Neuorientierung mit Mitte 30 - wem ergings genau so?

Cystofix

Ensign
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Hallo liebe Community,

derzeit treibt mich etwas um, was durchaus nicht ganz einfach ist.

Nachdem ich mich die letzten Jahre immer wieder Gedanken gemacht habe, wie ich mich am besten ( vulgo vernünftigsten ) aus meinem jetzigen Beruf heraus neu orientieren kann, studiere ich derzeit BWL im Fernstudium, was ich auch Mitte kommendes Jahr etwa mit dem Bachelor abschliessen werde.

Was mir allerdings schwer zu schaffen macht ist die Tatsache, dass dies eine Vernunftsentscheidung war, die ich zwar nicht bereue, aber die mich auch nicht wirklich zufrieden macht.

Was ich nie gemacht habe - und hier weiss ich nicht wieso - ist eben genau das zu studieren, was mich interessieren würde: Geschichte ( +x im Neben-/Parallelhauptfach ). Nun habe ich mich innerhalb der Frist einmal an der TU Darmstadt ( ich habe nur Fachhochschulreife, hier kann ich damit studieren ) für Geschichte und Soziologie im dortigen Joint-Bachelor-Programm entschieden und hadere nun damit, wie wohl die Zukunftsaussichten damit sein werden ( nach Master und ggf. erfolgter, wenn möglicher Promotion, bei der ich dann Mitte 40 wäre ).

Natürlich habe ich als Fall-Back-Sicherheit meinen Job im Bereich der Intensivpflege, ab kommendem Jahr auch einen B.A. in Betriebswirtschaftslehre.

Gibt es jemandem hier im Forum, der sich auch einmal mit Anfang / Miitte 30 in einen Bereich neu (!) orientiert hat, der als vermeintlich brotlos gilt und hier beruflich glücklich und auch "erfolgreich" ist?

Würde mich über Antworten freuen.

Viele Grüße Cys
 
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Die spannende Frage ist doch, lohnt sich der Wechsel in den Bereich Geschichte/Soziologie? Was kannst du mit diesem Studium anfangen? Verbessern sich deine Job-Chancen?
Oder auch anders gefragt, was willst du nach dem Studium machen? Unterstützt es deinen Berufswunsch?

Es gibt sicher einige die mit 30 eine Neuorientierung gemacht haben - Ziel war u.a. sicher auch die Jobchancen zu erhöhen.
 
Verbessern sich meine Jobchancen? Schwer zu sagen - es wäre im Grunde ein Neuanfang. Die Chancen in meinem derzeitigen Tätigkeitsfeld ( und dem Gesundheitssektor an sich ) sind - vor allem auch mit dem BWl-Abschluss, nicht wirklich schlecht.

Die Studienrichtung entspricht allerdings meinem Wunsch, das zu studieren und in einem Bereich zu arbeiten, der mich interessiert - insofern, ja.

Die Frage mit dem Lohnen - die habe ich auch mit dem derzeitigen Studium betrachtet und herausgekommen ist zwar danach eine solide Basis, aber derzeit nichts, was mich brennend interessieren würde.
 
Wieso kannst du deine Job-Chancen nicht einschätzen? Du musst doch wissen, was du nach dem Geschichts-Studium machen möchtest. Hier solltest du dich vorher informieren. Bitte tu dies auch!

Wenn du deine aktuellen Job-Chancen als gut bewertest, dann bleib dabei. Man kann auch zur Arbeit gehen und ein Hobby haben - nicht zwingend ist beides immer vereinbar. Gerade in deiner Situation würde ich von der dir beschriebenen Neuorientierung absehen. Mit einem Geschichtsstudium kannst du m.E. nach wenig anfangen - klar arbeitslos melden - aber das ist ja nicht dein Ziel, oder?
Der einzige Markt für Personen mit Geschichtsstudium sind Schulen ... alternativ noch ein zwei Museen, aber auf die "Masse" der Absolventen im Fach Geschichte tust du dir kein gefallen.

Du bekommst jetzt also ein paar Hausaufgaben ;) - informier dich bitte vorher, was genau du nach dem Studium machen möchtest. Welche Berufsbilder gibt es ... gibt es Arbeitgeber in deiner Nähe oder musst du umziehen ... etc.
 
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Du musst schlimmstenfalls noch fast 40 Jahre arbeiten. Das ist eine lange Zeit. Wenn du todunglücklich bist, würde ich es zumindest versuchen.
 
Ähm? Verstehe ich oder ihr die Frage Falsch?

Der TE hat eine Berufliche Basis die wirtschaftlich OK ist, aber keinen Spass macht. Und jetzt überlegt er was ganz anderes zu machen. Nämlich Geschichte wo es mit Jobs eben nicht so ideal aussieht, was ihm aber Spass machen würde. Klassisches Dilemma würde ich sagen...

Wie es mit Jobs im Geschichtsbereich ausschaut scheint dir ja bekannt zu sein. Sonst würdest du nicht jetzt schon von Promotion und idealerweise folgender Berufung zum Prof. sprechen. Denn wirklich spannende Projekte gibts wohl primär über die Unis. Ansonsten... Wieviele Leute beschäftigt wohl Messel? Oder das Landesmuseum?... Zumal man sich bei "Geschichte" ja auch auf bestimmte Aspekte spezialisieren muss. Macht ja keinen Sinn einen Nazi Fachmann Neandertaler ausbuddeln zu lassen.

Ich "kenne" (entfernte Bekannte) zwei Leute die hart gecuttet haben. Der eine (Mathe Doc) hat alles versilbert und fährt jetzt in Canada mit seiner Frau im Truck durch die Pampa und der ander (Erfolgreicher Manager) hat ne bessere Imbis Bude aufgebaut. Beide scheinen Erfolgreich und zufrieden zu sein. Allerdings hatten beide ein sattes finanzielles Polster und sind harte "Macher" die sich selbstständig gemacht haben. Ob das als quereinsteigender angestellter Historiker auch so geht sehe ich kritisch. Gerade mit Geschichte (fand ich in der Schule langweilig und heute ists für mich ein bisschen ein Hobby) gehst du ein großes Risiko ein.
Ein dritter den ich sehr gut kenne hat auch gerade den Job geschmissen und macht jetzt einen auf Künstler. Drauf hat ers definitiv. Aber ob er davon leben kann wird sich zeigen... Bei ihm ists aber so, dass er mit seinem Büro Job früher oder später durchgedreht wäre. Die anderen beiden hatten ne recht sichere Perspektive, der dritte musste die Reisleine ziehen bevor es ihm das Hirn auf links dreht.

So eine Frage kann man nicht mit nur mit dem Hirn beantworten. Da spielen auch Mentalität, Herz und Rückgrad eine Rolle. Es geht viel, aber der Weg den du dir ausgesucht hast ist sicher nicht der einfachste.
 
Ich weiß nicht... im Kontext würde ich das alles nochmal genau überdenken. Auch mit guten Freunden, der Familie da schon ein tiefgreifendes Gespräch suchen. Auf der einen Seite kann ich den Wunsch nach was anderem, einer Veränderung nachvollziehen. Auf der anderen Seite erschließen sich mir, die Beweggründe nicht wirklich.

Eine komplette berufliche Neuorientierung mehr oder weniger, aus Spaß an der Freud - wäre mir zu Risiko behaftet. Nur wenn du mit deiner jetzigen Situation wirklich unzufrieden bist, könnte ich das nachvollziehen, dann kann es nur besser werden.

Gibt es denn im Gesundheitssektor keine weiteren Aufstiegschancen? Nicht denkbar?

Ich hab leicht reden, mein Hobby ist quasi mein Beruf. Aber auch mich interessieren andere Themengebiete, alternative beruflich Tätigkeiten. Ich hab manchmal das Hirngespinst in den sozialen Sektor einzusteigen... (wäre auch komplett was anderes) dabei wird es aber wohl auch bleiben.
 
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Was man erwähnen sollte ist das BWL im bachelor mittlerweile auch brotlose Kunst ist. Da gibt es einfach zu viele von und auch Leute die 10 oder mehr Jahre jünger sind. Ich denke es wird schwer ueberhaupt was zu finden.
 
Ich habe mich entschieden den geplanten Weg zu gehen ... Bachelor, Master und idealerweise Promotion in Geschichte - einfach weil es mich interessiert und ich eben selbt mit Mitte 40 noch über 20 Jahre arbeiten muss. Und dass ich mit dem Bachelor in BWL nur wenig reissen kann, DAS ist mir klar - aber er wird mir auf dem geplanten Weg nicht wirklich im Wege stehen sondern ist eine Qualifikation, die die wenigsten Historiker haben dürften ... was mir das bringt, DAS sehe ich dann.

Vielen Dank @gaunt für Deinen sehr differenzierten Beitrag und an alle anderen ebenfalls danke für Eure Meinungen.
 
Realistische Einschätzung meinerseits: Geschichte macht nur Sinn, wenn du an der Uni bleibst. Dafür bist du aber zu alt ... Wenn man es nebenher macht kann man aber nichts gegen einwenden.
 
Ich könnte mir Vorstellen dass die Kombination aus Pflegekraft und BWL z.B. beim Krankenhausmanagement recht hilfreich ist. Geschichte und Soziologie hört sich für mich nach einer "Taxifahrer-Karriere" an. (Entschuldige die harten Worte).
 
Man muss nicht immer nur das Geld oder die Karriere sehen mMn.
Wenn man Spaß daran hat, warum nicht.
Man lebt nur einmal und jeder sollte wissen wie er dieses Leben gestalten will.
Die genannten Studienfächer mögen einem vielelleicht in der Karriere nicht weit bringen, aber geistig und menschlich um welten.
 
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Der TE hat aber im ersten Beitrag auch explizit nach seinen Zukunftsaussichten mit einem Studium Geschichte & Soziologie gefragt. Die Antworten beziehen sich nunmal auch auf diese Frage.
 
Hallo
Cystofix schrieb:
und ich eben selbt mit Mitte 40 noch über 20 Jahre arbeiten muss.
Was du auch bedenken solltest ist das du dich zur Altersarmut verdammst, wenn du erst mit Mitte 40 anfängst zu arbeiten und nur 20-25 Jahre arbeitest.
Damit landest du in der Rente bei der Grundsicherung von ca. 750-800€ und jegliches angesparte Vermögen wird mit der Grundsicherung verrechnet und ist somit umsonst.
Das würde ich mir sehr gut überlegen, dafür zwei mal zu studieren und doppelte Zeit zu verplempern, ich meine klar man sollte das machen wozu man Lust hat aber man sollte davon auch leben können.
Von den Problemen mit Mitte 40 ohne Berufserfahrung überhaupt noch einen Arbeitsplatz zu bekommen will ich jetzt gar nicht erst anfangen, meiner Meinung nach schmeißt du dein berufliches Leben in die Mülltonne.

GSXArne schrieb:
Ich könnte mir Vorstellen dass die Kombination aus Pflegekraft und BWL z.B. beim Krankenhausmanagement recht hilfreich ist.
Auf jeden Fall, Bewerber welche die Theorie und die Praxis kennen sind begehrt.

GSXArne schrieb:
Geschichte und Soziologie hört sich für mich nach einer "Taxifahrer-Karriere" an. (Entschuldige die harten Worte).
Das sehe ich absolut genau so, Geschichte ist eine Wirtschaftsferne Ausbildung die in der freien Wirtschaft gar nicht bis kaum benötigt wird und miserable Berufsaussichten bietet.

Grüße Tomi
 
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Wie so oft ist für eine Prognose über die individuellen Jobaussichten nicht der gewählte Studiengang wichtig, sondern vielmehr Motivation und Engagement des späteren Jobsuchenden. Insofern halte ich den Versuch eines Geschichtsstudiums für alles andere als falsch. Insbesondere weil hier eine "Rückversicherung" existiert.

Tomislav2007 schrieb:
Das sehe ich absolut genau so, Geschichte ist eine Wirtschaftsferne Ausbildung die in der freien Wirtschaft gar nicht bis kaum benötigt wird und miserable Berufsaussichten bietet.
Stimmt, ebenso wie Soziologie findet Geschichte in der Wirtschaft leider kaum Beachtung.
 
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Hallo
diRAM schrieb:
Wie so oft ist für eine Prognose über die individuellen Jobaussichten nicht der gewählte Studiengang wichtig, sondern vielmehr Motivation und Engagement des späteren Jobsuchenden.
Der größte Stolperstein dürfte das Alter sein, mit Mitte 40 ohne Berufserfahrung wird es in jedem Beruf mehr als schwer.

diRAM schrieb:
Insbesondere weil hier eine "Rückversicherung" existiert.
Wenn man Jahre aus einem Beruf raus ist dann ist diese Rückversicherung auch nicht mehr viel wert, damit wird man mangels Berufspraxis auch nicht mehr eingestellt, da nimmt man lieber jemand der nahtlos gearbeitet hat.

Grüße Tomi
 
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Fortgeschrittenes Alter kann durch so viele Faktoren ausgeglichen werden, dass es als individuelles Ausschlusskriterium kaum taugt. Eine zu überwindende Hürde ist es natürlich dennoch.

Eine Rückversicherung greift übrigens auch, wenn der TE nach einem Semester Geschichtsstudium merkt, dass es doch die falsche Entscheidung war. Deswegen sprach ich auch von einem "Versuch".
 
Cystofix schrieb:
---Vollzitat entfernt---
bitte Zitierregeln beachten
Hallo Cys, hallo zusammen
Nun sind rund 6 Jahre vergangen. Wie geht es dir heute? Hast du richtig entschieden und bist du "im Inneren" glücklich? Wie geht es euch anderen: Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht wie Cys oder wie ich?
Deine Antwort würde mich sehr interessieren, denn ich habe den Prozess mit Ü50 durchgemacht, aber auf mein Herz gehört und den Verstand (endlich) in den Hintergrund gestellt :)
Ich freue mich auf deine Antwort.
Beste Grüsse
Christian
 
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Das Problem haben wohl die meisten Menschen. Irgendwas gelernt oder studiert und nach ein paar Jahren machen sie sich Gedanken wie es wohl in einem anderen Job wäre.

Dann ist man im Dilemma gefangen.
Fakt ist: Die meisten Jobs sind scheiße. Egal was. In der heutigen Wirtschaft gibt es kaum noch Freiraum. Es gibt für jeden Mist eine Stelle zu besetzen, das Problem ist dann dass die Jobs immer einseitiger werden. Die Arbeitsbedingungen werden auch immer mieser. Die Gehälter auch. Die Mieten immer teurer. All das trägt zur Unzufriedenheit bei. Schuld ist das Land.

Das ganze kann man nur beenden indem man reich wird.
Oder Firma gründen. Dann muss man nicht mehr selber jeden Tag diese langweilige Scheiße machen. Aber es soll wirklich berufe geben die nicht langweilig werden. Zb pilot oder Tauchlehrer.
 
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@Manegarm

Wenn man sein ursprünglichen Job nicht mehr attraktiv findet, dann kann man sich heute deutlich besser verändern, als dies noch vor 30 oder 40 Jahren der Fall war. M.E. nach war man da früher deutlich mehr gefangen in dem Job den man mal angefangen hat und es wurde von Arbeitgeber der Quereinstieg kaum akzeptiert.
Heute kannst du da deutlich mehr zwischen den Jobs "springen" und hast "die Qual der Wahl".

Was hat den das "Land" damit zu tun? Wir leben schließlich nicht mehr im Sozialismus, wo du noch nicht mal die freie Wahl der Studienrichtung hattest geschweige den, dass man überhaupt eine freie Wahl zum Studium bzw. Berufsausbildung hat.
Ich sehe jetzt kaum Einschränkungen durch die Regierung, dass man sich nicht frei entfalten kann. Hast du da mal konkrete Beispiele?
 
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