Wie funktionieren die Repositories in Linux?

Thukydides

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Hey,

ich habe eine Grundlegende Frage zu den Repositories. Und zwar werden diese "eingefroren" sobald eine neue Version erschienen ist, also gibt es demnach keine Updates der einzelnen Versionen mehr?

Wenn ich jetzt z.B. Debian 9 habe, werden die Programme im Debian Stable Repositorie zwei Jahre lang nicht mehr geupdatet?

Und wenn ja ist das auch so bei Ubuntu? Also ist das Ubuntu 16.04 LTS Repository jetzt zwei Jahre alt? Wenn ja fände ich das sehr merkwürdig, denn das gute ist doch, dass man da seine Programme holen und updaten kannn.

Würde mich freuen wenn mir das mal jemand erklären kann.
 
Natürlich werden die Pakete darin aktualisiert, aber nur auf solche Versionen die als "stable" markiert oder als solches erachtet werden.

Wäre auch komplett verantwortungslos ein bis zu 5 Jahre altes System einzusetzen, denn die LTS Versionen werden 5 Jahre lang unterstützt, nicht nur 2.
 
Und wieso gibt es dann in Debian Stable kein Update für z.B. Wine oder 0 A.D., die sind weiterhin deutlich älter als die eigentlich neusten Updates.

Werden dann nur noch Sicherheitsupdates eingespielt und keine neuen Hauptversionen oder wie muss man das verstehen?
 
Was ist denn "deutlich" älter? Ansonsten gilt der erste Satz, ist doch nicht so schwer.

Wenn du dauernde Updates und immer das neueste willst, nimm halt eine Rolling Release Distribution wie Arch Linux oder nimm Debian Testing/Unstable, da bekommst du auch häufiger neue Versionen rein.
 
Eingefroren in dem Sinne, daß keine weiteren Funktionen aus neueren Versionen hinzukommen, die nach dem Einfrieren erscheinen. Danach werden ausschließlich Sicherheitsaktualisierungen durch die Debian-Entwickler eingepflegt.

Um dieses Problem anzugehen, gibt es Backports, die Funktionsupdates aus neueren Version nach stable bewegen. Das ist aber nicht unbedingt im Sinne des Erfinders.

Sinnvoller ist es, dich am Anfang zu fragen: Was will ich? Will ich Dienst X, Y und Z mit den Funktionen anbieten, die die stable-Version gerade anbietet, das einmal einrichten und mich dann jahrelang nicht mehr kümmern müssen? Will ich jeden Tag / jede Woche den neuesten Schrei haben und vielleicht herumkonfigurieren? Du siehst, daß die erste Variante am liebsten für Server und die zweite gern für den Desktop genommen wird.
 
Aha ok.

Und wie sieht das jetzt konkret bei Ubuntu aus? Wenn ich jetzt Ubuntu 18.04 LTS installiere und die jeweiligen Updates mit den neuen Kernel einspiele, bekomme ich dann auch immer neue Softwareversionen? Mir geht es auf jedenfall um Aktualität, Stabilität ist mir auf dem Desktop nicht so wichtig.
 
Thukydides schrieb:
Und wenn ja ist das auch so bei Ubuntu? Also ist das Ubuntu 16.04 LTS Repository jetzt zwei Jahre alt? Wenn ja fände ich das sehr merkwürdig, denn das gute ist doch, dass man da seine Programme holen und updaten kannn.

Bei Ubuntu LTS und Mint LTS ist es auch so, dass man nach einiger Zeit nicht mehr die neueste Version jeder Software bekommt, sondern nur noch Sicherheitsupdates.

Wenn man z.B. jetzt in Mint 17.3 LTS den neuesten VLC Player braucht, oder die neueste Version von Libre Office, dann muss man sich diese Programme aus einer Dritt-Paketquelle installieren.
Sollte in Libre Office oder in VLC aber eine Sicherheitslücke auftauchen, dann wird natürlich auch 17.3 LTS dieses Update sofort bekommen. Der Hauptgrund für die Wichtigkeit von Updates ist schließlich die Sicherheit, und die ist absolut gewährleistet. Wer ständig alles updaten will wegen neuer Funktionen, der muss eben selbst Hand anlegen.
 
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Finde ich ja echt blöd. Dann muss man wenn man auf Ubuntu 16.04 LTS nachher mit uralten Paketen zurrechtkommen. Wieso wird nicht einfach die neuste Version eingespielt? Funktioniert doch bei Windows auch ohne Probleme.
 
Du kannst bei Ubuntu, wenn es dir wichtig ist ständig das Neueste zu haben, auch einfach die nicht-LTS Version installieren, davon gibt es dann alle 6 Monate eine neue Version, du hast aber auch nach 9 Monaten keinen Support mehr für die alte Version. Dann hast du immer alles ganz frisch und neu, aber du musst eben viel öfters neu installieren.

Oder du nimmst die LTS Version und holst dir die Software, die dir wichtig ist, über Backports. Die zusätzlichen Paketquellen kannst du hinzufügen, dann werden sie ab dem Zeitpunkt auch wieder automatisch aktualisiert. Aber in dem Fall kannst du dich eben nicht bei Ubuntu beschweren, wenn neue Software nicht stabil läuft, das ist dann dein eigenes Problem.

Wenn die Entwickler für jede LTS Version über den ganzen Support-Zeitraum hinweg jede neue Software-Version ausführlich prüfen wollten, dann bräuchten sie wahrscheinlich zehn mal mehr Leute.

LTS heißt, dass dir die Entwickler ein stabiles und sicheres System garantieren. So lange eine Software wie z.B. Libre Office keine Sicherheitslücke hat, kann man sie ja auch locker mehrere Jahre lang verwenden. Die wird ja nicht schlechter, nur weil es eine neue Version gibt, die irgendwelche neuen Buttons und Funktionen hat.

Ich mache es im Übrigen gerade bei Libre Office auch unter Windows so, dass ich eine komplette Version hinterher bleibe. Ich installiere immer das letzte Update einer Versionsnummer, weil ich weiß, dass diese Version ziemlich stabil läuft.
 
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Lese dich mal ein:
https://wiki.ubuntuusers.de/Paketverwaltung/

Im Grundsatz gilt: Wenn du auf Aktualität bei Ubuntu wert legst, jede neue Version aufspielen, egal ob per Upgrade oder Neuinstallation. Weitere Optionen wurden bereits beschrieben.
Bei Mint muss man ggf. noch Hand anlegen, da aus "Stabilitätsgründen" wichtige (Ubuntu-)Aktualisierungen per default zurück gehalten werden.
Ansonsten auf Rolling Release Distro ausweichen!

Die Situation bei Windows ist eine völlig andere, da, wenn nicht via App-Store installiert du keine automatischen Updates erhältst für weitere SW erhältst. Des weiteren bekommst du nur einmal im Monat Updates. Bei Ubuntu/Linux täglich für jede SW. Aus Stabilitätsgründen empfiehlt es sich aber keine Fremdquellen zu nutzen. Was in der Praxis aber mitunter schwierig ist.

Wer einen genauen Überblick über den Support Status seiner Pakete haben will, kann das via Terminal ermitteln
Code:
ubuntu-support-status
Für weitere Informationen mit --show-unsupported, --show-supported oder --show-all ausführen. Also z.B.
Code:
ubuntu-support-status --show unsupported


L.G.
 
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Thukydides schrieb:
Finde ich ja echt blöd. Dann muss man wenn man auf Ubuntu 16.04 LTS nachher mit uralten Paketen zurrechtkommen. Wieso wird nicht einfach die neuste Version eingespielt? Funktioniert doch bei Windows auch ohne Probleme.

Da liegen einfach verschiedene Ansätze dahinter. Unter Windows bringen sehr viele Programme die ganzen Abhänigkeiten / notwendigen Bibliotheken mit. Genau aus dem Grund, dass Windows keine zentrale Verwaltung der Abhänigkeiten hat und man sich als Softwareanbieter eben nicht darauf verlassen kann, dass diese Abhänigkeiten von verschiedenen Systemen erfüllt werden. Mit einem gescheitem Paketsystem installiert es die Abhänigkeiten bei Bedarf mit.

Vorteile des Systems unter Windows ist eben, dass die Software recht unabhängig von dem was Das System an sonstiger Software installiert hat läuft. Der Nachteil ist, dass Programme die alle Abhänigkeiten mitbringen mehr Speicher benötigen da sich gemeinsam benötigte Bibliotheken nicht geteilt werden. Der heutzutage weit wichtigere Punkt ist jedoch, dass diese ganzen Bibliotheken ja genauso Sicherheitsupdates bekommen. Wenn also eine Bibliothek zum Darstellen von Jpegs ein Sicherheitsupdate bekommt weil diese Bibliothek das Ausführen von in Jpeg integrierten Code erlaubt, dann muss mit ner Paketverwaltung diese Bibliothek nur einmal aktualisieren. Mit dem System von Windows muss man hingegen jede einzelne Anwendung die diese Bibliothek mitbringt aktualisieren.
Schaut man sich mal die zu aktualisierenden Pakete unter Linux an, wird man feststellen dass zentrale Bibliotheken sehr häufig Fixes erhalten und jetzt kannst du mal vergleichen wie häufig im Vergleich Updates für Programme für Windows ausgerollt werden.


Das unter Linux dann der Stand der Repos eingefroren wird liegt dann daran, dass die ganzen Bibliotheken auch gern mal überarbeitet werden und sich APIs ändern was zu Inkompatibilitäten mit Programmen führen kann die gegen diese APIs geschrieben sind. Deswegen werden die Versionen der Bibliotheken und Programme soweit sinnvoll eingefroren und nur Sicherheitsupdates ausgespielt, die nach Möglichkeit nichts an der API ändern.


Und so ganz problemlos klappt das mit den Abhängigkeiten auch nicht. Es gibt viele Programme die beispielsweise vom Net-Framework in verschiedenen Versionen abhängen. Wobei es ausreichend Software gibt die von irgendwelchen Uraltversionen abhängt die nicht mehr gescheit unterstützt werden oder gar auf Win10 nicht mehr laufen. Mein derzeitiger Liebling ist auch "Business Software" die "Microsoft Visual C++ 2017 Redistributable" als Abhänigkeit fordert (muss man natürlich von Hand installieren...) und ne andere Software die auf der Maschine laufen muss aber unbedingt Microsoft Visual C++ 2015 Redistributable haben will, wobei sich beide Versionen NICHT parallel installieren lassen.
 
Um immer auf dem neuesten Stand zu sein kann man eben auch auf andere Distributionen setzen mit sogenanntem "Rolling Release"

Wie zB:

Siduction / Sparky / Antix - Debian basiert (auf SID - unstable)
Arch, bzw. Manjaro oder Antergos - Arch /-basiert (gibt auch noch einige andere)
PCLinux - eigene Distro
Solus - eigene Distro (kann ich empfehlen)

... gibt bestimmt noch so einige mehr... siehe https://distrowatch.com/search.php?ostype=Linux&category=All&origin=All&basedon=All&notbasedon=None&desktop=All&architecture=All&package=All&rolling=Rolling&isosize=All&netinstall=All&language=All&defaultinit=All&status=Active#simple

Immer im Hinterkopf, dass auch eine Aktualisierung mal schief gehen kann und man in der Kommandozeile Hand anlegen muss - ist aber sehr selten und meist gut im jeweiligen Forum dokumentiert.

Viel Spaß
 
Zuletzt bearbeitet: (Fehlerkorrektur Grammatik)
AlCiD schrieb:
Um immer auf dem neuesten Stand zu sein kann man eben auch auf andere Distributionen setzen mit sogenanntem "Rolling Release"
Immer im Hinterkopf, dass auch eine Aktualisierung mal schief gehen kann und man in der Kommandozeile Hand anlegen muss - ist aber sehr selten und meist gut im jeweiligen Forum dokumentiert.

Viel Spaß

So ist es, außerdem kommen bei Fehlern die nötigen Updates eigentlich immer sehr zügig.
Ich habe mit Antergos bisher sehr sehr gute Erfahrungen gemacht.
 
Thukydides schrieb:
Wenn ich jetzt z.B. Debian 9 habe, werden die Programme im Debian Stable Repositorie zwei Jahre lang nicht mehr geupdatet?
Wie wäre es mit ein ganz klein wenig Selbstinitiative beim Informieren? Die Hauptwebseite von Debian ist https://www.debian.org. Schon dort, also komplett ohne sich durchklickern zu müssen, liest man:

Neuigkeiten:
[10. Mär 2018] Debian 9 aktualisiert: 9.4 veröffentlicht
[09. Dez 2017] Debian 8 aktualisiert: 8.10 veröffentlicht
[09. Dez 2017] Debian 9 aktualisiert: 9.3 veröffentlicht
[07. Okt 2017] Debian 9: 9.2 veröffentlicht
[12. Aug 2017] DebConf17 schließt in Montreal, Details der DebConf 18 stehen fest
[22. Jul 2017] Debian 9 aktualisiert: 9.1 veröffentlicht
...
 
Thukydides schrieb:
Mir geht es auf jedenfall um Aktualität, Stabilität ist mir auf dem Desktop nicht so wichtig.

Dann empfehle ich dir OpenSuse Tumbleweed! LTS scheint dann einfach nicht für dich gemacht.
 
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