lebensfähig sind und zum Beispiel an der Dialyse hängen? Oder ist das Töten solcher dann ok?

Tomislav2007 schrieb:
Das ist vollkommen richtig, das Problem ist nur das Menschen aus der gleichen Interessensgruppe oft eine ähnliche Meinung/Vorstellung haben.
Die bisherigen Antworten zeigen meinen Standpunkt klar in der Minderheit, glaube kaum dass es pro-choice hier an Support mangelt. :lol:

Tomislav2007 schrieb:
Meiner Meinung nach Nein, bis zur neunten Woche ist es "nur" ein Embryo und noch kein Kind.
Was genau passiert in der 9. Woche?
 
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