Mustis schrieb:
Wer erbt tut das nicht. Zumal ab einer bestimmten Schwelle, man nur noch bei massiver Misswirtschaft pleite gehen kann. Ich habe ne gute Geschäftsidee, die viel Geld bringt? Ohne Startkapital kann ichs vergessen. Und ich bekomme auch keines so leicht, wie jemand, der bereits Geld hat. Ich habe also eine Idee, kann aber kein Geld mit verdienen. Der Erbe hingegen... Es glaubt doch hier niemand, dass eine Frau Klatten jemals auch nur annährend so vermögend geworden wäre ohne ihr Erbe als Starthilfe.
Erbschaften werden auch versteuert; umgehen lässt sich das bei z.B. Immobilien, die "rechtzeitig" verschenkt werden.
Und die ganze Problematik, die wir haben, lässt sich nicht auf die 0,1% der "Super-Super-Reichen" Multimilliardäre herunterbrechen und lösen.
Weg von den 'Superreichen' und hin zu dem bedeutend größeren Teil der Vermögenden: Eine Million Euro ist halt noch lange nicht Superreich, für eine Million Euro kann ich mir in vielen Teilen Deutschlands nichtmal ein Eigenheim bauen, noch kann ich mir vernünftig eine Immobilie zur Absicherung meines Lebensabends als Selbstständiger kaufen.
Einkommenssteuer? Bei der Einkommenssteuer wurde Jahrzehnte die Anpassung an die Inflation ausgesetzt. Wenn eine Vermögenssteuer kommt, wer versichert mir denn, dass dort nicht das gleiche passiert? Heute setzt man dann den Betrag beispielsweise bei ein paar Millionen an; in 20 Jahren hat diese Million heute durch die Inflation aber dann den doppelten Wert bei gleicher Kaufkraft. Bedeutet über die Zeit werden immer mehr Menschen dazu genötigt, Vermögenssteuer zu bezahlen.
Generell sehe ich da eine Ungerechtigkeit: Bei Beamten und Arbeitnehmern wird ein großer Teil des Vermögens überhaupt nicht berücksichtigt; nämlich Rentenansprüche. Bei Selbstständigen, die privat dafür vorsorgen, werden sie schon berücksichtigt.
Einig können wir uns wohl darin sein, dass die Mittelschicht ziemlich geschröpft wird. 2005 lag der Spitzensteuersatz bei 42%; ab 52152 Euro. 2020 lag der Spitzensteuersatz bei 42%; ab 57051 Euro. Das ist eine Differenz von nicht einmal 5.000 Euro oder 10%. Auf 15 Jahre. Bei einer Inflation von 2% pro Jahr müsste der Eingang des Spitzensteuersatzes inflationsbereinigt dann bei 70200 Euro liegen. Man hat es geschafft, dass heute nahezu jeder beim Spitzensteuersatz liegt, der beruflich halbwegs erfolgreich ist. Das war vor 20, 30 Jahren ganz anders.
Anderes Beispiel: Die 30Cent Kilometerkosten wurden auch seit 15 Jahren nicht geändert. Damals kostete ein 320er BMW aber 40.000 Euro volle Hütte; heute kostet er 80.000 Euro volle Hütte. Der Wertverlust ist heute doppelt so hoch, Versicherung kostet mehr, KFZ kostet mehr; aber die Kilometerpauschale ist immer noch die selbe. Die deckt nichtmal die Betriebskosten mehr.
Bedenke: Alles, was Vermögen ist zählt auch dazu, also Geld, Aktien, Haus, Auto und vieles mehr.
Und: Wieso meinst du werden Leute mehr belastet, die 60.000-100.000 Euro verdienen, und nicht Leute, die 3, 4, 5 Millionen aufwärts pro Jahr verdienen? Ganz einfach: Der, mit 60.000 Euro Jahreseinkommen hat nicht das Geld auszuwandern und mit seinem Geld wo anders zu wirtschaften. Der mit 5 Millionen Jahreseinkommen schon.
Mustis schrieb:
Eine Vermögens- und Erbschaftssteuer ist in einem Staat, der Leistung honorieren möchte, dringend notwendig.
Wie soll die aussehen? Die Vermögenssteuer um im Beispiel zu bleiben soll wie genau gehandhabt werden, ab welcher Vermögensgröße?
Ein Vorschlag von mir: Es müsste an mehreren Schrauben gedreht werden. Dein Vorschlag, die Vermögenssteuer einzuführen|zu heben bestenfalls gleich die Erbschaftssteuer noch dazu wäre ideal, WENN dafür im gleichen bzw. noch größeren Umfang Arbeitseinkommen weniger stark besteuert werden (Spitzensteuersatz gewaltig runter - das ist ohnehin dringend überfällig). Dabei könnte man den Beginn der Leiter (aktuell 9.408 Euro im Jahr), ab dem Steuern gezahlt werden müssen, ebenfalls gewaltig anheben und die Sprossen der Leiter weiter auseinander setzen. Davon würden auch die Menschen am unteren Ende profitieren, weil ihnen erst ab einem höheren Einkommen überhaupt Steuern auferlegt werden und diese außerdem niedriger wären.