Glasfaser Diskussion Freie Anbieterwahl

Ich habe auch noch von keinem "Lokal ISP" gehört/gelesen, der sein eigenes Netz für alle anderen Anbieter öffnet.
Bei uns zum Bsp. wurde auch mit Open Access geworben, aber in der Realität passiert das wohl nicht.
Gut, im Grunde stört es mich persönlich jetzt nicht wirklich da ich zufrieden mit (Preis)Leistung bin, aber so bleib es halt ein Glücksspiel, wer bei einem mit was für Tarifen Ausbaut/Anbietet.

Ob da irgendwann mal was reguliert wird?
Mag sein, aber so wie oben schon erwähnt, wird es eh nur Bitstream werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Holzkopf schrieb:
Zur ADSL2+ zeit hatten wir sehr wohl Anbieter mit eigenen DSLAM in den Vermittlungsstellen.
Die QSC die Vodafone und die Telefonica auch.
Die QSC hatte massive eigen DSLAMS ausgerollt die waren in vielen Verm. Present.
Das waren die DSLAM mit Centillium Chipsatz, vielleicht erinnert sich da noch wer dran.
Sowohl QSC als auch Telefonica haben zumindest hier einfach Huawei-DSLAMs verbaut. Beide waren aber nie flächendeckend präsent.
Holzkopf schrieb:
Die von Vodafone gibt es heute noch und die 1und1 nutzt diese noch aus BSA-Basis.
Ja, mit maximal 16 MBit/s...
Howdegen schrieb:
Stimmt. Ich vergesse wohl, dass Init7 leider eine Ausnahme darstellt. Die sind an vielem Schuld, was Internet besser macht.
Wie macht Init7 das Internet in Deutschland besser?
Brainorg schrieb:
Ich habe auch noch von keinem "Lokal ISP" gehört/gelesen, der sein eigenes Netz für alle anderen Anbieter öffnet.
M-Net, NetCologne, Wilhelm.tel wären hier Beispiele. Wobei die Realisierung da wohl oft genug noch offen ist.
Brainorg schrieb:
Bei uns zum Bsp. wurde auch mit Open Access geworben, aber in der Realität passiert das wohl nicht.
Nur weil jemand Open Access anbietet heißt das nicht, das andere sich einmieten wollen.
 
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Ok, das war falsch formuliert.
Es gibt genug Anbieter die open access betreiben oder dies behaupten, aber kenne keinen wo das real umgesetzt wird.
 
Wäre die Frage, was du unter Open Access verstehst. Ich kenne da auch die Definition, das BSA schon reicht.
 
Meiner Meinung nach ist die Privatisierung des Telekommunikationsmarktes der größte Fehler gewesen. Sicher hat das gerade in der Anfangszeit einige Annehmlichkeiten mit sich gebracht, als das vorhandene Netz noch zeitgemäß war und keine großen Investitionen geätigt werden mussten - zudem gab es in der Anfangszeit im Prinzip nur ein einziges Netz für Telekommunikations- und Datendienste. Darauf wurde dann Preisdumping betrieben und es wurde ausgereizt soweit es ging, was dann durchaus für die Kunden einige Vorteile wie z. B. günstigere Preise und eigene Endgeräte bedeutete. Erst später wurde das BK-Netz aufgebohrt und andere Anbieter errichteten eigene Netze.

Heutzutage ist die Privatisierung aber ein riesen Problem. Im Prinzip kann heute jeder Heini sein eigenes Netz in den Boden werfen und vermarkten. Das ist jetzt grundsätzlich noch nichts schlechtes, aber dazu kommen die Betriebs- und Instandsetzungskosten. Die hat jeder, der ein Netz betreibt. Das Problem dabei ist aber, dass die alten Netze nicht einfach so verschwinden und zudem durch Regulierung teilweise auch noch blockiert sind.

Beispiel: Ein lokaler Anbieter baut einen Ort mit schnellem DSL aus und speist am Telekom-KVz ein. Das alte Kupfer-Hauptkabel von der Vermittlungsstelle zum KVz bleibt aber weiterhin in Betrieb, weil beispielsweise nicht alle Kunden wechseln oder sich sogar TAL auf dem Kabel befinden, die die Telekom durch Regulierung an Wettbewerber vermieten muss. Das Kabel bleibt also in Betrieb. Der regionale Anbieter kann nun nicht alle Kunden mit ausreichend schnellem DSL versorgen. Also kommt nun beispielsweise die Deutsche Glasfaser und baut noch ein drittes Netz drüber, nämlich FTTH direkt ins Haus.

Im Ort gibt es nun -mehr oder weniger- drei Netze, die in Betrieb sind und alle ihre vollständigen Betriebskoten haben, aber jedem Anbieter nur noch einen Bruchteil der Einnahmen bringen. Ergo: Insgesamt steigen die Anschlusspreise für alle. Klassische Mischkalkulation.

Gleiches gilt auch für die Kosten des Ausbaus. Dass wir einen Ausbau brauchen und der etwas kosten wird, steht außer Frage. Durch die Privatisierung erhalten wir aber einen extrem planlosen wilden Ausbau durch alle möglichen Anbieter. Auf der einen Seite erhalten Orte teilweise drei oder vier Netze und andere bekommen gar nichts. Dazu werfen wir noch einen riesen Haufen Fördergelder auf das Problem. All das, also Wartung und Betrieb aller Netze und auch den Bau aller Netze bezahlen insgesamt wir Deutsche - umgelegt auf alle Anschlüsse. Das sind nicht zu vernachlässigende Mehrkosten, die es nicht gäbe, hätten wir nur ein strukturiert und sinnvoll gebautes Netz.


Meiner Meinung nach ist Privatisierung in dem Bereich in Teilen in Ordnung, aber das grundlegende Netz sollte unbedingt wieder in staatliche Hände und könnte von dort aus dann als offenes Netz jedem zur Verfügung stehen. Aber so wie das aktuell läuft, warte ich eigentlich nur noch darauf, dass erste Anbieter ein zweites Strom- oder Wassernetz legen.
 
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rezzler schrieb:
Nö, grundsätzlich eben erstmal nicht.

Nicht? Wie kommt denn irgendeine Infrastruktur deiner Meinung nach in die Substanz? Da gibt es Hilfen, aus allen Ecken. Du kannst heute nackt zur AWO laufen, im Meldeamt einen OFW Perso abholen, damit eine Unterkunft bekommen, danach beantragst Hartz4 oder Bürgergeld, dann gehst mit 25€ zum Arbeitsamt und sagst du bist jetzt Berater, meldest das für 25€ an, kaufst im Edeka nen Quittungsblock und bekommst weiter Staatshilfen, bis zur Förderung von Arbeitskräften wenn du dein Unternehmen nicht selbst auf die Beine stellst. Ein Smartphone oder Laptop geschenkterweise reicht dafür aus, oder du bist mit Anschrift und Selbstständiger Tätigkeit vertrauenswürdig genug für einen Internetvertrag nebst Endgerät. Hosting gibt es kostenloses, Websites auch, SocialMedia sowieso. Fertig.

Es gibt exakt 0 Unternehmen, die nicht aus dem Topf des Staates abgreifen, weil das gelinde gesagt auch einfach unmöglich ist. Selbst wenn du ein Fahrtenbuch schreibst, die Karre gemietet hast bekommst du Kilometergeld zurück.

Das ist für mich grundsätzlich subventioniert und gefördert. Wie siehst du das denn? Was für Medaillen hast du? ;)

rezzler schrieb:
EU-Marktpreis ist irrelevant für Deutschland.

Ist er nicht, oder wie kommen die Preise zustande?

rezzler schrieb:
Kann ich nicht beurteilen, weil ich mich mit denen nicht wirklich beschäftige.

Oder es willst, alles gut. Aber dann sollte man eben solche Aussagen auch nicht bringen.

rezzler schrieb:
Mit nem Ackerpflug machst du alles, außer einen ordentlichen Graben ziehen.

Wer redet von ordentlich? Ordentlich hat 20 Jahre gedauert und Zwischenzeitlich wollte man die Fasern in die Abwasserrohre integrieren, wurde dann gecancelt weil da ja evtl. Mikroplastik gelöst werden könnte.

rezzler schrieb:
Das würde dann nicht nur das passive Netz sondern auch das aktive Netz quasi vereinheitlichen. Dann ist der Schritt zu BSA ein sehr kleiner.

Da komm ich nicht mehr mit, was ist BSA und was ist an einem Deckel für Mietsachen im Telkowesen nicht gut? Oder missverstehe ich da was?

rezzler schrieb:
Wenn das über 20 Jahre lang so ging war da aber nicht nur bei einer Person die Intelligenz abwesen.

Hab' ich auch nicht behauptet, wurde erst anders als die Tochter der Bürgermeisterin, die ja so gern die Feuerwehr mehr unterstützt hätte auch mal kandidiert hat. War meine Nachbarin, sehr aufgeschlossen und nicht hinterm Berg erzogen worden. Hat geholfen - alles gute Zureden und Bürgerinitiativen nebst Versammelungen scheiterten regelmäßig am Engagement. Natürlich wechselt kein Bauer seinen kompletten Anschluss nebst Kosten und langen Laufzeiten weil ein bunter Flyer der Telekom im Briefkasten war und die Moral der Geschichte war eben, dass irgendwie 40-60% abschließen sollten bevor man ausbaut - dazu kam es aber nie. Erst als alle "tot" waren und die Homeofficezeiten dieses Thema mal eben rationell angingen.
Da hat man auf einmal ganz schnell begriffen, dass die Welt sich auch außerhalb des Dorfes dreht.
Grundstücke waren derart billig, da wollte einfach keiner mehr (neu be-)wohnen. Ein Dorf weiter gab es Faser, dort lag der durchschnittliche qm Preis beim Dreifachen. Mittlerweile ist da wieder Parität. Aber man erkennt doch, dass dieses Beispiel System hat und kein Einzelfall ist. So ist es ja überall.
 
rezzler schrieb:
Wäre die Frage, was du unter Open Access verstehst. Ich kenne da auch die Definition, das BSA schon reicht.

Ich kenne auch keinen der "neuen" kleinen GF-ISP der BSA anbietet.
 
thom53281 schrieb:
Im Ort gibt es nun -mehr oder weniger- drei Netze, die in Betrieb sind und alle ihre vollständigen Betriebskoten haben, aber jedem Anbieter nur noch einen Bruchteil der Einnahmen bringen. Ergo: Insgesamt steigen die Anschlusspreise für alle. Klassische Mischkalkulation.
Fehlkalkulation Deinerseits eher. Denn Du hast vergessen zu berücksichtigen, dass in diesem Fall auch die Betriebskosten dem Wettbewerb unterliegen. Hat dagegen ein Betreiber ein Monopol, hört der sofort auf, sich um die Betriebskosten zu kümmern - für den sind die ja nur ein "durchlaufender Posten", der auf jeden Fall bezahlt wird und die eigene Bilanz nicht schmälert. Und schon sind ausufernden Kosten und Vetternwirtschaft Tor und Tür geöffnet.
thom53281 schrieb:
Gleiches gilt auch für die Kosten des Ausbaus. Dass wir einen Ausbau brauchen und der etwas kosten wird, steht außer Frage. Durch die Privatisierung erhalten wir aber einen extrem planlosen wilden Ausbau durch alle möglichen Anbieter. Auf der einen Seite erhalten Orte teilweise drei oder vier Netze und andere bekommen gar nichts. Dazu werfen wir noch einen riesen Haufen Fördergelder auf das Problem. All das, also Wartung und Betrieb aller Netze und auch den Bau aller Netze bezahlen insgesamt wir Deutsche - umgelegt auf alle Anschlüsse. Das sind nicht zu vernachlässigende Mehrkosten, die es nicht gäbe, hätten wir nur ein strukturiert und sinnvoll gebautes Netz.
Und wieder vergisst Du den Wettbewerb. Dass der stattfindet, sieht man ja immer wieder an den Beschwerden, dass die Telekom wundersamerweise plötzlich einen Ausbau beschlossen hat, wo gerade ein Wettbewerber zum Ausbau angesetzt hat. Was würde wohl passieren, wenn man auf den einen Monopolisten warten müsste? Richtig: Neben ausufernden Kosten - wieder der durchlaufende Posten - auch ausufernde Zeitrahmen, denn der Kunde wartet ja beliebig lange.
thom53281 schrieb:
Meiner Meinung nach ist Privatisierung in dem Bereich in Teilen in Ordnung, aber das grundlegende Netz sollte unbedingt wieder in staatliche Hände und könnte von dort aus dann als offenes Netz jedem zur Verfügung stehen.
Was dann herauskommt, kannst Du mal in der Geschichte des Telefonnetzes der DDR nachlesen. Sozialismus klingt nach einer prima Sache auf dem Papier, aber die Praxis sieht anders aus.

Und noch ein Punkt, den man in "kostenoptimierten Friedenszeiten" leicht vergisst:
https://www.heise.de/hintergrund/Ei...uen-im-Ruecken-der-Armee-neu-auf-7525232.html
die enorme Diversität des ukrainischen Netzes. Diese sowie die große Zahl von Providern in der Ukraine und die beharrlichen Reparaturarbeiten haben das Netz in der Ukraine in einem Maß resilient gemacht, die vielen Experten Erstaunen und auch Bewunderung abringt.

Nicht nur gibt es keinen dominanten Marktplayer auf dem Provider-Markt, sodass der Ausfall eines von ihnen nicht zu sehr ins Gewicht fällt. Der internationale Datenverkehr wird zugleich über mehr als ein Dutzend Austauschknoten abgewickelt, wie Messungen des Internet-Sensor-Netzwerks Atlas zeigen.
Vergleich Deutschland, wo man nur an einer Stelle bohren muss, und damit das halbe Land lahmlegen kann...
 
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Wie viel Glasfaser ist genug ? Ja
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immerhin ordentlich aufgerollt. :)
Kann sich so mancher Telekomkasteninstallateur im Keller des MFH noch eine Scheibe abschneiden.

Hab denen in HH vor ein paar Jahren mal die Feuerwehr als Techniker geborgt. Da hingen die Spannungsführenden Klingeldrähte einfach locker aus dem Kasten und deren Notfallhotline wollte nichts tun, damit das nächste Kiddy nicht eine gescheuert bekommt was da aneckt. War dann halt auf einmal doch möglich, die Feuerwehr hat denen dann nett erklärt, dass Sie das sonst übernehmen.

Die Strassen DSLAM sehen auch sehr oft nur chaotisch aus, wenn da schon 2 Profis auf jeder Seite über 3 Stunden suchen müssen, bevor sie aufgeben, läuft einfach was falsch im Abrechnungsmodell.
 
robert_s schrieb:
Fehlkalkulation Deinerseits eher. Denn Du hast vergessen zu berücksichtigen, dass in diesem Fall auch die Betriebskosten dem Wettbewerb unterliegen.
Die Errichtungskosten auch. Und wenn einmieten billiger ist...
robert_s schrieb:
Und wieder vergisst Du den Wettbewerb. Dass der stattfindet, sieht man ja immer wieder an den Beschwerden, dass die Telekom wundersamerweise plötzlich einen Ausbau beschlossen hat, wo gerade ein Wettbewerber zum Ausbau angesetzt hat. Was würde wohl passieren, wenn man auf den einen Monopolisten warten müsste? Richtig: Neben ausufernden Kosten - wieder der durchlaufende Posten - auch ausufernde Zeitrahmen, denn der Kunde wartet ja beliebig lange.
Du vergisst aber auch die Realität, das solche Situationen auch nur in Gegenden vorkommen, die sich halbwegs wirtschaftlich lohnen. Sobald die Förderkeule geschwungen werden muss oder eine Firma einfach nur einer schnell genug war ist diese Theorie hinfällig bzw. hat man dann eh einen Monopolisten.
UNDERESTIMATED schrieb:
Das ist für mich grundsätzlich subventioniert und gefördert. Wie siehst du das denn? Was für Medaillen hast du? ;)
Ich lass mich lieber von der Privatwirtschaft "fördern". Schon im Sozialismus wusste man: Man kann aus unseren Betrieben noch viel mehr rausholen. ;)
UNDERESTIMATED schrieb:
Ist er nicht, oder wie kommen die Preise zustande?
Durch die in Deutschland erzielbaren Preise. Die selbst innerhalb des Landes unterschiedlich sind.
UNDERESTIMATED schrieb:
Oder es willst, alles gut. Aber dann sollte man eben solche Aussagen auch nicht bringen.
Zu Norwegen oder Schweden hab ich eine Aussage gemacht.
UNDERESTIMATED schrieb:
Wer redet von ordentlich? Ordentlich hat 20 Jahre gedauert und Zwischenzeitlich wollte man die Fasern in die Abwasserrohre integrieren, wurde dann gecancelt weil da ja evtl. Mikroplastik gelöst werden könnte.
Eher weil zu teuer, oder? Eine unordentliche Lösung mag jetzt vielleicht schneller gehen, ist aber langfristig sehr wahrscheinlich teurer. Siehe oberirdische Verlegung oder Microtrenching.
UNDERESTIMATED schrieb:
Da komm ich nicht mehr mit, was ist BSA und was ist an einem Deckel für Mietsachen im Telkowesen nicht gut? Oder missverstehe ich da was?
BSA = Bit-stream-Access. Sprich der Anbieter bekommt vom Netzbetreiber nur einen Bitstrom übergeben und ihm muss egal sein, auf welcher physikalischen Technik mit welchen Bandbreiten der Netzbetreiber den realisiert. Weil er halt keine freie Hand hat darüber. Und BSA wird zwischen den nennenswerten Anbietern inzwischen von selbst ausgehandelt.
 
Zuletzt bearbeitet: (Konkretisierung Förderkeule)
robert_s schrieb:
Fehlkalkulation Deinerseits eher. Denn Du hast vergessen zu berücksichtigen, dass in diesem Fall auch die Betriebskosten dem Wettbewerb unterliegen. Hat dagegen ein Betreiber ein Monopol, hört der sofort auf, sich um die Betriebskosten zu kümmern - für den sind die ja nur ein "durchlaufender Posten", der auf jeden Fall bezahlt wird und die eigene Bilanz nicht schmälert. Und schon sind ausufernden Kosten und Vetternwirtschaft Tor und Tür geöffnet.
Nein, das siehst Du vollkommen falsch. Alle Kosten unterliegen dem Wettbewerb, soweit korrekt. Trotzdem kann man die Kosten nicht auf ein Minimum reduzieren, bestimmte Dinge wie z. B. Strom sind Kosten die immer da sind - egal wie viel Wettbewerb. Also kosten zwei Netze immer mehr als ein Netz für den Endkunden.

Die Aufhebung der Privatisierung würde außerdem keine Monopolstellung zur Folge haben, schließlich wäre das Netz dann nicht mehr in der Hand einer Privatfirma die damit Gewinn machen muss, sondern in der Hand einer öffentlichen Einrichtung. Dort ist dann Bedarfsdeckung angesagt und nicht Gewinnmaximierung.

Auch können Monopole ihre Preise nicht unendlich erhöhen. Man kann also nicht alle Kosten ungeachtet der Höhe 1:1 auf den Endverbraucher umlegen, sondern muss auch hier eine Kostenoptimierung betreiben. Auch wenn der Druck natürlich deutlich geringer ist.

robert_s schrieb:
Was dann herauskommt, kannst Du mal in der Geschichte des Telefonnetzes der DDR nachlesen. Sozialismus klingt nach einer prima Sache auf dem Papier, aber die Praxis sieht anders aus.
Und wie funktionieren dann aktuell unsere öffentlichen Einrichtungen? Wie konnte das Telefonnetz bis in die 90er unter der Hand der Bundespost funktionieren?

Nur weil wir es heutzutage gewohnt sind, dass wichtige Teile der Infrastruktur in privater Hand sind, muss nicht heißen, dass das Konzept in allen Bereichen gut ist.

In den meisten Fällen schätze ich eine Privatisierung von Infrastruktur als Nachteil für den Verbraucher ein. Ein Vorteil ist es höchstens da, wo man es schafft, einen tatsächlichen Wettbewerb zu schaffen, was bei Infrastruktur in vielen Fällen unmöglich ist.

https://www.sueddeutsche.de/wissen/...ege-hohe-preise-mangelnde-kontrolle-1.1669213

Ich würde empfehlen, sich den hier genannten Film einmal anzuschauen. Auch wenn es schon lange Zeit her ist, dass ich ihn gesehen habe, habe ich ihn als sehr informativ im Kopf.
 
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thom53281 schrieb:
Nein, das siehst Du vollkommen falsch. Alle Kosten unterliegen dem Wettbewerb, soweit korrekt. Trotzdem kann man die Kosten nicht auf ein Minimum reduzieren, bestimmte Dinge wie z. B. Strom sind Kosten die immer da sind - egal wie viel Wettbewerb. Also kosten zwei Netze immer mehr als ein Netz für den Endkunden.
Auch falsch. Für 1/n-tel der Kunden braucht man im Idealfall auch nur 1/n-tel der Stromkosten. Klar gibt es "Verschnitt", aber den hat ja auch ein einzelner Betreiber z.B. durch die Granularität von PONs. Bei PtP könnte man dem Ideal dagegen schon sehr nahekommen.

Aber dazu muss der Netzbetrieb eben entsprechend skaliert werden, und dafür sorgt der Kostendruck im Wettbewerb.

Der Netzmonopolist kann es sich dagegen leisten, einfach jede Faser in seinem Netz zu beleuchten, egal ob da überhaupt Kunden dranhängen oder nicht. Der nimmt einach die Gesamtstromkosten her, teilt die durch die Anzahl der tatsächlichen (eigenen + Reseller) Kunden, und hat den entsprechenden (Stromkosten)Anteil der "TAL-Miete". Ökonomie wie Ökologie sind dann verzichtbar.
thom53281 schrieb:
Die Aufhebung der Privatisierung würde außerdem keine Monopolstellung zur Folge haben, schließlich wäre das Netz dann nicht mehr in der Hand einer Privatfirma die damit Gewinn machen muss, sondern in der Hand einer öffentlichen Einrichtung. Dort ist dann Bedarfsdeckung angesagt und nicht Gewinnmaximierung.
Die Mär vom "Bedarf" nimmt doch die Telekom auch als Privatfirma schon für sich in Anspruch. Das Problem dabei ist, dass der "Bedarf" dann nicht vom Kunden/Bürger bestimmt wird, sondern von "Funktionären" oder "Managern". Und deren Ansicht vom "Bedarf" entspricht dann nicht unbedingt dem tatsächlichen. Im echten Wettbewerb kann dagegen der Kunde selbst nach seinem persönlichen Bedarf (und Geldbeutel) sein Angebot auswählen.
thom53281 schrieb:
Und wie funktionieren dann aktuell unsere öffentlichen Einrichtungen?
So:
https://service.berlin.de/terminver...653,122257,327322,122208,327298,122226,327300
Das ist die berlinweite Suche nach einem notwendigen Termin für die Beantragung eines Personalausweises - und die zeigt fast immer NULL mögliche Termine in der buchbaren Zukunft an.

thom53281 schrieb:
Wie konnte das Telefonnetz bis in die 90er unter der Hand der Bundespost funktionieren?
Durch horrende Kosten und das gesetzliche Verbot des Einsatzes moderner Technik seitens der "Teilnehmer" - so ehrlich war man immerhin, nicht von "Kunden" zu sprechen. Entsprechend wurde der "Teilnehmer" auch behandelt.
Vielleicht haben das manche ja nicht erlebt oder schon vergessen, aber es war wirklich schlimm.
thom53281 schrieb:
Nur weil wir es heutzutage gewohnt sind, dass wichtige Teile der Infrastruktur in privater Hand sind, muss nicht heißen, dass das Konzept in allen Bereichen gut ist.
Wenn man sich die Monopole anschaut, dann kann man an diesem Konzept aber auch selten gutes finden. z.B. Stromnetzbetreiber, welche statt ihre Netze auszubauen lieber die Nutzung einschränken und so den Ausbau der Elektromobilität ausbremsen.
 
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robert_s schrieb:
Auch falsch. Für 1/n-tel der Kunden braucht man im Idealfall auch nur 1/n-tel der Stromkosten. Klar gibt es "Verschnitt", aber den hat ja auch ein einzelner Betreiber z.B. durch die Granularität von PONs. Bei PtP könnte man dem Ideal dagegen schon sehr nahekommen.
Die Stromkosten waren ja nur ein Beispiel und nur ein Teil der Kosten beim Parallelbetrieb mehrerer Netze und sind gerade bei Glasfaser mittlerweile deutlich geringer geworden. Aber auch da schraubst Du jetzt als Netzbetreiber bei 100 möglichen Kunden in einem Gebiet keinen Switch für 32 Kunden rein. Also nur mal als Beispiel.

Was noch viel mehr kostet, das sind z. B. Kabelfehler. Ob da jetzt ein Kunde auf dem Kabel oben ist oder 1000 spiel da keine Rolle - man muss es trotzdem reparieren. Jede Entstörung kostet eine Menge Geld, spätestens dann wenn man graben muss.

robert_s schrieb:
Die Mär vom "Bedarf" nimmt doch die Telekom auch als Privatfirma schon für sich in Anspruch. Das Problem dabei ist, dass der "Bedarf" dann nicht vom Kunden/Bürger bestimmt wird, sondern von "Funktionären" oder "Managern". Und deren Ansicht vom "Bedarf" entspricht dann nicht unbedingt dem tatsächlichen. Im echten Wettbewerb kann dagegen der Kunde selbst nach seinem persönlichen Bedarf (und Geldbeutel) sein Angebot auswählen.
Du missverstehst meinen Text total. Die Telekom führt keine Bedarfsdeckung durch. Die Telekom ist als Privatunternehmen organisiert und muss daher Gewinn machen. Das hat nichts mit dem zu tun, was ich geschrieben habe.

robert_s schrieb:
Durch horrende Kosten und das gesetzliche Verbot des Einsatzes moderner Technik seitens der "Teilnehmer" - so ehrlich war man immerhin, nicht von "Kunden" zu sprechen. Entsprechend wurde der "Teilnehmer" auch behandelt.
Vielleicht haben das manche ja nicht erlebt oder schon vergessen, aber es war wirklich schlimm.
Auch hier missverstehst Du mein Geschriebenes ziemlich stark. Was ich geschrieben habe, das ist, dass das Netz wieder in staatlicher Hand sein soll. Das kann man dann auf der Basis von OpenAccess an Unternehmen vermieten, die dann ihre Dienstleistungen zum Kunden bringen und entsprechend gleichwertig einem Konkurrenzkampf unterliegen.

Es muss ja nicht wieder wie früher zu Bundepost-Zeiten werden. Man kann das sicher besser organisieren, wenn man sich Mühe gibt.
 
robert_s schrieb:
Auch falsch. Für 1/n-tel der Kunden braucht man im Idealfall auch nur 1/n-tel der Stromkosten.
Nö. Ein OLT hat auch einen gewissen Grundbedarf. Deiner Technik, die aus Kundensicht hinter dem OLT kommt, ist es auch recht egal, ob da nun 1 oder 1000 Kunden dranhängen. Bei den weiteren Fixkosten der Anbindung ist es genauso. Letztere würd ich als die Hauptkosten ansehen, da ist man, abhängig von der Länge, schonmal im 4 bis 5stelligen Bereich pro Monat.

Warum sollten sich 3-5 Anbieter jeweils selbst diese Kosten antun, wenns einmal auch tun würde bzw. schlicht enorm kosteneffizienter ist?
robert_s schrieb:
Klar gibt es "Verschnitt", aber den hat ja auch ein einzelner Betreiber z.B. durch die Granularität von PONs. Bei PtP könnte man dem Ideal dagegen schon sehr nahekommen.
Dafür hat man höhere Kosten bei der Errichtung. Dafür kann man einen OLT wahrscheinlich sehr lange mit Strom betreiben.
robert_s schrieb:
Der Netzmonopolist kann es sich dagegen leisten, einfach jede Faser in seinem Netz zu beleuchten, egal ob da überhaupt Kunden dranhängen oder nicht.
Kann er das wirklich? Will er keine Kosteneinsparungen?
robert_s schrieb:
Die Mär vom "Bedarf" nimmt doch die Telekom auch als Privatfirma schon für sich in Anspruch. Das Problem dabei ist, dass der "Bedarf" dann nicht vom Kunden/Bürger bestimmt wird, sondern von "Funktionären" oder "Managern". Und deren Ansicht vom "Bedarf" entspricht dann nicht unbedingt dem tatsächlichen.
Das klappt selbst im echten Wettbewerb zwischen Telekom und VF-Koax nicht...
robert_s schrieb:
Das ist die berlinweite Suche nach einem notwendigen Termin für die Beantragung eines Personalausweises - und die zeigt fast immer NULL mögliche Termine in der buchbaren Zukunft an.
Nur weil Berlin bekanntermaßen unfähig ist würd ich das nicht als Allgemeinzustand sehen.
robert_s schrieb:
Durch horrende Kosten und das gesetzliche Verbot des Einsatzes moderner Technik seitens der "Teilnehmer" - so ehrlich war man immerhin, nicht von "Kunden" zu sprechen. Entsprechend wurde der "Teilnehmer" auch behandelt.
Vielleicht haben das manche ja nicht erlebt oder schon vergessen, aber es war wirklich schlimm.
Welche Technik zum Einsatz kommt wäre im hier diskutierten Fall ja wurscht, weil es sich eh nur ums passive Netz handelt. Das man auch hier die Möglichkeit eines bürokratischen, langsamen Klotzes hat ist nicht überraschend, andererseits hat man das ja auch jetzt im Wettbewerb...
robert_s schrieb:
Wenn man sich die Monopole anschaut, dann kann man an diesem Konzept aber auch selten gutes finden. z.B. Stromnetzbetreiber, welche statt ihre Netze auszubauen lieber die Nutzung einschränken und so den Ausbau der Elektromobilität ausbremsen.
Was hindert dich daran, deine eigenen Stromleitungen zu verlegen?
 
robert_s schrieb:
[...]Wenn man sich die Monopole anschaut, dann kann man an diesem Konzept aber auch selten gutes finden. z.B. Stromnetzbetreiber, welche statt ihre Netze auszubauen lieber die Nutzung einschränken und so den Ausbau der Elektromobilität ausbremsen.
Wie kommst Du zu dieser Annahme, die Investitionen ins Stromnetz nehmen seit Jahren stark zu...

1677433946258.png

link

Man kann halt nicht alle Gehwege und Straßen einer Stadt gleichzeitig aufgraben.

Oder wie stellst Du Dir das vor?
 
rezzler schrieb:
Welche Technik zum Einsatz kommt wäre im hier diskutierten Fall ja wurscht, weil es sich eh nur ums passive Netz handelt. Das man auch hier die Möglichkeit eines bürokratischen, langsamen Klotzes hat ist nicht überraschend, andererseits hat man das ja auch jetzt im Wettbewerb...
Richtig, das ist das, was ich meinte. Eine "Bundespost 2.0" müsste nur dafür sorgen, dass in jedem Gebäude ein funktionsfähiges Kabel liegt, in dem man Fasern oder Adern mieten kann und ggf. noch eine Grundversorgung anbieten, so wie das jetzt gerade beim Strom ist. Den Rest können dann private Unternehmer übernehmen und ihre Dienstleistungen über die Fasern schicken.

Hier im Übrigen noch der Film, den ich meinte. Dort geht es zwar um die Privatisierung von Wassernetzen, aber die selben Probleme treffen auf sämtliche Infrastruktur zu.

 
robert_s schrieb:
Durch horrende Kosten und das gesetzliche Verbot des Einsatzes moderner Technik seitens der "Teilnehmer" - so ehrlich war man immerhin, nicht von "Kunden" zu sprechen. Entsprechend wurde der "Teilnehmer" auch behandelt.
Vielleicht haben das manche ja nicht erlebt oder schon vergessen, aber es war wirklich schlimm.
Vielleicht vergessen einige immer noch, dass man selbst bei Wettbewerb am ausgestreckten Arm der Telekom oder sonstigen Orts-Monopolisten "verhungern" kann. Sollen die Leute doch sehen, wie sie ihren Breitband-Bedarf gedeckt bekommen.
Wenn dann nicht Förderung oder technische Gründe zu einer Investition führen, wartet man ggf. weiter bis Ultimo. Wirklich besser zu "früher"(TM) ist man dann auch nicht dran.

Infrastruktur zu privatisieren ist und bleibt ein Fehler. Bei Dienstleistungen dagegen sieht es anders aus.
 
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