Bulletchief schrieb:
Freu dich doch. Kommt ja dir auch zugute.
Ein überladener Bürokratieapparat kommt mir nicht zugute. Er ist ein Problem, auch volkswirtschaftlich, weil viele Prozesse komplizierter gestaltet werden, als sie eigentlich sein müssten, was die Wirtschaft lähmt.
Die Strafe kommt mir nur zugute, indem durch solche Geldquellen vielleicht nicht ganz so großzügig bei der Bevölkerung hier zugegriffen wird (ich habe Zweifel). Wenn du das meintest, dann ja.
Joobix schrieb:
Da widerpspreche ich so ziemlich komplett. Es gibt Definitionen für Desinformation oder Hassrede, nur sind die Kriterien dafür eher weich.
Wo stehen die Definitionen, welche die EU beim DSA anwendet? Außerdem schreibst du selbst, die Kritierien seien "eher weich". Und ich sagte, es gebe keine festen Kriterien. Du siehst jetzt aber hoffentlich schon, dass das im Grunde auf das Gleiche rauskommt...
Joobix schrieb:
Bei Desinformation ist die Grenze jetzt nicht unbedingt so schwer zu finden, wenn man Fakten nicht ignoriert und auch weiß, was eine Tatsachenbehauptung ist und was nicht.
Genau, wer kennt sie nicht, die in Stein gemeißelten Fakten - Dinge, die einmal und unwidersprochen für immer gültig sind und sich nie wieder ändern? Und hier widerspreche ich ganz deutlich. In vielen Bereichen gibt es keine wirklich festen und wissenschaftlich unwidersprochenen Fakten. Wissenschaft lebt sogar von Widersprich und neuen Erkenntnissen. Ich frage mich hier immer, wie gutgläubig man sein muss, dass man glaubt, Regierungen würden hier keine Eigeninteressen verfolgen und alles sei immer als bare Münze hinzunehmen. Die USA haben auch mal behauptet, Saddam Hussein hätte Massenvernichtungswaffen, um damit den Irak-Krieg zu rechtfertigen. Stellte sich - wie so viele andere Dinge auch - später als Falschinformation heraus. Mit dem DSA von heute (wären wir in der Position der USA) hätte man hier gar keine öffentliche Kritik üben können und solche Dinge wären u.U. nie aufgeklärt worden. Denn nach damaligem Stand bzw. Position der USA wäre das dann sicherlich als Desinformation einzustufen gewesen.
Meinungsfreiheit und Diskurs leben davon, dass man unterschiedliche Meinungen zulässt. Dies schließt zu einem Teil auch irrige Ansichten mit ein. Besser viel Meinungsvielfalt und ein paar Spinner dabei, als einen Zensurapparat, der steuern kann, welche Informationen du erhältst und welche du als wahr anzusehen hast.
Joobix schrieb:
Beleidigungen und Aufruf zu Gewalt ist jetzt auch keine Meinung.
Joobix schrieb:
Volksverhetzung auch nicht, obwohl das anscheinend ja gerade wieder vogue wird.
Das sind ja ein Straftatbestände. Ganz viele Löschungen (ich würde sogar behaupten der überwiegende Teil) betrifft aber eben Äußerungen unterhalb dieser Grenze. Das ist doch das Problem.
Joobix schrieb:
Was die Strafe der EU mit Faschismus zu tun hat, erschließt sich mir auch nicht.
Die Strafe hier gar nichts. Aber die Möglichkeit, quasi nach Belieben die öffentliche Debatte zu zensieren über intransparente und uneindeutige Einstufungen - das hat mMn faschistoide Züge.
Joobix schrieb:
Zum einen kann die EU als Staatenbündnis gar nicht nationalistisch sein,
Was hat faschistoid zwangsweise mit nationalistisch zu tun? Der Begriff Faschismus wurde ohnehin komplett sinnentleert. Du kannst dir ja mal bei Gelegenheit anschauen, woher der Begriff stammt. Der Faschismus in Italien unter Mussolini unterschied sich z.B. nicht unwesentlich vom NS in Deutschland. Heutzutage versteht man unter faschistoid eigentlich die Unterdrückung von allem Abweichenden zugunsten der rücksichtslosen Durchsetzung der eigenen Ideologie und Agenda. Es gibt halt viele Hängengebliebene, die einfach alles, was ihrer linken Agenda nicht entspricht, pauschal als Faschismus bezeichnen, womit sie selbst aber faschistoid handeln.
Joobix schrieb:
zum anderen ist eine Unterdrückung abweichender Meinungen genau aus dem Grund auch nicht nachvollziehbar, weil es in diesem Bündnis gar keine eine Meinung gibt.
Jetzt drehst du dich irgendwie im Kreis. Fakt ist, dass unliebsame Meinungen durch den DSA leichter als zuvor vom Diskurs ausgeschlossen werden können.
Du kannst nicht sagen: "Es gibt keine Unterdrückung von Meinungsvielfalt und keine Zensur, weil eine gewisse Meinungspluralität noch zugelassen wird." Das ist einfach kein Argument. Das ist, wie totalitäre Regime handeln. Schau dich doch mal weltweit und in der Geschichte um. Man lässt fast immer Opposition zu in solchen Systemen - aber eben nur so viel, wie sie einem nicht gefährlich werden kann. Das ist doch wirklich ein ganz simples propagandistisches Mittel.
Joobix schrieb:
Deshalb meckern am Ende ja immer alle Lager über die EU und niemand ist wirklich zufrieden.
Ja, alle meckern. Aber keiner kann wirklich was ändern. Man konnte auch mal Manfred Weber als Spitzenkandidat der EVP wählen. Am Ende ist es dann trotzdem Uschi geworden. Sowas zeigt, wie wenig Einfluss die Bevölkerung auf viele Prozesse in der EU hat (weshalb diese m.E. mindestens stark reformiert werden muss) - was dann wiederum Politikverdrossenheit und Extremismus befördert.
Joobix schrieb:
Nun kann man natürlich die Strafe subjektiv für falsch halten, aber daraus faschistoide Gedankengänge zu konstruieren, ist schon sehr weit hergeholt.
Nochmals: Es ging mit dabei nicht um die Strafe. Es ging mir um den DSA und welche Möglichkeiten er für Zensur bietet.