Vor kurzem habe ich Compucase einen Besuch abgestattet und durfte zwei Netzteile der neuen Marke Cougar mitnehmen. Vielen Dank nochmals an dieser Stelle für die Bereitstellung. Es handelt sich dabei um das 400W Modell ohne Kabelmanagement und das 550W Gerät mit modularen Anschlüssen. Wie üblich werde ich kritisch überprüfen, wie gut das Netzteil strukturiert ist und ob die Elektronik den Ansprüchen gerecht wird. Den Lesern wünsche ich wie immer viel Spaß.
Angeliefert wird das Netzteil in einem schwarzen Karton, der oben mit dem Logo der Marke verziert ist. Im Fronstück sehen wir bereits die Produkteigenschaften im Detail.
Wie wir erkennen, ist das 550W Modell mit dem 80Plus Bronze Zertifikat ausgestattet worden. Wir werden es uns natürlich nicht nehmen lassen, die Effizienz bei 230VAC zu messen, um dies zur Beurteilung heranzuziehen. Des Weiteren wirbt man mit der CrossFire und SLI Auszeichnung, sodass einem Grafikkartenverbund nichts im Wege stehen sollte. Mit 14cm Bautiefe passen die beiden Probanden in viele Gehäuse, erst die ganz großen Versionen werden aufgrund der vielen Technik und der wuchtigen Bauteile etwas länger ausfallen. Zudem wirbt man mit den entsprechenden Sicherungsmechanismen, aktivem PFC und der geringen Lautstärke. Die 550W Fassung ist wie bereits erwähnt mit einem Kabelmanagementsystem versehen worden.
Das Netzteil selbst ist dem Namen entsprechend orange lackiert, was sich von den sonstigen Netzteilen optisch etwas absetzt, aber natürlich qualitativ keinen Einfluss hat. Fingerabdrücke und anderweitige Spuren wie Kratzer sind auch nach längerer Verwendung nicht sichtbar. Zudem sind auch die Muster bei der Leistungsummantelung angepasst worden und wirken mit ihren weiß/orangen Streifen sehr ansprechend.
Beide setzten auf einen mit HEC bzw. Cougar gelabelten Lüfter. Bei näherer Betrachtung konnten wir feststellen, dass hier der Hersteller Young Lin Tech dahinter steckt. Beim kleineren Netzteil wird ein 12cm, beim größeren ein 14cm Lüfter zur Kühlung integriert.
Im Lieferumfang enthalten sind der obligatorische Kaltgerätestecker, die Befestigungsschrauben, ein Sticker mit dem Markenlogo und ein kurzes Beiblatt für die Benutzer, welches unter anderem die nötigen Installationshinweise erläutert.
Anschlüsse:
Während beim 400W Fabrikat alle Anschlüsse fest installiert sind, werden beim 550W Netzteil nur die Mainboardversorgung und ein Molex/Floppy Leitungsstrang fest integriert. Die beiden PCIe Stecker sind optional anschließbar wie auch ein weiterer Molex und zwei SATA Stränge. Während das kleinere Modell drei SATA Anschlussmöglichkeiten bietet, sind es bei dem größeren vier Stück. Wir haben bereits mit dem Hersteller darüber gesprochen, dass man in Zukunft mehr davon bieten sollte und dafür die IDE Anschlüsse reduziert. Im Gespräch war weiterhin, den oftmals nicht mehr verwendeten Floppyanschluss via Adapter bereit zu legen. In dieser Hinsicht kann man bei kommenden Cougar Netzteilen also noch etwas ausbessern.
Leistung:
Wieder mal sind wir an einem wichtigen Kriterium angelangt, nämlich der Beurteilung der Elektronik, die das Netzteil im Herzstück letzten Endes ausmacht. Besonders zu Beginn einer neuen Marke ist es natürlich interessant zu betrachten, wie der Hersteller vorgeht. Im ersten Bild sehen wir den Gesamtüberblick mit drei recht flachen Kühlkörpern. Durch das offene Design wird natürlich der Luftstrom begünstigt, da der Kühleffekt des vertikal montierten Lüfters auch bis in die unteren Bereiche zu kleineren Bauteilen vordringen kann.
Mit der eigentlichen Untersuchung beginnen wir wie immer bei den eingangsseitigen Filtermechanismen. Gegen elektromagnetische Störungen wurden die Leitungen zwecks destruktiver Interferenz um einen Ferritkern gewickelt. Weiter rechts befindet sich ein erster X-Kondensator gegen Gegentaktstörungen. Diese Störungen überlagern die eigentlichen Nutzsignale und fließen in die selbe Richtung wie diese. Auf dem Hinleiter in die eine, auf dem Rückleiter in die andere Richtung und nicht parallel, was ihnen diesen Namen eingebracht hat. Dieser X-Kondensator ist zumindest in der uns vorliegenden Version nicht mit Klebstoff befestigt worden. Wie wir sehen, wurden dafür aber Schrumpfschläuche an den Eingangsleitungen berücksichtigt, was die auftretende Kurzschlussgefahr im Falle einer Berührung durch ungeschützte Adern minimiert.
Ebenso wichtig sind die hochkant aufgestellte Schmelzsicherung als Sollbruchstelle und der angebrachte Metall Oxid Varistor, der bei zu hohen Spannungen die Ladung über Erde ableitet. Die ummantelte Leitung links im Bild mündet in den Lüfteranschluss auf der Platine, von wo aus der Lüftergesteuert wird.
Unmittelbar danach folgen weitere stromkompensierte Drosseln, zwei an der Zahl, die über zwei X-Kondensatoren installiert wurden, was wir bereits beim soliden Win+ 400W gesehen hatten. Diese sind mit Epoxidharz im Innern des Ringes befestigt, damit die Wicklungen unter Last nicht so stark schwingen, was sonst zu dem berühmten Nebengeräusch führt, was einigen als Netzteilpfeifen bekannt ist. Denn unter Last und damit Hitze dehnen sich diese Wicklungen leicht aus, haben keine Kontaktfläche mehr und schwingen somit freier in der Luft.
Anschließend treffen wir die Gleichrichterbrücke an, die einen eigenen Kühlkörper spendiert bekommen hat, was aufgrund der höheren Verlustleistung der Halbleiterbausteine nicht schaden kann. Das Problem an diesem Brückengleichrichter ist, dass es sich um eine nichtlineare Schalteinheit handelt. Sprich der Spannungsverlauf entspricht nicht der Sinuskurve aus der Netzspannung, was Wechselspannungsseitig Störungen hervorrufen kann. Diese Verzerrung wird durch die nachfolgende PFC Sektion behoben, dem Leistungsfaktor-Vorregler. Durch die Leistungsfaktorkorrektur versucht man die Oberschwingungen in höheren Frequenzbereichen und Blindleistung durch die Phasenverschiebung zu reduzieren. Besonderes Merkmal ist dabei, dass hier durch die aktive Version ein PFC Controllerdie Spannung über die Halbleiter so an der Speicherdrossel entlang führt, dass es nahezu sinusförmig ist. Eine hundertprozentige Verbesserung wird natürlich nie erreicht, zumal die Spannung sägezahnartig an der Sinuskurve entlang läuft. Die Größe der Speicherdrossel sowie die Wahl des Kontrollelementes führen zu dem individuellen Ergebnis, welches wir bei jedem Netzteil wie auch den Cougar Modellen überprüfen.
Geschaltet wird der anschließende Vorgang in Richtung des Transformators mittlerweile fast immer in der klassischen Double Forward Topologie. Bei den beiden Cougar verhält es sich nicht anders. Vorteil ist, dass die elektronische Last aufgeteilt und über zwei MOSFE-Transistoren geschaltet wird, statt einem. Der Energieverlust ist somit gering und begünstigt die Lebensdauer.
Im darauf folgenden Bild sehen wir links das montierte PCB für das Kabelmanagement mit recht sauberer Lötqualität. Interessanter ist aber die Wahl des Primärkondensators mit hohem Fassungsvermögen. Dabei handelt es sich nicht wie sonst um die übliche Ware aus Taiwan, sondern um einen 105°C Elektrolytkondensator von nichicon aus Japan. Es wird auf die GU Baureihe gesetzt, welche sehr viele positive Produktmerkmale verspricht. Die Spezifikation beläuft sich auf 3000h bei der Temperaturangabe, was selbst die Lebensdauer gehobener Mittelklasseware im PFC-Trakt übersteigt. Auch die nötige Spannungsfestigkeit ist wie immer gewährleistet.
Im Sekundärschaltkreis, der galvanisch vom primären getrennt ist, geht es mit der Diodengleichrichtung weiter. Anschließend wirken nochmals Filtermechanismen im Tiefpass aus Glättungskondensator gegen Spannungsspitzen in Kombination mit weiteren hochkant gewickelten Entstördrosseln und zudem einer großen Drossel. Hierbei wird wie so oft eine Gruppenfilterung mit zwei Speicherdrosseln vorgenommen. Die zwei großen Hauptspannungen teilen sich eine, während +3,3V abgeleitet und eigens gefiltert wird. Restwelligkeitsanteile, die unsere Hardware weitaus mehr schädigen können als das Spannungsniveau, werden hier erfolgreich gedämpft. Zu guter letzt wird die Leistung bei der 550W Version über Leitungen an die Anschlussockel der Leiterplatte für das Kabelmanagement weitergeführt.
Sekundär hat HEC schon zuvor sehr gute Resulate mit Teapo hervorgebracht und es wurde firmenintern auch eine recht gute Serie realisiert, erneut mit 105°C Angabe. Natürlich sollte man neue Dinge ausprobieren, aber es kann nie schaden, Bauteile zu wählen, mit denen man als Hersteller bereits Erfahrung gesammelt hat. Denn so kann man diese Teapo Kondensatoren optimal in den Schaltkreis integrieren und an die gegebenen Umstände anpassen.
Auf der zusätzlichen Platine im Sekundärschaltkreis ist der kleine Kondensator nicht wie beim Win+ verklebt worden, sodass wir ihn etwas zur Seite drehen konnten. Nun ist der Blick frei auf einen Digitalchip von Weltrend Semiconductor aus Taiwan. Bei näherer Betrachtung stellen wir fest, dass es sich um den WT7525 handelt. Dieser ist für die Überwachung der Spannung zuständig und bietet für die Ausgangsschienen UVP (Under Voltage Protection), OVP (Over Voltage Protection) und OCP (Over Current Protection). Das ganze Konstrukt wird auf einer gängigen Pertinaxplatine aufgebracht, während wir bei einem der größeren Modelle schon höherwertige Epoxidharzverbindungen gesehen haben. Nach der Betrachtung und Feststellung der übersichtlichen Struktur waren wir auf die Messwerte gespannt, die nun folgen.
Messwerte
Fazit
Die neuen Cougar Netzteile, egal ob mit oder ohne den abnehmbaren Anschlüssen, weisen die nötige Ausstattung auf und sind optisch etwas angepasst worden, sodass dem Kunden der Name der Serie im Gedächtnis bleiben kann. Die Paarung mit ansprechender Ästhetik und solider Technik ist eine interessante Kombination. Der Puma hat gute Chancen, den schwarzen Panther zu schlagen.
Insgesamt haben wir eine recht einfache Netzteiltopologie, die mit solider Ware aus Taiwan bestückt wurde. Primär konnten wir sogar einen japanischen 105°C Kondensator vorfinden, sekundär kommen die üblichen Probanden von Teapo zum Einsatz. Auch die transiente Filtereinheit ist gut ausgestattet, der wichtige Metall Oxid Varistor fehlt nicht. Gleichermaßen hat man die notwendigen Sicherungsmechanismen berücksichtigt, so wie es die Verpackung versprach. Einzig der jeweilige X-Kondensator hinter dem Eingangsbereich hätte besser befestigt werden können (zumindest bei den uns vorliegenden Testmustern), ansonsten können wir keine wesentlichen Mängel in der Netzteilstruktur vorfinden. Die Lötqualität ist ebenfalls guter Durchschnitt und Schrumpfschläuche wurden an den wichtigen Stellen wahrgenommen.
Bei den Anschlüssen habe ich bereits vor Ort vorgeschlagen, den Floppystecker optional beizulegen und die Molexanschlüsse etwas zu reduzieren, dafür aber mehr SATA Stecker anzubieten. Die 400W Version wurde mit einem PEG Stecker versehen. Dahingehend ist das 550W Fabrikat noch besser ausgestattet und kommt mit zwei solcher Anschlüsse daher.
Zusammenfassend sind die neuen Cougar Netzteile eine gelungene Serie, die sich mit ihrer individuellen Gestaltung absetzten können und inhaltlich nicht mal durchgehend japanischen Komponenten aus dem Köcher ziehen müssen, um der Konkurrenz ebenbürtig zu sein. Ein gelungener Start der Marke ist somit gewährleistet, wenn man weiterhin am Ball bleibt.
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