---Daniel---
Lt. Junior Grade
- Registriert
- Juni 2017
- Beiträge
- 404
Hallo miteinander,
ich habe mich vor der BTagswahl mit diversen Parteien unterhalten und die doch sehr konträren Positionen und Argumente zu Atomenergie wahrgenommen.
Da ich mich mit dem Thema vorher nicht so beschäftigt hatte und davon ausging, dass die Abschaltung der letzten AKWs durchdacht war, bin ich nun insbes. vor dem Hintergrund der Einheitspreisbildung nach dem Merit-Order-Prinzip doch etwas stutzig geworden.
Merit Order auch "Reihe der Vorteilhaftigkeit" heißt, dass man die Kraftwerksleistungen der verschiedenen Energiequellen gemäß ihrer Grenzkosten in Reihe bringt und die Grenzkosten jenes Kraftwerks, das gerade volumentechnisch noch nachgefragt wird, bestimmen den Grenzpreis und dieser ist dann der Einheitspreis, zu welchem der Markt geräumt wird.
Demzufolge wird bspw. bei Dunkelflaute der hohe Gaspreis die Grenzkosten bestimmen und die wenige verbleibende Energie aus EE wird dann ebenfalls für teilweise 900€+/MWh verkauft - da es eben einen Einheitspreis gibt.
Sprich, wenn man sagt, dass EE so günstig sind, ist das eigentlich nur die halbe Wahrheit, da die Preisbildung an der Spotbörse nun mal anders funktioniert. Für Privatkunden mit Langfristverträgen ist das natürlich anders, aber es geht ja auch insbesondere darum den Wirtschaftsstandort Deutschland attraktiv zu halten.
Was mich auch sehr stutzig gemacht hat: Anscheinend sind sich sehr viele Wahlkämpfer überhaupt nicht bewusst, wie diese Preisbildung zustande kommt und eigentlich müsste man das doch wissen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen? Vielleicht haben wir hier ja ein paar Experten, die Licht ins Dunkel bringen können.
Die Problematik des Merit-Order-Prinzips ist hier verdeutlicht. Würden wir bspw. im unteren Graphen den Balken für Nuklear streichen, wären wir direkt beim Grenzpreis (=Einheitspreis) des teuersten Kohlekraftwerks -> Sprich, an der Spotbörse wird die gesamte Energie inkl. EE teurer. Wenn nun in der Grafik der Balken für Nuklear ursprüngl. noch deutlich größer gewesen wäre, wäre der Grenzpreis direkt die Grenzkosten eines Gaskraftwerks.
(Quelle Grafik: https://oekostrom.at/mediathek/blog...aengen-wie-erneuerbare-den-strompreis-senken/)
Meine Fragen sind nun:
BG Daniel
ich habe mich vor der BTagswahl mit diversen Parteien unterhalten und die doch sehr konträren Positionen und Argumente zu Atomenergie wahrgenommen.
Da ich mich mit dem Thema vorher nicht so beschäftigt hatte und davon ausging, dass die Abschaltung der letzten AKWs durchdacht war, bin ich nun insbes. vor dem Hintergrund der Einheitspreisbildung nach dem Merit-Order-Prinzip doch etwas stutzig geworden.
Merit Order auch "Reihe der Vorteilhaftigkeit" heißt, dass man die Kraftwerksleistungen der verschiedenen Energiequellen gemäß ihrer Grenzkosten in Reihe bringt und die Grenzkosten jenes Kraftwerks, das gerade volumentechnisch noch nachgefragt wird, bestimmen den Grenzpreis und dieser ist dann der Einheitspreis, zu welchem der Markt geräumt wird.
Demzufolge wird bspw. bei Dunkelflaute der hohe Gaspreis die Grenzkosten bestimmen und die wenige verbleibende Energie aus EE wird dann ebenfalls für teilweise 900€+/MWh verkauft - da es eben einen Einheitspreis gibt.
Sprich, wenn man sagt, dass EE so günstig sind, ist das eigentlich nur die halbe Wahrheit, da die Preisbildung an der Spotbörse nun mal anders funktioniert. Für Privatkunden mit Langfristverträgen ist das natürlich anders, aber es geht ja auch insbesondere darum den Wirtschaftsstandort Deutschland attraktiv zu halten.
Was mich auch sehr stutzig gemacht hat: Anscheinend sind sich sehr viele Wahlkämpfer überhaupt nicht bewusst, wie diese Preisbildung zustande kommt und eigentlich müsste man das doch wissen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen? Vielleicht haben wir hier ja ein paar Experten, die Licht ins Dunkel bringen können.
Die Problematik des Merit-Order-Prinzips ist hier verdeutlicht. Würden wir bspw. im unteren Graphen den Balken für Nuklear streichen, wären wir direkt beim Grenzpreis (=Einheitspreis) des teuersten Kohlekraftwerks -> Sprich, an der Spotbörse wird die gesamte Energie inkl. EE teurer. Wenn nun in der Grafik der Balken für Nuklear ursprüngl. noch deutlich größer gewesen wäre, wäre der Grenzpreis direkt die Grenzkosten eines Gaskraftwerks.
(Quelle Grafik: https://oekostrom.at/mediathek/blog...aengen-wie-erneuerbare-den-strompreis-senken/)
Meine Fragen sind nun:
- Inwiefern wirkt sich die AKW Abschaltung auf die Grenzkosten bei Flaute, Dunkelflaute etc. an der Spotbörse aus? Ich konnte dazu keine aussagekräftigen Studien finden - teilweise wird mit Ges.kosten etc. gerechnet, obwohl die Preisbildung eben durch Grenzkosten stattfindet?
- Wie sinnvoll ist es, wenn wir die AKWs abschalten, während bspw. die Ukraine (Kriegsgebiet) gerade mind. 4 neue Atomreaktoren bauen will und mit dem Bau von zweien gerade begonnen hat (Fertigstellungsdatum zwischen 2028 oder 2029)? Auch Polen lässt von derselben Firma wie die Ukraine 6 neue AKWs bauen und ist gerade in die Atomenergie eingestiegen. Kraftwerksunfälle dort würden ja auch uns betreffen?
- Warum wird argumentiert, dass der Drohnenangriff kürzlich auf Tschernobyl gezeigt hat, wie gefährlich AKWs sein können - während aber in der Ukraine gleichzeitig NEUE AKWs gebaut werden?
- Sind denn deutsche AKWs nicht sicherer und wäre es nicht besser gewesen eine europäische Lösung für den Atomausstieg zu finden? Sprich, dass man die unsichersten AKWs zuerst herunterfährt. Mir kommt es vor als wäre es genau umgekehrt gemacht worden?
- Wie lange wird es ca. dauern bis wir ausreichend Speicherkapazitäten / Trassen etc. für EE haben?
- Warum wird der Gaspreis nicht gedeckelt, da dieser ja offensichtlich durch Merit-Order die Preise nach oben treibt?
BG Daniel
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