BodyLove schrieb:
Letztens habe ich einen Bericht gesehen, wo ein Polizist meint, dass er für ein generelles Tempolimit ist, denn selbst wenn nur 10 Menschenleben dadurch gerettet werden würden, hätte es sich gelohnt. Dies ist ein Argument, gegen den man kein Gegenargument bringen kann. Das ist eigentlich ein KO in der ersten Runde. Was soll man dagegen sagen?
Das ist beileibe kein Argument, gegen das man "kein Gegenargument bringen kann" ! Ganz im Gegenteil, denn es ist eines der verlogensten Argumente, das man sich überhaupt vorstellen kann, weil es auf dem totalen Realitätsverlust dessen beruht, der dieses Argument nennt.
Es ist nicht allein so, dass man mit Beispielen aus anderen Lebensbereichen dieses "Totschlag-Argument" leicht widerlegen könnte, denn wir könnten etwa allein in Deutschland über 200.000 Lungenkrebstote jedes Jahr verhindern, wenn wir schlicht das Rauchen verbieten würden; oder über 500 Ertrinkende vorm Tod bewahren, würden wir schwimmen verbieten; oder wir könnten mehr als 1,2 Millionen Menschenleben weltweit retten, wenn wir den Straßenverkehr generell durch ÖPNV ersetzen würde, wir könnten über 30.000 tote Kinder täglich (!!!!) verhindern, allein wenn wir sie mit den in Deutschland weggeworfenen Lebensmitteln versorgen würden ..... und so weiter und so fort !
Aber auch unmittelbar mit dem Straßenverkehr in Deutschland lässt sich eine solche schwachsinnige Aussage leicht widerlegen:
Die meisten Toten auf unseren Autobahnen werden durch schlechtes Wetter, Regen, Eis und Schnee und durch Übermüdung (gerade im LKW-Bereich), durch Trunkenheit, technische Defekte und vielerlei andere Dinge verursacht, aber nicht durch Autofahrer, die bei einer höheren Geschwindigkeit als 130 km/Std. die Kontrolle verlieren, wobei es ohnedies nur ein marginal kleiner Teil der Autofahrer ist, die schneller oder viel schneller als 130 fahren, und auf dem größten Teil der deutschen Autobahnen höhere Geschwindigkeiten auch nicht gefahren werden können wegen heute schon bestehender Geschwindigkeitsbeschränkungen.
Folgt man dem unsinnigen Argument oben aber noch weiter, da könnte man ja daraus auch schlussfolgern, dass wenn man bei 130 km/Std. 10 Menschenleben oder wie viele auch immer tatsächlich retten könnte, dann würde man ja bei einem Limit von 65 km/Std. ja sogar vielleicht 20 weitere Menschenleben retten können ! Wären es diese 20 weiteren Menschenleben oder wie viele auch immer es denn nicht wert, auch noch gerettet zu werden ? Wie menschenverachtend ist doch so gesehen der Vorschlag mit der Begrenzung „nur“ auf 130 km/Std. 10 Menschen retten zu wollen !
Man sieht an diesem Vergleich leicht, wie verlogen er ist und wie wenig Logik in solchen Aussagen liegt, die mit Geschwindigkeitslimits Menschenleben auf den Autobahnen retten möchten. Ganz im Gegenteil, es gibt sogar das Todschlagargument gegen die von vielen geforderten Geschwindigkeitsbegrenzungen auf unseren Autobahnen:
Je lauter manche die Geschwindigkeitsbegrenzung auf den Autobahnen fordern, um so ignoranter scheinen diese Menschen zu sein; denn Tatsache ist doch, dass auf den Autobahnen in Deutschland jährlich "nur" etwa 350 Menschen tödlich verunglücken, während auf allen anderen Straßen, Landstraßen und innerstädtisch zusammen mehr als 3000 Menschen im selben Zeitraum sterben !
Ist es denn da zu glauben, dass es Menschen gibt, die sich frenetisch, (so makaber das klingen mag, da es um Menschenleben geht, man aber doch ganz rational die Fakten beurteilen muss), an den 350 Autobahntoten aufgeilen und durch die Forderung nach Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den Autobahnen zu Heilsaposteln aufspielen ?
In Wahrheit sind diese Menschen doch reine Populisten, denn hat jemand schon einmal gehört, dass dieselben Stimmen sich darum bemühen würden, die 3.500 Toten auf unseren anderen Straßen auch retten zu wollen ?
Die Autobahnen sind durch ihre Bauart eo ipso sehr sichere Straßen, das braucht man hier eigentlich nicht näher auszuführen; alle anderen Straßen, soweit sie nicht autobahnähnlich ausgebaut und nur zweispurig sind, bilden ein unverhältnismäßig größeres Gefahrenpotential für den Autoverkehr; man bedenke beispielsweise nur einmal, dass zwei Fahrzeuge, die sich mit der maximal erlaubten Geschwindigkeit auf einer dazu meist auch noch kurvenreichen Landstraße entgegenkommen, doch in sehr nahem gegenseitigen Abstand passieren müssen und im Falle eines bei derart kleinen Abständen doch viel potentiellerem Zusammenstoß mit insgesamt 200 km/Std aufeinanderprallen würden. Ein derart hohes regelmäßiges Gefahrenpotential gibt es auf den Autobahnen nicht.
Um also eine vergleichbare Sicherheit, wie wir diese bei einem Limit von 130 km/Std auf den Autobahnen erreichten, auf den viel gefährlicheren sonstigen Straßen herzustellen und viel mehr Menschenleben damit zu retten, dürften wir auf den sonstigen Straßen eigentlich allenfalls noch eine Höchstgeschwindigkeit von vielleicht 30 oder 40 km/Std erlauben und in unseren Städten müssten wir die Geschwindigkeit von Kraftfahrzeugen auf annahmeweise vielleicht 5 bis 10 km/Std. reduzieren !
Wer sich dieses Verhältnis einmal wirklich logisch verinnerlicht, der versteht leicht, wie populistisch und ideologisch gefärbt und absolut irrsinnig die Geschwindigkeitsforderungen von maximal 130 km/Std. oder gar noch weniger für deutsche Autobahnen sind !