Bestandsschutz bei alter Elektroanlage

John Reese

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Hallo Leute,

mal aus reiner Neugier gefragt, vllt. blickt da jemand besser durch als ich:

Ich bin Mieter in einem recht alten Haus (ich schätze, Anfang 1970 erbaut) mit ebenso alter Elektroanlage. Wir haben vor wenigen Monaten einen neuen Vermieter bekommen, der derzeit die gegenüberliegende Wohnung saniert. Im Zuge dessen hat er dort eine neue Einbauküche einbauen und dafür zwei neue Kabel vom Zählerkasten auf unserer Etage in die Wohnung legen lassen um damit drei Phasen für den Elektroherd bereitzustellen.

Darf er das einfach so, ohne die bestehende Elektroanlage an aktuelle Standards (Brandschutz, etc.) anzupassen?
(Anm.: wir haben unsere Schaltkästen auf unserer Etage im Treppenhaus, überall Wechselstromzähler mit Drehsicherungen)

Ich frage nur aus reiner Neugier, allerdings ist es schon doof, dass mein neuer Elektroherd nur mit einer Phase angeschlossen ist und deswegen nur 2 von 4 Kochfeldern funktionieren.
 
John Reese schrieb:
Ich frage nur aus reiner Neugier, allerdings ist es schon doof, dass mein neuer Elektroherd nur mit einer Phase angeschlossen ist und deswegen nur 2 von 4 Kochfeldern funktionieren.

Eigentlich kann man jeden Herd auch mit 240 V und einer Phase so anschließen, dass auch alle Platten funktionieren. Man muss ihn nur richtig anschließen.
 
Ich hab den von einem Elektriker anschließen lassen. Hat auch alles Prima funktioniert, aber mittlerweile (seit einigen Wochen) gehen die vorderen beiden Platten nicht mehr (Fehler E8, wo AEG auf ihrer Seite sagt, der Herd sei eben nur an einer Phase angeschlossen).

Btw.: Fraglich ist natürlich, ob auch alle Platten gleichzeitig funktionieren. Die gesamte Küche (wo auch Waschmaschine, Spülmaschine und div. andere Geräte stehen) hängt an einer einzelnen 16A Drehsicherung.
 
Bestandsschutz gibt es in der Elektrotechnik nicht. Die Anlage muss einfach zum Zeitpunkt ihrer Errichtung, den damaligen Vorschriften entsprochen haben. Macht man allerdings wesentliche Änderungen ist auch hier anzupassen.

Ich denke der Elektriker hat den Herd falsch angeschlossen, war das ein "richtiger Elektriker" oder so ein Küchenbauer mit Elektrokurs?

Geht das erst seit der Erweiterung nicht mehr oder schon vorher? Du wirst vermutlch einen richtigen Elektriker brauchen, das mal alles kontrolliert, durchmisst und ggf. Stromkreise aufteilt.

Eigentlich kann man jeden Herd auch mit 240 V

Wie kommst du auf 240 Volt?
 
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brettler schrieb:
Macht man allerdings wesentliche Änderungen ist auch hier anzupassen.
Was sind denn wesentliche Änderungen?

brettler schrieb:
Ich denke der Elektriker hat den Herd falsch angeschlossen, war das ein "richtiger Elektriker" oder so ein Küchenbauer mit Elektrokurs?

Es ging alles prima nachdem er den angeschlossen hat. Erst, seit meine ehemaligen Nachbarn ausgezogen sind gehen die vorderen Platten nicht mehr (Zufall?).

Und ja, war ein richtiger Elektriker, der mich explizit belehrt hat, dass mit einer Phase eben die Kochleistung stark eingeschränkt ist.
 
Die Leistung ist nicht eingeschränkt. Richtig angeschlossen funktionieren alle vier Platten und der Backofen. Aber eben nicht alles gleichzeitig. Weil dazu die 230 V / 16 A einer Leitung zu wenig sind.
 
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Ja, so meinte ich das auch. Wie gesagt: Es wird wohl einen Grund geben, dass AEG extra den Fehlercode "E8" für den Anschluss an einer Phase vorgesehen hat.
 
Du hast dann aber schon auch gesehen, bei der Fehlermeldung das Gerät nicht mehr nutzen und einen Fachmann kontaktieren. Vermutlich ist das was nicht richtig angeschlossen, Brücken falsch gesetzt. Ob er mit einer Phase funktioniert sollte in der Anleitung stehen.
 
Das merkwürdige ist ja, dass der Herd die ersten Wochen, ja Monate problemlos funktioniert hat.

In der Anleitung findet sich nur:

1572199371486.png


Ich bin jetzt ehrlich gesagt nicht bereit, wegen dieses Problems einen Elektriker zu bezahlen, wenn ich eh nächstes Jahr umziehe. Wir driften aber ab.
 
Die gesamte Elektroinstallation gehört erneuert. Wenn man einen Elektriker ruft, der das Problem mit dem Herd beseitigen soll, muss er theoretisch den Herd abklemmen und auf eine fachgerechte sanierung der gesamten Anlage bestehen. Man darf heutzutage einen Elektroherd nicht an so eine alte einphasige Verkabelung anschließen. Nicht nur, dass die Leitungsquerschnitte dafür nicht ausreichen und die Leitungsschutzschalter für die Gesamtindtallation unterdimensioniert sind finden das auch die Energieversorger nicht so witzig, wenn die ganze Last nur über eine Phase läuft. Ein Herd macht da nichts aber 10 Herde auf einer Phase am Hausanschluss lässt die schon nervös werden.
Gibt es im Badezimmer wenigstens einen Personenschutz, also eine Fehlerstromabsicherung?
Zu der Frage eingangs: Nein, sobald an so einer alten Anlage Änderungen wie die zwei neue Stromkreise für einen Herdanschluss vorgenommen werden, muss die gesamte Anlage für die Wohneinheit auf den aktuellen Stand der VDE-Norm angehoben werden. Dazu gehören vernünftige Sicherungsautomaten und vor allem ein umfänglicher Personenschutz. Dazu kommt, dass mehrere Stromkreise, mindestens für jeden Raum einen zzgl. Herd und ggf. weitere Großverbraucher für die WE zu schaffen sind. Die gesamte Anlage muss anschließend von einen Meister abgenommen werden. Schmelzsicherungen, wie eure Drehsicherungen, sind zum Beispiel nur noch für feste Verkabelungen von Elektromotoren (Gewerbe) und als Vorsicherung zugelassen. In Wohnungen gehören Sicherungsautomaten, wegen dem Berührungsschutz (Teil der vielen Personeschutzmaßnahmen)
 
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Den Fall hatte ich jetzt auch erst in meiner Wohnung. Das MFH ist BJ 1967 und die Installation war dementsprechend genauso alt.
Für die 3 Stockwerke gab es einen einzigen Sicherungskasten, meine Wohnung war auf insgesamt 3 Sicherungen aufgeklemmt. Mein Elektriker hat schon nach dem ersten Begutachten direkt gesagt, dass da eine komplett neue Unterverteilung nötig wird inkl. kompletter E-Sanierung in der gesamten Wohnung. Etwas anderes wird er mir nicht machen weil es schlicht und ergreifend nur Pfusch wäre und in der Folge sogar grob fahrlässig (Wegen potentiell Lebensgefährlich bei Kabelbrand)
Ich habe jetzt eine eigene UV in der Wohnung selbst (War zuvor im Treppenhaus und von allen Parteien zugänglich)
Von dort führt jetzt ein 5x6mm² Kabel in die Wohnung in die UV. In der Hauptverteilung ist nur noch der Zähler und 3 Schmelzsicherungen vorm Zähler. Die Küche alleine hängt jetzt auf 7 Sicherungen (3x Herd, 1x Spühlmaschine, 1x Kühlschrank, 1x Dunstabzug, 1x Rest) sowie jedes weitere Zimmer (Nur Bad und Gang ist zusammen) auch einzeln abgesichert.
Dazu dann natürlich FI-Schalter nach Norm etc. In der Summe habe ich jetzt 13 Sicherungen mit je 16A anstatt 3 Sicherungen….

Man kann einen Herd schon mit einem 3x1,5 betreiben, zu empfehlen ists aber nicht mehr. Zumindest sollte man dann nicht alle 4 Platten auf Volllast fahren wollen und dann nebenbei noch im Backhofen Pommes machen und in der Mikro die Suppe von gestern aufwärmen wollen.
Da wird deinem Leitungsdrähtchen dann ganz schnell ziemlich warm in der Wand. Selbst die ganze Küche auf einmal 5x2,5mm² wird ja nicht empfohlen.

Ich an deiner Stelle würde (soweit nicht oder kaum vorhanden) schnellstens mal in ein paar Rauchmelder investieren….
 
Das merkwürdige ist ja, dass der Herd die ersten Wochen, ja Monate problemlos funktioniert hat.

Vielleicht ist eine Klemme locker ode rausgerutscht oder man ha tan der UV was geändert. Kann vieles sein.

Müßte man den Herd abklemmen und da mal sauber messen und schauen was ist. Wäre aber eig nicht mehr dien Problem sondern eher vom Vermieter..
 
brettler schrieb:
dien Problem sondern eher vom Vermieter.
Das kommt mMn ganz drauf an, ob die Küche dem Vermieter gehört oder ob der Mieter diese mitgebracht hat.
Das es an der UV liegt glaube ich nicht. Der Herd hängt nur auf einer Phase. wenn die nicht mehr gehen würde ginge garnichts mehr und nicht nur nicht zwei Platten. Auf jeden Fall aber etwas für den Fachmann und nicht für den Laien.
 
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Ich danke euch für die vielen Antworten.

Ich denke auch eher, dass das mein Problem ist. Die Küche ist meine. Ich gedenke sowieso, im Frühjahr umzuziehen und dann meinen Herd mitzunehmen. Den Vermieter werde ich wohl kaum dazu bewegen können, die Anlage zu modernisieren. Ich habe ja nur aus Neugier gefragt, ob das, was der da in der Nachbarwohnung veranstaltet hat, rechtens ist.

Jetzt mal ernsthaft: Wird das je auffallen, dass er da an der Anlage herumpfuschen hat lassen?
 
Kommt darauf an, "erhebliche Änderungen" ist ein schwammiger Begriff, aber wenn Einzeldrähte nachgezogen werden, um von Wechselstrom- auf einen Drehstromanschluss des Herdes umzurüsten, muss auch die angrenzende Sicherungsverteilung auf die Konformität mit den "anerkannten Regeln der Technik" (=VDE-Norm) geprüft werden. Folgendes würden wir prüfen:
  • Querschnitt der Herdzuleitung ausreichend (min. 5x2,5mm²), Isolationsmessung der Leitung durchführen
  • Sicherungen aktuell? (uralte "L16A"-Automaten sind gegen neue "B16A" auszutauschen)
  • RCDs (Fehlerstromschutzschalter) 30mA vorhanden?
 
Nein, das wird nicht auffallen im Sinne, dass da Ärger droht. Ernsthafte Elektroinstallateure werden jedoch an so einer verpfuschten Anlage keine Hand anlegen, sodass man da eher ein Flickwerk betreibt. Kann man nur hoffen, dass da nie was schlimmes passiert, ein Gutachter könnte im Streitfall dann sehr wohl ein Versagen feststellen. Die Frage ist dann aber wer dafür haftet, in der Regel nämlich der, der die Anlage verantwortlich in betrieb genommen hat und wenn es den nicht gibt, der der zuletzt dran herum gepfuscht hat... Weswegen man da wohl kaum einen ordentlichen Installateur finden wird, wenn damit mal etwas ist.
 
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Ist halt die Frage wer oder was da vom Vermieter das gemacht hat. Ob das ein Innungsbetrieb war, dann müßte es da einen Meister geben und ein Protokoll. Es sei denn es war wieder irgendeiner der bei der Bundeswehr vor 30 Jahren Fernmelder war udn schon mal einen Lichtschalter angeschlossen hat.

Vielleicht ist der Herd ja auch schlicht kaputt? Ein Elektriker könnte ja an der Dose die Lage der Außenleiter usw. überprüfen und schauen was kommt. Dann die Herdanschlußdose am Herd prüfen. Wenn da alles i.O: ist vllt der Herd kaputt? AEG ist auch nciht mehr das was es mal war..
 
Der neue Vermieter wird keine neue E-Installation für alle Wohnungen bezahlen. Die Installateure führen keine Teil-Modernisierung durch, grundsätzlich. Es bleibt dann alles beim alten. Trick: Nachtstrom: Wenn Du jetzt als Mieter Nachtstrom beantragst, geht das so ohne Modernisierung nicht, weil kein Zählerplatz dafür frei ist. Dann wird was passieren, wenn Du auf Nachtstrom bestehst. Allerdings fallen da auch Kosten an, Grundgebühren etc.
Die notwendigen Änderungen/Modernisierungen muss dann der Eigentümer zahlen. Wenn Du dann nach 6 Monaten merkst, das das mit dem Nachtstrom nix bringt, bestellst Du den wieder ab. Da müssen dann aber wieder Fristen eingehalten werden. Mindesvertragslaufzeit oder Grundversorgung.
 
Ich muss meinen Thread nochmal ausgraben, weil ich nicht weiß, was gerade meine beste Option ist:
Das Problem besteht immer noch (wobei es erst seit einigen Wochen wieder da ist, davor lief der Herd wochenlang perfekt).

Ich werde in einigen Wochen in eine andere Wohnung umziehen, damit hat sich das erledigt. Den Herd möchte ich aber in der Familie vermachen. AEG/Electrolux schreiben auf ihrer Seite, dass auch während der Garantie (die gilt noch) u. U. Kosten für mich anfallen können, weswegen ich vor einem Technikereinsatz abschrecke.

Ihr meint, einen Elektriker zu rufen, der die Installation (einschl. Dose) überprüft ist am sinnigsten?
 
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