Shuttle XPC SN85G4 im Test: Der Wolf mit 2.200 MHz im Schafspelz

 18/18
Jan-Frederik Timm
26 Kommentare

Fazit

Benchmarks

Schon mit den letzten Mainboard-Artikeln aus dem Athlon 64- und Athlon 64 FX-Lager wurde klar, dass der in der CPU integrierte Speichercontroller Leistungsunterschiede der Hauptplatinen deutlicher als je zuvor kaschiert. Ist zwischen VIAs K8T800 und nVidias nForce 3 150 in manchen Anwendungen noch eine dezente Differenz zu beobachten, muss der Hersteller schon einiges falsch gemacht haben, um ein internes Duell unter Chipsätzen klar an den Konkurrenten abzugeben.

Auch das im SN85G4 eingesetzte Mainboard FN85 fällt hier nicht aus der Reihe. Das System liegt in den meisten Anwendungen mit nForce 3 150 und VIA K8T800 gleich auf. In der SpecView Perf 7.1 zeigt es die selben Schwächen, wie schon AN50R und Asus SK8N, die dort beide mit dem Chipsatz zu kämpfen haben. Insgesamt bewegt sich der XPC also auf exakt dem Niveau, das wir von ihm erwartet hatten. Auch in den Schnittstellenbenchmarks zeigt sich das FN85 weitestgehend ohne Fehl und Tadel. Im USB 2.0 muss das Board zwar leicht hinter der Konkurrenz zurück stecken. Im PATA- und Serial ATA-Test liefert es jedoch erneut im Rahmen des üblichen liegende Ergebnisse. Die Einbrüche beim Einsatz des Onboard-Sounds fallen weniger gravierend aus, als bei anderen Testprobanden bisher der Fall war.

SN85G4

Bevor wir uns der endgültigen Bewertung des SN85G4 widmen, wollen wir unsere Bewertungsgrundlage, die wir bisher für ein abschließendes Fazit der XPCs heran gezogen haben, etwas überarbeiten. Bisher hatten wir stets großen Wert auf die Wohnzimmertauglichkeit der Shuttle-Barebones gelegt und mussten hier regelmäßig mit Einschränkungen leben, die durchaus mit einem negativen Beigeschmack in die Wertungen eingeflossen sind. Schon damals teilte man uns bei Shuttle jedoch mit, dass der Grundgedanke (noch) kein wohnzimmertauglicher Silent-PC sei. Nun haben wir das SN85G4 vor uns stehen, über fast drei Monate ausgiebig begutachtet und müssen gerade bei diesem Modell eingestehen, dass es eventuell nicht gerechtfertigt wäre, dem System eine solche Position aufzuzwingen. Letztendlich ausschlaggebend war für uns die fehlende OnBoard-Grafik, die das System bisher ad hoc zur Multimediaschaltzentrale avancieren ließ, und die auf Leistung getrimmten Komponenten. Stellen wir uns also nicht mehr die Frage, ob der uns vorliegende XPC ein Wohnzimmer-PC ist. Fragen wir uns, ob er auch für diesen Einsatz in Frage kommt.

Beginnen wir nun unser eigentliches Fazit mit der wohl einfachsten Einschätzen, der Geschwindigkeit des Barebones. Hier hat das SN85G4 durchweg die Leistung gezeigt, die wir vom Athlon 64 in Verbindung mit dem nForce 3 150 erwartet hatten. Das System steht ausgewachsenen Desktop-Systemen in Nichts nach und vereint die derzeit beste Leistung, die ein AMD-User mit Drang zum Sockel 754 für Geld kaufen kann in einem Gehäuse, nicht viel größer als ein Schuhkarton. Besonders erfreulich erschien uns in diesem Zusammenhang die Kompatibilität mit den von uns eingesetzten RAM-Modulen. Als erstes Mainboard konnte das FN85 mit allen Riegeln ohne Probleme kommunizieren.

Einen deutlichen Fortschritt gegenüber vorangegangenen Shuttle-Barebones können wir im Bezug auf die Geräuschentwicklung vermelden, der der Weiterentwicklung insbesondere des Netzteiles zu verdanken ist. Gepaart mit Cool'n'Quiet vermag es das System, im normalen Windows-Betrieb ohne Rechenaufwand äußerst leise zu Werke zu gehen. In unserer Konfiguration mit passiv gekühlter GeForce 2 MX war im Endeffekt nur noch die Festplatte wahrnehmbar. Wird das SN85G4 durch Spiele oder ähnliche Höchstleistungen gefordert, überschreitet die CPU dann jedoch relativ schnell die magische Marke von 78 °C und lässt den kombinierten CPU- und Gehäuselüfter in den Vordergrund treten. Leider wechselt der Lüfter auch weiterhin andauernd zwischen den beiden Betriebsmodi, was letztendlich störender scheint, als ein längerer, schnellerer Lauf des Lüfters, der die kritische Schwelle von 78°C deutlich unterschreitet und darauf hin einen längeren, fast lautlosen Betriebsmodus ermöglicht. Gedanken hierüber sollten sich schlussendlich jedoch nur die potentiellen Käufer machen, deren Hauptaugenmerk auf der CPU- und nicht auf der Grafikleistung liegt. Wer in das SN85G4 eine potente Grafikkarte setzt, der sollte sich im Klaren darüber sein, dass mit der seeligen Ruhe auch bei niedrigen CPU-Temperaturen Schluss ist. Das System ist zu klein, als dass Lüfter-Geräusch bzw. hohe Töne von schnell drehenden Festplatten sich in ihm verfangen könnten.

Über alle Zweifel erhaben scheint die Optik des SN85G4; zumindest solange der Käufer ein schwarzes Laufwerk einsetzt. Frontblende, Knöpfe, LEDs, Anschlüsse und Gehäusedeckel vermitteln einen edlen Eindruck, der sich auch in der Verarbeitung widerspiegelt. Das Gehäuse ist auch weiterhin bis in die kleinste Ecke robust gebaut und von scharfen Kanten befreit. Das modulare Konzept ermöglicht einen fast reibungslosen Einbau der Komponenten, nur die Bestückung mit einer Grafikkarte kann zu Problemen führen. Hier sollte sich jeder potentielle Käufer auf jeden Fall nochmals die entsprechende Passage „Installation“ in unserem Test zu Gemüte führen. In Sachen Anschlussfreudigkeit steht das Athlon 64-Barebone seinen Vorgängern in Nichts nach. Und wie sieht es nun mit dem Wohnzimmer aus? Abgesehen davon, dass der Einsatz eines Athlon 64 im Gespann mit einer passiven und somit relativ langsamen Grafikkarte nur in wenigen Fällen Sinn macht, ließe sich in einer solchen Kombination und unter Zuhilfenahme einer sehr leisen Festplatte durchaus ein leiser "Alles-Spieler" realisieren. Geschaffen scheint das SN85G4 hierfür jedoch nicht.

Leistung-HammerFassen wir zusammen: Ein Barebone in bewährter Shuttle-Qualität, das in Sachen Geschwindigkeit und Gräuschkulisse einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht hat, ohne an der Optik, der Anschlussfreudigkeit oder der Verarbeitung zu sparen. Wer mit den Einschränkungen in Sachen Laufwerke und Grafikkarte leben kann, kein absolutes Silent-System in allen Lebenslagen benötigt und von den einheitlichen Big- und Midi-Towern die Nase voll hat, der könnte hier eine echte Alternative gefunden haben. Staunende Blicke ob der theoretisch möglichen Leistung des Systems auf LAN-Parties mit inbegriffen. So schafft es das SN85G4 als erstes Barebone hier auf ComputerBase, einen Preis in Form unseres Leistungshammers für besonderes Leistungen zu ergattern. Für die allgemein Hardware-Auszeichnung hat es aufgrund der aufgezeigten Probleme leider nicht ganz gereicht. Das SN85G4 ist ab 299,- Euro im Handel erhältlich.

Wir würden uns über positives Feedback oder konstruktive Kritik in den Kommentaren freuen!

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.