Jintho hat mich für folgenden Beitrag hier inspritiert im Thread:
„Das Ende des Sehens im Zeitalter der 1000 Hz“
Ein kurzer Essay über die Illusion des Sichtbaren.
Es war einmal das Auge – ein flüssiges Stück Bewusstsein, das die Welt nicht in Bildern, sondern in Strömen empfing.
Jahrtausende lang genügte ihm das Licht der Sonne, das Zittern einer Kerzenflamme, das Flimmern eines Traumes.
Doch dann kam der Mensch mit seiner Sehnsucht nach Schärfe, nach Kontrolle, nach Perfektion – und begann, das Sehen zu takten.
Er erfand die Kamera, um die Zeit einzufrieren.
Den Bildschirm, um sie zu simulieren.
Und schließlich das Display mit 1000 Hertz, um der Realität selbst den Takt zu lehren.
Aber während die Geräte schneller wurden, blieb der Mensch analog.
Seine Retina kennt keine Frequenzen.
Sein Sehnerv keinen Takt.
Das Bild, das er „sieht“, ist keine Momentaufnahme – es ist ein fortwährendes Rauschen, ein Fluss aus Eindrücken, Erinnerungen, Erwartungen.
Wenn also ein Monitor mit tausend Bildern pro Sekunde flimmert, sieht der Mensch nicht mehr – er glaubt nur fester.
Er glaubt an das Glatte, das Ruckelfreie, an die synthetische Stille zwischen den Frames.
Und doch weiß er tief im Innern: Das wahre Sehen geschieht nicht auf der Netzhaut, sondern im Schatten des Bewusstseins, dort, wo Licht zu Bedeutung wird.
Vielleicht liegt das Ende des Sehens also nicht im Blinden, sondern im Vollkommenen.
In jenem Moment, da die Technik jede Unschärfe beseitigt – und der Mensch erkennt, dass er nie wirklich mit den Augen sah,
sondern immer nur mit sich selbst.