Nazrael schrieb:
Das Recht auf Leben und das Recht auf körperliche Selbstbestimmung sind beides zentrale Menschenrechte, keines davon ist per se „wichtiger“ als das andere.
Ich würde argumentieren schon: "Am Leben sein" ist notwendige Voraussetzung damit körperliche Selbstbestimmung überhaupt zum Tragen kommen kann.
areiland schrieb:
Es gibt einen sehr guten Grund, warum es für straffrei vorgenommene Abtreibungen den genau umrissenen Zeitraum von der Befruchtung bis zur 14. Schwangerschaftswoche gibt. Der basiert nämlich auf der wissenschaftlichen Annahme, dass Embryo und Fötus bis dahin noch keine Empfindungen und kein Bewusstsein besitzen, sondern bis dahin reine Zellhaufen sind, die auch noch kein schlagendes Herz besitzen.
So wissenschaftlich ist das nicht, am Ende ist das auch nur ein vorgeschobener Grund. Menschen haben eine Intuition für Ethik, und bei der ist das Töten von etwas das wie ein Mensch aussieht schwerwiegender als das Töten von etwas das es das nicht tut. Die Kopplung an bspw. Bewusstsein ist willkürlich, außer du kannst aufzeigen, warum es das nicht ist.
Keylan schrieb:
Klare Fehlverständnis von Rechten. Ein Recht haben, heist nicht den Anspruch zu haben das jemand anderes sich darum zu kümmern hätte oder seine Rechte dafür einschränken müsste.
Klares Fehlverständnis von Rechten. Artikel 2 des GG gibt dir ein absolutes Recht auf Freiheit - nichtsdestotrotz ist es dir verboten 99% aller Räumlichkeiten in Deutschland zu betreten, weil sie schlicht jemand anderem gehören. Rechte schränken die Rechte anderer nicht nur manchmal, sondern praktisch immer ein.
Außerdem bedeuten Rechte (häufig, nicht immer) sehr wohl, dass sich jemand anders darum zu kümmern hat. Wenn du ein Recht auf einen Kitaplatz hast, dann ist das Recht ziemlich nutzlos, wenn es nicht mit einer Forderung ggü. jemand anderem (bspw. Staat, Kommune o.ä.) einhergeht.
Keylan schrieb:
Nicht relevant, weil wie ganz klar dargestellt, selbst unter der Annahme, dass man dem Fötus volle Rechte wie einem bereits geborenen Menschen zuschreibt, trotzdem nicht zu rechtfertigen wäre die Frau dazu zu zwingen ihren Körper und Ihr Selbstbestimmungsrecht dafür aufgeben zu müssen.
Keylan schrieb:
Solange sie nur "nicht partizipieren" will ist ihr der Tot des Kindes nie vorzuwerfen. Erst wenn sie aktive Handlungen begeht die zum Tot des Kindes beitragen ist sie zu belangen.
Okay. Dann folgendes Beispiel:
Eine Frau steht alleine neben einem Swimmingpool. Sie kann schwimmen, und es ist weit und breit niemand sonst da. Dann bemerkt sie, dass direkt vor ihr ein kleines Kind im Wasser ist und ertrinkt. Aber anstatt zu helfen, schaut die Frau einfach dabei zu, wie das Kind ertrinkt.
Wenn man deiner Argumentation folgt, ist das Verhalten ethisch einwandfrei, weil sie ja nur "nicht partizipiert" hat. Und ich denke die meisten würden dem Schluss widersprechen, zumindest tu ich es.
areiland schrieb:
Ich wäre auch dann für einen von der Frau gewollten Abbruch. Denn niemand darf es sich anmassen, die Motive einer Frau für den Abbruch in Frage zu stellen. Schon gar nicht Männer, die diese ganzen Regeln erfunden haben und pflegen, damit ja keines ihrer kostbaren Samenkörnchen ohne Eizelle bleibt.
Wilde Haltung. Warum hat die Frau einfach ein Grundrecht darauf, ungeborenes Leben töten zu dürfen, selbst wenn es für den Abbruch der Schwangerschaft nicht vonnöten ist? Die Hälfte der Gene in der befruchteten Zelle kommen vom Vater, hat der keinerlei Rechte gegenüber seinen eigenen Nachkommen?
Skaiy schrieb:
Skaiy schrieb:
Ist das so? Mir fehlt deine Begründung für diese grundsätzliche Annahme.
Skaiy schrieb:
Hier würde ich dir zustimmen, wobei das Wort "grundsätzlich" entscheidend ist.
Ich hab die Punkte als Axiome gesetzt, definitionsgemäß nimmt man solche als wahr an, ohne dass sie einen Beweis erfordern. Der Grund ist nicht, dass ich diese nicht liefern kann, sondern weil ich vermeiden möchte eine Grundsatzdiskussion über Ethik als solche zu führen; Das machen die Leute schon seit ein paar tausend Jahren, und wir werden das hier sicherlich nicht "nebenbei" erledigen.
Wenn man die Meinung nicht teilt, dass Sterben etwas negatives ist, möge jemand die Hand heben, der bereit ist das mit einem Suizid zu untermauern. Spoiler: Alle Hände bleiben unten, weil abseits von Extremfällen keiner sterben möchte.
Skaiy schrieb:
Du kannst doch jetzt nicht ernsthaft einen ausgebildeten Menschen mit all seinen Sinnen, Empfindungen und Bewusstsein und zahlreichen zwischenmenschlichen Verbindungen zu anderen Menschen mit einem frühen Zellhaufen gleichsetzen.
Natürlich kann ich. Wenn du unter Narkose bist, dann sind all deine Sinne, Empfindungen und dein Bewusstsein "weg", damit auch jegliche Bewertung von Externalitäten wie sozialen Beziehungen. In dem Zustand bist du auch nicht mehr, als ein großer, atmender Zellhaufen. Nichtsdestotrotz verlierst du dadurch nicht deine Menschlichkeit.
Skaiy schrieb:
Es kann auch als unmoralisch empfunden werden die Frau zu zwingen gegen ihren Willen ein Kind zu bekommen, obwohl es im Mutterleib noch kein Gehirn, Herz und ausgereiftes Nervensystem gebildet hat.
Ja, aber man muss dann klar aufzeigen, wie man zu dem Schluss kommt.
Skaiy schrieb:
Woher willst du wissen, ob das Kind qualvoll leiden würde? Vielleicht hätte es trotzdem Lebensfreude? Kinder mit gravierenden Missbildungen, die in ihrem Leben Qualen erleiden müssten, sind bei dir nicht schützenswert? Hier wäre es dann ethisch es zu "töten"?
Ich spekuliere nicht, sondern setze voraus.
Wenn es ein qualvolles Leben hätte,
dann wäre der Abbruch angebracht.
Und Kinder mit Missbildungen sind absolut schützenswert, das ist doch der ganze Grund, warum ich es in dem Fall für sinnvoll halte. Ein fühlendes Wesen in die Welt setzen, nur damit es leiden und dann sterben kann, ist in meinen Augen grausam.
Skaiy schrieb:
Das fordert niemand. Auch nicht die Pro Choice Bewegung. Das ist also erst gar nicht Bestandteil der Diskussion.
Doch doch, lies den Threadverlauf. Hier geistern einige durch den Thread, die ihre Meinung rein auf das Selbstbestimmungsrecht der Frau stützen. Konsequent zu ende gedacht, heißt das aber auch, dass Abtreibungen effektiv zu jedem Zeitpunkt möglich sein müssten.
Skaiy schrieb:
Kein passendes Beispiel. Bei einem Komapatienten hat man die Hoffnung, dass dieser wieder erwacht.
Die hat man bei einem ungeborenem Kind aber auch.
Skaiy schrieb:
Sie einzige Lösung wäre nie Sex zu haben.
Wenn ich einen Autounfall auf der Autobahn vermeiden will, dann kann ich das nur tun, indem ich mich nicht auf die Autobahn begebe.
Aber ja: Effektiv müsste man auf Vaginalverkehr verzichten, wenn man weder Kind noch Abtreibung möchte, bzw. bereit sein ein Kind dann doch zu bekommen, wenn Verhütung scheitert.
Skaiy schrieb:
Sorry, aber nein. Einfach nein. Objektiv garantiert nicht. Alleine schon Ethik und Objektivität laufen entgegengesetzt. Du koppelst deine Ethik und Moral an Objektivität.
Natürlich objektiv. Nach der Befruchtung der Eizelle ist diese ein Unikat, die es nirgendwo sonst gibt und auch in der Geschichte der Menschheit nirgendwo sonst gab. Das ist kein Werturteil sondern gegebene Tatsache.
Skaiy schrieb:
Ethisch und moralisch entsteht das Leben erst später. So zumindest der Konsens.
Das ist völliger Humbug. "Leben" hat absolut nichts mit Empfindsamkeit oder komplexen Makro-Systemen zu tun, denn der Begriff umfasst auch den Blauwal, die Spinne, ein einzelnes Spermium bis runter zu einer einzigen Zelle.