Aktivrente eure Meinung

Wird die Aktivrente die Gehälter von normalen Beschäftigten unter Druck setzen?

  • Ja

    Stimmen: 16 21,6%
  • Nein

    Stimmen: 40 54,1%
  • Teilweise

    Stimmen: 6 8,1%
  • Enthaltung

    Stimmen: 12 16,2%

  • Umfrageteilnehmer
    74
Web-Schecki schrieb:
Leute mit Einkommen unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze zahlen ja ebenfalls Steuern?! Den Punkt verstehe ich nicht...

Natürlich tun sie dies - es geht um den Punkt, dass es kein Sinn macht - die Rentenversicherungsbeiträge auf alle Einkommen zu erheben ohne Beitragsbemessungsgrenze. Damit steigt zwar die Einzahlung - ebenfalls aber auch die Auszahlungsverpflichtungen. Die Einkommen dienen dennoch der Finanzierung der Rentenkasse, da sie der Einkommenssteuer unterliegen. Gerade die Spitzenverdiener zahlen ja Spitzensteuersatz, Soli und wenn sie sich erdreisten noch mehr zu verdienen dann auch noch die Reichensteuer auf ihr Einkommen.
Ebenfalls tragen die Spitzenverdiener durch ihr höheren Konsum auch eine größere Zahl-Last bei der Mehrwertsteuer ... wer sich regelmäßig nen neuen Porsche kauft ... der zahlt auch viel Steuern.

@ShiftC

Machen wir mal die Rechnung etwas einfach:
-> wir unterstellen, dass alle Beiträge sowie Auszahlungen auf dem jetzigen Niveau eingefroren werden
-> bei 50.493 Euro Jahresbrutto bekommst du 1 Rentenpunkt in Wert von 40,79
-> auf 50.493 Euro zahlst du 4.695,85 Euro in die Rentenversicherung + gleiche Summe von Arbeitgeber - macht 9.391,70 Euro pro Jahr
-> bei 45 Beitragsjahren hast du in Summe 422.626,41 Euro eingezahlt
-> als Gegenwert hast du 40,79 Euro Rentenpunkte a 45 Jahre gesammelt, was eine monatliche Rente von 1.835,55 Euro entspricht
-> pro Jahr wäre dies eine Rente von 22.026,60 Euro
-> 422.626,41 Einzahlung / Rente = 19,19 Jahre nach Renteneintritt würdest du entsprechend mehr heraus bekommen

Dies ist aber die "optimale" Berechnung. Wenn du jetzt noch die ganzen staatlichen Geschenke an die Rentner berücksichtigst, so kommt man auf einen viel geringeren Break-Even.

Die Unterdeckung der Rentenkasse ist halt nicht aus dem Nichts gekommen, sondern auch mit staatlich verschuldet. Das Verhältnis zwischen eingezahlten Beiträgen vs Auszahlungen passt seit Jahrzehnten nicht mehr und wird sich noch deutlich verschlimmern, wenn die Boomer in Rente gehen.

Spannend finde ich, dass bei der Aktivrente noch Beiträge zur Arbeitslosenversicherung anfallen sowie Beiträge zur Rentenversicherung. Wer über das 65 Lebensjahr hinaus noch arbeitet ... und dann doch "arbeitslos" wird - kann m.E. nach gar keine Arbeitslosenbezüge mehr erhalten, sondern bekommt direkt die gesetzliche Rente. Und wenn Beiträge zur Rentenversicherung abgeführt werden, dann müssten ebenfalls auch Rentenpunkte gesammelt werden.

Der Staat geht davon aus, dass knapp 40.000 Rentner das Angebot der Aktivrente annehmen (Quelle). Das ist nun wirklich ein Tropfen auf den heißen Stein.

Wir brauchen deutlich mehr Beschäftigte die Einzahlen sowie ein Aufbau eines kapitalgedeckten Fonds.
 
_killy_ schrieb:
Ebenfalls tragen die Spitzenverdiener durch ihr höheren Konsum auch eine größere Zahl-Last bei der Mehrwertsteuer ... wer sich regelmäßig nen neuen Porsche kauft ... der zahlt auch viel Steuern.
Du hast das Solidaritätsprinzip ja quasi verstanden.... :rolleyes:

Wer sich regelmäßig nen neuen Porsche kauft, kann mehr abgeben, als einer, der monatlich den Cent 2 mal umdreht, damit er die kaputte Waschmaschine ersetzen kann.
 
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_killy_ schrieb:
Wir brauchen deutlich mehr Beschäftigte die Einzahlen sowie ein Aufbau eines kapitalgedeckten Fonds.
Ich bin mal wieder der Miesepeter: Für eine deutliche Erhöhung der Zahl der Beschäftigten in der Produktivwirtschaft (sozialversicherungspflichtig und ohne primären Leistungsbezug) bräuchte es ein erhebliches Wirtschaftswachstum, locker 3–4 % p. a., und das über Jahrzehnte. Das ist inzwischen eine Illusion. Massenmigration hat nicht in dieser Form funktioniert, die Sondervermögen werden nicht für Investitionen, sondern faktisch zur Deckung von Haushaltslöchern eingesetzt und dass wir noch einmal eine Politik bekommen, die Wirtschaftswachstum als primäre Handlungsaufgabe begreift und umsetzt, ist überhaupt nicht in Sicht. Denn was bringen mehr Menschen, wenn die Wirtschaft sie nicht braucht?

Für einen effektiven, kapitalgedeckten Fonds bräuchten wir ebenfalls Jahrzehnte, um ihn so weit aufzubauen, dass er tatsächlich entlastend wirkt. Für eine sofortige Bereitstellung fehlt dem Staat das Kapital; die Sozialkassen sind von der Politik bereits bis aufs Minimum geschröpft, und der Haushalt ist nur noch mit gewaltigen Schulden überhaupt „tragfähig“.

Die übliche Umverteilungsromantik ist - selbst wenn konsequent angewendet - nur ein Tropfen im Ozean gegenüber den tiefen dreistelligen Milliardenbeträgen p. a., die nötig wären, um ein reines Umlagesystem unter den realen Gegebenheiten stabil zu halten. Darum hatte ich auch einmal kurz aufgezeigt, wie wenig beispielsweise die „Luxusrentner“ beitragen würden.

Wenn wir dann noch betrachten, dass Zinsen und Tilgung für mehrere Sondervermögen von dann bereits weit über 1 Billion € Sonderschulden auf den Haushalt im Jahr 203X projiziert werden müssen und dieser zusätzlich die erhöhte Unterdeckung plus Zuschüsse stemmen muss in allen Sozialkassen… nun ja: Hoffentlich finden wir ein Wundermittel und können dann bis 120 arbeiten.
 
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@Nazrael

Du bist auf alle Fälle kein Miesepeter - sondern betrachtest die Situation realistisch! Diese Ehrlichkeit fehlt jedoch den Politiker. Die bauen ein Sonderschuldentopf um den Sozialstaat nicht reformieren zu müssen. Sie behalten weiterhin massiv die Bürokratie hoch und würgen damit jedes Wirtschaftswachstum ab.

Auch wenn ein Kapitalgedeckter Fonds etliche Jahre bräuchte um in eine halbwegs sinnvolle Größe anzuwachsen - wäre es aus meiner Sicht die richtige Entscheidung, genau diesen so früh wie möglich einzuführen. Damit halt die Dividenden der Staatsunternehmen dort eingezahlt werden. Damit der CO2 Beitrag - der ja eigentlich den Bürgern wieder ausgeschüttet werden sollte - ebenfalls indirekt ausgeschüttet wird - weil er mit zur Deckung des Fonds dient.

Wir brauchen in Deutschland harte Reformen im Bereich der Sozialkassen als auch bei der Bürokratie. Aktuell verwalten wir uns nur noch selbst.
 
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_killy_ schrieb:
Wie soll man für seine Rente vorsorgen - wenn die Vorsorge die aus schon versteuerten Einkommen vorgenommen wird - wieder fleißig mit Steuern und SV Beiträgen belegt wird? Ist nicht genau hier das Problem?
Das Problem ist nicht die KAP, sondern der geändete Lebenswandel. Auch von einem Vollzeit-Verkäufergehalt beim ALDI kann man etwas zurücklegen, wenn man das möchte. Und es war noch nie möglich, davon ohne große Abstriche mehr wie eine Person zu ernähren.

Nur wegen der KAP (oder dem Streichen diese) wird kein Paar länger zusammen bleiben und auch kein Single seine Urlaube/Ausgaben streichen.

Die einzigen Anlagemöglichkeiten, die im Nachhinein massiv benachteiligt wurden, sind alte BAVs. Bei allem anderen konnte jedem, der es wissen wollte, schon vor Abschluss klar sein, wie lukrativ dies für einen selber sein könnte oder ob man das Geld lieber sofort ausgibt und sich am Erwerbslebensende mit der bekannt geringen gesetzlichen Rente zufrieden gibt.

Welche Auswirkungen Teilzeit oder der komplette Ausstieg aus der Erwerbsarbeit für seine Rente haben würde, konnte jeder mit Stift und Papier schon vor 40 Jahren abschätzen. Ob dabei 52% oder 48% auf Basis des Durchschittseinkommens aller Beitragszahler als Brutto rauskommen, ändet für die allermeisten nicht wirklich etwas.

_killy_ schrieb:
Wenn Rentner in Zukunft weniger von der staatlichen Rente abhängig sein sollen ... dann müssen sie hierfür auch die Möglichkeit bekommen.
Diese Möglichkeiten gibt es schon seit 50 Jahren. Für jemanden, der auch nur etwas mitgedacht hat (und war es nur, in dem er Blüms Aussage wörtlich genommen hat) waren das vor 30-40 Jahren andere Möglichkeiten wie heute.

Wenn ich mir ansehe, was aus meiner LV nach 35 Jahren mit 75-200€ Beitrag/Monat rauskommt, dann ist das zwar erhelblich weniger wie ich bei einem Start vor 10 Jahren mit ETF in dem Zeitraum (nach KAP) erhalten würde. Aber es ist trotzdem eine durchaus ansehnliche Zusatzrente.

Warum stecken heute noch so viele Leute Geld in eine LV oder (schlechte) BAV? Dafür ist anscheinend Geld vorhanden, nur für die eigenverantwortliche Anlage ist kein Geld übrig?

Es ist mit Sicherheit niemand ab 2005 auf die Idee gekommen, die absetzbaren Steuerbeträge für die GRV selber anzulegen. Die gesparte Steuer wurde wohl meist in Konsum umgemünzt und heute meckern die Leute, dass sie ihre Rente versteuern müssen.

_killy_ schrieb:
Wir können ja den Freistellungbeitrag massiv erhöhen, auf bspw. 50k pro Jahr. Dann lohnt sich die private Vorsorge auch! (und auch in der Auszahlungsphase)
Wenn ich mir ansehe, wo meine ETFs seit 2021 stehen und wieviel (angeblich so unendlich hoher) KAP ich darauf bei Komplettverbrauch bis an mein Lebensende zahlen werde, dann ist die angeblich so riesige KAP zwar nicht irrelevant, aber extrem gering.

M.M.n. kommt da wieder die Urangst der Deutschen durch: Steuern sind zwingend zu vermeiden, koste es mich, was es wolle.

act_ schrieb:
Und wir hier noch jährlich 100 Mrd € aus Steuermitteln quersubventionieren müssen.
Dass mind. 90% dieser Steuermittel (genaues will kein offizieller rausrücken) nichts mit dem Umlagesystem zu tun haben, ist Dir hoffentlich bekannt. Das sind alles Gelder für Wahlgeschenke, die über die DRV mit ausgezahlt werden müssen.

Niemand, der wegen 2 Kindern 6 RP geschenkt bekommen hat und dann mit einer Rente von 81,58€ die Statistik schön nach unten zieht, muss jemals eine DM/einen Euro in die Kasse eingezahlt haben. Was eine EM-Rente mit einer Altersrente zu tun hat oder warum die Altersrente dann so hoch sein muss wie die vorherige EM, mag sozialpolitisch einsehbar sein, aus Sicht einer reinen Rentenversicherung ist es dies nicht. Bei meiner privaten LV hätte ich die Absicherung selber zusätzlich zahlen müssen.

Mir fehlt bei den offiziellen Diskussionen immer eine Gegenrechnung:
Wie viele Renter fallen nach einer Kürzung der Rente in die Grundsicherung und/oder werden Wohngeldberechtigt? Wieviel mehr Geld haben ggf. später die Sozialkassen an Zuschüssen zum Pflegeheim auszugeben?

Wer jemandem, der sich auf die heutige Höhe seiner Rente verlässt, diese kürzt darf nicht erwarten, dass der bestohlene seinen Ruhestand durch andere Rücklagen finanzieren kann. Er wird eher, im Gegenteil zu vielen heute schon anspruchsberechtigten, versuchen, alle ihm zustehenden Zuschüsse auch abzugreifen.
 
gymfan schrieb:
Mir fehlt bei den offiziellen Diskussionen immer eine Gegenrechnung:
Wie viele Renter fallen nach einer Kürzung der Rente in die Grundsicherung und/oder werden Wohngeldberechtigt? Wieviel mehr Geld haben ggf. später die Sozialkassen an Zuschüssen zum Pflegeheim auszugeben?

Die Renten werden ja aber nicht gekürzt - das ist gesetzlich ausgeschlossen. Die Rente kann entweder nur gleich bleiben oder steigen.

Aktuell verhindert ja die Junge Union, dass das Rentenniveau auch noch über das Jahr 2031 hinaus festgeschrieben werden soll - ohne dass dafür ein sinnvoller Finanzierungsvorschlag vorliegt. So viel Dreistigkeit seitens der SPD muss man erst mal haben.
Statt den Menschen beizubringen, dass sie neben der gesetzlichen Rente eben halt auch noch private Vorsorge benötigen, wird so getan, als würde die gesetzliche Rente völlig ausreichend sein, um jeden Lebensumstand zu finanzieren.

gymfan schrieb:
Wer jemandem, der sich auf die heutige Höhe seiner Rente verlässt, diese kürzt darf nicht erwarten, dass der bestohlene seinen Ruhestand durch andere Rücklagen finanzieren kann. Er wird eher, im Gegenteil zu vielen heute schon anspruchsberechtigten, versuchen, alle ihm zustehenden Zuschüsse auch abzugreifen.

Die Politiker müssen sich ehrlich machen - die gesetzliche Rente ist nur eine Basis, ein Bestandteil der Altersvorsorge - die kann in Zukunft unmöglich der Hauptkern der Altersvorsorge sein. Dafür passt das Verhältnis Einzahler vs Empfänger dann einfach nicht mehr.
Wenn die Politiker dies den Menschen nicht erklären, dann "verlassen" sich leider weiterhin die Menschen darauf, "dass die Rente sicher sei" ... und rutschen durch die Unehrlichkeit der Politiker - in die Altersarmut.
 
_killy_ schrieb:
Die Rente kann entweder nur gleich bleiben oder steigen.
Wenn die Rente nicht steigt und die Inflation über 0 ist, dann ist das auch eine Rentenkürzung.
_killy_ schrieb:
als würde die gesetzliche Rente völlig ausreichend sein
So war sie doch mal geplant, oder irre ich?
_killy_ schrieb:
dass die Rente sicher sei
Heißt ja nicht, dass sie reicht. Nur das man sicher Rente erhält.
 
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Private Altersvorsorge im Niedriglohnsektor. Wie realitätsfern ist das denn. Wer sein ganzes Leben für Mindestlohn arbeitet, erhält eine Rente unterhalb der Grundsicherung. Wird also noch aufgestockt.

Die arbeitende Unterschicht wird keine private Altersvorsorge betrieben können. Und dann fallen sie in Grundsicherung. Das wird dann über Steuern vom Sozialamt gezahlt. Ist auch nicht besser als die Rente durch Steuern zu stützen.
 
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@Samurai76

Es soll verhindert werden, dass das Niveau über das Jahr 2031 hinaus gefixt werden soll. Es soll weder die Berechnung der Steigerung angefasst werden oder sonst noch was.

Und ja - die gesetzliche Rente war mal gedacht, dass die Menschen davon leben können. Damals ging man aber davon aus, dass die Menschen immer fleißig Kinder bekommen würden. Dies hat sich aber über die Jahrzehnte deutlich geändert. Man muss sich dieser neuen Realität nun mal stellen.

@act_

Für den Niedriglohnsektor ändert sich eh nichts. Egal ob der Rentenbeschluss der SPD ohne Änderung durchgeht oder auch nicht. Jemand im Niedriglohnsektor erhält heute schon weniger Rentenpunkte und wird auch in Zukunft auf Unterstützung angewiesen sein. Ist simple Mathematik.

Der Bezug zur privaten Altersvorsorge ist für die Menschen, die nicht im Niedriglohnsektor beschäftigt sind. Diese Menschen müssen entsprechend Vorsorge betreiben.
 
@_killy_
Kommt bei dir gar kein Ungerechtigkeitsempfinden auf, wenn jemand sein ganzes Leben lang gearbeitet hat, seine Steuern sowie SV-Beiträge zahlt um dann am Ende in Altersarmut zu leben und Grundsicherung zu bekommen? DIe gleiche Grundsicherung wie jemand, der nie gearbeitet und nichts geleistet hat?

Wenn wir das Rentenniveau weiter senken und verlangen, dass eine "freiwillige private Altersvorsorge" vorhanden ist, wird das wozu führen? Genau, noch weitere Teile der Bevölkerung werden von ihrer Rente nicht mehr leben können => Grundsicherung. Das werden dann also mehr!

Und ich befürchte, dass das noch mehr Zulauf zur AfD generieren könnte.

Warum werden RV-Beiträge quasi nur auf nicht-selbstständige Arbeit erhoben? Erweitern auf alle Einkunftsarten!
Dann kann man noch diskutieren, ob es für bestimmte Einkunftsarten gewisse Freibeträge braucht (bspw. könnten sv-pflichtige Mieteinnahmen ohne Freibetrag die obere Mittelschicht belasten und gleichzeitig Druck auf den Mietmarkt generieren). Diese Freibeträge kann man auch für Kapitalerträge diskutieren.

Und ja, auch eine moderat erhöhte Lebensarbeitszeit gehört m.E. dazu. Dann aber nicht eine feste Altersgrenze allgemein für alle erhöhen, sondern Arbeitsjahre: bspw. 45 oder 46 oder 47 Arbeitsjahre. Mit Uni-Diplom und 2. Staatsexamen habe ich erst mit ~27 Jahren angefangen zu arbeiten. Ein kaufmännischer Sachbearbeiter mit Fachabi und Ausbildung hat da schon 5 Jahre gearbeitet.
 
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_killy_ schrieb:
Diese Menschen müssen entsprechend Vorsorge betreiben.
Wenn jemand während des Berufslebens gut verdient, sich einen hohen Lebensstandard aufgebaut hat und den im Alter halten möchte, klar, dann macht zusätzliche Vorsorge Sinn. Ansonsten möchte ich dem aber deutlich widersprechen!

Private Vorsorge sollte nicht zur Grundvoraussetzung werden, damit man im Alter überhaupt „über die Runden“ kommt. Die gesetzliche Rente war mal als Basissicherung gedacht, und es kann nicht sein, dass die ohne Zusatzvorsorge für immer mehr Menschen nicht mehr reicht.

Hinzu kommt der Widerspruch des Systems:
Wer nicht privat vorsorgt und im Alter zu wenig Rente hat, bekommt vom Staat Grundsicherung im Alter. Okay.
Wer aber privat vorgesorgt hat, muss diese Ersparnisse zuerst aufbrauchen bzw. sie werden als Einkommen angerechnet. Das heißt: Die einen bezahlen während ihrer Berufszeit freiwillig, worauf andere während derselben Zeit verzichten können, es aber dann per Aufstockung vom Staat bekommen, bis sie auf einer Gewissen Grenze liegen. Und zusätzlich zahlen die Vorsorger über Steuern natürlich auch die Aufstockung mit.

Im Ergebnis wirken Leute, die privat vorsorgen, fast so, als würden sie zweimal zahlen: Einmal für sich selbst, und einmal über Steuern für andere. Während diejenigen ohne Vorsorge am Ende ungefähr auf ein ähnliches Mindestniveau kommen, nur eben ohne selbst dafür gespart zu haben (sofern sie es hätten tun können).

Da wir aber in einem Sozialstaat leben, und das auch gut so ist, darf das ganze Thema eben nicht zu einer freiwilligen Aktion werden! Es sind doch genau diese und ähnliche Probleme, die das ganze System zerschießen. Fehlende Beiträge zur GKV wegen des PKV-Bullshits. Fehlende Beiträge von Beamten.
Unfaire Steuerbehandlungen über die verschiedenen Bevölkerungsschichten hinweg, miserable Löhne usw. usf.

Der Bullshit beginnt genau dann, wenn man sich als Sozialstaat betrachtet, aber Minimalstaat-Praktiken ausübt und sich immer mehr zu einem Nachtwächterstaat bewegt. Das wird heute gerne mit dem Begriff "libertär" so übermalt, als wäre das ja was ganz ganz feines, oh ja.

Man muss einfach alle angemessen zur Kasse beten und fair verteilen. Man löst die Probleme nicht, wenn man die unteren noch mehr ackern, noch mehr bezahlen und noch größere Abstriche machen lässt. Das alles macht nur Reiche noch reicher.
 
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act_ schrieb:
Ende in Altersarmut zu leben und Grundsicherung zu bekommen?
Ihr müsst endlich mal von diesem konstruierten Vergleich wegkommen… Diesen Fall gibt es so in keiner relevanten Zahl. Ständig wird in solchen Debatten auf die Arbeitsverweigerer (in dem Fall sogar lebenslänglichen) hervor gebracht. Dabei existieren die so gar nicht in so nem relevanten Ausmaß.

Hier wird stets etwas konstruiert, weil es an echten Argumenten fehlt.
 
Naja, es ist jetzt schon nicht ganz von der Hand zu weißen, das du schon verdammt gut verdienen musst bevor sich private Vorsorge wirklich realistisch realisieren lässt, es sei denn du gehst über Kleinstbeträge von Tag 1 an. Wobei auch da dann für keine kleine Gruppe die Gefahr besteht trotzdem nicht über Grundsicherung zu kommen.

Und die wären dumm Privat vorzusorgen. Heute auf Konsum verzichten und dann nicht die Wirtschaft unterstützen und auf der anderen Seite nichts davon haben...

Und das ist halt schon doppert. Ich verstehe nicht warum Privat nicht ausgenommen wird bis zu einer gewissen Grenze damit sich solche Fragestellungen gar nicht ergeben.

Aber das haben wir ja an ganz vielen Stellen. Daher finde ich inzwischen auch das BGE so charmant wenn man das gesamte Steuerrecht usw reformiert. Denn da bleibt dir immer für alles was du machst etwas übrig. Sprich di hast immer einen positiven Anreiz mehr zu machen. Am Ende kommt es da dann nur noch auf die eigene Kosten-Nutzen Abschätzung an.

Aber so ne große Reform werden wir in Deutschland vermutlich ohne Bürgerkrieg niemals sehen.
 
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Wir werden mit der Zeit an den Punkt kommen, an dem man sich "in Rente gehen" leisten können muss. Mit all seinen Konsequenzen. Stichwort arbeiten bis zum Sarg.
Skysnake schrieb:
verdammt gut verdienen musst
Kannst du das mal defnieren, was du als "verdammt gut" verstehst? 5000€ Brutto? 8000€? Oder noch mehr?
 
Khaotik schrieb:
Stichwort arbeiten bis zum Sarg
Oder man lässt den Kapitalismus ein Stück weiter zurück und baut den Sozialstaat weiter aus. Aus der Vergangenheit kann man nur lernen, mit weniger 'Sozial' geht es der Gesellschaft entsprechend schlechter. Ergo geht es der Gesellschaft mit mehr Sozial besser. Den oberen 10% gehts dann vielleicht schlechter, aber da hält sich mein Mitleid arg in Grenzen, die haben genug zum abgeben und überleben trotzdem.
Ergänzung ()

Khaotik schrieb:
Kannst du das mal defnieren, was du als "verdammt gut" verstehst? 5000€ Brutto? 8000€? Oder noch mehr?
Bin zwar nicht gefragt, aber pauschal beantworten lässt sich das nicht, wie du dir evtl schon selbst denken können wirst. Denn, ein Einzelner mit Kindern wird mit Sicherheit mehr Einkommen brauchen, um etwas zu sparen, wie ein Mensch, der im Elternhaus für günstig fast nichts zur 'Miete' wohnt. Deine Frage bezieht sich auf einen komplexen Sachverhatl und darauf gibt es keine einfache Antwort.
 
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Samurai76 schrieb:
Den oberen 10% gehts dann vielleicht schlechter.
Die Frage ist doch recht einfach: Wo sind denn die beheimatet, die diese Entscheidungen treffen? Wer sind die Freunde und "Wohltäter" dieser Personen?
Oder hast du schonmal jemanden erlebt, der sich selbst sein Gehalt freiwillig kürzt um der "Firma" was gutes zu tun?

Aus reinem Godwill wird doch keine Partei irgendwas ändern, wenn man sich und seinen Parteifreuen selbst Schaden würde.

Samurai76 schrieb:
Bin zwar nicht gefragt, aber pauschal beantworten lässt sich das nicht, wie du dir evtl schon selbst denken können wirst.
Ja richtig, daher auch die etwas provokante Frage. Davon ab gibt es z.B. auch Leute, die grundsätzlich sehr sparsam leben (Frugalismus) und auch mit für andere niedrigem Gehalt noch Rücklagen bilden können. Andere dagegen könnten 10.000€ im Monat bekommen und schaffen es am Ende des Monats mal im Dispo zu landen.
 
Khaotik schrieb:
Kannst du das mal defnieren, was du als "verdammt gut" verstehst? 5000€ Brutto? 8000€? Oder noch mehr?
Das kann man wie schon gesagt nicht so leicht beantworten. Siehe Anzahl Kinder.

Grad weiter geht es mit dem Lebensort. München ist was anderes als zum Bleistift Sächsische Schweiz.

Ich würde die Werte aber nicht so hoch ansetzen. Wobei du zumindest die untere Schranke ausrechnen kannst. Wer mit seiner Rente nicht über Grundsicherung kommt für den lohnt es sich eigentlich nicht.

Aber mal mit etwas Google paar Werte ermittelt. Man braucht für die Grundrente von 1124€ ca 27.4 Rentenpunkte wobei es einen Rentenpunkt für ca 4200€ im Monat bzw knapp 50.500€ im Jahr gibt.

Für ne Abschlagsfreie Rente arbeite ich 45 Jahre wenns nicht überall Alter geht.

Also 27.4 / 45 mach 0.61 Rentenpunkte oder 30.750€ brutto pro Jahr mit aktuellem Verdienst den ich mindestens verdienen muss.

Das wären bei durchschnittlichen 1350 bis 1500 Arbeitsstunden pro Jahr wäre das ein Stundenlohn von 22.78 bis 20.50 Stundenlohn.

Bei einem Mindestlohn von 12.82 jetzt bzw 13.90 nächstes Jahr werden da einige drunter sein.

Gibt jetzt keine genauen Zahlen aber laut Focus 2023 waren wohl über 53.9% der Angestellten unter 20€
https://www.google.com/url?sa=i&sou...aw3clSpzIMBavMF5JGbI4wIz&ust=1763720915105000

Du darfst dir jetzt selbst überlegen wie groß die Gruppe derer ist für die es sich eigentlich nicht lohnt privat vorzusorgen. Och würde sagen irgendwo zwischen 40 und 70% wird es am Ende wohl sein.
Khaotik schrieb:
Aus reinem Godwill wird doch keine Partei irgendwas ändern, wenn man sich und seinen Parteifreuen selbst Schaden würde.
Naja, es gibt auch genug Leute in Deutschland die fordern höher besteuert zu werden. Und da ist insbesondere ne große Gruppe an Leuten dabei die mot dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden.
 
Skysnake schrieb:
bei durchschnittlichen 1350 bis 1500 Arbeitsstunden pro Jahr
Soweit mir bekannt, gilt als Durschnittsarbeitswoche die 40-Stunden Woche. Das macht bei Durchschnittlich 220 Arbeitstagen/Jahr 1760h. Würde also bei 31k€/a ~17,60€/h, wenn das dann Mindestlohn werden würde, wäre er vermutlich auch Armutsfest (~60% vom Meredian Gehalt). Aber selbst mit der Mindestrente von 1124,-€ liegt man unter dem Existenzminimum, denn man muss ja die Miete mindestens noch davon abziehen. Und da selbst WG-Zimmer teils für >500€ vermietet werden, bleibt hinterher nicht mehr genug über und diese Menschen müssen zwangsweise BG beantragen, um zu überleben. Ja, da stimmt was im System nicht. Wer Lebenslang mit Mindestlohn 40h/Woche geabreitet hat, sollte ein Leben über dem Existennzminimum leben können.
 
Skysnake schrieb:
Naja, es gibt auch genug Leute in Deutschland die fordern höher besteuert zu werden. Und da ist insbesondere ne große Gruppe an Leuten dabei die mot dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden.
Ja, und wieviele davon sitzen im Bundestag als Berufspolitiker und haben noch stete Ambitionen nach oben?
Die Leute können ja gerne ihre für sie gerechte Mehrbelastung direkt an den Staat spenden. Ob es tatsächlich einer macht?

Beim Thema Rente braucht es hier ggf. auch mehr Schongrenzen von Vermögen im Alter bevor z.B. Grusi beantragt werden kann. Einfach dafür, dass sich vorher sparen auch lohnt und man damit die Grusi zumindest etwas aufwerten kann. Die aktuell 10.000€ Schonvermögen sind da leider ein Witz.
Es wird zwar ein selbst bewohntes Hausgrundstück gewährt, aber auch das muss ja in Stand gehalten werden. Wenn da die Heizung neu fällig wird, kann man die Bude direkt verkaufen um es bezahlen zu können.

Die staatliche Rente wird durch das von vorherein zum Scheitern verurteilte System nicht ewig funktionieren und man muss irgendwann die Weichen dafür stellen, dass eine Privatvorsorge belohnt und ermöglicht wird.
 
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Khaotik schrieb:
Ja, und wieviele davon sitzen im Bundestag als Berufspolitiker und haben noch stete Ambitionen nach oben?
Keiner. Ich hatte da mehrere Berichte über Firmenerben gelesen die von Geburt an wussten das Sie nie mehr arbeiten müssen und das ungerecht empfinden dann auch noch fast keine Erbschaftssteuer zahlen. Es sind jetzt keine Horden und es wird sicherlich genau so viele geben die da grundsätzlich dagegen sind aber zu behaupten das es das nicht gibt halte ich für falsch.

Wenn ich z.b. auch von mir selbst ausgehe habe ich auch kein Problem mit dem Spitzensteuersatz und würde da auch in der Spitze die 60 oder fast 70% von früher akzeptieren so lange es bei einem hoch genügend Wert ist. Ob ich jetzt 1Mio oder 0.9 Mio am Ende vom Tag über habe ist mir doch scheiß egal so viel Geld kann man doch eh nur noch durch Dekadenz verballern oder halt nutzen um nicht mehr anzuhöufen. Davon hat man aber rein gar nichts...

Wo ich eher ein Problem sehe ist die Steuerprpgrwssion und Sozialabgaben. Es kann nicht sein das jemand mit 40k im Jahr pro Euro mehr Steuern und abgaben hat als wie jemand der 10 Mio im Jahr an zu versteuerndem Einkommen hat und einen Euro mehr macht....

Khaotik schrieb:
Die Leute können ja gerne ihre für sie gerechte Mehrbelastung direkt an den Staat spenden. Ob es tatsächlich einer macht?
Ah und das befriedigt dann deren Gerechtigkeitsempfinden? Zumal es so manche Großspender gibt die der Gesellschaft auch wieder etwas zurück geben.

Khaotik schrieb:
Beim Thema Rente braucht es hier ggf. auch mehr Schongrenzen von Vermögen im Alter bevor z.B. Grusi beantragt werden kann. Einfach dafür, dass sich vorher sparen auch lohnt und man damit die Grusi zumindest etwas aufwerten kann. Die aktuell 10.000€ Schonvermögen sind da leider ein Witz.
Es wird zwar ein selbst bewohntes Hausgrundstück gewährt, aber auch das muss ja in Stand gehalten werden. Wenn da die Heizung neu fällig wird, kann man die Bude direkt verkaufen um es bezahlen zu können.
Was macht das bitte für einen Sinn? Als Rentner geht es da doch am Ende dann nur noch darum das Unausweichliche hinauszögern bzw der Erbengenerstion mehr zu erhalten...
 
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