Naja, die Total War Reihe kann schon starkes Micromanagement erfordern, allerdings ist Napoleon:TW da eine überraschende Ausnahme, obwohl sich am Spielprinzip nichts geändert hat. Wie das kommt, erkläre ich gleich.
Wolltest du in einem früheren Spiel der Serie die Welt erobern, hattest du in Empire:TW beispielsweise nicht nur Nordamerika, die Karibik oder Nordafrika zur Wahl sondern konntest dich auch nach Indien aufmachen und zwischendurch eine Reihe von Piraten bekämpfen in einem "Endlosspiel", das ich glaube 100 Jahre dauerte. Spätestens wenn halb Nordamerika zu dir gehört und du dich in Europa ausbreitest, wirst du in jeder Runde einige Minuten zur Administration aufwenden müssen.
In Napoleon:TW ist das Spielprinzip zwar dasselbe, da das Spiel aber einige Grenzen aufbietet (zB nur einige wenige Nationen spielbar, soweit ich gesehen habe gibt es keine Endloskampagne), kommst du gar nicht erst zum langwierigen Micromanagement deiner Nation, sondern musst dich in mehreren interessanten Szenarien ständig aufs Neue testen. Napoleon:TW schafft es auch ziemlich erfolgreich, weg vom Einheitsbrei zu kommen, den die Serie bisher mit sich brachte. Ich will damit sagen: die Unterschiede zwischen den spielbaren Nationen sind in dieser Ausgabe zum ersten Mal so richtig schön hervorgehoben.
Im Prinzip beschränkt sich die rundenbasierende Spielweise auf der Strategiekarte auf einige wenige wichtige Details. Am Wichtigsten ist die wirtschaftliche Kontrolle über deine Länder, deren Bevölkerung du aus einer Kombination aus Steuern und stationierten Truppen ruhig hältst. Ein nicht zu verachtender Punkt ist die Forschung, sowie die Ausrichtung einzelner Städte in bestimmte Richtungen (zB um Geld zu verdienen oder bessere Truppen rekrutieren zu können) - das geht soweit, dass du neu gegründete Städte gemäß deiner Taktik entwickeln kannst (brauchst du einen zusätzlichen Spion, einen Priester oder eine für die Gegend passende finanziell lukrative Industrie oder gar eine Schule, die du nach ausreichend Forschung bis zur Universität ausbauen kannst?).
Aber genauso kannst du deine Einheiten dort auch ausserhalb des 3D-Schlachtfeldes bewegen. Ein Spion kann beispielsweise fremde Generäle ermorden oder Militärdetails ausspähen, ein Priester kann die Bevölkerung in seinem Einflussbereich zu deiner Staatsreligion konvertieren und damit die Gegenwehr der Bevölkerung mindern. Genauso kannst du aber auch Truppen bewegen und Kriege zu planen, um dank dem altbekannten Diplomatiesystem mit einer Allianz im Rücken deinen Nachbarn vom Thron zu stürzen.
Alle deine wirtschaftlichen und politischen Handlungen bauen den Spannungsbogen zu den schön gestalteten Schlachten sehr gut auf, ich freue mit jedem Zug auf der Strategiekarte schon auf die nächste Schlacht, an dessen Planung ich gerade beschäftigt bin
