LTA-Kündigungen: Erste Chip-Kunden springen bei Auftragsfertigern ab

Volker Rißka
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LTA-Kündigungen: Erste Chip-Kunden springen bei Auftragsfertigern ab
Bild: Taiwan News

Es ist die erste bekannte Kündigung, doch eventuell bringt sie einen Stein ins Rollen. Nichtmal mehr LTAs, die Long Term Agreement, also Langzeitverträge zur Abnahme von Chips über viele Monate und Jahre, sind in der Krise sicher. Elan Micro hat einen 3-Jahresvertrag gegen Vertragsstrafe gekündigt.

Elan Micro kündigt LTA bei UMC

Das taiwanische Unternehmen Elan Micro mit Fokus auf kleine Chips wie Microcontroller, Touchscreen-Controllers und Touchpad-Module ist unter anderem Kunde des Auftragsfertigers UMC.

Der Umsatz des Unternehmens ist im dritten Quartal massiv eingebrochen, im vierten Quartal soll die Korrektur nach unten weitergehen, erklärte der Hersteller im Rahmen seines Quartalsberichts (PDF-Dokument).

Auch die Lager der Kundschaft sind voll

Da die Lager nicht nur bei sich sondern auch den Kunden voll sind und die Besserung erst einmal nicht in Sichtweite liegt, entschließt sich das Unternehmen, bereits im aktuellen Quartal einen LTA zu kündigen. Dies geschieht vor allem mit Bezug auf die Monate danach, um den Inventarbestand abzubauen und eine gesunde Nachfrage zu erhalten.

ELAN Microelectronics EM78P156ELAS
ELAN Microelectronics EM78P156ELAS (Bild: Raimond Spekking, CC BY-SA 4.0)

Auf lange Sicht bringt sich das Unternehmen natürlich in eine schlechtere Lage. Die Kündigung jetzt mit entsprechender Vertragsstrafe, die in Branchenkreisen bis zu 30 Prozent des Preises des gesamten Volumens ausmachen kann, scheinen für das Unternehmen aktuell dennoch das kleinere Übel zu sein, um die Phase durchzustehen.

Elan ist damit der erste öffentlich bekannte Fall, doch er könnte weitere zügig folgen lassen. Einige Kunden können sich selbst ein Aufschieben von Lieferungen für einige Monate, die Auftragsfertiger zähneknirschend gewähren, kaum leisten, denn aktuell ist das Ende des Abschwungs für viele nicht so schnell in Sicht. Gepaart mit übervollen Lagern wird es viele Quartale dauern, dass Gleichgewicht wiederherzustellen. So akzeptieren sie lieber die Strafe um aus dem Vertrag zu kommen, ein wenig nach dem Motto „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“.

UMC erklärte passend dazu, dass es einige Kunden gibt, die ihren Verträgen aktuell nicht nachkommen können. Sie bezifferten die Anzahl als „klein“, die meisten Kunden mit LTAs würden ihre Verträge aber erfüllen. Ob nun jedoch ein Funke gezündet wurde und andere Unternehmen aufspringen, wie es die Commercial Times in den Raum stellt, bleibt vorerst abzuwarten.

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