Umweltschäden in belg. Fab: Massive Probleme in 3M-Werk treffen auch Chip-Branche

Volker Rißka
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Umweltschäden in belg. Fab: Massive Probleme in 3M-Werk treffen auch Chip-Branche
Bild: De Standaard.be

Bereits Ende 2021 gab es einen teilweisen Stopp, jetzt ziehen belgische Behörden einer 3M-Chemiefabrik quasi den Stecker. 3M zeigt sich zumindest im Ansatz geständig, verspricht weitere 150 Millionen Euro für die Aufarbeitung, will die Produktion alsbald aber wieder aufnehmen.

Der nächste Schlag für die Halbleiterbranche

Laut koreanischen Medien produziert genau dieses Werk von 3M in Belgien bis zu 80 Prozent der in der Halbleiterbranche benötigten Mittel, die zum Etching der Wafer, also dem Abtragen einzelner Layer, zum Einsatz kommen. Zu den Kunden gehören die koreanischen Branchenriesen Samsung und SK Hynix, aber natürlich auch der weltgrößte Auftragsfertiger TSMC sowie einer, der es eventuell mal werden möchte: Intel.

Probleme lange bekannt

Laut Medienberichten reicht der Vorrat der Hersteller zum Teil nur für ein bis drei Monate, was einmal mehr überraschend ist, vor allem angesichts der Vorgeschichte in der Fabrik in Belgien. Denn bereits im vergangenen Herbst gab es erste Verfügungen durch Umweltbehörden, die eine Teilstilllegung bestimmter Prozesse vorsah. Auch gab es bereits erste Ankündigungen für Zahlungen durch 3M für die Beseitigung von Umweltschäden, 125 Millionen Euro wurden im Herbst genannt, jetzt kommen noch einmal 150 Millionen Euro hinzu.

3M ist kein unbeschriebenes Blatt in der Branche. In den USA musste der Hersteller im Jahr 2018 im Bundesstaat Minnesota in einem Vergleich am Ende 1,2 Milliarden US-Dollar für die Beseitigung von Umweltschäden bezahlen. Auch in Belgien erwartet man in den kommenden Jahren noch deutlich mehr Geld, das jetzt sei nur ein erster Schritt. Schließlich seien bereits seit Juni des vergangenen Jahres Besitzer von Grundstücken nahe der Fabrik angehalten worden, doch bitte kein Gemüse aus ihren Gärten zu essen und auch auf die Eier von Hühnern in Stallungen nahe des Werk zu verzichten.

Chemie-Abfälle landen in der Umgebung

Konkret geht es dabei um PFAS, Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (englisch per- and polyfluoroalkyl substances, abgekürzt PFAS). Einige PFAS stehen im Verdacht krebserregend zu sein, die Messwerte rund um die Fabrik in Antwerpen erreichten deutlich zu hohe Werte. Neun von zehn Anwohnern bei einer Testreihe mit 800 Bürgern zeigten ein deutlich erhöhtes PFAS-Niveau, bei sechs von zehn waren die Werte so hoch, dass Langzeitschäden befürchtet werden.

3M gibt sich erst einmal kämpferisch und will den Standort nicht aufgeben, nachdem der Hersteller zuerst sogar abgestritten hatte, überhaupt Schuld zu sein. Zwischenzeitlich standen bereits Verdachtsfälle von Korruption im Raum, einige belgische Politiker hätten womöglich ein Auge zugedrückt.

Inzwischen wurde eine Firma zum Abtragen der verseuchten Erde in unmittelbarer Umgebung beauftragt, sie soll in den kommenden Monaten ihre Arbeit verrichten. Parallel soll die Fabrik auf den modernsten Stand gebracht werden.

We continue to advance and operate non-PFAS related manufacturing there, while working to get more PFAS-enabled manufacturing processes up and running in compliance with local safety measures. In addition to leveraging our global manufacturing footprint to deliver for our customers, we have also put in place new controls in Zwijndrecht, including technology to control air emissions, and capture, dispose, and treat PFAS in water.

3M am 30. März 2022