Ich versuche hier einmal ein wenig aufzuräumen.
Die Berichterstattung seitens Heise ist grundsätzlich in Ordnung. Da aber nicht jeder Journalist allwissend sein kann, enthält sie teilweise Fehler.
Richtig ist, dass man bei Seagate-Festplatten die SMART-Werte zurücksetzen kann.
Das ist modellübergreifend bis hin zu modernen 30-TB-Festplatten relativ simpel möglich.
Ebenfalls korrekt ist, dass zunehmend umlabelte und aufgewertete Laufwerke aus dem asiatischen Markt auftauchen. Dabei wird zum Beispiel aus einer Seagate Exos eine Seagate IronWolf gemacht, da sich diese auf dem Markt schneller verkaufen lässt.
Es gibt jedoch Grenzen. Auch Seagate ist sich der Manipulierbarkeit seiner Laufwerke bewusst.
Bei modernen Seagate-Modellen ist der Zugang zum Terminal gesperrt. Mit spezieller Hardware lässt sich diese Sperre zwar umgehen, doch bei neueren Laufwerken (soweit mir bekannt, etwa bei der Exos X18) hat Seagate den Boot-Code verändert.
Eine Manipulation wäre zwar theoretisch noch möglich, dafür müssten jedoch zunächst beide ROM-Chips vom PCB ausgelötet, umprogrammiert und anschließend wieder eingelötet werden, um überhaupt Zugriff auf das Terminal zu erhalten.
Falsch ist hingegen die Aussage in der Heise-Berichterstattung, dass auch hochkapazitive Toshiba-Festplatten manipulierbar seien.
Bei Toshiba betrifft dies eher ältere Generationen bis 4TB sowie einige wenige 6-TB- und 8-TB-Modelle. Toshiba hat vor einigen Jahren die Firmware-Architektur verändert, und aktuell ist keine Möglichkeit zur Manipulation bekannt.
Das deckt sich auch mit den in der Vergangenheit auf eBay angebotenen Festplatten aus China: Dort wurden überwiegend Seagate-Laufwerke, jedoch kaum bzw. keine Toshiba-Modelle gelistet.
Ich möchte hier einmal ein Beispiel von einer aus dem asiatischen Markt bezogenen Seagate „IronWolf“ ST8000VN004 vorstellen (rechts):
		
		
	
	
Wenn man genauer hinsieht, erkennt man, dass die Gehäuse der beiden Laufwerke unterschiedlich sind.
Das Laufwerk auf der linken Seite ist eine „echte“ Seagate IronWolf ST8000VN004.
Das Laufwerk auf der rechten Seite ist in Wirklichkeit eine Seagate ST8000NM0055 Enterprise Capacity bzw. Exos 7E8 aus dem Produktionsjahr 2016-2017 (siehe Jahres-Stempel im Gussgehäuse). Hier wurden sowohl der Modelltag auf „Seagate IronWolf ST8000VN004“ als auch die Seriennummer auf dieses Modell angepasst und ein gefälschtes Label mit neuerem angeblichen Produktionsdatum aufgebracht. Für einen Laien ist das auf den ersten Blick nicht erkennbar.
Beide Modelle sind manipulierbar.
Aber auch hier gibt es Grenzen:
Auf der Abbildung sieht man die CrystalDiskInfo-Daten des rechten Laufwerks.
Es zeigt aktuell 328 reallocated sectors (hexadezimal 148).
Ebenfalls auffällig: Die Firmware-Version „SN05“, die von der auf dem Label angegebenen „SC60“ abweicht.
Das Ändern des Modelltags und der Seriennummer ist relativ einfach.
Zudem wurden die angezeigten defekten Sektoren in die interne Defektliste aufgenommen;
Das Ganze betrifft grundsätzlich alle Seagate-Laufwerke bis 10 TB Speicherkapazität. Einige Modelle mit 12 TB bis 16 TB sind ebenfalls manipulierbar. Allerdings gibt es hier aktuell noch Grenzen in Bezug auf die jeweiligen Modelle.
Nicht jedes hochkapazitive Laufwerk lässt sich in der oben genannten Weise manipulieren.